Fredenstein HD Mic Pre Test

Fredenstein HD Mic Pre im Test bei bonedo – Fredenstein-Geräte haben sich innerhalb kurzer Zeit einen beachtlichen Ruf erarbeitet. Sie kochen mit scheinbar einfachem Rezept:

Fredenstein_HD_Mic_Pre_1_MHZ2

Klanglich so gut wie für den Preis möglich, ohne dabei die Verarbeitungsqualität zu vernachlässigen. Was beim V.A.S.-Preamp und dem F609 schon sehr gut funktioniert hat, sollte beim HD auch gehen, oder?
„HD“ steht wohl weniger für „Hard Disk“, „Heidelberg“ oder „Hans Dampf“, sondern mutmaßlich für „High Definition“. Wie mir die tatsächlich existenten Personen „Fredenstein“ und „Mühlenstein“ – natürlich Spitznamen – auf der Musikmesse am Biertisch ins Ohr geflüstert haben, besitzt der HD-Mikrofon-Vorverstärker nämlich über ein nahezu ungehöriges Spektrum: Der obere -3dB-Punkt soll bei knapp einem Megahertz liegen!

Details

Schaltfunktionen und Formfaktor: bekannt

Unscheinbar wirkt der kleine Modul-Einschub für APIs beliebte Series 500. Der Preamp für das Kassettenformat ist entgegen der Vorserienmodelle nicht in Schwarz, sondern im Fredenstein-typischen Rotgold gehalten, was ihn deutlich wertiger aussehen lässt. Die Frontplatte der Vorverstärker-Kassette ist aufgeräumt, klar strukturiert und bietet die mittlerweile üblichen Funktionen: Ganz unten kann ein Instrument-Signal via Klinkeneingang in den Genuss der Vorverstärkung kommen, darüber siedeln mit innenbeleuchteten Schaltern ein Low-Cut, welches unter 60 Hz abriegelt, die Aktivierung der Phantomspeisung, das Pad von 20 dB Dämpfung, eine Verringerung der Eingangsimpedanz von 1,5 Kiloohm auf 300 Ohm und eine Invertierung der Signalpolarität. 

Fotostrecke: 3 Bilder Schaltfunktionen des Vorverstärkers

7 Hz – 917 kHz

Den Frequenzgang möchte ich genüsslich ausschreiben, die so oft verwendete kurze Nennung wäre hier nicht demütig genug. Also: Der untere Minus-Drei-Dezibel-Punkt des Preamps liegt bei sieben Hertz, der obere bei neuhundertsiebzehn Kilohertz – fast einem Megahertz! Und weil das natürlich nicht viel über den Verlauf dazwischen aussagt, gibt es auch noch die Angabe über den Toleranzschlauch von insgesamt zwei Dezibel Breite, einem Dezibel nach oben, einem nach unten. Hier liegen die Eckpunkte bei nicht minder imposanten zwölf Hertz und siebenhundert Kilohertz. Ok? Jetzt bitte weiteratmen… Wir wissen natürlich: Zahlen sagen klanglich zunächst nichts aus, doch wird es für den Amp ganz offensichtlich nicht das größte Problem darstellen, Transienten von der Steilheit der Eigernordwand weiterzureichen.

Frequenzgang bis fast 1 Mhz: Fredenstein HD.
Frequenzgang bis fast 1 Mhz: Fredenstein HD.

Zweimal Gain?

Etwas verblüffend wird für den einen oder anderen User die Struktur des Gains sein. Es handelt sich bei den beiden Reglern nicht um ein Gain und einen Output-Attenuator: Der oberste Regler setzt Verstärkungen von 22 bis 40 dB in 3dB-Schritten, erst beim letzten Rasterpunkt, „Link“ genannt, aktiviert man den Drehregler für die höheren Verstärkungen. Auch hier geht es in 3dB-Schritten bis 64 dB. Auf der Platine sind ganze 58 Transistoren verbaut, die für die Stromverstärkung sorgen, die ohne das sonst übliche (oder regelbare) negative Feedback verfügen. Dennoch beträgt der Anteil an Verzerrungsprodukten bei einem Gain von 31 dB nur 0,0082 %, auch das Rauschen bewegt sich auf einem ebenfalls geringen Level. Üblicherweise „beruhigt“ man Schaltungen mit dem Feedback. Der enorme Frequenzgang ist musikalisch gesehen natürlich unerheblich, auch 384kHz- oder sonstige (zukünftige) Samplingformate machen nicht den Vorteil eines derart breitbandigen Systems aus. Sondern: Der Amp ist in der Lage, Anstiege im Signal ohne nennenswerte Signalverrundung zu übertragen. Die Slew Rate des Fredenstein HD beträgt winzige 400 Nanosekunden für ein 12-Volt-Signal (Spitze-Spitze) – das entspricht einem Anstieg von 30 Volt pro Mikrosekunde! 

Auf den zweiten Blick sehr einfach: Gains des Vorverstärkers.
Auf den zweiten Blick sehr einfach: Gains des Vorverstärkers.

PPM

Das maximale Ausgangslevel ist mit +26 dBu beziffert, was einen durchaus ordentlichen Wert darstellt. Die Kontrolle über das Level besorgt ein Peak-Program-Meter links oben, welches mit insgesamt acht LEDs Auskunft gibt. 0 dB auf der Anzeige entsprechen +4 dBu, der angezeigte Mini- und Maximalwert liegt bei -30 und +20 dB.  

Praxis

Einstreuungen? Nein.

Kurz nachdem der Fredenstein HD Mic Pre in das Bento6-Rack geschraubt wurde, greife ich zum Mobiltelefon und aktiviere sogar einen alten Röhrenmonitor. Wollen wir doch mal sehen, ob man bei dieser Bandbreite nicht irgendwelche Einstreuungen in das Audiosignal hineingedrückt bekommt. Doch ich werde enttäuscht – was für den Mikrofon-Vorverstärker jedoch eine gute Nachricht ist. Allerdings sollte man vorsichtig sein, in welches Rack man die API-Kassette einbaut, denn der Preamp benötig +/-150 Milliampère Stromstärke. 

Der Preamp zeigte sich unempfindlich gegenüber Einstreuungen.
Der Preamp zeigte sich unempfindlich gegenüber Einstreuungen.

Schnell. Manchmal zu schnell.

Der Fredenstein HD zeigt im Betrieb sofort, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Wie zu erwarten, arbeitet er sehr feinfühlig, enorm detailliert und so schnell, dass man streckenweise deutlich umdenken muss. Es ist sogar Aufpassen angesagt: Weil Transienten vom HD derart unbeeindruckt mitverstärkt werden, sollte man die Ohren stärker spitzen als bislang. Das LED-Meter dürfte gerne einen Maximalwert ganz deutlich unterhalb des genannten Output-Levels anzeigen, denn seine Integrationszeit liegt deutlich über dem, was der Vorverstärker an Peaks verkraften kann. Bevor das PPM die clippende Signalspitze einer Hi-Hat überhaupt mitbekommt, ist der Spuk schon wieder vorbei. Allerdings ist es natürlich genial, einen derart flotten Preamp zu besitzen, denn die Feinheiten des Signals können so besonders gut auf Line-Level gebracht werden. Besonders gut ausspielen kann der Fredenstein-Pre seine Merkmale in Verbindung mit schnellen Mikrofonen, besonders Kondensatormikros. Er steht dem DPA HMA5000, den ich mit 130V-48V-Convertern gerne mit herkömmlichen Kondensatoren verwende, bezüglich Transparenz und Linearität nicht nach. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein 500er-Modul einmal für Klassik- und andere detailkritische Akustikaufnahmen empfehlen würde – hier tue ich es. Erstaunlich, wie Fredenstein so etwas innerhalb der limitierten Möglichkeiten des 500er-Lunchbox-Systems hinbekommt, besonders für diesen Preis. Der Preamp zeigt keine signifikanten Klangunterschiede bei verschiedenen Gains, eine Überprüfung der Konstanz mit einem zweiten HD Mic Pre hätte ich besonders interessant gefunden.

Audio Samples
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Fredenstein mit Equitek E200 Fredenstein mit 4038, hohe Impedanz Fredenstein mit 4038, geringe Impedanz, HPF Fredenstein mit M 88, hohe Impedanz Fredenstein mit M 88, geringe Impedanz True Systems mit 4038 Heritage ’73 mit Equitek E200 Heritage ’73 mit M 88

Besonders mit Kondensatormikrofonen grandios

Bei dynamischen Mikrofonen, sowohl Tauchspulen- als auch Bändchenmikrofonen, schmilzt der Vorsprung des HD auf Normalmaß, wenn ich den True Systems P-Solo Ribbon zum Vergleich heranziehe, ein ebenfalls erstaunlich preisgünstiger, ultracleaner Preamp. Ob das etwas mit der dort fehlenden Phantomspeisung zu tun hat? Glücklich bin ich beim True über die 80 dB Maximalverstärkung, mit dem Coles 4038 reichen 64 dB bei geringpegligen Quellen oftmals nicht aus. Dem M88 reicht die Amp-Power des Freds aber in jedem Fall aus, beide Mikros profitieren von der Möglichkeit zur Impedanzumschaltung, die zumindest etwas Klangänderung liefert. Eines sollte aber klar sein: Der HD ist ungefähr so charaktervoll wie ein Industrieroboter und so sexy wie ein Ziegelstein. Der Fredenstein HD Mic Pre ist ein sehr, sehr zurückhaltender, technischer Preamp, der nach dem ersten Höreindruck vielleicht sogar etwas langweilig klingen mag, aber gnadenlos alles verstärkt weiterleitet, was an seinem Input anliegt. Für den Preis ist derart hohe Klangqualität kaum zu bekommen. 

Fazit

Wir haben es bei dem Fredenstein HD Mic Pre nicht mit einem Boutique-Preamp zu tun, der hinter einer massiven Stahlbetonfrontplatte im 19“/3HE-Gehäuse mit externem Netzteil residiert und nur an einen ausgesuchten Kreis Toningenieure veräußert wird, die sich schriftlich bewerben mussten und mindestens ein Monatsgehalt dafür auf den Tisch zu blättern haben. Im Blindtest könnte man ihm derartige Eckpunkte aber prinzipiell zutrauen. Das letzte Quäntchen zu den ganz Großen mag ihm fehlen, allerdings darf man den geradezu erschreckend kleinen Preis und das bezüglich Spannungsversorgung und Einstreuungen nicht gerade unproblematische System-500-Format nicht unberücksichtigt lassen. Der HD ist wirklich grandios!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr transparent und detailliert
  • enormer Frequenzgang
  • schnell
  • sehr verfärbungsarm
  • hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
Artikelbild
Fredenstein HD Mic Pre Test
Für 357,00€ bei
Fredenstein_HD_Mic_Pre_1_MHZ4

Features und Spezifikationen

  • Mikrofonvorverstärker für das API 500 Lunchbox-Format
  • Transistor
  • Gain: 22 bis 64 dB
  • Pad: 20 dB
  • HPF: 60 Hz
  • Polarity-Switch
  • Phantomspeisung
  • Impedanzschalter
  • LED-PPM
  • DI-Input
  • Frequenzgang: 7 Hz bis 917 kHz (- 3 dB)
  • Max. Output Level : + 26 dBu
  • Preis: € 449,– (UVP)
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Marek sagt:

#1 - 12.07.2015 um 08:00 Uhr

0

Schon geordert. Bin mal gespannt!

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