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AKG Drum Set Session I Test

Wer Schlagzeug aufnehmen oder live abmiken muss, greift gerne zu einem kompletten Mikrofonkoffer wie dem AKG Drum Set Session I.

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In einem solchen Set sind üblicherweise alle Mikrofone enthalten, die man zum Recording eines Drumsets oder zur Abnahme auf der Bühne benötigt. Das ist ja auch praktisch, zudem sind Mikros im Bundle meist preiswerter als einzeln gekauft.
Der österreichische Traditionshersteller AKG  – unsterblich durch Legenden wie C12, D12, D112 und C414 – bietet mit dem Drum Set Session I ein Paket, das die gerade genannten Anforderungen erfüllt. Ich habe mir unseren Schlagzeug-Bereichsredakteur Christoph Behm geschnappt, der sich wiederum sein Drumkit unter den Arm geklemmt hat – und gemeinsam haben wir uns im Kölner Tonstudio „Fette Eins“ eingeschlossen, um die Membranen der enthaltenen Mikros ordentlich zum Wackeln zu bringen.

Details

Braucht die Hi-Hat ein Mikrofon?

In den Unterlagen zum Session-Koffer ist von „The Total Kit“ die Rede. Man kann geteilter Meinung sein, ob dem Bassdrum-Mikro, den vier Tom-/Snare-Clipmikros und den beiden Overheads nicht noch ein Hi-Hat-Mikrofon hätte zur Seite gestellt werden sollen. Meine Hi-Hat abzunehmen ist meist überflüssig, weil so eine Z-/K-Kombi von Zildjian an sich schon laut genug ist, vor allem dann, wenn sie gerne richtig „durchgemetert“ wird. Und viele Interfaces oder Preamps bieten acht Inputs – also wäre ein Vorverstärker noch frei. Nun, es ist im Notfall natürlich nicht „verboten“, ein weiteres Mikro zu benutzen, außerdem ist immer irgendwo noch eines vorhanden (und so manche Hi-Hat klingt mit dem SM58 des Sängers, oder dem Bühnenmikro, das gerade greifbar ist, erstaunlich gut). Ende der Diskussion. Beheimatet sind alle Mikrofone in einem ordentlichen Case, was ich für absolut notwendig halte. 

Zwei Kleinmembran-Kondenser, ein Bassdrum-Mikro und vier Tom-/Snare-Clips
Zwei Kleinmembran-Kondenser, ein Bassdrum-Mikro und vier Tom-/Snare-Clips

Bassdrum: P2

Für die dicke Bertha haben AKG dem Bundle das P2 beigesteuert, welches wie das gesamte Set der aktuellen Perception-Serie entstammt. Wie das wahrscheinlich bekannteste Bassdrum-Mikro überhaupt, das AKG D112, ist es mit einer großen Tauchspulmembran ausgestattet, besitzt Nierencharakteristik und kann natürlich auch für andere Schallquellen eingesetzt werden, so etwa Bassamps und tiefes Blech. Mit 157 dB(SPL) (0,5% THD) ist es sehr verzerrungsfest, was im Inneren einer Kick auch nötig ist. Der Frequenzgang ist mit 20 Hz – 16 kHz angegeben, was als nackter Zahlenwert wenig Aussagekraft besitzt. Wie heute üblich, bilden Gelenk und Stativanschluss eine Einheit mit dem Mikrofon, sodass auf Klammern verzichtet werden kann. Kunststoffgehäuse können leicht resonieren und brechen, insofern ist die Entscheidung AKGs, die Perception-Mikros mit Metallgehäusen und -grills auszustatten, absolut begrüßenswert. Im Studio freut man sich über die Resonanzarmut, live über die Stabilität der Housings.

Fotostrecke: 5 Bilder Für die Bassdrum ist das P2 gedacht.

Toms und Snare-Drum: P4

Die Zahl in der Produktbezeichnung der vier weiteren dynamischen Mikros des AKG-Sets ist doppelt so hoch wie die in der des Bassdrum-Mikros, dafür ist sonst vieles halbiert: So sind die P4 beinahe halb so groß wie das P2 und kommen auch mit deutlich kleinerer Membran. Prinzipiell ähneln sie sich jedoch, was Gehäuse, Aufbau, Richtcharakteristik und den Übertragungsfaktor von 2,5 mV/Pa angeht. Die obere Grenzfrequenz liegt jedoch um 2 kHz höher, die tiefe allerdings bei 40 Hz statt 20. Auch bezüglich des Grenzschalldruckpegels werden etwas kleinere Brötchen gebacken, doch sind auch 152 dB(SPL) ein noch ausreichend guter Wert, selbst wenn Brutalo-Trommler wie die Berserker auf ihre Snare zimmern sollten. Anders als das P2 ist zur Mikrofonierung allerdings kein Stativ nötig, denn für jedes der vier P4 findet man die H440-Halterung im Mikrofonkoffer. Mit ihrer Hilfe werden die Mikros am Spannreifen fixiert. Übrigens lassen sich mit Mikrofonen dieser Bauart auch absolut problemlos andere Signale aufzeichnen, besonders Percussion- und Blasinstrumente sowie Gitarrenboxen.

Fotostrecke: 6 Bilder Für die Abnahme von Toms und Snare: P4.

Für das gesamte Drumset: P17

Zwei „Stäbchen“, also Kondensatormikros mit kleiner Membran, liegen dem Drumset Session I ebenfalls bei. Die AKG P17 aus AKGs Perception-Serie werden mit Phantomspeisung zum Leben erweckt, welches mittlerweile fast jedes Pult und Audiointerface bereitstellen kann. Typisch für Kondensatormikrofone liegt die Empfindlichkeit (15 mV/Pa) der Nierenmikrofone deutlich höher als die der dynamischen Kollegen aus AKGs Drum-Kiste. 0,5% Klirr werden zwar schon bei 135 dB(SPL) erreicht, doch lässt sich eine Vordämpfung von 20 Dezibel zuschalten – damit liegt diese Grenze dann bei 155 dB(SPL). Über das Eigenrauschen und einen genauen Frequenzverlauf schweigt sich der Hersteller aus. Lediglich die Angabe „20 Hz – 20 kHz“ findet man in den Produktunterlagen.  

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei P17 sind für die Overhead-Mikrofonierung dem Set beigelegt.
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Praxis

Clip statt Stativ

Dass das Set im Koffer mit Formschaumstoff daherkommt, ist ungemein praktisch. Natürlich reicht der Koffer selbst noch nicht, man muss noch einige Mikrofonständer (mindestens einen hohen und einen kleinen), ausreichend viele Kabel und eventuell noch Interface, DAW-Software und vielleicht weitere Mikros einkalkulieren. Die Clips ermöglichen den Betrieb direkt an Toms und der Snare, ohne dabei auf Stative zurückgreifen zu müssen. Allerdings ist diese Praktikabilität dadurch erkauft, dass man die Mikros nicht flexibel genug ausrichten kann und sich teilweise beim Fluchen erwischen wird. Fette Die-Cast-Hoops können einen bei der Installation zur Verzweiflung bringen. Insgesamt sind die Clips zwar besser als die manch anderer Hersteller, als wirklich „gut“ bezeichnen möchte ich sie dennoch nicht.  

Der Clip ist nicht immer sonderlich praktisch und flexibel…
Der Clip ist nicht immer sonderlich praktisch und flexibel…

P2: Ordentlicher Bassdrum-Sound – aber kein perfekter

Wie bei Soundcheck auf Bühnen und Studios, soll die Aufmerksamkeit zunächst der Bassdrum zuteil werden. Sofort wird deutlich, dass es sich beim AKG P2 um die Art Bassdrum-Mikrofon handelt, die schon den klanglichen Weg vorgibt, aber genug Platz zum Umsetzen eigener Soundvorstellungen lässt. Es ist also nicht so, dass man das P2 einfach an oder in die Bassdrum hängt und einen fast vorgefertigten Bassdrumsound erhält. Es muss schon ein EQ her, um den Kickanteil, der im Vergleich zu Bassdrum-Klassikern wie D112, RE20, SM7B oder MD 421 ein wenig an Agilität vermissen lässt, herauszukitzeln. Dem Bassfundament tut meist ein zusätzlicher schmalbandiger Boost gut. Insgesamt erzielt man hervorragende Ergebnisse, die Abstriche, die man machen muss, sehe ich eher dynamischer Natur: Teurere Mikros sind meist etwas weniger schwammig, sind kürzer, trockener, definierter.

Audio Samples
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komplett Overheads solo Bassdrum solo Snare solo alternative Mikrofonierung

Die “alternative Mikrofonierung” besteht aus 2 x Oktava MK-012 (OH), AKG D112 mkII (BD), Shure 545SD (SN), Beyerdynamic M88 (FT) und Aspen Pittman DT1 (TT).
Hier könnt ihr das mit dem AKG-Set abgemikte Drumkit leicht vorgemischt hören:

Audio Samples
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komplett, mixed

AKG P4 ähneln dem P2 in vielerlei Hinsicht

Bemerkenswert, wie sich die bauliche Ähnlichkeit von P2 und P4 auch klanglich bemerkbar macht, denn die Eigenschaften lassen sich absolut übertragen. Die Signale sind sauber, haben durchaus Punch, lassen sich gut bearbeiten, doch bei Toms wird man ein wenig Attack vermissen, wie auch das P2 klingt das Signal etwas blass. Auch allzu feine Rolls und Ghosts auf der Snare werden möglicherweise etwas zusammengedrückt und können nicht ausreichend „atmen“. Was im Studio für manche Trommler und Musikrichtungen negativ sein kann, ist live meist vor allem eins: egal.

P17 erfüllen die Erwartungen

Nun, wie schon der zugehörige Testmarathon zeigt, sind Kleinmembran-Kondensatormikrofone umso besser, je teurer sie sind. Und da das gesamte AKG Drumset Session I weniger kostet als so manches Kleinmembraner-Pärchen, kann man natürlich keine Maximalleistung erwarten. Und tatsächlich, es gibt sie auch nicht. Lässt man den Preis nicht aus den Augen, erhält man mit den beiden P17-Stäbchen ordentlich funktionierende Kondenser, die wenig rauschen, ausreichend pegelfest und detailreich genug sind, um ein komplettes Drumset, vor allem aber seine Becken abbilden zu können. Die Richtcharakteristiken sind im relevanten Bereich frequenzkonstant genug, erstaunlich gut ist das Matching der beiden Mikros (besser gesagt: die Herstellungstoleranzen). In den Präsenzen sind die beiden P17 jedoch leicht bissig und klirrend, die Höhen reiben leicht. Wer also beispielsweise rauchige Jazz-Cymbals aufzeichnen möchte, sollte ein teureres Mikrofonpaar einkalkulieren, eventuell sogar direkt Großmembraner oder Ribbons.  

Fotostrecke: 4 Bilder Unser Drums-Redakteur Chris Behm im Studio “Die Fette Eins” beim Aufnehmen der Files.
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Fazit

AKG gelingt mit „Drumset Session I“ die Gratwanderung, ein Paket zu schnüren, welches ein praktisches, umfangreiches, gut klingendes, robustes und preiswertes Mikrofonset für die Schlagzeug-Abnahme anbietet, insgesamt recht gut. Für einen Ladenpreis von etwas mehr als dreihundert Euro ist es schon erstaunlich, was ein Markenhersteller als Gegenleistung liefert. Allerdings muss man natürlich Abstriche machen: Die Clips für Snare und Toms lassen etwas zu wünschen übrig, klanglich ist bei allen Mikrofonen noch Luft nach oben. Wie sagt man so schön: „You get what you pay for.“

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • geringer Preis
  • gute Verarbeitung
Contra
  • Funktion der Spannreifen-Clips
  • Mikrofonsignale etwas „blass“
Artikelbild
AKG Drum Set Session I Test
Für 345,00€ bei
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Features und Spezifikationen
    1 x AKG Perception P2
    • Typ: Bassdrum-Mikrofon, dynamisch/Tauchspule
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Frequenzgang: 20 Hz – 16 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 157 dB SPL
    4 x AKG Perception P4
    • Typ: Snare-/Tom-Mikrofon, dynamisch/Tauchspule
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Frequenzgang: 40 Hz – 18 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 152 dB SPL
    2 x AKG Perception P17
    • Typ: Overhead-Mikrofon, Kleinmembran-Kondensator
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 135 dB SPL
    • Pad, Hochpassfilter
    Preis: € 379,– (UVP)
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