Audix f9 Test

Von Audix hatten wir unter anderem das f9 im bonedo-Testmarathon zu Gast. Audix-Mikrofone lassen sich verschiedenen Serien zuordnen, welche – man ahnt es – in unterschiedlichen Preisregionen beheimatet sind. “Fusion” nennt sich die Einsteiger-Serie, der auch das Kleinmembran-Kondensatormikrofon f9 zugeordnet wird. Für recht wenig Geld erhält man ein schlichtes und einfaches Mikrofon der Firma aus Oregon, das im Test gegen die Marktkonkurrenz antritt, sich aber auch innerfamiliär behaupten muss.  

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Als Stereoset ist das Audix f9 nicht erhältlich, die Mikrofone müssen einzeln erstanden werden. Dass das in dieser Klasse kein Nachteil sein muss, zeigen andere Kandidaten, die als “Matched Pair” verkauft werden, aber dennoch äußerst unterschiedlich klingen. So spartanisch wie das Mikrofon selbst ist auch seine Ausstattung: ein Kunstledertäschchen, Windschutz und ein Mikroclip, das wars, alles zusammen im bedruckten Karton. Die Kosten für ein Case scheint man sich (und somit dem Kunden) also zu ersparen.

Details

Das Kondensatorprinzip in der 16mm-Kapsel des f9 kommt nicht durch externe Polarisation über die (auch hier dennoch notwendige) Phantomspeisung zustande, sondern durch die Verwendung einer Elektret-Kondensatorbackplate. Durch die Schallumwege zur Rückseite der goldbedampften Membran, die durch die Backplate baulich bewußt erzeugt werden, kommt auch dieses Mikrofon mit der am häufigsten vertretenen Richtcharakteristik, der Niere. Beim f9 hat das Cardioid-Pattern eine Rückwärtsdämpfung von 24 dB (bei 1 kHz).
Der Frequenzgang des Mikrofons scheint sich in einer Hinsicht von vielen seiner Mitbewerber zu unterscheiden, denn er weist neben der fast schon obligatorischen Überhöhung kurz unterhalb der 10 kHz einen zusätzlichen Boost mit einer Mittenfrequenz von etwa 13, 14 kHz auf. Erst darüber verschwindet die Frequenzgangkurve nach unten – dafür dann aber rapide. Außer einer kleinen Überhöung bei 2 kHz verlässt die Linie erst unterhalb von 200 Hz die Null-Linie. Das Frequenzband wird zwar numerisch mit 40 Hz – 20 kHz angegeben, doch durchläuft die Kurve diese beiden Eckwerte bei ungefähr -9 und -5 dB. Wie immer gelten diese Frequenzangaben bei ausreichendem Abstand zur Schallquelle, sodass der Proximity-Effekt nicht zu einer Bassanhebung führen kann.

Fotostrecke: 8 Bilder Blick auf die Hautaufsprechachse des Audix f9

Verhältnismäßig gering ist die Empfindlichkeit des f9. Durch die nur 8 mV/Pa ist es allerdings einfacher, auf der anderen Seite einen Anteil der Verzerrungen am Gesamtsignal von 0,5% erst bei 137 dB auftreten zu lassen. Das ist praktisch, denn das Fusion-Mikrofon besitzt kein Pad und wird von manchen Usern auch an höherpegeligen Schallgebern verwendet werden. Allzu gering sollte der Pegel am Mikrofonierungsort auch nicht sein, denn 22 dB(A) Noise-Floor sind zwar üblich, doch nun auch keine positive Schlagzeile wert. Der Impedanzwandler des kleinen Kondensatorstäbchens sorgt für eine Ausgangsimpedanz von 200 Ohm. Karnevalisten dürfen sich freuen, denn die kleinen Gehäuse aus schwarz beschichtetem Messing-Druckguss sind exakt 111 Millimeter lang. Der Durchmesser beträgt 20 mm, am Fuß, der wie üblich die XLRm-Buchse in sich trägt, sind es nur 19 mm. Mit 91 Gramm ist ein einzelnes Kondensatormikro recht leicht, doch im Stereoverfahren muss es mit einem Zwillingsgeschwisterchen zeigen, wie es die Signale über die XLR-Pins 2 und 3 ausgibt.

Praxis

Im Praxisteil eines bonedo-Tests so zu tun, als könne man den Leser mit etwas überraschen, ist natürlich hinfällig, da ja die wesentliche Marschrichtung schon durch unsere Pro-und-Contra-Liste und die Sternchenbewertung klar sein sollte. Außerdem ist vielleicht auch schon das Video aus dem Testmarathonbekannt, in dem das Audix f9 bereits recht gut wegkommt. Aber das soll keine Rolle spielen, denn schöne Sachen kann man bekanntlich mehrmals machen. Deshalb noch einmal: Überraschung, das f9 klingt ziemlich gut!
Im Ernst: Man kann in dieser Preisklasse natürlich keine Wunder erwarten und diese liefert das f9 auch nicht, doch zeigt es sich erstaunlich ausgewogen. Dass das Luftband, also der Frequenzbereich knapp unter 20 kHz, eher schwach ist, wird durch den Boost kurz darunter ausreichend kompensiert. Sicher klingt es dadurch noch lange nicht wie ein brettlineares Oberklassemikrofon, doch funktioniert das deutlich besser als bei denjenigen Mikrofonen, die ausschließlich mit Boosts um die oder unterhalb von 10 kHz gegen den Eindruck von Höhenarmut arbeiten. Hört man sich eine Weile auf das Audix ein, kann man dennoch ausmachen, dass die Höhen eine leichte Tendenz zur Drahtigkeit und Künstlichkeit haben.

Audio Samples
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Audix f9 Referenz Schoeps CMC-64

Wirklich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Mikrofonen konnten nicht ausgemacht werden, sogar weitaus weniger, als bei manchen als gematchte Pärchen angebotenen Probanden. Zwar ist das Stereobild der beiden f9, was die Schärfe und Ausgewogenheit angeht, recht gut, doch sind es die nicht ganz so explosive Dynamik und die in letzter Instanz doch nicht ausreichend kristallinen Höhen, die das Ergebnis etwas trüben. Die Welt ist aber in Ordnung und bleibt es auch, wenn man das Preisschild eines f9 nochmal konsultiert: Preis und Gegenleistung stehen sich hier nicht gegenüber, sondern umarmen sich geradezu. Diesbezüglich kann ich dem Fusion-Audix sogar bessere Noten ausstellen als dem der nächsthöheren Serie.

Im Praxistest machte ein Stereopärchen Audix f9 im XY-Verbund eine gute Figur.
Im Praxistest machte ein Stereopärchen Audix f9 im XY-Verbund eine gute Figur.

Im Studio hat man mit einem Pärchen f9 recht ordentliche Allrounder, sollte aber natürlich bei der Abnahme von Signalen, die sehr natürlich zu wirken haben und niederigen Pegel aufweisen, auf hochwertigere zurückgreifen. Bei einem Chor beispielsweise kann bei entsprechendem Abstand das Rauschen doch etwas auffällig werden – aber selbst hier kann Audix viele andere Stäbchen in die Schranken verweisen. Interessant wird es natürlich bei höheren Pegeln. Seine Eigenschaften lassen es auch für den Einsatz an Drums, Percussion und auch Amps geeignet erscheinen. Zudem wirkt das Mikrofon robust und gut verarbeitet.

Fazit

In der Audix-Firmenzentrale scheint man bei der Planung des f9 einige Punkte schlichtweg richtig gemacht zu haben. So ist es zu erklären, dass das Kondensatormikrofon ohne Firlefanz und Besonderheiten, ohne Edelcase oder -koffer, ohne einen Haufen an Zubehör (und ich möchte fast sagen: ohne jegliches Design) für sein Geld einfach das macht, was bei Mikrofonen unbestreitbar das Wesentliche ist, nämlich gut zu klingen. Wem der Zugang zu teureren Mikrofonen verschlossen ist oder wer (noch) nicht so viel investieren möchte, der sollte das f9 auf jeden Fall in die engere Wahl ziehen.

Pro
  • Preis-/Leisungsverhältnis
  • klanglich ordentlich
Contra
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Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 40 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 8 mV/Pa
  • THD+N: 22 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 137 dB SPL (0,5 % THD)
  • Preis (Stück): € 160,-(UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Preis-/Leisungsverhältnis
  • klanglich ordentlich
Contra
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Audix f9 Test
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