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Bedell Coffee House Dreadnought Test

Dem feinen Akustikgitarren-Handwerk des in Oregon ansässigen Gitarrenbauers Bedell entstammt die heute zum bonedo-Test angetretene Dreadnought aus der sogenannten Coffee House Serie. Dort finden sich auch die Modelle Orchestra und Parlor, aber wir haben uns ganz bewusst den Westerngitarren-Klassiker schlechthin ausgesucht.

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Als Tom Bedell 2009 nach vier Jahrzehnten die Firma Bedell wiederbelebte, war es von Anfang an sein Ziel, gemeinsam mit seinem Team hochwertige Akustikgitarren zu bauen. Das Ganze gepaart mit dem zeitgemäßen und äußerst löblichen Anliegen, ausschließlich nach Herkunft geprüfte, ausgesuchte Hölzer zu verwenden. Dies garantiert dem Käufer, dass sein Instrument aus legal erworbenem Klangholz gebaut wird, das nach internationalen Bestimmungen geprüft und zertifiziert ist.
Die Bedell-Philosphie
Auf der sehr informativen Website des Herstellers ist zu diesem Thema außerdem zu erfahren, dass die ausgewählten Hölzer von Bäumen stammen, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen und/oder bereits gefallen sind. Sollte dies nicht der Fall sein, wird garantiert, dass beim Fällen das ökologische System bzw. der Rest des Waldes möglichst nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Seltene und bedrohte Hölzer müssen bei der Auswahl mit den internationalen Vorschriften konform gehen und entweder nach Maßgabe des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens oder vor dessen Bestehens gerodet worden sein. Im Falle des bedrohten Rio Palisanders stellt Bedell auf Wunsch auch einen Pass aus, der beim betreffenden Instrument benötigt wird, um beispielsweise in die USA einzureisen und der sicherstellt, dass das verwendete Material mit allen diesbezüglichen Bestimmungen übereinstimmt.

Details

Wie alle anderen Bedell-Gitarren wird auch unsere Coffee House Dreadnought inklusive Pickupsystem in den USA gefertigt und in einem hochwertigen Koffer ausgeliefert, der im Innern neben dem Instrument auch gleich noch ein analoges Messgerät zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit bereithält. Bei der Gitarre selbst hat sich der Hersteller durch Weglassen übermäßiger Verzierungen in Kombination mit einfachen Punkt-Inlays auf dem Griffbrett für eine gewisse Schlichtheit im Design entschieden, die man in dieser Preisklasse normalerweise eher nicht erwarten würde. Trotzdem macht unsere Testkandidatin einen sehr wertigen Eindruck, zumal sie auch tadellos verarbeitet ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedell wird in einem absoluten Luxus-Koffer ausgeliefert

Schauen wir uns als erstes den Korpus genauer an:
Bei der Decke fällt die Wahl, wie übrigens bei allen Instrumenten der Serie, auf Adirondack-Fichte. Auch für die Beleistung kommt diese Holzart zum Einsatz. Die Zarge sowie die Rückseite des Bodys bestehen wiederum aus Ostindischem Palisander, dem ein sehr neutrales Klangverhalten nachgesagt wird, und der Korpus insgesamt ist mit einem glänzenden Nitrolack versiegelt. Bedell betitelt die Sunburst-Lackierung der Decke als Espresso Burst, eine Bezeichnung, die ihr auch wirklich alle Ehre macht. Abgerundet wird das Korpusdesign durch ein aus Koa bestehendes, sehr geschmackvolles Binding.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Decke besteht aus Adirondack-Fichte

Ab Werk liefern die Amerikaner dieses Modell mit einem 012-056 Saitensatz aus, der von einem Ebenholz-Steg aus seinen Lauf nimmt. Die Bedell Coffee House Dreadnought ist mit einem K&K Pure Mini Pickup-System ausgestattet, dessen drei Wandler-Plättchen im Korpusinneren unter den Steg geklebt werden und dort jeweils für zwei Saiten zuständig sind. Dieser Pickup besitzt keinerlei Regelmöglichkeiten, um beispielsweise die Lautstärke oder einen EQ nachzujustieren. Optisch macht diese Herangehensweise meiner Meinung nach bei solch einem Instrument durchaus Sinn. Wie es damit jedoch in der Praxis aussieht, möchte ich mir später noch genauer anschauen.

Fotostrecke: 4 Bilder Schlicht, aber wunderschön: Die Schallloch-Verzierung

Kommen wir zum Hals: Sehr praktisch finde ich, dass an der Unterseite des Hals-Korpus-Übergangs bereits ein Gurtpin angebracht ist, der dort optisch nicht weiter auffällt. Der eingeleimte Hals besteht aus Honduras-Mahagoni, das aufgeleimte Griffbrett aus Ebenholz, und der 43 mm breite Sattel aus Knochen. Stimmmechaniken in Relic-Nickel-Ausführung aus dem Hause Waverly runden das schlichte, aber gleichzeitig edle Erscheinungsbild des Instrumentes ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Verarbeitung ist absolut erstklassig
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Praxis

Auch die Einstellung ab Werk bestätigt den Eindruck, eine sehr hochwertige Gitarre in der Hand zu halten. Die Dreadnought lässt sich gut bespielen und fühlt sich für mich schon nach den ersten Minuten äußerst vertraut an. Klanglich präsentiert sie, wie es für diesen Korpustyp typisch ist, warme und weiche Bässe. Im weiteren Frequenzverlauf zeigt sie sich ausgewogen und offenbart eine gewisse Neutralität, woran die Wahl der Korpushölzer nicht ganz unschuldig sein dürfte. Durch diesen Ansatz präsentiert sich das Instrument einerseits etwas unauffällig, offenbart aber auch eine große Transparenz bei offenen Akkorden und punktet mit einer sehr sauberen Tontrennung. Die Ausgewogenheit im Klang zeigt sich auch darin, dass sie nicht, wie andere Dreadnoughts, übermäßig laut daherkommt. Große und breite Akkorde, Strumming-Begleitung und Flatpicking-Ausflüge sind das musikalische Terrain, auf dem sich dieses Modell besonders wohlfühlt, und genau diese Varianten haben mir auch beim Spielen am meisten Spaß gebracht. Fingerstyle-Geschichten lassen sich, ohne Frage, mit kleineren Korpusgrößen besser bewerkstelligen. Dennoch schlägt sich die Bedell-Dreadnought durch ihren neutralen klanglichen Ansatz auch hier nicht schlecht. Allerdings könnte nach meinem Empfinden das Pickupsystem besser abgestimmt sein. Da auf jegliche Klangreglungen am Instrument verzichtet wird, hatte ich einen einigermaßen linearen Ton erwartet, auf jeden Fall nicht, dass bestimmte Frequenzbereiche übermäßig betont werden. Leider zeigt sich der Grundsound tatsächlich dumpf und basslastig, was sich aber erfreulicherweise mit einem EQ im Nachhinein sehr gut nachjustieren lässt. Wenn man also die Möglichkeit hat, die störenden Frequenzen zu korrigieren, erhält man im Livebetrieb einen gut funktionierenden Pickupsound, der erstaunlich viel Dynamik überträgt.

Aus gutem Hause!
Aus gutem Hause!

Ich habe euch zur Demonstration vier Hörbeispiele mit unterschiedlichen spielerischen Ansätzen aufgenommen. Vor der Gitarre stand dafür in Höhe des 12. Bundes ein Neumann TLM 103, das vom Preamp meiner Motu Ultralite verstärkt wurde. Abgesehen vom ersten Beispiel könnt ihr auswählen, ob ihr nur das Mikrofon, das Mikrofon und den hinzugemischten Pickup oder den Tonabnehmer einzeln hören wollt. Das Pickupsignal habe ich in diesen Fällen bereits mit einem EQ bearbeitet. Im ersten Strumming-Beispiel bekommt ihr zusätzlich noch einmal einen Eindruck, wie der Pickup ohne EQ-Bearbeitung klingt.

Hörbeispiel 1: Strumming

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Strumming mit TLM103 aufgenommen Strumming über Pickup neutral Strumming über Pickup mit EQ-Bearbeitung Strumming mit TLM103 und Pickup

Hörbeispiel 2: Blues Fingerstyle

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Blues Fingerstyle mit TLM103 aufgenommen Blues Fingerstyle über Pickup mit EQ-Bearbeitung Blues Fingerstyle mit TLM103 und Pickup

Hörbeispiel 3: Fingerpicking

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Fingerpicking mit TLM103 aufgenommen Fingerpicking über Pickup mit EQ-Bearbeitung Fingerpicking mit TLM103 und Pickup

Hörbeispiel 4: Flatpicking

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Flatpicking mit TLM103 aufgenommen Flatpicking über Pickup mit EQ-Bearbeitung Flatpicking mit TLM103 und Pickup
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Fazit

Mit der Coffee House Dreadnought präsentiert Bedell eine sehr gut verarbeitete und bestens bespielbare Akustikgitarre, die mir während des Tests viel Freude bereitet hat. Natürlich bleibt das im Test erwähnte, etwas “aufgeräumte” Klangbild des Instrumentes am Ende Geschmacksache und könnte eventuell auch als fehlender Charakter ausgewiesen werden. Das muss aber letztendlich jeder für sich entscheiden. Hilft man dem Pickupsystem mit einem EQ auf die Sprünge, macht auch dieses eine gute Figur. Es auch während des Konzerts direkt an der Gitarre unter Kontrolle zu haben, ist leider keine Option. Trotzdem: Wer auf der Suche nach einer hochwertigen Akustikgitarre ist und das nötige Kleingeld parat hat, sollte neben den altbewährten Klassikern unbedingt auch eine Gitarre aus dem Hause Bedell anspielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Schwingungseigenschaften
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
Contra
  • Abstimmung des Tonabnehmersystems
Artikelbild
Bedell Coffee House Dreadnought Test
Für 1.499,00€ bei
Gelungenes Comeback!
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Technische Spezifikationen
  • Dreadnought
  • Decke: Adirondack Fichte, massiv
  • Boden und Zargen: Palisander, massiv
  • Hals: Honduras-Mahagoni
  • Griffbrett: Ebenholz
  • 20 Bünde
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Knochensteg und -sattel
  • Brücke und Kopfplattenfurnier: Ebenholz
  • Tonabnehmer: K&K PureMini
  • Farbe: Espresso Burst
  • Finish: Hochglanz (Nitro)
  • inkl. Koffer
  • Preis: 2.990,00 Euro
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