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Behringer Xenyx UFX1604 Test

Behringer Xenyx UFX1604 im bonedo.de-Test. Nach meinen letzten Erfahrungen mit Behringer Xenyx-Pulten habe ich mich schon sehr auf ihren „Tausendsassa“ UFX1604 gefreut, denn der Mixer verbindet zu einem unerhört günstigen Preis viele Features großer professioneller Konsolen. Dazu gehören Talkback, gewieftes Monitor-Routing, Inserts und Sub-Outs, zwei EFX-Kanäle mit je einem eigenem Effekt-DSP sowie ein Audiointerface mit USB- und Firewire-Schnittstelle. Sogar an eine Standalone-Digitalisierung wurde gedacht, damit man sich „on the road“ voll auf den Mixer und den Mix konzentrieren kann, ohne den Laptop im Auge haben zu müssen.

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Behringer UFX1604 16-Kanal Mischpult


899 Euro (UVP) ruft Behringer mit einem Blick auf den Live-Einsatz, den Proberaum und/oder kleinere Projekt- und Homerecording-Studios auf. Ein Preis, der für einige Produzenten oder Bandchefs mit kleinem Portemonnaie eine vertretbare Investition darstellen dürfte.

Details

Das Pult wiegt 7,3 Kilogramm, hat eine Größe von 89 x 398 x 530 Millimetern (HxBxT) und ist grundsätzlich 19-Zoll-kompatibel. Rack-Ohren sind jedoch aktuell (15. 05. 2014) noch nicht erhältlich, aber mit etwas Geschick bekommt man das Pult in die 19-Zoll-Peripherie eingebaut. Zur Not nimmt man eine der universellen Transporttaschen oder eine Hardcase-Sonderanfertigung und bringt es so sicher an den Einsatzort.
Das Behringer Xenyx UFX1604 ist in vier Gruppen gegliedert, bestehend aus den acht Mikrofonkanälen (Gr.1), den vier Stereokanälen (Gr.2), der Master-Sektion (Gr.3) mit den Effekten, der Output-Regelung, dem Talkback und dem Onboard-USB-Recorder und letztlich der Soundkarte (Gr.4).

Fotostrecke: 2 Bilder Die flache Bauform des Behringer UFX1604 gefällt.

Gruppe A – Mikrofonkanäle

Bis auf Kanal 1 und 2, die zusätzlich noch über einen Line/HI-Z Schalter für ein Pickup-Instrument ohne Vorverstärkung verfügen, sind alle Kanäle identisch aufgebaut und weisen eingangsseitig je eine XLR- und eine Klinkenbuchse (symmetrisch/unsymmetrisch) auf. An der Rückseite des Pultes befindet sich ein Stereoklinken-Insert pro Mikrofonkanal, um weitere Effekte Pre-Fader/Pre-EQ einzuschleifen. Ferner kann ich an jedem Channel ein Low-Cut-Filter (Trennfrequenz 80 Hz) und 48 Volt Phantomspeisung aktivieren. Darunter sind der Gain-Regler und die Pre/Post-Schaltung für das digitale Interface beheimatet. Es folgen der Regler für den Ein-Knopf-Kompressor und der zuschaltbare EQ mit einem HF-Regler bei 12 kHz, zwei parametrischen Mitten von 400 Hz bis 8 kHz und 100 Hz bis 2 kHz und dem LF-Regler bei 80 Hz. Der Cut/Boost-Bereich liegt bei +/-15 dB. Etwas weiter südlich logieren die farblich rot abgesetzten AUX-Regler 1 und 2 sowie die orangenen Effektwege A und B, betitelt als AUX 3 und 4, gefolgt vom Panorama-Regler und den Schaltern Mute und Solo mit ihren Status-LEDs. Ein 100 Millimeter langer Kanalfader mit einer vierstufigen LED-Kette für den Eingangspegel rundet den Kanal ab. Alle AUX- und EFX-Wege sind übrigens Post-Fader „verdrahtet“.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Mikrofoneingänge des UFX1604. Links die HI-Z-Schalter.

Gruppe B – Stereokanäle

Die vier Stereokanäle sind beinahe identisch zu den Mikrofonkanälen aufgebaut. Als Eingänge steht hier ein Paar Stereo-Klinkenbuchsen (symmetrisch/unsymmetrisch) zur Verfügung, wobei die linke Buchse auch mit einem Monosignal beschickt werden kann. Trittschallfilter, Phantomspeisung und Kompressor fallen hier weg, ebenso wie die parametrischen Mitten. Stattdessen kommt in diesen Kanälen ein Vierband-EQ mit festen Frequenzen bei 12 kHz (HF), 3 kHz (HMF), 300 Hz (LMF) und 80 Hz (LF) sowie einer maximalen Anhebung/Absenkung von 15 dB zum Einsatz. Die letzten beiden Stereokanäle lassen sich auch „digital“ beschicken, wobei festzuhalten ist, dass Kanal 13/14 statt des analogen Stereo-Line-Signals den Input 1/2 aus der Firewire/USB-Schnittstelle verwalten kann und Kanal 15/16 alternativ mit dem Input 3/4 der digitalen Schnittstellen ansteuerbar ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Pult in ganzer Schönheit. Links die Mic-Inputs, rechts die Master-Sektion, dazwischen die Stereokanäle.

Gruppe C – Master-Sektion

Die Main-Outputs sind als Klinkenbuchsen-Paar auf dem Frontpanel sowie als professionelle XLR-Buchsen mit vergoldeten Pins am Rücken des Gerätes vorzufinden und teilen sich den 100-Millimeter-Masterfader. Auf der Frontplatte befinden sich zudem je zwei Klinkenbuchsen-Ausgänge (symmetrisch/unsymmetrisch) für ALT 3-4 und Control Room sowie die CD/Tape I/Os, die als vergoldete Doppel-Cinch-Pärchen auftreten. Der ALT-Out besitzt einen eigenen Gain-Regler sowie Mute- und Solo-Taster. Ferner verfügt das Pult über zwei Klinkenanschlüsse für Kopfhörer, die sich einen Lautstärkeregler teilen müssen. Der Control Room verfügt über einen unabhängigen Stereo-Output (Doppelklinke) und ist unabhängig von den Kopfhörern in der Lautstärke justierbar.
Folgende Vorhörmöglichkeiten ergeben sich für Phones und Control Room: Main Mix, CD/Tape, ALT 3-4 sowie FW 1-2 und FW 3-4 für die digitalen Stereo-Inputs. Mit einem weiteren Taster sind alle zuvor genannten Kanäle, bis auf den Main-Mix selbst, von diesem Panel aus direkt auf den Master zuschaltbar. Doch Vorsicht: Die Signale kommen genauso laut an, wie sie an den jeweiligen Eingängen anliegen – und das kann mitunter sehr laut sein.
Rechts neben dem Source-Panel wurden eine zwölfstellige LED-Kette, eine Funktions-LED für das Pult und eine Status-LED für eine gültige Rechner-Verbindung arrangiert. Unter der LED-Kette befindet sich der Wahlschalter für den Solo-Bus beziehungsweise für das Pre-Fade-Listening des ausgewählten Kanals – sehr pfiffig! Beim Solo-Vorhörbetrieb leuchtet eine große rote LED, während bei der PFL-Auswahl ein kleineres grünes Lämpchen seinen Dienst verrichtet.

Fotostrecke: 3 Bilder Rückansicht mit weiteren Ein- und Ausgängen.

Die Eingangsempfindlichkeit der jeweiligen AUX- und EFX-Busse ist mittels Gain justierbar, und ich kann sie auf Wunsch von Pre- auf Post-Fader-Betrieb umschalten. Das Signal AUX Send 1 und 2 darf optional mittels Taster über die Ausgänge 13/14 des Interfaces geroutet werden. An der Rückseite des Pultes residieren vier Klinkenbuchsen (symmetrisch/unsymmetrisch) für ebenso viele AUX-Wege. Hier kann jeder Signalweg (auch die trockenen EFX-Wege) zur Weiterverarbeitung abgegriffen werden. Die AUX-Returns 1 bis 4 sind als Klinkenbuchsen-Paare ausgelegt, wobei nur die AUX-Returns 1 und 2 die Beschickung mit einem Monosignal (linke Buchse) zulassen. Die FX-Returns A und B (AUX-Return 3 und 4) schalten automatisch die Onboard-Effekte des Mixers ab, sobald man die Return-Buchsen mit einem externen Signal füttert.
Die Returns sind in der Gesamtlautstärke separat zum Main-Mix regelbar. Weiterhin lassen sich beide FX-Returns noch weiter routen. Alternativ kann der Return FX A (AUX 3) zu Send AUX 1 beziehungsweise FX B (AUX 4) geschaltet werden. Zunächst taucht das ursprüngliche Return-Signal von FX A nicht mehr auf der Master-Summe auf, sondern wird unmittelbar auf die entsprechenden Send-Busse „geswitcht“. Die erste Alternative macht Sinn, wenn zum Beispiel Musiker einen Effekt auf dem Monitorweg brauchen. Die zweite Variante ermöglicht, beide DSP-Effekte zu kaskadieren, um einen fetteren Sound zu kreieren.
Das Signal von AUX 3 kann darüber hinaus auch auf den Ausgang ALT 3-4 zur weiteren Verwendung geroutet werden. Da das Return-Signal in diesem Modus nicht mehr über den Master abgespielt wird, könnte man nun den FX A über ein paralleles Routing via Send 4 dem Input FX B zuführen und damit über den zweiten Effekt mitlaufen lassen – clever! Das Signal FX B ist via Taster nur vom Main-Mix aus zum Control Room (Phones) schaltbar. Für beide Effekt-DSPs gilt allerdings, dass ein Herausführen aus dem Pult über das digitale Interface via irgendwelcher Outputs nicht vorgesehen ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Master-Sektion der AUX/FX-Kanäle und deren Routing.

Die beiden Effektsektionen sind identisch aufgebaut und verfügen über eine vierstufige LED-Kette für die Eingangslautstärke, einen Endlosregler für die 16 Effekt-Presets, einen multifunktionalen Edit-Regler, einen Tap-Taster und den obligatorischen An/Aus-Knopf. Ich komme im Praxisteil noch einmal auf dieses Thema zurück.
Das Behringer Xenyx UFX1604 verfügt über einen Talkback in der Master-Sektion – ein kleines eingebautes Mikrofon mit einem Lautstärkeregler, drei Tastern zur Zielbestimmung und dem großen Talk-Button zur Aktivierung stehen hier bereit. Als Ziel stehen Phones, Main und AUX 1-2 zur Verfügung. Und hier ist Vorsicht geboten, denn man muss höllisch aufpassen, in welcher Konstellation man das Mischpult benutzt. Sollte das Pult direkt neben den Hauptboxen stehen, holt man sich nämlich unmittelbar eine nicht zu unterschätzende Feedback-Schleife, sobald man die Talk-Taste betätigt. Ansonsten dient dieses praktische Feature zur Kommunikation mit Musikern auf der weiter entfernten Bühne über die Monitorwege AUX Send 1 bis 4. Mikrofon für den Musiker, Talkback für den Engineer sozusagen.
Ein Highlight in dieser Sektion ist natürlich noch der Onboard-USB-Recorder. Hier hat Behringer ein sehr cooles Tool in das Pult eingebaut, das einen „Riesenaufwand“ nahezu in ein bis zwei Handbewegungen komprimiert. Jeder der 16 Eingangskanäle kann entweder Pre- oder Post-EQ separat auf einem USB-Speichermedium mitgeschnitten werden. Ein einfaches Bedienfeld erlaubt die Aufnahme und Pause sowie die Auswahl von Stücken und das Abspielen derselben.

Fotostrecke: 2 Bilder UFX1604 EFX DSP

Gruppe D – Soundkarte

Die integrierte Soundkarte arbeitet mit einer Wortbreite von 16 oder 24 Bit bei einer variablen Samplingfrequenz von 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz oder 96 kHz. Sie ist in der Lage, sämtliche 16 Eingangskanäle einzeln zu digitalisieren sowie vier Ausgabekanäle zur Verfügung zu stellen. Die Übertragung erfolgt gemäß Schalterstellung entweder über Firewire 400 oder USB 2.0. Standalone, also wenn ein USB-Datenträger direkt am Pult angeschlossen wird, ist eine Datenübertragung von 16 oder 24 Bit bei 44.1 kHz oder 48 kHz Samplingfrequenz möglich.

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Praxis

Die Mitschnittmöglichkeit des UFX1604 im Standalone-Betrieb machte mich natürlich sehr neugierig. Zwar empfiehlt Behringer, eine Festplatte mit externer Spannungsversorgung zu nutzen, aber als „Bastelkönig“ probiere ich zunächst einmal meinen 64 GB großen USB-Stick aus und schaue, was passiert. Im ersten Schritt analysiert das Pult meinen Flashspeicher und stuft ihn per Display-Ausgabe als „LO“ ein, also recht langsam. Auch eine Neuformatierung bringt mich hier nicht weiter, sodass die Aufnahme an 16 Bit und 44,1 kHz gebunden ist. Für einen Qualitätsmitschnitt wären 24 Bit selbstverständlich optimaler, aber um „mal eben“ eine Probe mitzunehmen oder Footage-Sound für ein DIY-Video aus einem Live-Einsatz herauszuholen, ist das schon ganz passabel. Angeblich kann man das aufgenommene Material auch abhören oder gar Playbacks mit dem USB-Stick einspielen, doch leider geben diesbezüglich weder die Webseite noch die Quickstart-Anleitung nähere Auskünfte. Im Test bekomme ich die Wiedergabe zwar ans Laufen, kann aber nichts hören.
Danach füttere ich das Mischpult über eine externe Soundkarte mit den Einzelspuren eines bereits aufgenommenen Live-Mixes und bearbeite sie am Xenyx nach, um alles mit dem Onboard-Recorder aufzunehmen. Nach meiner Analyse der Einzelspuren komme ich zwar zu dem Schluss, dass die Nachbearbeitung per EQ und Kompressor über das Pult nicht besser klang, als die bisherige Vorproduktion, jedoch der Zweck, Einzelspuren zur Weiterverwendung auf einem USB-Stick zu extrahieren, ist erfüllt. Bei der „Durchsicht“ der Einzelspuren ist mir zudem aufgefallen, wie schnell man mit dem Pult zum Übersteuern neigt. Wer saubere Spuren gewinnen möchte, muss also diszipliniert und mit Kopf mischen. Ansonsten verliert er viel wertvolles Material.

UFX1604 Ansicht rechts
UFX1604 Ansicht rechts

Jeder Eingangskanal ist für das digitale Recording mit einem Pre- und Post-EQ-Schalter versehen. Somit bleibt es jedem selber überlassen, ob er/sie in der Postproduktion lieber mit dem rohen, unbearbeiteten Material arbeiten möchte … und ich kann auch nur dringend dazu raten. Neue Behringer Pulte haben tatsächlich einen runden, ausgewogenen Sound und dank der neuen Xenyx-Preamps auch genügend Reserve in der Vorverstärkung. Jedoch die EQs mit britischen Edelkonsolen vergleichen zu wollen, ist schon starker Tobak. Zwar bietet das Pult gleich zwei parametrische Mitten an, aber diese klingen genau wie die festen EQs kleinerer Xenyx-Reihen recht hart und teilweise blechern. Nichtsdestotrotz lässt sich mit den Equalizern ein passables Ergebnis erzielen, aber es sollte mit Bedacht an den Frequenzen gedreht werden. Den Kompressor kennen wir bereits aus dem QX1202-USB und die Freude, ihn einzusetzen, wird auch hier nicht geschmälert, ja, man muss sich fast schon zwingen, nicht an diesem Knopf zu drehen. In der Praxis neigt der Kompressor bei harten Einstellungen und kontinuierlichem Betrieb indes schnell zum Pumpen, was zu Lasten eines klaren Mix geht, daher rate ich dem Engineer, aufzupassen und lieber etwas runterzuregeln, sollte die zugehörige LED häufig blinken. Insgesamt passen die zuvor genannten Features zwar prima auf die Bühne oder in den Proberaum, aber nicht in den Mittschnitt. Die Aufgabe sorgfältiger EQ- und Kompressionsarbeit verlagert man besser in die Postproduktion mit ausgewählter Gerätschaft.
Die Vorstufen der Xenyx-Pulte machen Freude und bringen eine adäquate Transparenz mit. Insgesamt betrachtet arbeitet das Pult schon in der Eingangsstufe auf hohem Niveau, allerdings rauschen die Kanäle bei Verstärkungen über 70 Prozent unangenehm respektive sehr hell auf. Die anzuschließenden Klangquellen sollten daher bereits über eine gute Qualität verfügen, damit man die Gains maximal auf 65 bis 70 Prozent aussteuern muss. Um saubere Mittschnitte zu gewährleisten, sollte man ohnehin darauf achten, dem Gain noch ausreichend Luft zu lassen. Der Kanal sollte nicht am Eingang bereits auf 0 dB gefahren werden, stattdessen lasst lieber genug Headroom beim Vormischen. Denn Übersteuerungen, Clippings oder Signale im hellroten Bereich duldet der A/D-Wandler gar nicht. Er quittiert solche Übertretungen sofort mit digitalem Clipping,  und das klingt fürchterlich, mit der Folge, dass die Aufnahme ruiniert ist. Im Gegensatz zur analogen Übersteuerung, die durchaus sehr charmant klingen kann, lässt sich ein digitales Clipping selbst mit großem Aufwand in der Postproduktion nicht mehr herausrechnen. Also: Obacht beim Einpegeln!
Nach dem Standalone-Test kommt nun die Nutzung des Pultes als DAW. Die Anbindung an mein MacBook Pro funktioniert einwandfrei und dank der Firewire 400 Schnittstelle kann ich den Mischer sogar unter Pro Tools nutzen. Alle 16 Eingänge und die vier Ausgänge bilden sich ab und sind im vollen Umfang nutzbar. Das USB-Interface ist zwar leider nicht kompatibel mit Pro Tools, dafür aber mit Ableton Live und anderen Sequenzern. Unter Live lassen sich alle Eingänge und Ausgänge anwählen und mit bis zu 24 Bit und 96 kHz Samplingfrequenz nutzen. Das ist eine enorme Bandbreite für eine USB-Verbindung und reicht dicke aus, um auch audiophile Mitschnitte zu gewährleisten. Als man das Pult 2011 der interessierten Fachwelt vorstellte, waren Rechner mit Firewire 400 in den Musik-Studios noch weiter verbreitet als heute. Tatsächlich sind Firewire-Schnittstellen am PC weniger vertreten, und auch in der Mac-Welt ist der Firewire-Anschluss zwischenzeitlich USB 3.0 und Thunderbolt gewichen. Es gibt sicherlich noch einige Studios und ältere Rechner, die mit „Firewire“ arbeiten, dennoch beweist es in meinen Augen schon einen gewissen Mut, auf ein „historisches“ Relikt zu setzen. Vielleicht hatten Behringer aber auch den kleinen Musiker mit knappen Mitteln im Visier, der mit einem gebrauchten Mac genau dieses Mischpult sucht, um seine Leidenschaft vom Hobby in die nächste Phase zu überführen.
Wenn man als Recording-Engineer an dem Pult sitzt und via Laptop mitschneidet, bekommt man schnell einen Überblick, wenn die Band nach und nach lauter wird. Die optische Kontrolle über das entfesselte Aufspielen fehlt natürlich beim Mittschnitt in der Standalone-Variante, da man nicht mehr den Input-Mixer der DAW auf dem Computermonitor im Auge hat. Dafür hat man pro Kanal eine vierstufige LED-Kette, die trotz Minimalismus noch einen guten Überblick über den vorhandenen Headroom schafft. Mit etwas Fingerspitzengefühl und ausreichend Spielerfahrung sollte man alleine durch diese Anzeigen einen guten Mix und einen sauberen Mittschnitt hinbekommen.

UFX 1604 Ansicht links
UFX 1604 Ansicht links

Die Kanäle 1 und 2 verfügen über Hi-Z-Eingänge. Warum man allerdings die klassischen Kick- und Snare-Kanäle für die Instrumenteneingänge genommen hat, ist mir schleierhaft. Viele andere Hersteller wählen dafür die letzten Kanäle der Mikrofongruppe und da gehören Instrumenten-Inputs meiner Meinung nach auch hin.
Für den nächsten Test schließe ich wieder meinen E-Bass an und drehe das obligatorische „Everyones a Winner“ von Hot Chocolate auf. Erstaunlicherweise sind die Verstärkung und der Sound bereits ohne HI-Z-Schaltung an dem Line-In ziemlich satt, durchsetzungskräftig und verständlich. Der HI-Z-Schalter tut dann auch nicht mehr viel, aber es kommt mehr Body und Substanz in den Bass, und der Pickup klingt ohne Amp und DI-Box schon sehr fett! Hier bietet es sich auch an, den Kompressor voll aufzudrehen und per Gain abzugleichen. Den EQ habe ich sogar ausgeschaltet, weil der Sound so schon total okay ist. Egal, ob ich weich über den Daumen spiele oder die Saiten hart anzupfe, der Kompressor reagiert prompt und knackig, ohne den Sound zu verfälschen. Die Hi-Z-Schaltung produziert dabei einen sehr warmen Sound, und wenn die Saiten mal „zurücksplatten“, britzelt es crisp und beinahe mit einem 70s-Funk-Charme über die Anlage. Leider spiele ich trotz all der Übung immer noch zu eckig, als dass ich euch das hier antun möchte. Ich bin eben doch kein Live-Bassist.

UFX1604 Nahaufnahme Mikrofonkanäle
UFX1604 Nahaufnahme Mikrofonkanäle

Sehr brauchbare Tools sind auf jeden Fall die beiden Effektprozessoren. Schrieb man beim QX1202 noch voller Stolz von der Implementierung des Klark-Teknik-Effektprozessors, so kommen die DSPs hier zwar recht namenlos daher und tatsächlich klingen sie auch etwas dumpfer und nicht ganz so definiert wie die Effekte des QX1202. Trotzdem heben sie sich recht deutlich von anderen günstigen Anbietern ab, denn sie haben eine satte Tiefe und einen soliden, warmen und druckvollen Sound. Obendrein sind alle Effekte des UFX1604 von der Hallraumgröße über die Phasing-Geschwindigkeit bis hin zum freien Eintappen der Delay-Geschwindigkeit editierbar. Die Bedienbarkeit der DSPs ist (wie die des One-Knob-Kompressors) erfrischend simpel. Einfach den Effekt auswählen, aufdrehen bzw. draufkloppen: läuft! Behringer verabreicht dem UFX1604 insgesamt 16 Effekte, davon acht Reverbs und jeweils einmal Delay, Chorus, Flanger, Phaser, Rotary, Pitch Shift, Delay mit Reverb und Chorus mit Reverb.
Jeweils ein Parameter lässt sich pro Effekt-Preset regeln, schalten und tappen. Der FX-Schalter aktiviert oder deaktiviert den DSP. Die Auswahl zu treffen, verlangt allerdings etwas Geschick, denn Behringer hat zwar an einer grafischen Lösung gearbeitet, aber die genauen Presets abzulesen und einzustellen, bedarf deutlichen Hinsehens, da die Effekte relativ weit hinten an dem doch recht langen Mischpult sind. Mit etwas Übung sollte sich die Bedienung aber zügig einschleifen und dann ist auch bereits bekannt, welcher Effekt sich an welcher Position der „Uhr“ befindet und was genau man da eigentlich dran editiert.
Eine detaillierte Bedienungsanleitung für das Mischpult glänzt aktuell (06.05.2014) noch durch Abwesenheit, und so fehlt auch eine eingehende Erklärung der Presets und der Editierungsmöglichkeiten. Es gilt: Probieren geht über Studieren! Dass wir gleich zwei Effekte an Bord haben, vereinfacht Einiges und macht das Leben des Soundbeauftragten jeder Band leichter, zumal auch an eine einfache Lösung gedacht worden ist, ein Reverb oder Delay auf einen der Monitorwege fahren zu können – Luxus!
Bei den ganzen Praxis-Schraubereien fällt einem das grundsätzlich aufgeräumte Layout auf, denn obwohl nicht an Baugruppen gespart wurde, ist alles logisch, intuitiv und selbst für produktfremde Menschen mit einem Griff erreichbar. Zwar kann man nie genug Kontrolle über Sound, Effekte und Routings haben, doch Behringer hat meiner Meinung nach einen guten Weg gefunden, Funktionen zusammenzufassen und eine klare, verständliche Linie zu finden. Ist man allerdings im Eifer des Gefechts, kann es aufgrund der beengten Verhältnisse bei den insgesamt 12 Kanälen auf weniger als 19-Zoll Breite des Pultes zu Fehlgriffen an den EQs kommen. Die „klare Linie“ sagt einem zwar, was man gerade tut, aber leider vertut man sich gerne mal im Kanal, vor allem, wenn es im Live-Mix gerade heiß hergeht.

UFX1604 legt ein weitgehend aufgeräumtes Design an den Tag
UFX1604 legt ein weitgehend aufgeräumtes Design an den Tag

Ein Mysterium bleibt für mich der Output ALT 3-4. Ich habe viel mit dem Pult angestellt und an allen möglichen Ecken und Enden Sound angelegt und auch wieder abgeholt, Routings geschraubt, bis die LED-Kette rauchte, Feedbacks per Talkback produziert, von denen meine Nachbarn heute noch reden, aber eines ist mir nicht gelungen: Irgendeinen anderen Sound aus ALT 3-4 rauszuholen, als den von AUX 4 nach der Freischaltung. Sollte das der einzige Sinn und Zweck dieses Outputs sein, so hat Behringer da einen recht großen Aufwand betrieben.
Leider muss ich dem Hersteller kurz vor dem Fazit in Sachen Verarbeitung noch einen Wermutstropfen einschenken. Zwar sind alle Regler sehr stabil und lassen sich cremig drehen, aber mit einem Blick unter die Kappe fällt eben doch auf, dass sie nur mit der Platine verlötet sind und nicht mit dem Gehäuse verschraubt, was die „Road-Tauglichkeit“ einschränkt. Eventuell ist mit Poti- und Platinenschaden zu rechnen, sollte man es wagen, das Pult auf die Bühnen der Welt zu schleppen und dort „hart anzugehen“. Ich möchte auch nicht verschweigen, dass sich die Fader sinnbildlich wie Fähnchen im Winde verhalten. Nicht nur, dass die Kappen extrem wackeln, auch durch starkes Anpusten bewegte sich der Fader schon um knapp 15 Prozent. Das gefällt mir sicherlich bei Crossfadern an DJ-Mixern, aber an einem PA-Pult erwarte ich Widerstand im Anschub. Ferner stellt sich die Frage, wie lange der Kontakt wohl hält? Sicher, möchte ich hier professionelle Verarbeitung sehen, dann ist der Preis von 889 EUR (UVP) wohl kaum zu halten. Als Konsequenz muss man sich also darauf einstellen, das Pult äußerst pfleglich zu behandeln, damit man länger etwas davon hat.

Fader im Wind
Fader im Wind
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Fazit

Behringers Xenyx UFX1604 ist eine gelungene und flexibel einsetzbare Symbiose aus Live-Mixer, Standalone-USB-Recorder und Soundkarte in einem 19-Zoll tauglichen Format. Die verbaute Soundkarte weist die gleiche Qualität auf, wie man sie bei handelsüblichen Konkurrenzprodukten wiederfindet und macht das Pult für Homerecording- und Projekt-Studios interessant, denn damit rückt der Mischer wieder in den Mittelpunkt des Geschehens, und der Computer dient als digitale Bandmaschine, die man ruhig in der Ecke laufen lassen kann. Das gibt ein gutes Gefühl, über die Musik und das Recording zu „herrschen“. Während man mit dem Pult im Regieraum sitzt, kann man mit den Musikern im Aufnahmeraum via Talkback die letzten Takte der Aufnahme besprechen und Justierungen im Monitor-Mix, in der Effektierung oder den EQs vornehmen. Auf alle Fälle ist man Gewiss, stets gute Einzelspuren zu bekommen, die man anschließend am Computer aufs Edelste verfeinern kann. Bands, die einen adäquaten Live-Sound für den Proberaum suchen, holen sich mit dem UFX1604 für relativ kleines Geld einen verlässlichen und gut klingenden Partner ins Haus, den man durchaus auch auf die eine oder andere Bühne mitnehmen kann. Der Clou dabei ist der Einzelspurenmitschnitt von Proberaum-Sessions oder gar Live-Gigs auf ein USB-Medium. Eine Nachbearbeitung zur Live-CD-Herstellung oder für Promotion-Videos mit dem authentischen Sound rückt damit in erreichbare Nähe. Kein aufwändiges Soundsplitting mehr, kein zusätzliches Recording-Equipment mieten, keinen zusätzlichen Recording-Engineer anstellen. Einfach auf Record drücken und die Spuren werden gesichert. Leider glänzt die Verarbeitung nicht durch absolute Road-Tauglichkeit, jedoch sollte der zukünftige Besitzer auch abwägen, wie oft er das Pult in diesem Zusammenhang einsetzen möchte und wie professionell er es zu nutzen gedenkt. Seid ihr jedes Wochenende mehrfach gebucht und probt im Tour-Bus unterwegs, dann verdient ihr sicher ausreichend Geld, um euch ein Pult einer höheren Klasse zu nehmen, denn für einen konstanten, harten Rock´n´Roll-Einsatz ist der UFX1604 nicht wirklich gebaut. Braucht ihr jedoch ein Pult für eine Handvoll Auftritte im Jahr und probt sonst mit eurer Band ein- bis zweimal die Woche, dann reicht das UFX1604 vollkommen aus. Das Pult ist für die „untere Mittelklasse“ nämlich ziemlich gut.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • USB- und Firewire-Schnittstelle
  • Logischer, durchdachter Aufbau
  • Vierstufige LED-Kette pro Kanal
  • Zweifache, editierbare Effektsektion
  • Solider Klang der Effekte
  • 16-Spur USB-Rekorder
  • Wirkungsvoller Ein-Knopf-Kompressor
  • Phantomspeisung und Low-Cut pro Mikrofonkanal
  • Kanal 1 und 2 auch für Instrumente nutzbar
  • Ausgeklügeltes Monitoring-System
  • Talkback-Mikrofon onboard
  • Zwei Kopfhörerausgänge
Contra
  • Etwas wackelige Fader und Regler
  • Firewire 400 ist nicht zukunftsfähig
  • Sehr einfache Ausführung der Klinkenbuchsen
  • Rauschpegel bei lauter Einstellung
  • Etwas unübersichtliche Handhabung im Live-Betrieb
  • Digitaler Direktmittschnitt der Effekte nicht möglich
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Behringer Xenyx UFX1604 Test
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Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#1 - 21.05.2014 um 15:46 Uhr

0

Das ALT3-4 Konzept hat sich Behringer schon vor vielen Jahren von Mackie abgeschaut. Ursprünglicher Sinn des Konzepts ist es, gemutete Signale nicht ins Leere laufen zu lassen, sondern auf einen alternativen Bus zu routen, der dann per Ausgang oder Kopfhörer abgegriffen werden kann. Das ist durchaus sinnvoll. Ein Beispiel:
Der Keyboarder beschickt das Pult neben dem Stereo-Signal außerdem mit einem Click vom Sequencer. Dieser soll live dem Schlagzeuger zugespielt werden. Statt nun einen Aux-Weg zu bemühen, schaltet er den Kanal mit dem Click-Signal einfach stumm und greift das Signal entweder am Kopfhörer-Ausgang ab oder am ALT3-4 Ausgang. Die Aux-Wege bleiben somit frei. Auch für Aufnahmen ist das bei Mackie immer praktisch gewesen: Das Playback liegt an einigen Kanälen an, die gemutet werden. Die aufzunehmenden Instrumente an Kanälen, die offen sind. Dem Kopfhörer weist man nun ALT 3-4 und den Stereo-Ausgang zu. So hört man Playback und aufzunehmende Instrumente ganz ohne AUX-Wege, ohne dass man das Playback-Signal gleich wieder mit aufnimmt.Das ist das ursprüngliche Konzept von Mackie, welches Behringer jahrelang übernommen hat. Ich schätze mal, dass es hier auch so ist und lediglich um das AUX 3-Routing erweitert wurde. Also durchaus sinnvoll.

Profilbild von Dieter Ronsberg

Dieter Ronsberg sagt:

#2 - 11.11.2017 um 11:04 Uhr

0

Ist ja schon älter, aber es gibt immer noch kein Handbuch von Behringer- eine bodenlose Frechheit den ganzen Käufern gegenüber, gerade bei so einem doch eher aufwendigeren Pult. Nicht mal ein Blockschaltbild über das interne Routing des Mixers ist vorhanden, was das Mindeste wäre!
Deshalb möchte ich hier auch was zum direkten Playback des aufgenommenen Mainmixes ergänzen (wir sind nämlich gestern Abend auch fast irre geworden):
Man muss wie gesagt beim Aufnehmen den Mainmix zusätzlich auch auf den Stereokanal 15/16 routen, damit er überhaupt mit aufgezeichnet wird- das ist immens wichtig, denn der Mixer kann DIREKT nur eben diesen Mainmix wiedergeben, einzelne Spuren aber nicht! Zur sofortigen Wiedergabe des soeben aufgenommenen Takes muss man dann den INPUT eben dieses Stereokanals ganz oben von "Line" auf "FW3-4" stellen, d.h. den Stereoeingang quasi auf Wiedergabe des über den Firewire/USB retournierten Digitalsignals stellen, sonst hört man nix! Der digitale Eingang des Mixers hat ja 4 Return-Kanäle und er behandelt intern dann bei direkter Wiedergabe vom USB-Medium selbiges genauso wie den digitalen Eingang.....
Eventuell hilft das ja noch jemandem! Ansonsten bin ich von dem Teil begeistert, obwohl es nicht den Anschein hat, als wenn Behringer dieses Konzept weiterverfolgen will? Das Gerät wird ja doch sehr stiefmütterlich behandelt: Keine Rackohren verfügbar, kein richtiges Handbuch usw.Noch ein Tip: Ich habe gerade in der Bucht einen dieser einfachen Mixer-Plastikkoffer mit ausklappbarem 12HE Rahmen neu für knapp 70,- geschossen- billiger bekommt man für den Mixer kein Case. Man muss die Rackohren dafür ja sowieso selber bauen und bohrt sie dann so, das der Mixer etwas "versenkt wird, dann passt er auch prima in den Klapprahmen rein. Wer mehr wissen will, kann mich über dronsb "ätt" yahoo.de kontakten...... mfg

    Profilbild von Edward Glue Lutenberger

    Edward Glue Lutenberger sagt:

    #2.1 - 24.01.2018 um 15:47 Uhr

    0

    Sie scheinen sich ganz gut mit dem Pult auszukennen, deshalb eine Frage:
    Wie verhält es sich mit den vier Outputs genau? Wie müsste ich vorgehen, wenn ich beispielsweise bereits aufgenommene trockene Gitarrensignale aus der DAW zwecks Reamping ans Pult zurückschicken möchte?

    Antwort auf #2 von Dieter Ronsberg

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Ronny Funk

Ronny Funk sagt:

#3 - 10.04.2019 um 20:45 Uhr

0

Dieses Pult ist ja nicht mehr lieferbar. Aber Behringer hat sich anscheinend entschieden, analoge Pulte nur noch in der Preisklasse unter 300 EUR anzubieten und diese so auszulegen, dass sie am ehesten für kleinere Bands, in der Funktion als klassische Gesangsanlage oder für Duos optimal sind.
Aber, wer würde beim derzeitigen Preis für ein X32 Producer oder Compact sich ein analoges 900 EUR-Pult holen?
Ich war in einer Band, die ein großes Behringer Pult hatte, das einem doppelt so teuren Mackie Pult so ähnlich war, dass Mackie es auf dem Rechtswege versuchte und der Richter feststellte, dass Equalizer-Frequenzen sich nicht patentieren lassen. Und heute ist das, was in dieser Riesenmaschine und 2 hohen Racks war, in einem X32.

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