Dean Edge Pro 5 Tiger Eye Test

Der amerikanische Gitarrenhersteller Dean Guitars wurde 1977 vom damals gerade erst 20 Jahre alten Dean Zelinsky in Chicago gegründet und kann mittlerweile auf eine fast 40jährige erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken. Zelinsky ist allerdings schon lange nicht mehr der Kopf der Traditionsfirma, denn 1997 wurde der Markenname vom amerikanischen Großhändler “Armadillo Enterprises” übernommen, dessen Chef Elliott Rubinson seither die Geschicke von Dean Guitars leitet. Rubinson beschränkt sich allerdings nicht auf seine Tätigkeit als Konzernchef, sondern bereist in der verbleibenden Zeit den Globus als Tourbassist von Rock’n’Roll-Größen wie Michael Schenker oder Michael Angelo Batio. Man kann also davon ausgehen, dass er ein besonders aufmerksames Auge auf die Bass-Serien von Dean Guitars hat und seine umfangreiche Erfahrung als ausübender Tieftöner in die Konzeption des ein oder anderen Modells einfließen lässt.

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Wir haben uns für diesen bondeo-Test den Edge Pro 5, einen modernen Allround-Bass mit extra langer 35″-Mensur, aktiver Dreiband-Elektronik, EMG-Tonabnehmern und einer schicken Edelholzdecke aus dem Dean-Portfolio ausgesucht.

Details

Preislich ist der in Korea gefertigte Edge Pro im unteren Segment angesiedelt und besitzt – wie viele andere Instrumente aus dem Budget-Bereich auch, Korpusflügel aus Lindenholz. Aus klanglicher Sicht muss diese Wahl allerdings kein Nachteil sein, denn das relative weiche und dichte Holz liefert mittige Frequenzanteile, die für die Durchsetzungskraft eines Basssounds enorm wichtig sind. Der Korpus des Edge Pro hat mit seiner asymmetrischen Form eine gewisse Ähnlichkeit mit dem klassischen Jazz Bass, die Shapings an den Kanten sind allerdings wesentlich weicher und das untere Korpushorn wurde sehr weit ausgeschnitten, damit auch der 24. Bund mühelos zu erreichen ist. Für den amtlichen Edelbass-Look des Dean-Fünfsaiters sorgt eine attraktiv gemaserte geflammte Ahorn-Decke, die sowohl auf die Vorderseite als auch auf die Rückseite des Korpus geleimt und abschließend mit einem klassischen Hochglanz-Burst-Finish versehen wurde.

Fotostrecke: 4 Bilder in Sachen Optik hat man sich bei diesem Modell weit aus dem Fenster gelehnt …

Dean hat sich beim Edge Pro für einen durchgehenden Hals entschieden und verarbeitet dafür mehrere Streifen aus Ahorn und Walnuss zu einer steifen und sustainstarken Konstruktion. Als Griffbrettmaterial kommt bewährtes Palisander zum Einsatz, darin sitzen 24 breite und an den Enden abgerundete Bünde, und ein elegantes “Dean Bassclef”-Inlay auf Höhe des 12. Bundes. Der Hals endet schließlich in einer leicht abgewinkelten Kopfplatte, die das Firmenlogo und den Zugang zum Halsspannstab beherbergt. Sowohl die Kopfplatte als auch der Halsrücken wurden mit einem dicken schwarzen Hochglanzlack versehen; die Lackierung sorgt sicherlich für einen einheitlichen und eleganten Look des Dean-Basses, auf dem Halsrücken bevorzugen viele Bassisten allerdings ein eher dezentes Finish mit seidiger Haptik. Letztendlich ist das aber natürlich reine Geschmacksache!

Fotostrecke: 3 Bilder Auf dem Griffbrett finden 24 Bünde Platz, die …

Ungeahnt wichtig für den Sound eines Basses ist hingegen nicht zuletzt die Qualität der Hardware. Viele Hersteller von günstigen Instrumenten sehen in diesem Bereich leider oft nur das große Sparpotential. Dean macht diesen Fehler nicht und verbaut – angefangen beim soliden Sattel aus Messing bis hin zur aktiven Dreiband-Elektronik – ausschließlich Komponenten von vernünftiger Qualität, die teilweise von renommierten Herstellern bezogen werden. Die fünf gekapselten Stimmmechaniken kommen beispielsweise von Grover und verrichten ihren Dienst ausgesprochen präzise und leichtgängig. Am Korpusende werden die Saitenenden von fünf Einzelstegen aufgenommen, die komfortabel für die Intonation und die bevorzugte Saitenlage justiert werden können.

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr den Headstock mit den …

Auch in Sachen Tonübertragung überlässt Dean nichts dem Zufall und verbaute in meinem Testkandidaten zwei Soapbar-Tonabnehmer von EMG, die für ihren sauberen und transparenten Sound bekannt sind. Ergänzt wird die Austattung schließlich mit einer aktiven Elektronik, die zur Steuerung große Dome-Regler für die Gesamtlaustärke, das Tonabnehmerverhältnis und die drei EQ-Bänder Bässe, Mitten und Höhen bietet. Gespeist wird der Preamp von einer 9-Volt-Batterie, die in einem gesonderten Fach mit Klappdeckel auf der Rückseite des Basses sitzt.

Fotostrecke: 7 Bilder Zur Tonabnahme hat man dem Dean Edge Pro …

Praxis

4,1 kg ist ein moderates Gewicht für einen ausgewachsenen Fünfsaiter und beim Dean Edge Pro ist die Last zudem sehr gut verteilt; der Bass hängt absolut ausbalanciert am Gurt. Auch im Sitzen lässt sich der günstige Dean-Bass bequem spielen, denn das untere Korpushorn bietet ausreichend Halt für den Bass auf dem Oberschenkel. Bei vielen Bässen mit der längeren 35″-Zoll-Mensur sind die tiefen Lagen nicht ganz so bequem zu erreichen, der extra lange Dean fühlt sich erfreulicherweise eher wie ein normaler Long-Scale Bass an. Er hängt relativ weit rechts am Körper und schiebt dadurch die ersten Bünde näher zum Körper in eine bequeme Spielposition. Auch der Hals trägt seinen Teil zum hohen Spielkomfort des Edge Pro bei, denn das C-Profil ist eher schlank und liegt sehr angenehm in der Hand. Lediglich die dicke Lackierung auf dem Halsrücken könnte möglicherweise für einige Bassisten störend sein. Einen absolut positiven Eindruck hinterlässt der moderne Edge Pro auch beim Thema “Setup”. Der Bass war ab Werk nahezu optimal eingestellt – der Hals besaß nur wenig Krümmung und die Sattelkerben wurden so tief gefeilt, dass die ersten Lagen mühelos zu greifen sind – selbst an der relativ niedrig eingestellten Saitenlage musste ich nichts nachjustieren. Die Disziplinen “Ergonomie” und “Spielkomfort” absolviert der Dean Edge Pro 5 also mit Bravur. Aber wie sieht es beim schicken Fünfer aus Korea in Sachen Sound aus? Um das herauszufinden, hören wir uns den Bass im ersten Audiobeispiel mit neutralem Equalizer und dem Balance-Regler in Mittelstellung an.

Audio Samples
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Beide Pickups – EQ-Einstellung neutral
Eine solche Qualität zu einem derart günstigen Preis ist wirklich beachtlich!
Eine solche Qualität zu einem derart günstigen Preis ist wirklich beachtlich!

Wie ich es erwartet habe, klingt der Dean Edge mit den EMG-Tonabnehmern super transparent und klar. Dennoch ist das Frequenzspektrum relativ ausgewogen und satte Bässe oder knurrige Mitten kommen nicht kurz. Ein moderner, breiter Allroundsound, der in vielen Musikrichtigen eingesetzt werden kann, dringt an mein Ohr. Die H-Saite wird sehr definiert übertragen und wirkt erfreulicherweise nicht so übermächtig wie bei anderen Bässen mit 35″-Mensur; sie fügt sich sehr homogen in das Klangbild ein. Wie bei Bässen mit durchgehenden Hälsen üblich, wird der Klang leicht komprimiert, das Sustain ist durch die stabile Konstruktion in allen Lagen hervorragend und ich kann keine Deadspots auf dem Instrument ausmachen. Mir gefällt der neutrale Sound mit beiden Tonabnehmern sehr gut und ich bin gespannt, wie viel Flexibiltät hinter dem Dreiband-EQ des Edge Pro steckt.
Im nächsten Audiobeispiel habe ich die Bässe und die Höhen etwa halb aufgedreht, um einen leicht gescoopten Sound für fette Slapgrooves aus dem Bass zu locken:

Audio Samples
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Beide Pickups – Bass u. Treble-Boost, Slap-Style

Durch den Höhenboost klingt der obere Bereich noch detailreicher und crisper, der Preamp verstärkt aber keine nervenden und aufdringlichen Frequenzbereiche. Der Bassregler bearbeitet den Sound wirklich im Tiefbassbereich und lässt die tiefen Mitten relativ unangetastet. Dies hat den Vorteil, dass der Basssound auch mit stark aufgedrehtem Bassregler transparent bleibt, der perkussive Tiefmitten-Punch bleibt dabei aber leider etwas auf der Strecke.
Im anschließenden Beispiel habe ich den Bassregler noch weiter aufgedreht, die Höhen gleichzeitig abgesenkt und mit dem Balanceregler komplett auf den Halstonabnehmer geblendet.

Audio Samples
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Hals-Pickup – Bass Boost, Treble Cut
Dieser Bass ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Fertigung in Fernost heutzutage kein Manko mehr darstellt!
Dieser Bass ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Fertigung in Fernost heutzutage kein Manko mehr darstellt!

Trotz der wuchtigen Tiefbassanteile bleibt der Sound stets transparent und gut ortbar. Die Höhenabsenkung macht den Sound zwar etwas milder, und durch die detailreiche Abbildung der EMG Tonabnehmer bleibt der Sound aber immer im modern-aufgeräumten Bereich. Runde, sahnige Vintage-Sounds sind nicht unbedingt Stärke des Dean Edge Pro.
Im letzten Beispiel zeigt sich der günstige Dean-Bass aggressiv und knurrig. Kein Wunder, denn ich habe mit dem Balance-Regler komplett auf den Stegtonabnehmer geblendet und die Mitten zusätzlich geboostet. Eine dezente Bassanhebung stärkt außerdem das Fundament.

Audio Samples
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Steg-Pickup – Bass- und Mitten-Boost

Fazit

Dean hat mit dem Edge Pro 5 einen gelungenen Allrounder mit einem von den glasklar klingenden EMG-Tonabnehmern geprägten modernen Sound im Programm. Der elegante Fünfsaiter verfügt über einen ausgezeichneten Spielkomfort und ist absolut tadellos verarbeitet. Dank der aktiven Elektronik kann der transparente und durchsetzungsstarke Grundsound zudem schnell an verschiedenste Musikrichtungen angepasst werden. Der Dreiband-Equalizer wurde wirklich geschmackvoll abgestimmt und beschert dem Edge Pro ein großes Klangspektrum. Bassisten, die ein flexibles Arbeitsgerät mit solider Hardware-Ausstattung und durchaus schicker Edelbassoptik zu einem moderaten Preis suchen, sollten den Dean Edge Pro 5 deshalb auf der Checkliste haben.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • toller, moderner Sound in vielen Schattierungen
  • hoher Spielkomfort, gute Ergonomie
  • hochwertige Hardware-Ausstattung
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • kein Passivbetrieb möglich
  • keinerlei Zubehör (Werkzeug, Dokumentation)
Artikelbild
Dean Edge Pro 5 Tiger Eye Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Dean Guitars
  • Modell: Dean Edge Pro 5 Tiger Eye
  • Made In: Korea
  • Mensur: 35“
  • Korpus: Linde-Flügel, geflammtes Ahorn-Top, Burst Finish
  • Hals: durchgehend, Ahorn/Walnuss, Palisander-Griffbrett, 24 Bünde, C-Profil, Dean Bassschlüssel-Inlay
  • Tonabnehmer: 2 x EMG Soapbar
  • Elektronik: aktiv, 9 Volt, Volume, Balance, Bässe, Mitten, Höhen
  • Hardware: Messingsattel, gekapselte Grover Tuner, Mono-Einzelstege, Farbe: Gold
  • Gewicht: ca. 4,1 kg
  • Preis: 1.130,67 Euro (UVP)
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... und ein Instrument mit stattlichen Edelbass-Attributen geschaffen.

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