Selbst die größten Musiker haben ihre dunklen Geheimnisse. Hinter legendären Auftritten und einflussreichen Alben stehen oftmals Persönlichkeiten, deren Leben von Gewalt, Sucht oder psychischen Problemen geprägt sind. Manche Musiker, deren Songs weltbekannt sind, begingen zugleich Taten, die die gesamte Musikwelt schockierten. Dieser Artikel behandelt fünf Künstler, deren außergewöhnliche Karrieren in tragischer Weise mit schwersten Verbrechen endeten.

Jim Gordon
Jim Gordon war einer der gefragtesten Session-Schlagzeuger der 1960er- und 70er-Jahre. Seine Drums stecken hinter einigen der größten Songs der Rockgeschichte. In den späten 60ern etablierte er sich durch seine Zusammenarbeiten mit Künstlern wie The Beach Boys, The Byrds, Judy Collins und Mason Williams. Als fester Bestandteil von Derek and the Dominos schrieb er zusammen mit Eric Clapton den Klassiker Layla sowie das Pianocoda des selben Songs. Auch auf George Harrisons All Things Must Pass, Steely Dans Pretzel Logic und Frank Zappas Apostrophe (’) ist sein Schlagzeugspiel zu hören.

Doch hinter der beeindruckenden Karriere verbarg sich eine düstere Geschichte. Gordon litt an unbehandelter Schizophrenie, hörte Stimmen und entwickelte paranoide Wahnvorstellungen. Die Krankheit führte zu zunehmend erratischem Verhalten, darunter Gewaltausbrüche. Bereits in den 1970er-Jahren hatte er seine damalige Freundin Rita Coolidge angegriffen.
Am 3. Juni 1983 beging er schließlich eine unvorstellbare Tat. Er tötete seine eigene Mutter mit Hammer und Messer, weil ihm eine Stimme befohlen habe, es zu tun. Erst nach seiner Verhaftung wurde die Schizophrenie korrekt diagnostiziert. Gordon wurde zu 16 Jahren bis lebenslänglich verurteilt und blieb bis zu seinem Tod 2023 in Haft.
Phil Spector
Phil Spector gilt als einer der einflussreichsten Produzenten der Musikgeschichte. In den 1960er-Jahren revolutionierte er die Popmusik mit seiner legendären „Wall of Sound“-Technik, mit der er ein dichtes, vielschichtiges Klangbild schuf. Die Beatles, die Beach Boys und Brian Eno nannten Spector als direkten Einfluss ihrer Musik. Brian Wilson sagte sogar, Spector sei „der mit Abstand einflussreichste Produzent.” Er ist zeitlos. Jedes Mal, wenn er ein Studio betritt, schafft er einen Meilenstein.“ Mit Hits wie Be My Baby, You’ve Lost That Lovin’ Feelin’ oder River Deep – Mountain High prägte Spector den Sound einer ganzen Ära.
Ab den frühen 80ern zog er sich größtenteils aus der Musikindustrie zurück und produzierte nur noch selten. In den weiteren Jahren sollte sich jedoch eine düstere Seite des berühmten Produzenten offenbaren. Am 3. Februar 2003 erschoss Spector die amerikanische Schauspielerin Lana Clarkson in seiner Villa. Er verweigerte vorerst seine Beteiligung am Mord und beschrieb den Vorfall als “versehentlichen Selbstmord“. Erst 2009 wurde er schließlich verurteilt und verbrachte den Rest seines Lebens im Gefängnis, wo er 2021 starb.

Varg Vikernes
Varg Vikernes, geboren 1973 in Bergen, Norwegen, ist eine der zentralen, wenn auch kontroversesten Figuren der frühen Black-Metal-Szene. Schon als Jugendlicher begann er Gitarre zu spielen und gründete mit 19 sein eigenes Soloprojekt Burzum. Mit den düsteren, atmosphärischen Klängen und minimalistischer Produktion prägte er den Sound des gesamten Genres. Zuvor war er kurzzeitig Mitglied der Death-Metal-Band Old Funeral und spielte später Bass bei Mayhem. Seine ersten vier Burzum-Alben wurden zum Synonym für die rohe Energie des norwegischen Black Metal, geprägt von Mystik, Paganismus und Rebellion.

Doch Varg Vikernes machte weit über die Musik hinaus Schlagzeilen. Er wurde in den frühen 90ern für Brandstiftung an verschiedenen Kirchen verantwortlich gemacht, darunter den Brand der berühmten Fantoft-Stabkirche. Schließlich wurde er 1993 wegen Mordes an seinem früheren Bandkollegen Euronymous verhaftet. Trotz der 23 Messerstiche an der Leiche behauptete Vikernes aus Notwehr gehandelt zu haben. In seinem Haus wurden außerdem 150 Kilogramm Sprengstoff und zahlreiche Waffen gefunden.

Das Gericht befand ihn für schuldig und verurteilte ihn zu 21 Jahren Haft, der höchstmöglichen Strafe in Norwegen. Nach seiner Entlassung 2009 veröffentlichte er weitere Alben sowie Bücher und YouTube-Videos, in denen er rechtsextreme und stark rassistische Ansichten verbreitete. Seine musikalische Karriere wurde jedoch durch seinen fanatischen Extremismus und die vielen Kontroversen überschattet.
Pat Hare
Auburn „Pat“ Hare war ein Pionier des elektrischen Blues. Er war einer der ersten Gitarristen, der seine Gitarre absichtlich übersteuern ließ, um den Distortion-Effekt zu schaffen, der Jahrzehnte später zum Fundament des Heavy Metal werden sollte. In den frühen 1950er-Jahren spielte er mit legendären Musikern wie Howlin’ Wolf, James Cotton, Muddy Waters und Bobby Bland. Besonders sein Gitarrenspiel auf Stücken wie “Cotton Crop Blues“ (1954) gilt als revolutionär, geprägt von aggressiven Powerchords und einem verzerrten Sound, der seiner Zeit weit voraus war. Mit seiner Band Little Junior’s Blue Flames trug er außerdem entscheidend zur Entwicklung des Rockabilly bei.
Neben seiner Karriere kämpfte Hare jedoch mit starken Alkoholproblemen und Gewaltausbrüchen. Sein unberechenbares Verhalten sorgte dafür, dass viele Musiker die Zusammenarbeit mit ihm beendeten. Im Jahr 1954 nahm er den Song “I’m Gonna Murder My Baby” auf, was sich später als Wahrheit entpuppen sollte. Neun Jahre später, 1963, erschoss er in Minneapolis seine Freundin, nachdem er tagsüber ausgiebig getrunken hatte. Die Nachbarn alarmierten nach den Schüssen die Polizei und als der erste Polizist am Tatort erschien, erschoss Pat Hare auch ihn. Für den Doppelmord wurde Hare zu einer langen Haftstrafe verurteilt, die er bis zu seinem Tod 1980 im Gefängnis verbrachte.
Sid Vicious
Sid Vicious, geboren als John Simon Ritchie, wurde in den späten 1970er-Jahren zur berüchtigtsten Ikone des Punk. Nachdem er 1977 Glen Matlock bei den Sex Pistols ersetzt hatte, verkörperte Vicious wie kein anderer den aggressiven Geist der Punkbewegung.

Sex Pistols Manager Malcolm McLaren beschrieb ihn als musikalisch kaum talentiert, aber mit einer enormen Bühnenpräsenz. Johnny Rotten sei die Stimme und Sid Vicious die Haltung des Punk. Jeder seiner Auftritte war von exzessiven Drogenkonsum, Gewalt und Provokation begleitet.
Sein chaotischer Lebensstil zeigte sich auch in seiner Beziehung zu Nancy Spungen, die von Drogen und Skadalen geprägt war. Am 11. Oktober 1978, der Morgen nachdem das Paar eine Party in ihrem New Yorker Hotelzimmer feierten, wurde Spungen mit einer Messerstichwunde tot aufgefunden. Vicious wanderte währenddessen verwirrt und unter Drogeneinfluss durch die Gänge des Hotels. Er erklärte der Polizei, dass er sie erstochen hätte, nahm diese Aussage jedoch wieder zurück und behauptete stattdessen sie wäre versehentlich auf das Messer gefallen.
Einige Monate später starb Vicious an einer Heroinüberdosis, bevor der Fall vor Gericht geklärt werden konnte. Bis heute ist also unklar, ob Vicious der tatsächliche Mörder war. Neben dem Mord wurde nähmlich auch Bargeld aus dem Hotelzimmer gestohlen. Manche Theorien besagen deshalb, dass der Mord von einem der Partygäste oder einem Drogendealer am Vorabend vollbracht wurde.

Ein Jahr Sex Pistols, eine große Liebe, ein viel zu frühes Ende: Mit diesem Artikel begeben wir uns auf Spurensuche nach Sid Vicious – der Ikone des britischen Punk!