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Chapman Guitars ML-1 CAP10 America Test

Chapman Guitars wurde im Jahr 2009 vom englischen Gitarristen und Internetstar Rob Chapman ins Leben gerufen und seine Instrumente werden in nicht allzu großen Auflagen in dem gleichen Werk in Südkorea gefertigt, aus dem auch die PRS SE-Serie kommt. Eine anständige Qualität sollte somit also kein Problem sein.

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Bei der ML-1 CAP10 America handelt es sich um eine limitierte und modifizierte Version des ML-1 CAP10 Modells, das ursprünglich für Riff City Guitars in der Nähe von Minneapolis aufgelegt wurde.

Details

Der Korpus

Die ML-1 CAP10 America könnte man auf den ersten Blick grob als so etwas wie eine Rockstrat bezeichnen. Im Gegensatz zum Fenderklassiker wirkt der Korpus insgesamt einen Tacken kleiner und etwas weniger geformt. Aber die Marschrichtung ist hier schon auf den ersten Blick erkennbar. Als Korpusholz hat man sich hier übrigens weder für Erle noch für Esche entschieden, sondern für Mahagoni. Dadurch kommt der Primärklang auch etwas mittiger daher, als man es von Fender her kennt.

Fotostrecke: 7 Bilder Die limitierte, in Südkorea gefertigte ML-1 CAP10 America orientiert sich optisch zwar an der Strat,…

Die Gitarre ist mit einem Schlagbrett ausgestattet, das fast die gesamte Decke ausfüllt. Im Gegensatz zur Stratocaster sitzt die Klinkenbuchse in der rechten unteren Zarge und nicht auf der Decke. Da man weniger Wert auf Tradition, sondern mehr auf moderne High-Gain-Sounds gelegt hat, finden sich hier zwei Humbucker in der Hals- und der Stegposition, sowie ein kräftiger, mittig platzierter Singlecoil. Alle Modelle stammen von Seymour Duncan, in der Halsposition sitzt der Duncan ’59 und am Steg das Custom Modell. Der mittlere Tonabnehmer trägt die Bezeichnung Vintage Hot Stack Single Coil. Geschaltet werden die Pickpups mittels eines Standard 5-Wegeschalters mit den klassischen Positionen: Steg, Steg & Mitte, Mitte, Mitte & Hals und Hals. Weitere Eingriffsmöglichkeiten bieten ein Mastervolume- und ein Mastertone-Poti.

Fotostrecke: 6 Bilder Die drei verwendeten Tonabnehmer sind ein Seymour Duncan Custom Humbucker in Stegposition,…

Die Gitarre ist mit einem klassischen Tremolo mit Messingreitern und der obligatorischen rückseitigen Federkammer ausgestattet. Dreht man sie um, kann man die entsprechende Kunststoffabdeckung sehen. Von hier aus sieht man auch die Vierpunkt-Halsverschraubung samt abgeschrägtem Hals-Korpusübergang, der ein Greifen bis in die höchsten Lagen erleichtert.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Wilkinson WVPCR Tremolosystem ist klassisch aufgebaut und mit sechs Schrauben auf dem Korpus befestigt.

Der Hals

Der Ahornhals ist mit einem Ahorngriffbrett ausgestattet und lässt sich extrem gut bespielen. Zu verdanken hat man den hervorragenden Spielkomfort mehreren Faktoren. Da wäre zunächst einmal die angenehme C-Form, die sehr gut in der Hand liegt. Ein weiterer Faktor ist der extrem flache Griffbrettradius mit 13,8 Zoll. Flottes Spiel und flüssiges Saitenziehen bis in die höchsten Lagen sind somit garantiert. Dazu kommen Extra Jumbo Frets, die hervorragend verarbeitet und poliert wurden.

Fotostrecke: 4 Bilder Der sehr gut bespielbare Ahorn-Hals sitzt fest in der Halstasche,…

Die Kopfplatte im Reversed-Look erinnert an den Hals einer Linkshänder Telecaster. Das sieht zwar cool aus, bringt aber auch Probleme mit sich. Wegen der verdrehten Kopfplatte legen die tiefen Saiten einen wesentlich längeren Weg zurück und müssen dabei jeweils einen Saitenniederhalter passieren. Dort verhaken sie sich häufig beim Tremolieren und finden danach nicht wieder in ihre exakte Ausgangsposition zurück. Dadurch sind Verstimmungen leider schon beim mittlerem Tremoloeinsatz vorprogrammiert. Aus diesem Grund hat man das Vibratosystem vermutlich auch nicht freischwebend eingestellt, sodass man nur in eine Richtung tremolieren kann. Blieben noch die Grover Mechaniken zu erwähnen, die wie gewohnt einwandfrei arbeiten.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Kopfplatte im Reversed-Look zeigt deutliche Anleihen an einen Telecaster-Headstock.
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Praxis

Praxis und Sound

Die ML-1 CAP10 America klingt unverstärkt recht laut und ausgeglichen. Der Ton ist jedoch nicht ganz so knackig, wie man es von einer Strat kennt, weil Mahagoni einen etwas wärmeren Sound liefert als Esche oder Erle. Dafür kommt diese klangliche Eigenschaft besonders verzerrten Sounds entgegen. Die Gitarre bietet ein mittleres Sustain, die Bespielbarkeit ist ausgezeichnet.
Bevor ich zu den eigentlichen Soundbeispielen komme, möchte ich auf die Tuningprobleme der Gitarre eingehen. Alles, was über ein sanftes bzw. Shadows-artiges Tremolieren hinausgeht, zieht ein sofortiges Nachstimmen mit sich. Dazu kommt ein Tremoloarm, in dessen Einflugschneise der Volume-Regler angebracht ist. Damit aber leider nicht genug. Will man die Saiten wechseln, muss man die rückseitige Abdeckung des Federkastens abschrauben. Der Grund ist die zu schmale Ausfräsung, wodurch der Zugang zur entsprechenden Bohrung der tiefen E-Saite im Tremoloblock nicht möglich ist.
Im ersten Soundbeispiel demonstriere ich euch das Tuningverhalten der Gitarre. Das Audiobeispiel besteht aus drei Teilen. Zuerst hört ihr eine simple Akkordfolge. Danach tremoliere ich leicht und spiele dieselbe Akkordfolge noch einmal. Hier hört man schon eine Verstimmung der tiefen E-Saite und der G-Saite, sodass die Akkorde nicht mehr rein klingen. Hier muss die Gitarre im Grunde schon nachgestimmt werden. Nach einem weiteren und heftigeren Tremolieren, bei dem man längst noch nicht von einer Divebomb reden kann, ist die Stimmung von Gitarre und Spieler ziemlich im Keller. Aber hört selber.

Audio Samples
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Einsatz des Tremolos

Kommen wir zu den Klangeigenschaften am Gitarrenamp. Um das Lautstärkeverhältnis zwischen Humbuckern und Singlecoil zu kompensieren, hat man den mittleren Tonabnehmer schon ab Werk nah an die Saiten gebracht, was auch erstaunlich gut funktioniert. Um das in einem Zug zu demonstrieren, habe ich im ersten Soundbeispiel alle Pickupkonstellationen hintereinander eingespielt. Das Audiofile beginnt mit dem Stegpick. Es folgen Steg/Mitte, Mittlerer Pickup, Mitte/Hals und zum Schluss der Halstonabnehmer.

Audio Samples
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Clean: Alle Pickupeinstellungen hintereinander

Trotzdem möchte ich alle Pickupeinstellungen noch einmal einzeln vorstellen und beginne mit den Stegpickup am cleanen Amp. Von einem Countrysound kann wegen des Doppelspulers naturgemäß allerdings keine Rede sein, was in Anbetracht des Konzeptes auch völlig in Ordnung ist.

Audio Samples
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Clean: Steg-Pickup

Kommen wir zur Zwischenposition von Steg- und Mittelpickup. Damit der Humbucker den Singlecoil lautstärkemäßig nicht erschlägt, wird in den beiden Zwischenpositionen die jeweils äußere Spule deaktiviert. Das Ergebnis ist ein silbriger Sound, der an die typische Zwischenstellung einer klassischen Stratocaster erinnert.

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Clean: Steg- und mittlerer Pickup
Der Ton ist nicht ganz so knackig wie bei einer Strat, verzerrte Sounds profitieren aber vom Mahagonikorpus.
Der Ton ist nicht ganz so knackig wie bei einer Strat, verzerrte Sounds profitieren aber vom Mahagonikorpus.

Der mittlere Tonabnehmer hat mich positiv überrascht, denn er bringt einen ausgeglichenen und fetten Singlecoil-Ton mit einer guten Dynamik. Er passt sehr gut zu den beiden Doppelspulern, denn hier gibt es keinen tonalen Leistungsabfall. Klanglich kann er mit den beiden Humbuckern locker mithalten.

Audio Samples
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Clean: mittlerer Pickup

Die Kombination vom Mittel- und Halspickup klingt merkwürdigerweise dünner als die Zwischenstellung von Steg- und Mittelpickup. Dabei ist der Halspickup nicht weiter von den Saiten entfernt als sein Pendant am Steg. Das Ergebnis ist ein vergleichsweise glasiger Sound.

Audio Samples
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Clean: Mittlerer und Hals-Pickup

Wenn man den Halspickup alleine spielt, bleibt der Sound völlig matschfrei. Gut, das liegt sicher auch teilweise daran, dass er nicht allzu nah an den Saiten klebt. Aber dadurch wird der Ton eben auch nicht zu fett und bietet eine gute Dynamik.

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Clean: Hals-Pickup

Kommen wir zur eigentlichen Bestimmung der ML-1 CAP10 America, dem gemeinen Bratgeschäft. Hier kann die Gitarre absolut punkten. Die Pickups gefallen mir im High-Gain-Modus weitaus besser als in der cleanen Abteilung. Sie bieten zwar einen fetten Sound, sind aber nicht zu mächtig und brachial abgestimmt, wodurch der Ton nicht überbraten wirkt. Hier der Steghumbucker mit reichlich Kelle.

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High Gain: Steg-Pickup
Die limitierte und modifizierte Version der ML-1 CAP10 wurde ursprünglich für Riff City Guitars / Minneapolis aufgelegt.
Die limitierte und modifizierte Version der ML-1 CAP10 wurde ursprünglich für Riff City Guitars / Minneapolis aufgelegt.

Auch die Zwischenposition von Steg- und mittlerem Tonabnehmer kommt mit viel Gain erstaunlich gut angeflogen. Der Sound hat diesen typischen Stratocaster-Charakter, mit einem etwas fetteren und stabileren Unterbau.

Audio Samples
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High Gain: Steg- und mittlerer Pickup

Der mittlere Pickup ist auch hier wieder mein Favorit, denn er bietet einen sehr authentischen und rotzigen Sound. Er hat zwar insgesamt etwas mehr klanglichen Speck auf den Hüften als ein klassischer Fenderpickup, dafür weist der Ton aber auch eine stabilere Konsistenz auf.

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High Gain: Mittlerer Pickup

Auch mit viel Gain tendiert die Zwischenposition von mittlerem- und dem Halstonabnehmer zu einer leicht glasigen Wiedergabe. Der Ton wirkt unausgeglichen und ist merkwürdigerweise leiser als alle anderen Pickupkonstellationen.

Audio Samples
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High Gain: Mittlerer und Hals-Pickup

Der Halspickup bietet dagegen auch mit viel Gain einen schmatzigen und transparenten Ton mit einer guten Saitentrennung. Die beiden Humbucker sind zwar auf rockige Sounds spezialisiert, aber sie lassen dem Klang noch genug Luft zum Atmen.

Audio Samples
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High Gain: Hals-Pickup
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Fazit

Die ML-1 CAP10 America von Chapman Guitars bietet eine hervorragende Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen. Die Gitarre kann dank der guten Pickup-Auswahl besonders im High-Gain-Bereich absolut punkten und bringt bis auf die Mitte-Hals-Pickupkonstellation klasse Sounds. Schwachpunkt der Gitarre sind leider allgemeine Verstimmungsprobleme. Wer regelmäßig mit dem Tremolo arbeiten möchte, sollte die Gitarre mit einem Klemmsattel nachrüsten lassen, sonst stimmt man sich dumm und dämlich. Ein weiterer Konstruktionsmangel ist die Position des Volume-Potis, das beim Tremolieren oft im Weg ist.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Bespielbarkeit
  • leistungsstarke Pickups
  • amtliche High-Gain-Sounds
  • ergonomischer Hals-Korpus-Übergang
Contra
  • Tuning Probleme beim Tremoloeinsatz
  • Tremoloabdeckung-Öffnung zu klein
  • Volumepoti kommt Tremoloarm in die Quere
Artikelbild
Chapman Guitars ML-1 CAP10 America Test
Für 798,00€ bei
Die ML-1 CAP10 America bietet hervorragende Bespielbarkeit und amtliche High-Gain-Sounds, hat aber mit Tuningproblemen zu kämpfen.
Die ML-1 CAP10 America bietet hervorragende Bespielbarkeit und amtliche High-Gain-Sounds, hat aber mit Tuningproblemen zu kämpfen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Chapman Guitars
  • Modell: ML-1 CAP10 America
  • Herkunftsland: Südkorea
  • Korpus: Mahagoni
  • Farbe: 3-tone-burst
  • Brücke: Wilkinson WVPCR Tremolo
  • Saitenreiter: Messing
  • Mensur: 648 mm
  • Hals: Ahorn
  • Halsprofil: C
  • Griffbrett: Ahorn
  • Griffbrettradius: 13,8“ (350,5 mm)
  • Halseinlagen: 12. Bund, schwarze Punkte am Griffbrettrand
  • Bünde: 22 Extra Jumbo
  • Sattel: Tusq
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Mechaniken: Grover
  • Pickups: Seymour Duncan ’59 (Hals-Humbucker), Custom (Steg-Humbucker), Vintage Hot Stack Singlecoil (Mitte)
  • Regler: 1 x Master Volume,1 x Master Tone
  • Pickup-Wahlschalter: 5-Weg Standard
  • Lieferumfang: inkl. Koffer
  • Preis : 719,00 Euro
Hot or Not
?
…der Korpus aus Mahagoni und Reversed Headstock zeigen aber klar in Richtung härtere Gangart.

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Profilbild von Guido bonedo

Guido bonedo sagt:

#1 - 08.02.2017 um 15:22 Uhr

0

Liebe Leser,ursprünglich hatten wir bei dieser Gitarre den schlackernden
Tremolohebel bemängelt. An dieser Stelle ist uns allerdings ein Fehler
unterlaufen, da sich der Tremolohebel doch mit einer Madenschraube feststellen
lässt. Diese kleine Schraube ist nach Herunterdrücken des Tremolos unterhalb
des Tremolosystems erreichbar – eine Stelle, auf die man sicherlich nicht auf
den ersten Blick kommt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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