Behringer Bigfoot Test

Das Konzept hinter dem Behringer Bigfoot ist nicht neu, der Preis allerdings ist gering: Für deutlich unter 100 Euro bekommt man ein stereofähiges Kondensatormikrofon mit integriertem USB-Audio-Interface und einem regelbaren Kopfhörerausgang.

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Damit kann man den eigenen Podcast aufzunehmen, Videokonferenzen führen, Songs einsingen oder auch ein Instrument aufnehmen.

Details

Bigfoot ist wirklich groß

Der Name Bigfoot weckt schon gewisse Assoziationen, dennoch überrascht mich beim Auspacken des Behringer USB-Mikrofons das schiere Gewicht: Mikrofon und Standfuß bringen zusammen etwa 1,3 kg auf die Waage. Da hat Behringer aber mal geklotzt und nicht gekleckert! Der runde Fuß hat unten eine Moosgummiauflage und misst zirka elf Zentimeter im Durchmesser. Das sorgt für sicheren Stand auf dem Schreibtisch, da wackelt und rutscht wirklich überhaupt nichts. Der massive U-Bügel, in dem das Mikrofon befestigt ist, bringt die Mikrofonkapseln des Bigfoot – drei an der Zahl, soviel sei schon mal verraten – auf eine respektable Höhe von 30 Zentimetern über die Tischplatte. Mit zwei seitlichen Schrauben wird die vertikale Position fixiert. Der Bügel ist dabei groß genug, dass man das USB-Mikrofon zum Transport kopfüber in den Bügel eindrehen kann. Der runde Fuß und der U-Bügel sind fest miteinander verschraubt, man kann das Mikrofon also nicht auf dem Fuß drehen. Das sich auf der Rückseite des Mikrofons wichtige Bedienelemente befinden, an die man ab und zu Hand anlegen muss, wäre ein drehbarer Mikrofon-Bügel tatsächlich recht praktisch.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Haltebügel ist fest mit dem Fuß verbaut, also nicht drehbar.

Kugel, Niere, Acht – und Stereo!

Die Bedienelemente des Bigfoot verteilen sich auf die Vorder- und die Rückseite. Hinten sitzt der Gain-Regler zum Einpegeln und ein Drehschalter mit dem die Richtcharakteristik eingestellt wird. Vier Möglichkeiten bietet das Bigfoot: Neben den drei typischen Richtcharakteristiken Niere, Kugel und Acht, kann das Mikrofon auch in einem Stereo-Modus betrieben werden. Der Gain-Regler zeigt keinerlei Beschriftung oder Skalenstriche, für genau wiederholbare Einstellungen muss man sich selber Markierungen anbringen oder mit „in etwa“ leben. Auf der Vorderseite des Bigfoot befindet sich der Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang und ein Mute-Schalter, der das Mikrofonsignal stumm schaltet. Das Bedienkonzept ist im Prinzip darauf ausgelegt, dass man grundlegende Einstellungen wie die Richtcharakteristik und die Vorverstärkung einmal (hinten) einstellt und an diesen während einer Session nichts mehr ändert.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der Vorderseite kann man die Kopfhörerlautstärke regeln und das Mikrofon stumm schalten.

Für den Schreibtisch, aber roadtauglich

Der Mikrofonkörper selbst misst etwa 65 mm im Durchmesser, ist komplett aus Metall gefertigt und schwarz beschichtet. Der silberne Korb zum Schutz der Mikrofonkapseln macht ebenfalls einen äußerst robusten Eindruck. Für ein Tischmikrofon, das vor allem im heimischen Podcast- oder Youtube-Studio betrieben werden soll, ist das Behringer Bigfoot erstaunlich road-tauglich gefertigt! Insgesamt sieht das Bigfoot schon beeindruckend aus, auf dem Schreibtisch in einem Youtube-Video macht es sicherlich eine äußerst gute Figur!

Metall, wohin man auch schaut.
Metall, wohin man auch schaut.

Gewinde

Auf der Unterseite des Bigfoot-Mikrofons befindet sich einen Gewindebuchse, man kann das Bigfoot also auf ein herkömmliches Mikrofonstativ schrauben oder auf so ein schwenkbares Scherenarm-Stativ, wie man es aus den Radiostationen kennt. Das Bigfoot alleine (also ohne Standfuß) wiegt nur knapp 500 Gramm, es lässt sich also problemlos an so einem Ausleger-Stativ anbringen.

Anschlüsse

Das Behringer Bigfoot wird mit einem USB-Kabel mit dem Computer verbunden, überträgt dann ein Monosignal oder Stereosignal zum Rechner und schickt ein Stereo-Playback-Signal für den Kopfhörer zurück. Der Kopfhörerausgang und der USB-Ausgang befinden sich an der Unterseite des Mikrofonkörpers. Der USB-Anschluss ist als USB-Mini ausgeführt, ein passendes Kabel liegt dem Mikrofon bei. Dieses Kabel ist erfreulich dick und lang; es misst fast 1,8 Meter. Man kann das Bigfoot also sehr schön auf dem Schreib- oder Arbeitstisch aufstellen und das Kabel reicht noch locker zum darunter platzierten Rechner. Eng könnte es nur werden, wenn man das eben erwähnte Scherenarm-Stativ verwendet und das Kabel am Stativ entlang „aufräumen“ möchte.

Der USB Mini-Anschluss und der Kopfhörerausgang befinden sich auf der Unterseite des Mikrofons.
Der USB Mini-Anschluss und der Kopfhörerausgang befinden sich auf der Unterseite des Mikrofons.

Technische Werte

Den Übertragungsbereich des Behringer Bigfoot wird mit 20 Hz bis 20 kHz (-10dB) angegeben. Ohne Angaben, was zwischen diesen Werten passiert ist diese Angaben bekanntermaßen wenig nützlich. Immerhin lassen die -10 dB in Klammern einen Höhenabfall zwischen 10 kHz und 20 kHz erwarten, was übrigens kein Nachteil ist: Viele Mikrofone sind so abgestimmt. Interessanter ist da der maximale Grenzschalldruck, kann man doch daraus ablesen, wie viel Pegel das Mikrofon vertragen kann. Beim Bigfoot liegt der Grenzschalldruckpegel bei 120 dB SPL und damit liegt das Bigfoot eher im unteren Mittelfeld von dem, was ein modernes Kondensator-Mikrofon aushalten kann. Angst vor Verzerrung muss man trotzdem nicht haben, für die anvisierte Anwendung – Sprachübertragung im Podcast- oder Youtube-Studio – reichen 120 dB SPL vollkommen aus. Nur der Schreihals müsste Acht geben. Und an einer Snare-Drum im Nahbereich wird man das Bigfoot ebenfalls selten benutzen.

Mit dem Bigfoot wird Behringer seinem Ruf als Anbieter preiswerter Audiotechnik wieder gerecht.
Mit dem Bigfoot wird Behringer seinem Ruf als Anbieter preiswerter Audiotechnik wieder gerecht.

Keine 24 Bit!

Der interne Wandler arbeitet mit 44,1 oder 48 kHz und nur mit 16 Bit. Richtig gelesen: Das Bigfoot wandelt nicht mit der heutzutage gängigen Dynamik-Auflösung von 24 Bit! Dabei ist gerade die menschliche Stimme zu sehr große Dynamiksprüngen fähig, gerade hier würde man also von den ungleich zahlreicheren Dynamikstufen der 24 Bit-Wandlung gegenüber den 16 Bit profitieren. Zur Erinnerung: Bei 24 Bit wandelt man schon bei einem Pegel von -48 dB FS mit 16 Bit und somit „CD-Qualität“. Bei (nur) 16 Bit ist man gezwungen, das Signal möglichst nahe an die 0 dB FS heran zu verstärken, um in den Genuss der vollen Auflösung zu kommen – natürlich immer mit der Gefahr des digitalen Clippings.

Praxis

Gute Latenzwerte

Das Behringer Bigfoot USB-Mikrofon wird von meinem Studiorechner, einem alten MacPro aus dem Jahr 2011, nach dem Anstecken problemlos erkannt und ist nach dem Auswählen in den entsprechenden Einstellungsmenüs sofort nutzbar. Dabei erscheint das Bigfoot in meinen Einstellungen zweimal, einmal als Eingabe- und ein zweites Mal als Ausgabegerät. Da ich mit Pro Tools arbeite, musste ich diese beiden Bigfoot-Treiber erst in einem kombinierten Pro Tools Aggregate zusammenfassen, bevor ich sowohl aufnehmen und das Ergebnis anhören konnte. Andere DAWs wie Ableton Live erlauben die Auswahl unterschiedlicher Audio-Treiber für Ein- und Ausgänge aus den Einstellungen heraus. Die Latenz erreicht gute Werte, bei einer Buffergröße von 64 Samples bleibt die Systemlatenz immer noch knapp unter 5 ms!

In meinen Einstellungen erscheinen der Ein- und Ausgangstreiber getrennt.
In meinen Einstellungen erscheinen der Ein- und Ausgangstreiber getrennt.

Alles easy!

Die Status-LED im Mute-Knopf des Behringer Bigfoot leuchtet bei angestecktem Mikrofon grün und signalisiert damit Betriebsbereitschaft. Nun kann mit dem hinteren Auswahlknopf die Richtcharakteristik des Mikros je nach Anwendung ausgewählt werden und mit dem Gain-Regler eingepegelt werden. Um den Aufnahmepegel zu kontrollieren, muss man sich auf die Pegelanzeige im Computer verlassen, weil das Behringer Bigfoot keinerlei Signal-LED besitzt. Die Status-LED hätte man ja theoretisch als Clip-LED nutzen können. Beim Bigfoot zeigt eine rot leuchtende LED lediglich, dass die Mute-Funktion aktiviert ist. Dann ist das Mikrofon stumm geschaltet, das Playbacksignal spielt weiter, was ja generell sinnvoll ist.

Bigfoot auf dem Schreibtisch
Bigfoot auf dem Schreibtisch

Erste Aufnahmen

Das Behringer Bigfoot ist ja vornehmlich für den Einsatz in einem Podcast- oder Youtube-Studio gedacht, also beginnen ich mit Sprachaufnahmen. Dabei fällt auf, dass ich – je nach Abstand zur Schallquelle das Gain recht weit aufdrehen muss, um auf meinen Wunschpegel von ca. -10 dB FS zu kommen. Sehr erfreulicher ist die Tatsache, dass der Preamp dabei nicht übermäßig zu rauschen anfängt!
Bei der Sprachaufnahme mit der Richtcharakteristik Acht offenbart sich dann eine kleine Schwäche des Bigfoot: Die Charakteristiken sind nicht 100%ig ausgewogen. Deutlich hört man den Unterschied bei der Acht: Der Sound sollte eigentlich von vorne und hinten identisch sein, aber von der Rückseite besprochen klingt das Bigfoot doch deutlich anders als in der Haupteinsprechrichtung. Ähnliches zeigt sich bei der Kugel, ich bin einmal mit dem Shaker um das Bigfoot herumgelaufen, und wieder klingt das Mikrofon von hinten anders als von vorne. Der Grund dafür ist sicher das Konzept der Mikrofonkapseln, be denen zunächst für Acht und Kugel die beiden Stereokapseln zusammengemischt werden müssen.

Audio Samples
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Sprache, Niere Sprache Kugel Sprache, Acht Shaker, Kugel

Gedacht ist das Bigfoot ja eher als Sprecher-Mikrofon, es muss sich aber auch im Instrumenteneinsatz nicht verstecken. Die Ukulele ist mit der Richtcharakteristik Niere aufgenommen. Die Akustikgitarre habe ich neben einer üblichen Mikrofonierung – Niere, ausgerichtet auf den Hals/Korpus-Übergang – noch im Stereo-Modus mit etwa einem halben Meter Abstand aufgenommen. Bei dieser Stereo-Aufnahme stand der Gain-Regler fast auf Anschlag und wie ihr hört, hört ihr nichts… also kein Rauschen, nur Gitarre!

Audio Samples
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Ukulele, Niere Akustikgitarre, Niere Akustikgitarre, Stereo

Minimal-Monitoring

Das Behringer Bigfoot schickt das Eingangssignal noch vor dem Rechner wieder auf den Kopfhörerausgang, das Prinzip kennen wir unter dem Namen „Direct Monitoring“ oder „Zero Latency Monitoring“. Da Behringer auf einen Mix-Regler von Eingangs- und Playbacksignal verzichtet, muss man das Verhältnis der beiden Signale im Kopfhörer über die Regler der Aufnahmesoftware anpassen. Ein Mix-Regler am Mikrofon selbst wäre natürlich die wesentlich praktikablere und elegantere Lösung. Um ein Echo des direkten und des aufgenommen Signals auf dem Kopfhörer zu vermeiden muss man außerdem dafür sorgen, dass die aufgenommen Spur in der DAW stummgeschaltet ist und nicht auf den Main-Ausgang geschickt wird.

Kopfhörerausgang: Die 5-Volt-Limitierung

Für die Aufnahmen habe ich zuerst meinen Beyerdynamic DT990 mit 250 Ohm verwendet, aber der Kopfhörerausgang besitzt für diesen hochohmigen Studiokopfhörer nicht genug Power. Aber das ist kaum verwunderlich: Die USB-Busche liefert ja nur maximal 5 Volt Spannung und die verteilt sich zudem das Gesamtpacket bestehend aus Mikrofon, Interface und Kopfhörerverstärker. Man sollte also in Verbindung mit dem Behringer Mikrofon einen Kopfhörer mit geringer Impedanz wählen, der spielt dann wesentlich lauter. Mit einem 32 Ohm-Kopfhörer stampft mir der Bigfoot ordentlich Pegel auf die Trommelfelle.

Der Kopfhörerausgang funktioniert am besten mit einem Kopfhörer mit geringer Impedanz.
Der Kopfhörerausgang funktioniert am besten mit einem Kopfhörer mit geringer Impedanz.

Fazit

Das Behringer Bigfoot tut genau das, was es soll: Es liefert eine überzeugende Performance bei der Sprachübertragung, es sieht auf dem Schreibtisch des Youtubers gut aus, es ist schnell und problemlos eingerichtet und die Bedienelemente beschränken sich auf das Nötige, was wiederum den praktischen Einsatz sehr einfach macht. Das Mikrofon macht auch vor Instrumenten eine gute Figur. Das Ganze zu einem Preis von nur 88 Euro ist ein tolles Komplettpaket: Wer ein unkompliziertes und optisch ansprechendes Tisch-Mikrofon für seinen Podcast- oder Youtube-Kanal sucht, wird vom Bigfoot nicht enttäuscht sein! Man muss sich aber klar darüber sein, dass das Bigfoot nur mit 16 Bit wandelt, was nun wirklich nicht mehr zeitgemäß ist. Ob die fehlende USB-C-Buchse zum Problem wird, dass muss der Anwender selbst entscheiden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • günstiger Preis
  • einfachste Bedienung
  • sieht cool aus
Contra
  • nur 16 Bit Auflösung
  • leichte Klangveränderung bei Kugel und Acht
Artikelbild
Behringer Bigfoot Test
Für 79,00€ bei
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FEATURES & SPEZIFIKATIONEN
  • USB-Mikrofon mit drei Mittelmembran-Kondensatorkapseln
  • Richtcharakteristik und Betriebs-Modus: Niere, Kugel, Acht und Stereo
  • Frequenzgang 20 Hz bis 20.000 kHz (-10dB)
  • max. SPL: 120 dB SPL (1% THD@1kHz)
  • Ausgänge: Mini-USB und Kopfhörer (3,5 mm)
  • Auflösung: 44,1/48 kHz, 16 Bit
  • Stromversorgung: 5V via USB
  • Leistung Kopfhörerverstärker 350 mW
  • Abmessungen: 110 x 110 x 227 mm
  • Standfuß mit U-Bügel, langes USB-Kabel im Lieferumfang
  • Gewicht: Mikrofon ca. 0,5 kg, Fuß ca. 0,8 kg, komplett: 1,3 kg
  • Preis: € 88,- (Straßenpreis am 25.5.2021)
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Hip-Hop Horst sagt:

#1 - 26.08.2021 um 12:03 Uhr

0

Boah ey voll krass, Alta.

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kaufmann, erich sagt:

#2 - 26.08.2021 um 12:09 Uhr

0

Gut. Was ist letzte Preis.

Profilbild von Markus

Markus sagt:

#3 - 26.12.2022 um 07:47 Uhr

0

Super Artikel, vielen Dank! Ich habe das Mikro schon eine Weile, weiß aber jetzt noch besser, wie ich z.B. Akustikinstrumente aufnehme, Latenz vermeide etc. 🙏

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