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Audio-Technica AT-LP120-USBHC Test

Mit dem AT-LP120-USB präsentiert Audio-Technica einen umfangreich ausgestatteten DJ-Turntable, der mit Features wie Phono-Preamp und USB-Schnittstelle auf die preisbewusste Käuferschaft schielt. Womit wir thematisch auch schon beim Verkaufspreis angelangt wären. Dieser liegt meist deutlich unter 300 Euro (Straße), womit sich der LP120 preislich in das untere Mittelfeld einordnet.

01-AT-LP120-USB-Intro Bild


Das Erscheinungsbild des Testprobanden macht unmissverständlich deutlich, dass man sich bei der Entwicklung des Äußeren sehr nahe am Vorbild eines Technics gehalten hat. Das Suffix „HC“ (AT-LP120-USBHC) weist auch auf die neuste Produktionscharge hin, die – so wie bei Technics – in zwei Farben erhältlich ist. Ob Performance und Klang ebenso nah am Original liegen, werden wir sehen.

Details

Lieferumfang

Zum Lieferumfang des AT-LP120-USB gehören ein auf dem AT-HS10 Headshell vormontierter AT95E mit elliptischer Diamantnadel, der Aluminium-Platter, Gegengewicht, ein 45-RPM-Adapter, eine Abdeckhaube aus Acryl, Slipmat, Netz- und USB-Kabel. Dazu kommen eine CD mit der Software Audacity für die Aufnahme von Schallplatten sowie eine ausgedruckte fünfsprachige Bedienungsanleitung. Eine Überhangschablone oder ähnliches ist nicht dabei, genauso wenig wie eine antistatische Gummimatte.

Fotostrecke: 2 Bilder So kam der DJ-Kollege bei mir an.

Montage

Nun, wo wir doch schon alles ausgepackt haben, geht’s an den Aufbau. Plattenspieler am Zielort aufstellen und mit den höhenverstellbaren Gerätefüßen und einer Libelle das Chassis ausbalancieren, Eurostromkabel in die Steckdose und in die Geräterückseite, das fest montierte Cinch-Kabel an den DJ-Mischer anschließen und Haube aufstecken. Zu guter Letzt arretiere ich die Headshell vorne am Tonarm. Das ging schnell. Verwunderlich: Weder Masse- noch Kaltgerätekabel. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das mitgelieferte System: Ein AT95E. Sound und Handling ok, aber besser geht immer.

Erste Eindrücke

Eingeschaltet wird der Turntable mit Hilfe eines Drehschalters, der an prominenter Stelle vorne links untergekommen ist und die Aktivierung rot quittiert. Der Start-/Stopp-Schalter für den Motor befindet sich ebenso an gewohnter Position vorne links. Direkt benachbart: die Geschwindigkeitsauswahl mit den Tastern 33 und 45. Den Unterschied macht hier das Add-On des AT: Drückt man beide Buttons simultan, werden 78 rpm aufgerufen. Wer noch Schellack auf dem Dachboden hat, dem sei gesagt: Es wird für die Wiedergabe ein spezielles Mono-Abtastsystem benötigt, das separat erworben werden muss; 78 rpm allein reicht nicht!

Ein Drehschalter an prominente Stelle, ebenso der Start/Stopp-Button.
Ein Drehschalter an prominente Stelle, ebenso der Start/Stopp-Button.

Der 100-Millimeter-Pitchfader kann mit +/-10 und +/-20 Prozent in zwei verschiedenen Arbeitsbereichen agieren und der Gleichstrommotor kann vorwärts wie rückwärts laufen! Ein über dem Pitch-Slider befindlicher Taster wählt die Arbeitsrichtung aus, auch im laufenden Betrieb. Doch soviel sollte klar sein: Es handelt sich hier nicht um ein Instant-Reverse. Hierfür wäre der Motor wohl auch ungeeignet, zudem das Anlaufdrehmoment mit ein wenig mehr als 1,6 kgf-cm zu schwach und die Steuerung zu schwammig ist. Aber egal, wir verbuchen auf der Habenseite: „Mit Rückwärtsgang!“
Beim Warmmixen kommt mir der Antrieb aber nicht zu schwach dimensioniert vor, kein einziges Mal ist das Vinyl unter meiner Hand zum Stehen gekommen. Natürlich fühlt sich das nicht so mächtig an wie beim Gegenüber, einem Pioneer PLX-1000, aber es reicht aus, um alle Platten mühelos abzuwerfen. Kompliment!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Auswahl für den Pitchfader (unten) 10 und 20 Prozent!

Die Fein-Justage

Nach Ausbalancieren des Tonarms stelle ich zwei Gramm Auflagegewicht ein. Bleibt noch das Antiskating zu justieren, was aber leider nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Auch beim Wert „7“ schmiert der Tonarm noch ab und zieht zur Mitte und das, obwohl er auch komplett in Waage aufgestellt ist. Das Rädchen bei diesem Exemplar des LP120-USB scheint ohne Funktion zu sein, was doch eher ungewöhnlich ist.
Leider stelle ich zudem beim AT-LP120-USB, wie auch schon bei den letzten Plattenspielern, die ich zum Test hier hatte, fest, dass die Hersteller gern mit einem vollständigen Setup werben und einen vormontierten Tonabnehmer gleich mitliefern, dafür aber auf eine Dreingabe verzichten, die früher als Cent-Artikel galt, dazu gleich mehr. Meiner Ansicht nach erweckt das zudem den Eindruck, man würde ein Plug-n-Play-Gerät erwerben und könne direkt loslegen. Im Prinzip geht das, theoretisch auch, aber:

Fotostrecke: 3 Bilder Audio-Technica AT-LP120-USB: Tone arm height

Der Tonarm liegt nicht parallel zum Vinyl auf, nachdem man die Nadel aufgesetzt hat. Da der Arm nach vorne hin abfällt, liegt die Tonarmbasis im Verhältnis zum Platter zu hoch; sie lässt sich aber hinsichtlich der Höhe nicht mehr weiter hinuntersetzen. Die Skala steht auf „0“.
Es hilft also nur die Manipulation auf der Plattentellerseite, sprich verschiedene Auflagen ausprobieren, bis es passt. Oder man investiert in einen Spacer aus Holz oder Carbon (drei oder vier Millimeter, Kostenpunkt 15 – 20 Euro) und montiert diesen zwischen Headshell und Tonabnehmer. Die Gummimatte, die ich beim Auspacken so vermisst habe, wäre jetzt ein echter Segen. Nehmen wir eine von meinen, was tatsächlich exakt passt! 3,5 Millimeter Höhe fehlt also. Kostet einen halben Stern in der Endwertung.

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Praxis

Durch meine zusätzlich aufgebrachte Auflage in Form einer massiven Gummimatte trägt der leichtfüßige Aluminimum-Platter nun relativ viel Gewicht, was ihn hinsichtlich seines Start- und Stoppverhaltens ein wenig träger erscheinen lassen sollte. Das ist aber erfreulicherweise gar nicht der Fall. Der Motor hat zum Auflegen ein genügend starkes Drehmoment. Heimischen DJ-Mixen steht definitiv nichts im Weg, auch private Events kann ich mir bei nicht allzu großen Strapazen ebenso gut vorstellen. Professionell damit auflegen steht aber wiederum auf einem anderen Blatt. Dafür ist der LP120 zu leichtfüßig und damit resonanzanfällig. Die Gerätefüße funktionieren zwar sehr gut, mechanische Schwingungen werden wirkungsvoll absorbiert, bei vereinzelten Stößen vor die Unterlage wird’s dann aber haarig, weil die Nadel springt, auch das Erhöhen der Auflagekraft auf vier Gramm kann dem nicht genügend entgegenwirken.

Sound

Audio-Technica hat dem LP120 einen integrierten, schaltbaren Phono-Preamp mit auf den Weg gegeben. Der verbaute Preamp kann gut mit Konkurrenzprodukten mithalten. Sein Klang ist genügend druckvoll und durchaus durchsichtig. Einzig die Hochtonauflösung könnte ein wenig feiner sein.
Auch der mitgelieferte Audio-Technica Tonabnehmer weiß zu überzeugen. Zwar ginge hier erheblich mehr, vor allem wieder hinsichtlich der Auflösung im Hochtonbereich, dennoch klingt er insgesamt recht ausgewogen. Hier nervt nichts, weil sich kein Sound aufdrängen will und kein Frequenzbereich überbetont ist. „Unaufgeregt, aber homogen“ trifft es wohl am besten.   Die Aufnahme per USB ist auch weit besser, als ich das erwartet hätte. Klingen tut unser Testkandidat angesichts des Straßenpreises gut.

Audio Samples
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Hörbeispiel 1 über Preamp AT-LP120-USB Hörbeispiel 1 über Preamp und USB AT-LP120-USB Hörbeispiel 1 über Denon-DN-X1600 und RME AIO Hörbeispiel 2 über Preamp AT-LP120-USB Hörbeispiel 2 über Preamp und USB AT-LP120-USB Hörbeispiel 2 über Denon-DN-X1600 und RME AIO

Die Konkurrenz ist groß

… insbesondere in dem Preissegment zwischen 280 und 380 Euro tummeln sich viele drehende “Zeitgenossen”. Der TT-250 USB von Numark ist nahezu gleich ausgestattet und auch die Ausführung der Bedienelemente und die Materialauswahl beim Chassis ähneln stark der des LP120-USB und das bei einer UVP von 299 Euro (Straße: 250 Euro). Für derzeit etwa 350 Euro erhält man zudem noch den „Kleenen“ von Pioneer, den DJ-Turntable PLX-500, der genauso ausgestattet ist wie unser Testproband und hinsichtlich der DJ-Performance dem Audio-Technica in nichts nachsteht.

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Fazit

Mit dem AT-LP120-USB bietet Audio-Technica einen DJ-Turntable an, der sich primär an DJ-Einsteiger und Hobbyisten wendet, aber auch die Vinylisten auf den Plan ruft. Bei bloßer Betrachtung der UVP (379 Euro) ist der japanische Plattenspieler einer unter vielen 1210er-Nachbauten. Legt man allerdings den tatsächlichen Straßenpreis zugrunde, wird ein Schuh draus, denn für 279 Euro ist der Plattenspieler, der seit Neustem sowohl in Schwarz als auch in Silbern erhältlich ist, eine echte Überlegung wert. Sein Erscheinungsbild ist bekannt, die Verarbeitung gut und die Ausstattung angesichts des Preises mehr als angemessen. Diesen Eindruck kann auch die schwerlich vermisste Gummimatte nicht trüben, eher schon die daraus resultierende Tatsache, dass es sich trotz mitgeliefertem Tonabnehmer um kein Plug-and-Play-Setup handelt, was den Testkandidaten einen halben Bonedo-Stern kostet. Dennoch können sowohl DJ-Newbys als auch Vinylisten bedenkenlos zugreifen. Hinsichtlich der Soundqualität macht man gewiss nichts falsch und da ist sogar noch Luft nach oben. Wenn man bereit ist, für einen Tonabnehmer rund 70 Euro zu bezahlen, kann man klanglich noch so einiges rauskitzeln.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • höhenverstellbarer Tonarm
  • höhenverstellbare Füße mit guter Abkopplung
  • auf AT-HS10 vormontiertes AT95E
  • Acryl-Abdeckhaube
  • integrierter Phono-Preamp
  • integriertes USB-Interface
Contra
  • keine Gummimatte im Lieferumfang
  • kein Plug & Play Setup (Tonarmhöhe)
  • fest montiertes Stromkabel
Artikelbild
Audio-Technica AT-LP120-USBHC Test
Für 239,00€ bei
Audio-Technica AT-LP120-USBHC, DJ-Turntable
Audio-Technica AT-LP120-USBHC, DJ-Turntable
Kommentieren
Profilbild von t0shki

t0shki sagt:

#1 - 31.07.2017 um 10:57 Uhr

0

"Bei etwa 350 Euro lauert aber die größte Konkurrenz und die kommt von Pioneer, die mit dem PLX-500 ein DJ-Turntable anbieten, der einen wesentlich stärkeren Motor unter der Haube hat"Ich habe beide Plattenspieler verglichen und dessen Anlauf liegt bei beiden Geräten um die 1,6kg/cm - Wo ist hier dann der Unterschied?

    Profilbild von Daniel Wagner

    Daniel Wagner sagt:

    #1.1 - 08.08.2017 um 17:13 Uhr

    1

    Hi tüshki!
    Vielen Dank für deinen Kommentar. In der Tat ist die gute Performance des PLX-500-Motors nicht nur laut Papier sonder auch „in echt“ absolut vergleichbar mit dem Antrieb des Audio-Technica. Danke für den Hinweis, der Passus wurde auch bereits im Text geändert.

    Profilbild von Martin Heller

    Martin Heller sagt:

    #1.2 - 15.01.2020 um 06:17 Uhr

    0

    Keine gute Wahl. Im Pionieer Service Forum beschweren sich viele aktuelle Leute darüber dass der Motor auch im nicht-DJ-Gebrauch kaputt geht.

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