FMR Audio Really Nice Compressor RNC1773 Test

Wie alle Geräte des Herstellers FMR Audio wird auch der Kompressor RNC in einem kleinen, unscheinbaren Kunststoffgehäuse geliefert – eine Tatsache, die keinesfalls zu falschen Schlüssen verleiten sollte. Denn der RNC ist definitiv nicht angetreten, Design-Preise einzuheimsen, sondern die anspruchsvollen Ohren des Tontechnikers zu überzeugen. Und der wird die Leistung zuerst einmal mit dem Preis vergleichen, wobei keine Überraschung ausgeschlossen ist, wie wir gelernt haben. Eines sei schon vorweg verraten: Der Stempel, den der RNC dem Audiomaterial aufdrückt, ist nicht so kräftig wie der seines Bruders RNLA. Mal schauen, wie´s klingt…

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Starten wir wie gewohnt mit den Bedienelementen: Das Make-Up Gain verzichtet beim 1773 auf seinen Vornamen (vielleicht, um dem Tester in Bezug auf “Super Nice” nicht zuviel Angriffsfläche für weitere Wortwitze zu bieten.
Ansonsten haben die FMR Audio Designer dem RNC mit Ratio, Threshold, Attack und Release alle für Kompressoren üblichen Bedienelemente spendiert. Genau wie bei den anderen “Really Nice” Geräten fanden auch hier große Input- und Output-Anzeigen keinen Weg auf das kleine Panel. Die Hub-Arbeit des RNC wird mit einer achtstelligen LED-Kette dargestellt. 

Eine Besonderheit gibt es dann aber doch: einen Schalter, der den Untertitel Super Nice trägt. Wer allerdings glaubt, hinter diesem einzigen unüblich benannten Bedienelement verbirgt sich die übliche Soft-Knee-Schaltung, die lediglich die Kante am Threshold etwas abrundet, ist auf dem Holzweg. Dies hat etwas mit der speziellen Funktionsweise des Texaners zu tun…

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Das Rückpanel ist schön übersichtlich gegliedert, auch der Hinweis “or Mono” kann nicht falsch verstanden werden. Anhand der Beschriftung erkennt man, dass der FMR auch statt mit vier Monoklinken (2 x In, 2 x Out) auch mit zwei Stereo-Klinken betrieben werden kann (für jeden Kanal Tip = Hinweg, Ring = Rückweg). Das ist praktisch, da man für eine Insert-Verkabelung keine Spezialkabel benötigt! Auch der Sidechain ist mit einer solchen Buchse ausgestattet. Zu guter Letzt befindet sich auf der Rückseite wie bei allen FMR-Geräten die kleine Buchse für das externe Netzteil.

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Auf der Frontplatte des in den USA gefertigten RNLA grüßen einfache Gummiregler mit altbekannten Bezeichnungen. Der Threshold erhöht seinen Wert wie gewohnt im Uhrzeigersinn, damit wird der Regelvorgang beim Aufdrehen des Potis seltener. Das Eingangs-/Ausgangsverhältnis (Ratio) reicht bis zu 25:1, was ein waschechtes Limiting darstellt. Die Attack-Zeit beginnt bei 200 Mikrosekunden, das Release lässt sich bis zu behäbigen fünf Sekunden einstellen. Gain ist das letzte der fünf Potis des RNLA. Der 7239 verfügt also über allseits bekannte Bedienelemente. Das Metering fällt leider etwas dürftig aus. Auf Input- und Output-Anzeigen muss wohl aus Platzgründen verzichtet werden, der Kompressionshub wird mit einer achtstelligen LED-Kette ausreichend präzise angezeigt. Neben dem obligatorischen Bypass findet der Nutzer noch einen Schalter, der den Untertitel LogRel trägt. Dieser Schalter verkürzt die Release-Zeit bei höheren Pegeln, was sich vor allem bei großen Hüben in perkussiven Signalen auszahlt: Das Ergebnis ist deutlich mehr “Punch”!

FUNKTIONSWEISE UND KLANG
Dass der RNLA7239 ein analog arbeitendes Gerät ist, wird niemanden verwundern. Auch, dass weder Röhren noch Optokoppler zum Einsatz kommen, ist verständlich: Das Regelglied ist ein einfacher VCA (“Voltage Controlled Amplifier”). Die Überraschung ist der Detektorweg, denn dieser arbeitet digital! Dies bedeutet, dass das Signal, welches vom eigentlichen Signalweg abgezweigt (oder im Falle von Sidechaining von außen hinzugefügt) wird, durch einen A/D-Wandler, einen DSP (“Digital Signal Processor”) und einen D/A-Wandler läuft, um dann wieder analog als Steuerspannung den VCA zu regeln. Die Qualität der Wandler ist dabei nicht allzu wichtig, denn das A/D/A-gewandelte Signal bekommt niemand zu hören. Vielmehr wird es dadurch möglich, äußerst präzise und schnelle Einstellungen zu realisieren. Dennoch kann man mit dem RNLA bei Vocal-Kompression dieses süße Schmatzen der Plosivlaute erzeugen, wie man es vielleicht von den “großen” Geräten amerikanischer Bauart kennt.

Zuerst wurden im Test Schlagzeugsounds über die Platine gejagt:

Audio Samples
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Drums, heavy Compression Drums, technical Compression Drums, Bypass Bassdrum, slow Bassdrum, fast Bassdrum, Bypass Snaredrum, Fattening Snaredrum, Bypass

Bearbeitung weiterer Einzelsignale und der Summe:

Audio Samples
0:00
E-Piano, heavy Compression E-Piano, Bypass Bass, Attack Compression Bass, Bypass Vocals, technical Compression Vocals, pumping Compression Vocals, Bypass Summe, medium Summe, Limiting Summe, Bypass

Wer einen Kompressor generell verstanden hat, wird mit dem FMR keinerlei Probleme bekommen. Alles reagiert vernünftig, bei höheren Hüben und kurzen bis mittleren Zeiten lässt sich die Regeltätigkeit des kleinen Gerätes wunderbar beobachten. Vor allem Drums können so hervorragend zum “Atmen” gebracht werden. Auch bei extrem kurzen Zeiten und hohen Ratios scheint der digitalisierte Detektorweg keinerlei Fehler zu produzieren. Es hat ein wenig den Anschein, als würde das Spektrum des Key-Signals zugunsten der Mitten verändert – dadurch fällt die oft lästige Sensibilität auf tieffrequente Anteile des Kompressors weg. Da unser Gehör eben nicht frequenzlinear ist, haben Tiefen bei gleichem Lautheitseindruck einen höheren Pegel als Mitten – ein Dynamikprozessor reagiert darauf mit starkem Herunterregeln. Generell hat das kleine „Schmink-Köfferchen“ einen eher sanften Charakter, für so richtig knallige Drums gibt es andere Spezialisten (auch hier: für weitaus mehr Geld!). Dies liegt nicht unbedingt am Regelverhalten an sich, denn die Kompression erfolgt auf Wunsch äußerst schnell und steil, sondern eher an der im Vergleich zu einigen anderen Geräten eher verhaltenen Signalfärbung. Dies kann von Vorteil sein, denn es sind bei gekonnter Einstellung Gain-Reductions von 10 oder mehr dB möglich, die noch erstaunlich wenig als solche wahrgenommen werden. Wird der RNC als technischer Buskompressor eingesetzt, ist der unauffällige Super Nice-Knopf ein wahrer Wunderschalter. Teilweise wirkt das Signal wie leicht mit einem Fader angehoben, erst ein Blick auf das Meter zeigt den Zuwachs von RMS (Durchschnittswert, also ungefähr empfundene Lautstärke) gegenüber den Peak-Werten. Von der auf der Platine vorhandenen Zerrstufe ist nicht allzu viel zu bemerken, aber dies lässt sich eventuell auch mit den Trimpotis modifizieren. Klanglich ist das Dynamikgerät also kein Charakterkopf, verrichtet aber akustisch und technisch äußerst akkurat seine Dienste und bleibt dabei sehr flexibel. Was will man mehr, vor allem bei diesem Kampfpreis? Wer Kompression mit “Vintage-Charakter” der Präzision und Transparenz des RNC Vorrang geben will, der sollte sich sattdessen den Levelling Amplifier RNLA7239 ansehen.

Der RNC ist ein wirklich sehr guter Kompressor, den man für so gut wie alle Signale einsetzen kann. Er verrichtet seine Arbeit angenehm, einigermaßen unaufdringlich und mit einer “edlen Note”. Ein Charaktergerät ist der RNC allerdings nicht, und sieht daher im Schatten seines Bruders RNLA etwas blasser aus. Allerdings hat er den Vorteil, flexibler und sogar noch etwas preisgünstiger zu sein. Einen Fehlkauf wird niemand machen, der den RNC ersteht, denn zumindest die Klangqualität ist absolut hochklassig!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • äußerst geringer Preis
  • praktische Insert-Verkabelung möglich
  • sehr gutes Regelverhalten, hervorragende Audiowerte
  • transparent und unauffällig, daher vielseitig einsetzbar
Contra
  • Sidechain nicht schaltbar
  • Kunststoff-Gehäuse
  • Gerät akzeptiert keine symmetrische Leitungen
Artikelbild
FMR Audio Really Nice Compressor RNC1773 Test
Für 249,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN
  • Stereo-Analogkompressor
  • digitaler Key-Weg
  • Drehregler: Threshold, Ratio, Attack-Time, Release-Time, Makeup-Gain,
  • Schalter: Bypass, Mode Select
  • Acht-Segment-Meter für Gain Reduction
  • “Super-Nice”-Schaltung simuliert mehrere hintereinandergeschaltete Kompressoren
  • Sidechain-fähig
  • Kompressionsverhältnis bis 25:1
  • Attack-Time 0,2 bis 200 Millisekunden
  • Release-Time 0,05 bis 5 Sekunden
  • Frequenzgang 10Hz – 100kHz (±0,5dB)
  • ISR-Verkabelung ohne Spezialkabel möglich
  • Plastikgehäuse 1HE-1/3-Rackspace
  • externes Netzteil
  • Preis: € 199,00
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Kommentieren
Profilbild von Christian

Christian sagt:

#1 - 09.10.2014 um 06:29 Uhr

0

Was jetzt, RNC or RNLA?!

Profilbild von Frank Bluthorst

Frank Bluthorst sagt:

#2 - 26.01.2024 um 13:54 Uhr

0

Ich antworte jetzt einfach mal anstelle des Autors/der Redaktion (so vorhanden) 10 Jahre später: Oh Entschuldigung, wir haben bei Bonedo so viel zu tun, dass uns beim Copy and Paste vom RNLA zum RNC Test gar nicht aufgefallen ist, dass wir „RNLA“ mit „RNC“ und die Bilder vom RNLA mit Bildern vom RNC hätten ersetzen müssen. Wir werden das natürlich umgehend in die Wege leiten und erwarten eine Umsetzung bis ca. 2034. 🤣🤣🤣

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