Blue Microphones Yeti Blackout Test

Praxis

Zum Glück empfindlich

Beim Platzieren des Blue Yeti fällt mir auf, dass die Schaumstoff-Pads unter dem Stativ-Fuß leider nicht dafür sorgen, dass das Mikrofon auf glatten Oberflächen rutschfest stehen kann. Das Setup des Mikrofons könnte einfacher nicht sein. Da ein Micro-USB-Kabel zum Lieferumfang gehört, kann man nach dem Kauf sofort loslegen. Hinstellen, USB-Kabel einstecken, fertig. Und tatsächlich wird das Mikrofon in der Aufnahme-Software auch sofort erkannt, sowohl auf der Aufnahmeseite als auch als Ausgabegerät. Denn schließlich haben wir es ja auch mit einem Kopfhörerverstärker zu tun, der als Monitorausgang dient. Der erste Gedanke nach dem Aufstellen und Anschließen ist, dass das Signal zum optimieren des Pegels noch eingepegelt werden sollte. Aber das ist im Falle des Yeti bloße Theorie. Denn in der Praxis ist das Mikrofon derart empfindlich, dass ich bei meinen Aufnahmen zu keiner Zeit die Notwendigkeit sehe, den Gain-Regler auch nur ein kleines bisschen zu bewegen.

Fotostrecke: 2 Bilder Wird das Mikrofon entsprechend ausgerichtet…

Stimmklang

Kommen wir zum wichtigsten Punkt das Mikrofons, seinem Klang. Zunächst teste ich die Nierencharakteristik des Yeti mit gesprochener Sprache in Nahaufnahme. Hierbei zeigt sich, dass das Yeti bei Stimmen einen sehr präsenten und höhenreichen Sound liefert. Entsprechend werden Zischlaute von ihm kräftig wiedergegeben. Auch Transienten werden gut wahrnehmbar abgebildet, sofern sie deutliche Höhenanteile beinhalten. Der Nahbespechungseffekt ist angenehm und sorgt bei Stimmen für ein ordentliches Frequenzfundament, ohne dass die Bässe überbordend wären. Bei mittlerer Distanz zum Sprecher ist der Klang des Mikrofons ausgewogen und differenziert. Der Nahbesprechungseffekt fällt hier selbstverständlich weg. Und auch bei entfernter Mikrofonierung klingen Stimmen mit dem Yeti immer noch so, dass man sie in Produktionen verwenden kann, vor allem wenn es um Interviews oder O-Töne geht. Hier habe ich das erste Mal den Eindruck, dass die Lautstärke nachgeregelt werden könnte. Um einen besseren Vergleich mit der Nahbesprechung und der Mikrofonierung aus kurzer Distanz zu haben, habe ich jedoch an dieser Stelle darauf verzichtet. Bei der entfernten Mikrofonierung ist der Klang des Mikrofons aus meiner Sicht am natürlichsten. Aus dieser Entfernung lassen sich deshalb meiner Meinung nach mit dem Yeti gut Szenarien einfangen und Klangeindrücke sammeln.
Wer das Yeti benutzen möchte, muss nicht sehr erfahren vor dem Mikrofon sein. Denn kleinere Ausflüge nach links oder rechts verzeiht die Nieren-Richtcharakteristik des Yeti ohne zu murren. Das heißt, dass der ausgegebene Klang auch bei Abweichung von 45 Grad zu einer Seite hin absolut stabil bleibt. Und selbst bei noch größeren Abweichungen lässt sich mit dem Signal immer noch arbeiten. Ganz gleich also, ob ihr Sprachaufnahmen für Podcasting oder Vlogging macht oder das Yeti im Live-Einsatz für Streaming, Gaming oder VoIP nutzen wollt, könnt ihr euch vor diesem Gerät ohne klangliche Defizite relativ frei bewegen. Und falls ihr zum Produzieren von Podcasts weitere Geräte sucht, könnt ihr einen Blick in unseren Kaufberater Podcasting: Das beste Podcast-Equipment werfen.

Instrumenten-Recording

Auch wenn das Blue Yeti in erster Linie für das Aufzeichnen von Podcast- und ähnlichen Content-Aufnahmen gedacht ist, werden viele Interessenten das Mikrofon sicher auch für die Aufnahme von Instrumenten einsetzen wollen. Und wer hat nicht gerne einen Allrounder zu Hause, dem er das Recording gleich mehrerer Sound-Quellen anvertrauen kann? Deshalb habe ich für euch eine Westerngitarren-Aufnahme mit den verschiedenen Richtcharakteristiken des Yeti bereitgestellt. Mit der Nierencharakteristik aufgenommen erhalte ich ein brillantes und transparentes Klangbild, das mir richtig gut gefällt. Und das, obwohl die Gitarrensaiten nicht einmal neu aufgezogen sind. Das macht das Yeti für mich zu einem Geheimtipp auch für Gelegenheitsnutzer, die vor einer Aufnahme nicht erst Stunden damit verbringen möchten, ihre Akustikgitarre neu zu besaiten, damit der Recording-Klang nicht zu dumpf wird.
Als bekennender Fan von Stereoaufnahmen von Western-Gitarren bin ich beim Yeti ein wenig enttäuscht. Obwohl ich für eine entsprechende Ausrichtung des Mikrofons gesorgt habe, ist das Stereobild leicht verschoben. Das wirkt irritierend und bringt mich zu der Empfehlung diesen Modus eher für On-Location- als für Instrumenten-Aufnahmen einzusetzen. Die Kugelcharakteristik des Yeti enthält wie zu erwarten einen größeren Anteil Raumklang als die vorhergehenden Aufnahmen. Wer seine Gitarre etwas weniger direkt klingen lassen oder deutliche Anteile der Raumatmosphäre in seinen Recordings wiederfinden möchte, ist deshalb mit der Kugelcharakteristik des Yeti gut bedient. Noch besser gelingt das für meinen Geschmack mit der Richtcharakteristik Acht. Hier kommen die Klangaspekte der Nierencharakteristik zum Tragen und auch rückwärtige Raumklanganteile werden eingefangen. Von allen Richtcharakteristiken des Yeti liefert diese für mich den eindrucksvollsten Akustikgitarren-Sound, weil er auf mich sowohl voll als auch differenziert und natürlich wirkt.

Und außerdem

Damit der Nutzer auf Anhieb sieht, ob die Stummschaltenfunktion aktiviert ist, befindet sich in der Mitte des Mute-Tasters eine LED. Sie leuchtet rot auf, wenn die Funktion aktiv ist. Wenn man allerdings bedenkt, dass ein Mute-Schalter dazu dient, den Sound des Mikrofons zu unterdrücken, geht man als Anwender davon aus, dass der Vorgang des Aktivierens/Deaktivierens der Funktion ebenfalls geräuschlos vonstattengeht. Das ist leider beim Yeti nicht der Fall. Leider kommt es hier gleich auf doppelte Art zur Geräuschentwicklung. Zum einen ist beim Betätigen des Tasters ein mechanisches Knacken zu hören, das beim Deaktivieren der Mute-Funktion Sogar noch durch das Mitschwingen des Mikrofon-Bodys verlängert wird. Zum anderen tritt sowohl beim Ein- als auch beim Ausschalten ein kleiner elektrischer Burst (Impuls) auf. Das ist ein Manko, das für mich beim Einsatz eines Mikrofons in Live-Streams, Gaming und VoIP ein No Go darstellt. Noch etwas Positives zum Schluss: Das Grundrauschen des Mikrofons ist für den aufgerufenen Kaufpreis gering und unaufdringlich. In den Audiobeispielen könnt ihr euch davon selbst überzeugen.

Audio Samples
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Sprache, Niere, nah Sprache, Niere, mittlere Distanz Sprache, Niere, entfernt Sprache, Niere, mittlere Distanz, 45° off-axis Sprache, Niere, mittlere Distanz, 60° off-axis Gitarre, Niere Gitarre, Stereo Gitarre, Kugel Gitarre, Acht Grundrauschen Mute-Schalter
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