5 Fakten, die für einen Modeling Amp sprechen

Digitale Amp Modeler für Gitarristen haben in den letzten Jahren ihre Nische verlassen und nehmen stattdessen immer mehr Bühnen und Studios in ihren Besitz. Ihre Zahl ist explosionsartig in die Höhe geschnellt, und die Zeiten, in denen sich Line 6, Zoom und Boss das Schlachtfeld teilen durften, sind vorbei. War damals der Unterschied zwischen einem echten Röhrenamp und den Mimen noch deutlich hör- und vor allem spürbar, so rücken Produkte von Fractal Audio, Kemper, Line 6 oder Avid dem “Original” doch bedrückend nahe auf die Pelle.

(Bild: © shutterstock premier - Kozlik)
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Dennoch herrschen immer noch Vorbehalte gegenüber der digitalen Alternative und das teils zu Recht, da auch die besten Modeling Amps noch keine wirklich hundertprozentige Abbildung eines guten Röhrenamps hinbekommen, auch wenn die Tendenz immer stärker wird. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar unumstößliche Gründe, die für die Anschaffung eines Amp Modelers sprechen. Natürlich soll es nicht darum gehen, die digitale Ampsimulation gegen einen echten Gitarrenverstärker auszuspielen, aber mit den Argumenten, die für Modeling Amps sprechen, sollte man sich auf jeden Fall auseinandersetzen und sie bei seiner Kaufentscheidung berücksichtigen.

1. Klangliche Vielfalt bei Modeling Amps

Sicherlich ist für viele Gitarristen, vor allem im Top-40-Bereich, die Vielzahl an Ampmodellen und die breite Palette an Effekten, die digitale Ampsimulationen bieten, ein Hauptargument. Muss man zum Beispiel bei einem Covergig von Dinnerjazz über 60er Jahre Oldies bis zu modernen Rock- und Pophits alle Genres abdecken, wird man sich unter Umständen schwer tun, das alles mit einem einzigen Amp zu bewerkstelligen. Ein Amp Modeler bietet die Möglichkeit, den Originalsounds sehr nahe zu kommen, und das lediglich mit dem Tritt auf einen Fußschalter. Der positive Nebeneffekt dabei ist, dass man vollkommen neue Ampmodelle zumindest virtuell “kennenlernt”, über die man normalerweise niemals gespielt hätte und auf die man sich klanglich und spielerisch neu einstellen muss.

2. Komfortable DI-Möglichkeiten

War es vor ein paar Jahren noch en vogue, seine Röhrenamps auf der Bühne bis zum Anschlag aufzureißen, steigen heute immer mehr Künstler auf In-Ear Monitoring um. Hinzu kommt, dass gerade Vielspieler, die vielleicht keine Backliner oder Roadies in der Crew haben, das Schleppen von zusätzlichen Boxen als Belastung empfinden. In all diesen Szenarien machen Amp Modeler Sinn, denn zum einen erspart man sich viel Equipment, da sowohl Speaker als auch Endstufe entfallen, und zum anderen steht aufgrund meist hochwertiger Speaker-Impulsantworten ein sehr guter Direktsound zur Verfügung, der das In-Ear-Spielen sehr angenehm machen kann.
Auch der Gebrauch eines Modeling Amps als DI-Lösung beim Recording erspart viel teures Aufnahmeequipment wie z.B. Mikrofonie, Speaker, Raum und manchmal auch hochwertige Mikrofon-Vorverstärker, von den Räumlichkeiten und Lautstärkeproblemen ganz zu schweigen. Endlich ist es jedem Gitarristen möglich, professionelle Gitarrensounds auf seine Aufnahme zu bannen und seiner Kreativität uneingeschränkten Ausdruck zu verleihen, eine durchaus begrüßenswerte Entwicklung.

Fotostrecke: 4 Bilder Kemper Profiling Amplifier

3. Sounds speicherbar

Hat man viele Bodentreter und einen Amp mit diversen Reglern, kann es im Eifer des Gefechts schon mal vorkommen, dass sich Potis beim Transport verstellen. Beim Amp Modeler hat man dank speicherbarer Presets immer den Wunschsound zur Hand. Das ist live natürlich komfortabel, insbesondere, wenn man beim Soundcheck nicht noch ewig Potis tweaken muss. Eure FOH- und Monitor-Soundcrew wird sehr dankbar sein, immer den gleichen Gitarrensound zu erhalten.
Besonders nützlich ist es jedoch vor allem bei Recordingsessions, wenn zwischen zwei Terminen ein paar Tage verstreichen, und man das abgemikte Equipment wieder abbauen musste. Dann wird es schwer, den exakt selben Sound wieder hinzubekommen, selbst wenn man sich Mikrofonpositionen o.ä. markiert. Der Amp Modeler liefert sofort wieder den identischen Sound, wenn ihr eure Wunschpresets speichert, und das kann wertvolle Studiozeit sparen.

4. Austausch mit Usern des gleichen Modeling Amps

Die Speicherbarkeit der Sounds erlaubt natürlich auch sehr leicht den Austausch von Tricks und Presets anderer User in der Community. Gerade zu Beginn fehlen häufig Erfahrungswerte, was einen guten und durchsetzungsfähigen Bühnensound ausmacht und die Möglichkeit, von erfahrenen Benutzern das eine oder andere Patch zu bekommen, kann dann sehr hilfreich sein. Zumal man auch anhand des Patches bestimmte Vorgehensweisen auslesen und adaptieren kann.
Auch Informationen und Diskussionen über das verwendete Gear von bestimmten Idolen sind in diesen Communities sehr lebhaft vertreten und man kann einiges lernen, wenn es darum geht, bestimmte klassische Gitarrensounds nachzubasteln.

5. Üben in Zimmerlautstärke mit dem Amp Modeler

Hat man keinen eigenen Proberaum zur Verfügung und übt gerne in den Abendstunden in einer Mietwohnung, wird man mit einem herkömmlichen Amp wohl häufig nicht glücklich werden, von euren Nachbarn ganz zu schweigen. Besonders gravierend ist das Problem bei Röhrenamps, die eine bestimmte Lautstärke benötigen, um den optimalen Sound zu generieren. Wenn man die Zerre aus der Endstufensättigung gewinnt, wird das ganze Unterfangen noch schwieriger.
Amp Modeler bieten hier die Möglichkeit, entweder über den Phones-Ausgang per Kopfhörer oder per DI-Out über die Anlage oder DI-Boxen zu spielen. Da es bei digitalen Lösungen keine “Röhrensättigung” gibt, klingen Modeling Amps auch in jeder Lautstärke gut und das schont eure Ohren und die Nerven des Nachbarn!

Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Anregungen geben, die eure Entscheidung, ob Amp Modeler oder Echtamp, etwas erleichtern können, denn sicherlich gibt es viele gute Argumente sowohl dafür als auch dagegen und letztendlich entscheidet ganz allein eure persönliche Situation und natürlich euer Geschmack.
In diesem Sinne, viel Spaß und Erfolg!

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