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Alto Zephyr ZMX244FX USB Test

Mit ihrer neuen 24-Kanal-Konsole ZMX244FX USB (Serienname: Zephyr) bringt die hierzulande noch relativ unbekannte Audioschmiede Alto einen echten Preishammer im Segment der Veranstaltungsmischpulte. Denn für lediglich 599 Euro UVP gibt es hier nicht nur Kanäle satt, sondern obendrein noch ein integriertes USB-Audiointerface und eine On-Board-Effekteinheit.

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Alto Zephyr ZMX244FX USB: 24-Kanal-Mischpult mit Effektgerät und USB-Interface.


Ob sich der günstige Preis negativ auf die Qualität des taiwanesischen Audiostellwerks auswirkt oder ob es optimierte Fertigungsprozesse und kluges Schaltungsdesign zulassen, eine solide Live-Konsole für einen halben Tausender zu produzieren, haben wir uns angeschaut und -gehört.

Details

Auspacken

Dank der am Gehäuserand angebrachten Griffmulden wuchte ich die zehn Kilo schwere Konsole problemlos aus ihrer Verpackung und vergebe für dieses praxistaugliche Konstruktions-Detail direkt mal einen halben Pluspunkt. Überhaupt ist das Gerät mit seinen Abmessungen von 765 x 400 x 115 Millimetern (B x T x H) für ein 24-Kanal-Pult bemerkenswert schlank geraten.

Praktisch: Die Griffmulden an den Gehäuseseitenteilen.
Praktisch: Die Griffmulden an den Gehäuseseitenteilen.

Äußerlichkeiten

Tatsächlich gibt der Alto ZMX224FX USB, trotz seiner recht schlanken Abmessungen und der daraus resultierenden Enge für die Bedienelemente und deren Beschriftungen, ein recht übersichtliches Bild ab, das sich im abendlichen Schummerlicht positiv auf die Betriebssicherheit auswirken sollte. Wer noch ein bisschen Erleuchtung extra braucht, klemmt eine 12-Volt-Schwanenhalslampe an den frontseitigen BNC-Anschluss. Auch sonst zeigt sich das Pult auskunftsfreudig, denn dem Kanaleingang, Mute, Solo und der Kanalübersteuerung wurden allesamt LEDs spendiert. Allein bei den letzten vier Stereokanalzügen ist die optische Ähnlichkeit zu den Monokanälen etwas problematisch, da sich hier die EQ-Modelle unterscheiden (Festfrequenz, semi-parametrisch), was aber visuell keine Entsprechung findet. Und übersichtliches Layout hin oder her: Die Tatsache, dass der Raum für die Potenziometer nun einmal sehr eng bemessen ist, führt im Ergebnis dazu, dass sich die Drehregler mit mitteleuropäischen Durchschnittsfingern nur von der Seite, nicht aber von Oben greifen lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Alto ZMX244FX USB in ganzer Pracht.

Konnektivität

Gänzlich “unsubjektiv” geht es dann wieder auf der Rückseite der Konsole zu, wo neben den bereits erwähnten Direktausgängen, Aux-Wegen und Subgruppen-Inserts noch weitere Ports zu finden sind. Allen voran zwei symmetrische Stereoausgänge (XLR, Klinke – umschaltbar +4/-30 dBu), einmal Control Room und einmal Mono-Out (vornehmlich zur Versorgung eines Subwoofers). Eine Besonderheit hier: Die USB-A-Buchse nebst Schiebeschaltern, über die ich festlegen kann, welches Signal über die Schnittstelle herausgeführt (Sub 1/2, Main) und wo es angenommen (Ch. 23/24, Main) wird. Auch im Bereich Routing gibt sich der Alto gut ausgestattet. Das beginnt bei der Möglichkeit die Aux-Sends vorzuhören, geht weiter mit zwei Potis zum Einspeisen der Returns 1 und 2 in den Send 1/2 und führt mich hin zu der lobenswerten Option, den Solo-Modus zwischen PFL und AFL (Pre/After Fader Listen) umzuschalten. Alles keine Selbstverständlichkeiten in dieser Preisklasse.

Fotostrecke: 5 Bilder Die rückseitigen Anschlüsse im Detail: Linke Hälfte …
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Praxis

Und genau mit der möchte ich meinen Praxisteil eröffnen. Da sich die Schnellanleitung über das Thema Treiberinstallation ausschweigt, klemme ich das Pult einfach mal auf gut Glück an meinen Rechner und hoffe, dass es sich als klassenkompatibles Interface zu erkennen gibt. Und tatsächlich! Mein braves, unter Windows 7 dienendes Asus-Hündchen (i7, 8GB-RAM) installiert Verbundgerät, Codec und Eingabegerät. Der Blick in die Voreinstellungen zeigt im Anschluss, dass sich dort sowohl Wave- als auch DirectX-Treiber eingeklinkt haben. In Ermangelung von ASIO-Treibern ist die Latenz natürlich miserabel. Bei Verwendung der Wave-Treiber muss ich die Ein- und Ausgangsverzögerung auf epische hundert Millisekunden raufschrauben, um einen stabilen Audiostrom zu erzielen. Unter DirectX geht es auch mit der Hälfte, nämlich fünfzig Millisekunden. Gut, man muss natürlich dazu sagen, dass diese Werte in Anbetracht der möglichen Einsatzszenarien (Zuspielen von Audiomaterial in Konzertpausen, Mitschneiden von Auftritten) als unkritisch zu bezeichnen sind und ein Punktabzug an dieser Stelle ungerechtfertigt scheint. Ich wünsche mir dennoch der guten Form und Performance halber in naher Zukunft ASIO-Treiber.

Fotostrecke: 3 Bilder Okay, klassenkompatibel scheint der USB-Chipsatz zu sein.

Klanglich leisten die Wandler ganze Arbeit und produzieren ein einwandfreies Bild. Und wo ich den USB-Eingang schon mal via Schiebeschalter auf die frontseitigen Kanäle 23 und 24 adressiert habe, will ich dem Kanal-EQ direkt mal einen Testlauf gönnen. Doch Moment, als digitale Eingangsquelle steht mir in der DAW ja nur der Mikrofon-Codec zur Verfügung. Entsprechend wird das Summensignal hier über alle Maßen verstärkt und selbst Pegelspitzen von -30 dB auf der Stereoschiene führen am Audio-In bereits zu Clipping. So wird das natürlich auch nichts mit dem Saalmitschnitt und ich vergebe dann doch den halben Minuspunkt, zumindest solange keine vernünftigen Treiber bereitstehen. Notgedrungen wähle ich den analogen Klangpfad, um den Kanal und den Summen-Equalizer zu erproben. Hier hellt sich meine Miene wieder auf, denn die EQs erweisen sich mit einer Amplitude von +/- 15 dB als ebenso zupackend wie effektiv.

Audio Samples
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Alto ZMX244FX USB Kanal Festfrequenz-EQ Alto ZMX244FX USB Summe grafischer EQ

Und da die Effektabteilung nur ein Stockwerk über dem Summen-EQ sitzt, begebe ich mich direkt weiter zu Klangveredelung. Laut Hersteller verrichtet hier ein DSP samt FX-Programmen von Alesis seinen Dienst, was zumindest eine ordentliche, wenn nicht sogar sehr gute Qualität vermuten lässt. Sechzehn Programme stehen zur Auswahl und decken das „typische“ Spektrum ab: Hall, Delay und Modulation (Flanger/Chorus). Mittels eines gerasterten Parameter-Potis kann ich die Algorithmen in sechzehn Schritten modifizieren, also beispielsweise die Hall-Dauer oder Delay-Rate. Generell ist gegen so eine Abstufung nichts einzuwenden, für das BPM-synchrone Timing eines Delays ist sie allerdings zu grob gerastert.
Auffällig ist, dass bei jeder Änderung, egal ob Programm oder Parameter, ein Relais hörbar den Audiostrom unterbricht. Die Idee dahinter ist klar: Es gilt zu verhindern, dass nerviges Knacksen beim Umschalten auf die Saal-PA gelangt. Allerdings wirkt das auf mich nicht mehr ganz zeitgemäß, denn durchgängig alle Effektgeräte, die ich in letzter Zeit auf dem Studiotisch hatte, schaffen problemlos das knackfreie Interpolieren zwischen unterschiedlichen Programmen. Tatsächlich erweisen sich die ungefähr einsekündigen Aussetzer als extrem kontraproduktiv, wenn es darum geht, einen Effekt „feinzutunen“. Spätestens hier ziehe ich erneut die „Halber-Minuspunkt-Karte“. Dazu kommt, dass es aufgrund der doch recht kleinen Beschriftung stellenweise schwerfällt, zu identifizieren, welches Effektprogramm man gerade angewählt hat. Klanglich habe ich jedoch nichts auszusetzen, denn die Programme machen einen anständigen Job – allerdings hörbar darauf getrimmt, „im grünen Bereich“ zu bleiben. Radikale Klangeingriffe sind so natürlich nicht möglich, aber das ist ja (eigentlich) auch nicht die Aufgabe des Saalmischers.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Effektsektion samt grafischem EQ.
Audio Samples
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Alto ZMX244FX USB chorus Alto ZMX244FX USB flanger Alto ZMX244FX USB large hall Alto ZMX244FX USB large room Alto ZMX244FX USB mono delay Alto ZMX244FX USB plate Alto ZMX244FX USB reverb und chorus Alto ZMX244FX USB reverb und delay Alto ZMX244FX USB reverb und flanger Alto ZMX244FX USB small hall Alto ZMX244FX USB small room Alto ZMX244FX USB spring reverb Alto ZMX244FX USB stereo delay Alto ZMX244FX USB tape reverb Alto ZMX244FX USB vocal 1 Alto ZMX244FX USB vocal 2

Zu guter Letzt wende ich mich den Einzelkanälen zu. Mit dem Gain-Poti lassen sich die Eingangsverstärker bis zu einer Leistung von 50 dB aufreißen. Die Messung des Frequenzgangs bestätigt, dass das Audiomaterial ohne irgendwelche Abweichungen beim Equalizer landet. Hier ist pro Band ein Pegelhub von 15 dB abrufbar, wobei das semi-parametrische Mittenband im weiten Bereich von 100 Hz bis 8 kHz durchstimmbar ist. Flankiert von den beiden Festfrequenz-EQs (High: 12 kHz, Low: 80 Hz) können damit gröbere Sound-Entzerrungen sehr gut erledigt werden. Allein für aufwendigere Bearbeitungen ist die dreibandige Konzeption dann doch ein wenig unterdimensioniert, was sich im Zweifel allerdings durch einen EQ-Insert sehr gut kompensieren lässt.
Nicht so einfach lässt sich allerdings dem Szenario begegnen, das entsteht, falls die vier Aux-Wege einmal nicht reichen sollten. Und das ist erfahrungsgemäß relativ schnell der Fall („Können wir dem Neil am Bass nicht doch noch einen Monitor dazu stellen – der hört sich wieder einmal nicht“). Gut also, dass sich alle Kanäle über den rückseitigen Direct-Out abgreifen lassen. Veranstalter, die eine Festinstallation des Alto planen, sind hier also gut beraten, eine Patchbay gleich mit einzubuchen.

Audio Samples
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Alto ZMX244FX USB Sweeping
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Fazit

Es ist schon erstaunlich, was Alto hier für einen Kanal-Stückpreis von 21 Euro an Features und Sound abliefert. Dieser Konsole mangelt es eigentlich an nichts: Anschlüsse, Klangbearbeitung, Routing-Möglichkeiten – alles ist im Überfluss vorhanden und das in einer durchaus respektablen Qualität. Die hohe Funktionsdichte bei gleichzeitig sehr „tour-freundlichen“ Abmessungen erkauft man sich allerdings mit recht eng beieinanderstehenden Bedienelementen. Und schaut man auf das Preisschild, dann sollte auch klar sein, dass die Fader nun nicht ölig-satt über die Leiterbahn gleiten und auch die Potis nicht den Eindruck machen, dass man mit ihnen guten Gewissens die Sauerstoffaufbereitungssysteme eines interstellaren Raumschiffs ausstatten sollte. Aber das wollen wir ja auch nicht. Wir wollen eine günstige, übersichtliche und handliche Live-Konsole und da gibt das Alto ZMX244FX USB Pult, mal abgesehen von einigen Nickeligkeiten wie der Bedenkzeit beim Umschalten von Effektparametern, ein ziemlich gutes Bild mit sattem Sound ab.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Gute Routing-Möglichkeiten
  • Schlüssiges Konzept
  • Geringe Abmessungen
  • Umfangreiche Anschlüsse
  • USB-Interface
  • AFL/PFL-Vorhören
Contra
  • Geringer Abstand der Bedienelemente
  • Effektstummschaltung beim Umschalten
  • Ablesbarkeit des Effektgerätes
  • Gestufte Effektparameter
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Alto Zephyr ZMX244FX USB Test
Alto Zephyr ZMX244FX USB: 24-Kanal-Mischpult mit Effektgerät und USB-Interface.
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von Numinos

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