Behringer C-2 Test

Das Behringer C-2 ist ein Stereoset mit zwei alltagstauglichen Kondensatormikrofonen für 59 Euro! Was sich bis vor nicht allzu langer Zeit noch als absolut utopisch darstellte, ist Realität. Das Unternehmen Behringer gilt vor allem weniger betuchten Musikern und Tontechnikern schon seit langem nicht selten als Samariter und Anker in der Not, und das durchaus mit bemerkenswertem Erfolg. Auch wenn die Produkte durchweg als preiswert eingestuft werden können, hat so mancher Test gezeigt, dass nicht wenige aus dem unerschöpflichen Fundus durchaus das Zeug haben, manchem vermeintlich höherwertigen Konkurrenten die Stirn zu bieten.

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Mit dem C-2 stellt sich das preiswerteste Kleinmembran-Mikrofonset des mittlerweile weltumspannenden Unternehmens dem bonedo-Test. Doch wird das Einsteigerset den Anforderungen an ein professionelles Werkzeug gerecht? Können derart preiswerte Mikrofone mit den vollmundigen Versprechen aus den Prospekten mithalten?

Details

Eine wie auch immer geartete Besonderheit ist bei derart preiswerten Mikrofonen natürlich nicht zu erwarten. Es sind eben kleine phantomgespeiste Elektret-Kondensatormikrofone, deren Membrane einen Durchmesser von 16 mm (also etwa ein Dreifünftelzoll) aufweisen. Die Kapseln sind abschraubbar und arbeiten nach dem Druckgradientenempfängerprinzip, sind also richtend. Die Richtcharakteristik ist im Manual als “Niere” angegeben, was sich auch erst bei Frequenzen jenseits der 4 kHz ändert – nicht unüblich. Zwar wird als Frequenzgangangabe das auch im HiFi-Bereich übliche “20 Hz – 20 kHz” genannt, doch die mitgelieferte grafische Version liefert aussagekräftigere Informationen: Zwischen 2 und 10 kHz findet man eine aufsteigende Rampe, die kurz dahinter steil abfällt, um sich auf etwas geringerem Niveau als bei den zu vielen Messungen herangezogenen 1000 Hz wieder zu fangen. Unterhalb von 300 Hz ist ein stetiger Abfall zu verzeichnen, der Pegel erfährt bei 50 Hz bereits eine Dämpfung von 10 dB.

Fotostrecke: 4 Bilder “Hut ab”: Gäbe es auch weitere Kapseln, hätten wir mit dem Behringer C-2 ein richtiges Modularsystem!

Wer das Signal weiterer Tiefen schon am Mikrofon entledigen möchte, kann das Hochpassfilter aktivieren, welches bei einer Eckfrequenz von 120 Hz greift und mit einer Steilheit von 6 dB pro Oktave arbeitet. Will man auch eine Pegelabschwächung nutzen, muss man sich allerdings entscheiden: Pad und HPF gleichzeitig kann nicht gewählt werden. Es ist zwar nicht das erste Mikrofon, bei dem ich das sehe, doch bekomme ich davon immer wieder Zahnschmerzen. Gerade im Nahfeld von Schallquellen möchte ich gerne beides gleichzeitig benutzen können, weil dort a) der Nahbesprechungseffekt greift und das Signal zum Überbassen neigen kann, bei HiHats und Becken ist das fast tödlich! Und weil dort b) der Pegel, oh Wunder, gerne einmal zu hoch ist und per Pad abgesenkt werden will. Gut, viele Preamps haben ein eigenes Hochpassfilter. Um die Behringer-Mikros wieder einmal in Schutz zu nehmen: Diese sind mit 140 dB SPL (ohne Pad!) schon ziemlich übersteuerungsfest, mit der 10-dB-Vordämpfung sind es (rechne, rechne …) sogar 150 dB. Dieser Wert ist allerdings für 1% THD angegeben, nicht für 0,5%. Der Übertragungsfaktor ist mit knapp 9 mV/Pa nicht sonderlich hoch, das Noise Level ist mit 19 dB(A) glücklicherweise nicht sehr üppig. Mit etwas weniger als zehn Zentimetern Länge und zwei Zentimetern Durchmesser sind die C-2 klein genug, um sich gut positionieren zu lassen. Gut zu wissen, dass man trotz geringen Preises auch auf Features wie ein Metallgehäuse und vergoldete XLR-Kontakte nicht verzichtet muss.

Praxis

Das Behringer-Stereoset C-2 wird als “matched” beworben. Ich muss mich allerdings schon nach dem ersten Antesten ganz ehrlich fragen, was denn da gematched wurde? Die Optik? Hält man sich die typischen Bauteiltoleranzen vor Augen, mit denen natürlich die ganze Branche zu tun hat sowie die Tatsache, dass deren gezielte Auswahl und das anschließende Matching der fertigen Produkte aufwändig (=teuer) ist, kann es natürlich nicht verwundern. dass man auch mal eher Pech hat und ein nicht so gut zueinanderpassendes Pärchen erhält. Im Falle unserer Testmikrofone waren diese Unterschiede jedoch deutlich zu hoch. Was bei Einzelmikrofonierungen oder Rock’n’Roll-Drums oftmals zu verschmerzen ist, ist bei den meisten Stereoanordnungen allerdings recht ärgerlich. Im Falle der Mikrofonierung der Akustikgitarre im groß angelegten Testmarathon gab es kein Pärchen, das derart große Klangunterschiede aufgewiesen hätte. Hört man die Files einmal danach ab, fällt dieses Ungleichgewicht auf, besonders in den Höhen. Nicht zuletzt die räumliche Abbildung leidet darunter.

Behringer C-2 im Praxistest
Behringer C-2 im Praxistest

Auch insgesamt kann das als Stereoset sogar preiswerteste Pärchen des Testmarathons nicht wirklich überzeugen. Baulich macht es einen guten, stabilen und durchaus langlebigen Eindruck, klanglich merkt man, dass die Mikrofone die Grenze zum finanziell Machbaren, aber technisch noch zu Verantwortenden nicht erreichen. Das Frequenzbild ist deutlich unausgewogen und wellig, teilweise auch phasig und eher hohl. Bei Signalen, auf deren natürliche Abbildung es ankommt – ich denke hier an das Extrembeispiel Chor – kann das Ergebnis recht problematisch werden. Dass wie erwartet die Randbereiche des Spektrums nicht so gut dargestellt werden, ist alleine aufgrund des grafischen Frequenzgangs zu erwarten. Feine Strukturen des Signals sind nach der Schallwandlung durch die Behringer C-2 nicht mehr auszumachen, womit ich bei der nächsten Baustelle wäre. Auch dynamisch leisten die preiswerten Kleinmembran-Mikrofone nicht das, was man bei der Arbeit im Studio benötigt. Zu behäbig reagieren die Werkzeuge auf Pegelanstiege, Transienten verschmieren dadurch und bekommen eine matschige Note, die Dynamik ist recht eingeschränkt. Luftigkeit und Transparenz lassen die Mikros also vermissen. Beim erneuten Durchhören der Files hatte ich immer die Assoziation, dass das Signal “verklebt” sei, was sowohl dem Frequenzgang als auch der Dynamik zuzuordnen ist.

Audio Samples
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Behringer C-2 Referenz Schoeps CMC-64

Fazit

Das Behringer-Stereoset C-2 ist vielleicht einfach zu preiswert für ein professionelles Kleinmembran-Mikrofonsystem. Zwar erhält man Werkzeuge, mit denen sich arbeiten lässt, doch für etwas mehr Geld gäbe es Mikrofone, deren Nachteile nicht so offensichtlich sind. Dazu müsste man nicht einmal der Firma Behringer untreu werden, denn beispielsweise die B-5 sind um Klassen besser (wenn man die Nierenkapseln betrachtet). Einen nach ganz oben nicht so feinen Frequenzgang haben viele Mikrofone dieser Preisklasse, aber dynamisch sind eigentlich alle besser aufgestellt. Die Signale sind insgesamt “klebrig” und verdichtet. Negativ ist zudem aufgefallen, dass die beiden (als “matched” ausgewiesenen) Testmikrofone deutlich unterschiedlich geklungen haben. 

Pro

  • preiswert

Contra

  • Pad und Filter nicht gleichzeitig schaltbar
  • schlechtes Matching
  • diverse Klangparameter
Können nicht voll überzeugen: Behringer C-2
Können nicht voll überzeugen: Behringer C-2

Spezifikationen

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 9 mV/Pa
  • THD+N: 19 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 140 dB SPL (1% THD, ohne Pad)
  • Hochpassfilter: 120 Hz (6 dB/oct)
  • Vordämpfung: 10 dB
  • Preis (Pärchen): € 59,-(UVP)
Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • preiswert
Contra
  • Pad und Filter nicht gleichzeitig schaltbar
  • schlechtes Matching
  • diverse Klangparameter
Artikelbild
Behringer C-2 Test
Für 36,00€ bei
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Profilbild von AchimK

AchimK sagt:

#1 - 18.08.2022 um 17:13 Uhr

0

Ihre Tests und Bewertungen lese ich immer wieder sehr gern. Sie sind fachkundig und objektiv. Danke dafür. Nur an einem Begriff stoße ich mich ein wenig: preiswert ist nicht gleich billig, sondern bedeutet, es ist den Preis wert. Das kann auch jenseits der 2000€ Marke der Fall sein. Bei billigen Mikros sollte man dieses Wort auch benutzen.

    Profilbild von Nick Mavridis

    Nick Mavridis sagt:

    #1.1 - 19.08.2022 um 10:28 Uhr

    0

    Hallo Achim., erst einmal vielen Dank für die Blumen. Und ich gebe Dir da komplett recht. Seit einigen Jahren achte ich auch genau darauf: Das ist nämlich tatsächlich keine Haarspalterei, sondern eine wichtige Unterscheidung. Mehr noch: Sogar etwas, das für viel Geld verkauft wird, kann ja auch durchaus billig sein… Dieser Test hier allerdings ist bald zehn Jahre alt, da werden wir nicht mehr in den Text hineingehen. Beste Grüße Nick (Redaktion Recording)

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