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Brian Wilson: Ein Pionier ist tot

Ein musikalisches und auch tontechnisches Genie ist verstummt. Brian Wilson, Mastermind der Beach Boys und einer der einflussreichsten Klangvisionäre der Popgeschichte, ist im Alter von 83 Jahren verstorben. Die Musikwelt trauert um einen Mann, der das Studio als Instrument verstanden hat und zurecht als Visionär und Pionier gegolten hat.

Nur ein Teil der legendären Alben der Beach Boys – rechts oben die düstere Surf’s Up!

Surf-Soundtrack? Das war nur der Anfang!

Wilson konnte überhaupt nicht surfen. Trotzdem lieferte er (unter anderem mit seinen Brüdern) den sonnendurchfluteter Soundtrack zum Surfen am Pazifik. Die Stücke kennt wohl jeder. Danach wurde es aber interessant, sowohl musikalisch als auch tontechnisch.

Unter Brian Wilsons entstand ein Projekt ganz anderer Dimension. Eine Musikproduktion, wie sie die Welt noch nicht gehört hatte: „Pet Sounds“ (1966) war keine simple Sammlung von Songs mehr – es war ein Gesamtkunstwerk, das alles aus der Tontechnik herausgeholt hatte, was im Pop damals möglich war. Mit einem genialen Ohr für komplexe Harmonik, was besonders durch die Vocal-Arrangements deutlich wurde, unkonventionelle Instrumentierung (und Sounds wie Fahrradklingeln) und einer fast schon pathologischen Perfektion, hob Wilson die Popmusik in neue ästhetische Sphären.

Ohne die Pet Sounds hätte es die Sgt. Pepper’s nicht gegeben.

Für Produzenten und Tontechniker war Pet Sounds nicht weniger als eine Offenbarung: Brian Wilson nutzte die damals noch junge Technik des Overdubbings und entwickelte eine fast filmische Erzählweise im Arrangement. Dass die Beatles Sgt. Pepper’s letztlich als Antwort auf Pet Sounds konzipierten, ist kein Mythos: „Ohne Pet Sounds hätte es Sgt. Pepper nicht gegeben. Sgt. Pepper war ein Versuch, Pet Sounds gleichzukommen“ (George Martin). Danach war der Weg frei für weitere ikonische Konzeptalben, wie Odessey & Oracle von Zombies oder S.F. Sorrow der Pretty Things.

Das Studio als Instrument – und die Ampex als Herzstück

Wilson war einer der ersten Pop-Produzenten, der das volle Potenzial des Mehrspur-Recordings ausschöpfte – lange bevor es Standard wurde. Seine bevorzugte Waffe: eine Ampex 8-Track-Maschine. Damals war sie das Nonplusultra der professionellen Aufnahmetechnik und klingt auch heute noch umwerfend (Der Autor dieser Zeilen benutzt eine AG-800a von 1967…). Im Studio ließ er mit dieser Bandmaschine dichte Vokal-Arrangements entstehen, die bis heute Maßstäbe setzen – Jahrzehnte vor Auto-Tune und Melodyne, natürlich.

Eine Ampex-8-TK war ein wichtiges Werkzeug in Wilsons Kreativität. Die Maschine links im Bild von 1967 stand aber die ersten Jahrzehnte in Jamaica.

Statt Live-Aufnahmen zu priorisieren, nutzte Wilson die 8 Spuren wie Ebenen in einem Gemälde. Er bouncte oft Instrumente eine oder zwei Spuren, um Platz für möglichst viele Vocals und Overdubs zu haben. In manchen Songs stecken über 20 Einzelstimmen – virtuos verschachtelt, klanglich perfekt gebettet in Hallräume, oft erzeugt durch die legendären Echo Chambers von Capitol.

Diese Methode – scheinbar widersinnig aus heutiger Sicht, wo unbegrenzt Spuren zur Verfügung stehen – zwang ihn zur radikalen Vorab-Planung. Aber genau daraus erwuchs ein unverwechselbarer Sound: warm, dreidimensional, emotional aufgeladen. Wilsons Umgang mit der Ampex war ein Meilenstein der Produktionskunst – nicht nur für die Popmusik.

Pet Sound Anspieltipp: ALLES!

Surf’s Up: Melancholisches Meisterwerk

Auf Surf’s Up (1971) änderte Brian Wilson seinen Sound: Die Musik ist dunkel und zerbrechlich, aber immer noch unverkennbar Brian Wilson. Der Titeltrack selbst ist ein Geniestreich, „A Day in a Life of a Tree“ und „’Til I Die“ kein Stück weniger. Nur „Student Demonstration TIme“ ist verzichtbar.

Pet Sound Anspieltipp: ALLES (bis auf „Student Demonstration TIme“)

Auszug aus einer Vinyl-Box mit Outtakes und Alternativen Versionen zu Surf’s Up und Sunflower.

Smile: Die große Unvollendete – und das späte Wunder

Die Geschichte von Smile ist legendär: Als „verlorenes Album“ wurde es über Jahrzehnte mystifiziert, ein Symbol für die ambitionierten Visionen Wilsons – und für seine psychischen Probleme. Erst 2004 erschien unter seiner Leitung Brian Wilson Presents SMiLE, eine vollständige Neubearbeitung der damaligen Fragmente. In puncto Arrangement, Klangfarbe und Dynamik ist das Album ein Meilenstein.

Ich möchte jedem – ob Tontechniker oder nicht – die entsprechenden englischen WIkipedia-Artikel ans Herz legen und die Filme Love & Mercy sowie Making of Pet Sounds.

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