AKG Lyra Test

Das AKG Lyra wird als USB-Mikrofon mit HD-Sound beworben und soll Podcastern und Youtubern ebenso zu exzellentem Klang verhelfen wie Gamern und natürlich Musikern.

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AKG denken insbesondere an Freunde von 4K-Filmaufnahmen, die Audio in Ultra-HD-Qualität einsetzen möchten. Darüber hinaus enthält das Mikrofon aber auch ein Mikrofon-Array, das für flexible Mono- und Stereo-Aufnahmeformate sorgt. Aufgrund dieser Bandbreite ist der Test des AKG Lyra eine wirklich spannende Sache …

Details

Gelieferter Umfang

Das Mikrofon wird auf einem Metall-Ständer vormontiert geliefert. Puristen werden sich freuen, dass sich der Desktop-Stand des Lyra auch abschrauben lässt. Dazu gibt es ein 2m langes USB-Kabel vom Typ-C auf Typ-A und ein Quick-Start-Guide. Als kleiner Bonus ist für PC und Mac die Recording-Software Ableton Live 10 Lite mit an Bord. Damit ist der Lieferumfang überschaubar, aber bietet alles Notwendige, um nach dem Auspacken direkt loslegen zu können.

Verkaufskarton
Verkaufskarton

Aussehen und Aufbau

Die Retro-Optik des AKG Lyra erinnert fraglos an einen Vintage-Klassiker der 1970er Jahre, das AKG C414. Kein Wunder daher, dass der AKG-interne Name des Lyra “C-44” ist. Auch wenn die Revisionen des C414 über die Jahre hinweg für dessen klangliche Entwicklung gesorgt haben, ist doch stets gleich geblieben, dass es vier verschiedene Richtcharateristiken liefert. Allein deshalb ist die Reminiszenz des Lyra an diesen Klassiker nicht vollständig aus der Luft gegriffen. Denn auch das Lyra bietet vier verschiedene Pattern. Auch wenn hier statt von Richtcharakteristiken von sogenannten “Capture Modes” gesprochen wird, und zwar “Front”, “Front & Back”, “Tight Stereo” und “Wide Stereo”. Um diese Flexibilität zu erreichen, haben AKG dem Lyra nicht eine oder zwei Membrane in einer Kapsel gegönnt, sondern ihm ein Array mit gleich vier (!) separaten Membrankapseln spendiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Frontseite lässt sich der Kopfhörerausgang regeln und das Mikrofon stummschalten.

Der USB-Anschluss des Mikrofons befindet sich an der Unterseite des Mikrofons. Über die hergestellte USB-Verbindung bezieht das Lyra auch seine benötigte 5 V-Spannung. Der Monitorpegel des Kopfhörerausgangs lässt sich auf der Vorderseite stufenlos per Poti regeln. Gleich darunter liegt ein Taster, der die Wahl des Array-Modus ermöglicht. Durch eine Direct-Monitoring-Funktion ist ein latenzfreies Monitoring des Lyra-Aufnahmesignals möglich. Auch der Eingangspegel ist mittels eines Potis justierbar, allerdings auf der Rückseite des Mikrofons. Unmittelbar darunter kann das Mikrofon per Taster stummgeschaltet werden. Die Bedienelemente dieser Funktionen sind durchweg selbsterklärend angeordnet.

An der Unterseite des Lyra befinden sich USB-C-Eingang und Kopfhörerausgang.
Eine Aussparung im Stativfuß dient dem Kabel-Management.

Blick in die Technik

Eine Technologie mit der langen Bezeichnung “Internal Element Overload Prevention” soll nicht nur die Signalpegel optimieren und so Rauschen verhindern helfen, sondern auch Popplaute eliminieren. Und Körperschallübertragungen sollen durch eine interne Entkopplung der Membrane vermindert werden. Soviel zur bauart-bedingten Performance.
Die vom Hersteller angegebenen Werte des Mikrofons lesen sich mit einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz und einem Grenzschalldruckpegel von 129 dB SPL gut. Die Audioqualität des integrierten Audio-Interfaces ist mit einer Auflösung von 24 Bit / 192 kHz top. Eine Ausgangsleistung von 43 mW bei 16 Ohm Nennimpedanz deuten auf einen Kopfhörerausgang hin, der auch bei Impedanz-starken Kopfhörern noch ausreichend laut sein sollte. Sein von 20 Hz bis 22 kHz reichender Frequenzgang bildet sogar mehr ab als das Mikrofon aufgreifen kann. Der Signal-/Rauschabstand des verbauten Headphone-Preamps beträgt 98 dB und verspricht eine dynamische, rauscharme Wiedergabe auch bei geringen Signalpegeln.

Ein Blick in die technischen Spezifikationen des Herstellers zeigt, dass sich das AKG Lyra per Plug & Play an PCs, Macs, Andropid- und iOS-Geräten betreiben lässt. Erforderlich dafür sind mindestens die Betriebssysteme Windows 8, MacOS 10.7, Android 9 oder iOS 10 erforderlich. An iPads und iPhones wird für den Anschluss des AKG Lyra ein Apple Camera-Connection-Kit benötigt.

Praxis

Setup und Handling

Eine Aussparung am Stativ des AKG Lyra ist für das Kabel-Management vorgesehen, kanalisiert den kleinen Kabelstrang, der zum Mikrofonfuß führt, und lässt ihn nach hinten aus dem Weg räumen. Das ist eine einfache, aber gelungene Lösung. Das Mikrofon lässt sich am Stativ kippen/schwenken und so seine Ausrichtung dadurch genauer anpassen. LEDs weisen auf den gewählten Modus des Mikrofon-Arrays hin. Das Handling ist dabei gut.
Die Verbindung des knapp 1 kg schweren AKG Lyra ist nicht mit jedem Recording-Gerät möglich. Wer das Mikrofon an einem Android- oder iOS-Gerät betreiben möchte, sollte sich die Systemanforderungen im Manual genauer anschauen. Dort ist vermerkt, dass es für den Betrieb des AKG Lyra nicht ausreicht, dass Android 9.X oder iOS 10.X oder höher am Start sind. Android-Geräte müssen auch OTG-kompatibel sein. Für iOS-Geräte wird Zusatzmaterial in Form eines Camera Kit und einer externen Stromquelle benötigt. Das bedeutet, dass entweder ein entsprechender USB3-auf-Lightning-Adapter mit einem USB-Anschluss für die Datenverbindung und einem weiteren für den Anschluss eines Netzteils zum Einsatz kommen sollte. Es kann aber auch ein aktiver USB-Hub verwendet werden, der gemeinsam mit dem Camera-Kit oder dem USB3-auf-Lightning-Adapter die erforderliche Verbindung und Stromversorgung des AKG Lyra ermöglicht. Andernfalls bleibt das Mikrofon stumm.
Da das Lyra ohne eigenen Treiber auskommt, muss beispielsweise an Windows-PCs in den DAW-Einstellungen der “Generic Low Latency ASIO Driver” ausgewählt werden. In dessen Untermenü “Einstellungen” lässt sich dann der Eintrag “AKG C-44” aktivieren, so dass die Audioverbindungen des Mikrofons als Geräte-Port-Eingänge eines Stereo-Busses genutzt werden können. Alternativ arbeitet auch der gute alte kostenlose ASIO4all-Treiber reibungslos mit dem Mikrofon. Ebenfalls getestet habe ich das USB-Mikrofon an einem Apple Macbook Pro mit MacOS Sierra. Da das Mikrofon keine Pegelkontrolle oder Clip-LED bietet, gelingt mir das Einpegeln während der Testaufnahme anhand der Kontrolle der Wellenform. Der dafür nötige Gain-Regler befindet sich auf der Rückseite des Gerätes. Ganz nach dem Motto “Set and forget”. Denn häufig wird der Regler nur einmal eingerichtet und im Gegensatz zum Poti des Kopfhörerausgangs und der Mute-Taste nicht mehr allzu häufig im großen Stil bewegt. Zum Glück finden sich Letztere zum schnellen Zugriff auf der Vorderseite. Eine Strategie, die in der Praxis für mich aufgeht.

Fotostrecke: 4 Bilder Eine Aussparung im Stativfuß dient dem Kabel-Management.

Stereo- und Klangcharakter

Wie das Lyra letztlich klingt, hört ihr im Audiobeispiel “AKG Lyra Sprache, PC-Aufnahme”. Der Recording-Test der “Capture Modes” macht deren Einsatzgebiete deutlich:
Der “Front”-Modus eignet sich für Solo-Aufnahmen wie Gesang und Spoken Word. Der Sound des AKG Lyra ist warm und voll und hält bei Nahbesprechung einen satten Bassanteil bereit. Obwohl das Signal gut ausgesteuert ist, sind darin dennoch Verzerrungsanteile zu hören. Wird die Entfernung zum Sprecher größer, bleibt der Bassbereich rund und das Signal warm und dynamisch. Bei einer Entfernung der Mikrofonierung von ca. 40 cm hört man dem Test-Audiofile an, dass die Aufnahme in einem kleinen Raum erfolgt ist. Der von den nahen Wänden reflektierte Schall ist beinahe ebenso laut wie der nun deutlich schwächere Signalanteil des frontseitig aufgegriffenen Schalls, so dass es zu leichten Kammfiltereffekten kommt. Dieses “Problem” zeigt sich selbstverständlich bei den allermeisten Mikrofonen. Weicht der Sprecher von der Haupteinsprechachse ab, verändert sich das Klangbild bei einem 45°-Winkel bereits deutlich. Bei seitlicher Besprechung wird das selbstverständlich noch deutlicher. Sprecher, Sänger und Moderatoren sind daher gut beraten, das Lyra ziemlich genau von vorn zu besprechen/besingen.
Im “Front & Back”-Modus lassen sich problemlos Interviews mitschneiden, bei denen sich die Gesprächspartner gegenüber sitzen und das Lyra in der Mitte zwischen ihnen steht. Dabei werden nicht etwa getrennte Signale für vorne und hinten auf die beiden Stereokanäle des Mikrofonausgangs geschickt, sondern ein Mono-Mix-Signal. Der Klang ist hier offen und transparent, Raumanteile werden deutlich aufgegriffen.
Der Modus “Tight Stereo” sorgt für eine Stereo-Aufnahme bei Beschallung von vorn. Damit eignet sich dieser Modus gut für Recordings von Instrumenten wie beispielsweise Gitarren und Klavieren. Im Test-Audiofile hört ihr die Aufnahme einer Akustikgitarre. Das vom Lyra gewandelte Signal klingt auch hier wieder wohlig warm. Die resultierende Stereobühne ist für meinen Geschmack überraschend weit und vermittelt ein regelrecht plastisch wirkendes akustisches Bild des Gitarrenspiels.
Der “Wide Stereo”-Modus greift dagegen mit dem Vierfach-Mikrofon-Array des AKG Lyra Schall ringsherum auf. Das bedeutet, dass auch Anteile des Raumhalls und weiterer Ambience-Schall aufgegriffen wird. Dieser Modus eignet sich deshalb exzellent für den Einsatz im Bereich Field Recording. Wenngleich Windgeräusche dabei zum Problem werden können, weil dem Mikrofon kein Popp- oder Windschutz beiliegt. Der Stereoeindruck, den dieser Modus auch bei Aufnahmen in geschlossenen Räumen hinterlässt, wirkt nochmals offener als derjenige des “Tight Stereo”-Modus. Und auch hier muss beim Recording in Wandnähe reflektierter Schall bedacht werden, um Phasenprobleme zu vermeiden.

Audio Samples
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AKG Lyra Sprecher, close, Modus Front AKG Lyra Interview, Modus Front-Back AKG Lyra Sprecher, mid Modus Front AKG Lyra Sprecher, far, Modus Front AKG Lyra Sprecher, mid, 45°, Modus Front AKG Lyra Sprecher, mid, 90°, Modus Front AKG Lyra Gitarre, Modus Tight Stereo AKG Lyra Gitarre, Modus Wide Stereo AKG Lyra Sprache, PC-Aufnahme

Fazit

Die Fertigung des Lyra ist top, seine Bauweise robust, der Lieferumfang aufs Wesentliche beschränkt. Die Handhabung seiner Bedienelemente ist praktisch. Das Fehlen einer Clipping-Anzeige am Lyra ist zu verschmerzen. Dadurch, dass sich das Gerät an einigen mobilen Geräten nicht ohne spezielle Adapter und/oder aktivem USB-Hub plus externer Spannungsversorgung betreiben lässt, sollten Interessenten am besten praktisch klären, ob das USB-Mikrofon mit oder ohne Zusatz-Equipment kompatibel ist. Eine Liste kompatibler Geräte wird vom Hersteller nicht bereitgestellt.
Das USB-Mikrofon AKG Lyra weiß mit seiner warmen Klangfarbe zu überzeugen. Dass es sich hier um Sound handelt, der für Ultra-HD-Videos geeignet ist, wird vor allem anhand der technischen Daten klar. Aufgrund des warmen Klangcharakters des Mikrofons darf der Anwender hier aber insbesondere in den Höhen keine ausgeprägte Brillanz erwarten. Das gebotene Klangbild lässt sich am ehesten als “plastisch” bezeichnen. Mit seinem Array-Konzept mit vier internen Mikrofonkapseln ermöglicht das Lyra nicht nur verschiedene Richtcharakteristiken zu nutzen, sondern gleich vier verschiedene Mono- und Stereo-Modi.
Davon abgesehen ist das Lyra ein Mikrofon, das sich im Modus “Front” gut für Sprecher von Podcasts und für das Besprechen von Youtube-Aufnahmen eignet. Im Modus “Front & Back” lassen sich mit einem kleinen Dreh am Auswahlschalter mühelos Aufnahmen mit einem Interviewpartner realisieren. Musiker werden darüber hinaus den “Tight Stereo”-Modus für ihre Instrumentenaufnahmen zu schätzen wissen. Für Mobile- & Field-Recording bietet der “Wide Stereo”-Modus die Möglichkeit ein umgebendes Setting vollständig aufzugreifen. Inwiefern sich das Lyra für Gaming-Fans, Web-Konferenzen und VoIP eignet, hängt letztlich vom verwendeten Equipment ab, dessen Kompatibilität unbedingt vor dem Kauf getestet werden sollte. Das AKG Lyra ist somit ein robustes USB-Mikrofon mit warmem Klang und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, das in Sachen Kompatibilität (noch) nicht überzeugen kann.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • robuste Bauweise
  • warmer Klang
  • vierfach Mikrofon-Array
  • hohe Auflösung
  • inkl. Stativ
Contra
  • keine Pegelkontrolle
  • an einigen mobilen Geräten nur mit externer Stromversorgung zu betreiben
Artikelbild
AKG Lyra Test
Für 69,00€ bei
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Features & Spezifikationen
    Mikrofon:
    • Richtcharakteristik: Niere / Acht / Tight Stereo / Wide Stereo (schaltbar)
    • Auflösung: 24 Bit / 192 kHz
    • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
    • Grenzschalldruck: 129 dB SPL (0,5% THD)
    Kopfhörerausgang
    • Nennimpedanz: 16 Ohm
    • Ausgangsleistung (RMS): 43 mW
    • Frequenzgang: 20 Hz – 22 kHz
    • Signal-/Rauschabstand: 98 dB
    • THD:
    Allgemein
    • Schnittstelle: USB 2.0
    • Anschluss am Mikro: USB Typ-C
    • Spannungsversorgung: 5 V / USB
    • Stromaufnahme: 75 mA
    • Gewicht 1000 g
    Lieferumfang:
    • Metall-Ständer (vormontiert)
    • 2m USB-Kabel (Typ-C auf Typ-A)
    • Quick-Start-Guide
    • Ableton Live 10 Lite
    Preis: € 179,– (Straßenpreis am 26.2.2020)
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