SPL DeS 1503 Dual Band De-Esser Test

SPL schwenkt auf das System 500 – diese News war eine der besonderen Nachrichten auf der diesjährigen NAMM.

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Vor allem vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen von der niederländischen Grenze mit dem RackPack sein eigenes Modularsystem angeboten hatte. Ein anderer „Dreibuchstaben-Hersteller“, also SSL, ist genau den gleichen Weg gegangen, ein klarer Hinweis darauf, dass sich APIs Kassetten-Standard mehr und mehr durchsetzt.
SPL haben zwei ihrer größten, vielleicht sogar die größten Entwicklungen der Firmengeschichte auf die praktischen Module portiert, nämlich den Transient Designer, der die pegelunabhängige Veränderung von Attack- und Releasephasen von Signalen regelbar macht und für viele zum unverzichtbaren Tool bei der Bearbeitung von Drumsounds geworden ist, und eben den De-Esser.

Details

Antischall: SPL-De-Esser Spezialfall ohne Kompressor- oder Gate-Grundlage

Der SPL-De-Esser arbeitet anders als die meisten anderen Geräte, die scharfe S-Laute in Sprach- und Gesangsspuren reduzieren: Anstatt mit Filtern den entsprechenden Frequenzbereich eines Sidechains auf diese schnell bissigen Konsonanten zu reduzieren und ihnen dann im Falle ihres Auftretens mit Pegelreduktion durch einen Kompressor oder gar ein Gate zu begegnen, geht man beim SPL-De-Esser schon seit vielen Jahren einen anderen Weg: Der detektierte und freigestellte S-Anteil wird dem eigentlichen Signal zugemischt! Weil das mit invertierter Phasenlage geschieht, löschen sich genau diese Anteile im Nutzsignal aus. Dass diese Arbeit mit Antischall nicht nur bei Noise-Cancelling-Kopfhörern funktioniert, sondern auch zum De-Essing hervorragend taugt, ist hinlänglich bekannt: Der 19“-De-Esser von SPL ist ein sehr beliebtes Gerät und zudem sehr einfach und vor allem schnell zu bedienen. 

Fotostrecke: 3 Bilder “DeS” ist eine deutliche Produktbezeichnung für einen De-Esser, da besteht wohl Einigkeit.

Zwei De-Esser für das Doppel-S?

Den Kopf des Moduls schmücken ein globaler Bypass und eine Signal-LED, die das Überschreiten von -20 dB dadurch quittiert, dass sie ihrer Arbeit nachgeht und leuchtet. Auf den ersten Blick etwas verwirrend mag erscheinen, dass es quasi zwei De-Esser im Modul gibt: Ein High Band und ein Low Band, „Hi-S“ und folgerichtig „Lo-S“ genannt. Der Signalfluss der beiden in Serie geschalteten De-Esser erfolgt von unten nach oben, zunächst entert das Signal in das tiefer angesetzte Band, dann in das höhere. Beide können per Kippschalter separat in den Bypass-Modus gesetzt werden. Das tiefe Band arbeitet entweder mit einem Detektor der Mittenfrequenz 6,4 oder 7,6 kHz, das ist der Bereich, in dem bei Männern beziehungsweise Frauen am Häufigsten die meisten Pegelanteile der S-Laute zu finden sind. Folgerichtig kann man auf der Frontplatte diese Frequenzen per „Voice“-Schalter von männlich auf weiblich umschalten. Das Höhenband steht fest auf 11,2 kHz, der Frequenz, die manchem bei zu hohem Pegel „in den Augen wehtut“. Die Bandbreiten unterscheiden sich freilich, denn das Tiefe besitzt 1,44 kHz, das höhere reicht mit 3 kHz nah an die obere Grenze des menschlichen Hörvermögens heran. Regelbar ist in jedem Band nur ein Wert, nämlich die tatsächliche Reduktion. Es steht nicht mit auf der Frontplatte, doch sind es Dezibel, die dort als Zahlen genannt werden. Arbeitet eines der beiden Bänder, kennzeichnet es dies durch das Aufleuchtenlassen der benachbarten LED „De-S“.

Fotostrecke: 4 Bilder Natürlich sind die beiden Bänder nicht für ein “Doppel-S” gedacht, sondern für eine gezieltere Bearbeitung.

Geschlossenes Gehäuse

SPL geben sich nicht damit zufrieden, den De-Esser einfach auf eine nackte Platine zu packen, sondern verbauen die Schaltung in einem geschlossenen Gehäuse. Unter den Bauteilen selbst fallen die vielen gesockelten IC-Chips auf – unweigerlich muss man an Computer und Unterhaltungselektronik aus den 80ern und 90ern denken. SMD findet man auf der Platine nicht. Im Falle eines Defekt ist also die Chance höher, mit einem Messgerät und einem Lötkolben selbst etwas zu reparieren – ich finde das gut. „10 Hz – 100 kHz“ ist die Angabe über den Frequenzgang des De-Esser-Moduls, offen bleiben jedoch die Dämpfungswerte an diesen Punkten und die maximale Abweichung dazwischen. Der Dynamikumfang ist mit 116 dB beziffert, der Klirr liegt bei 0 dBu Eingang bei 0,03%.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Elektronik ist nicht auf einer nackten Platine untergebracht, sondern durch ein Gehäuse geschützt.

Praxis

Einfache Bedienung

Gut, es gibt an SPLs DeS 1503 nicht einfach einen Schalter „S-Laut-Reduktion An/Aus“, aber prinzipiell ist das API-Modul recht einfach aufgebaut und leicht zu beherrschen. Bypass versteht jeder, Bypass für zwei verschiedene Bänder auch. Dann bliebe noch genau eine Schaltfunktion, nämlich das „Gender-Switching“ von Male auf Female. Direkt ersichtlich wird nicht, dass dieses nur auf das untere Band wirkt, auch der Signalfluss ist nicht deutlich – vielleicht ist das aber genauso wenig schlimm wie die Tatsache, dass SPL konkrete Werte ins Handbuch und die technischen Daten verfrachtet haben, denn für die Bedienung wäre das kaum von Vorteil. 

Ungewohnter Anblick, aber wahrscheinlich immer häufiger zu sehen: SPL-Gerät im Series-500-Housing
Ungewohnter Anblick, aber wahrscheinlich immer häufiger zu sehen: SPL-Gerät im Series-500-Housing

Über weiten Pegelbereich konstant

Und weil das Gerät so einfach zu bedienen ist, sind die Einstellungen auch schnell gemacht. Im Zweifel kann der User per Trial-and-Error drehen und schalten, bis eine angenehm klingende Einstellung gefunden ist, selbst dann, wenn er absolut keine Ahnung hat, was im Inneren der Zauberkiste vor sich geht. Das finde ich gut. Und tatsächlich ist man meist schon gut beraten, beide Bänder zu aktivieren, das Geschlecht des Sängers richtig zu wählen und die Regler auf den Mittelwert zu stellen. Und wenn das Eingangssignal zu leise ist? Kein Problem, denn die Bearbeitung bleibt über einen weiten Pegelbereich konstant. Das finde ich deshalb wichtig, weil es sinnvoll ist, einen De-Esser schon to-tape einzusetzen. S-Laute „klauen“ nämlich Headroom, findet die Bearbeitung schon vorher statt, kann man vor dem A/D-Wandler stärker pegeln.

SPL punktet mit Natürlichkeit des Sounds

Schickt man verschiedene Gesangsstimmen durch das Gerät, wird sofort deutlich, dass der Spielraum, in dem man eine nicht störende und gut klingende Verringerung erhält, recht hoch ist. So ist vor allem der Regelbereich zum übertriebenen De-Essing groß genug und weich, wodurch man nicht Gefahr läuft, ein unbeabsichtigtes Lispeln zu erzeugen. Setzt man das De-Essing des SPL-Moduls moderat ein, kann man gezielt und angenehm entschärfen, ohne dass die Natürlichkeit des Signals leidet. Ich finde es hervorragend, wenn man im Low Band mittelstark zupackt und das Höhenband nur in den absoluten Spitzen bearbeitet – ich könnte nicht sagen, dass da ein Prozessor sein Werk verrichtet. Diese Eigenschaften sind es übrigens, die SPLs ursprünglichen De-Esser vor allem für die „sprachverarbeitende Industrie“ interessant gemacht haben, also Studios, die für das Radio, Hörbuchverlage und dergleichen tätig sind. 

Audio Samples
0:00
Original Lo-S, female, 7 Lo-S, male, 7 Hi-S, 7 Lo-S, male, 6, Hi-S, 5 Lo-S, male, 10, Hi-S, 10 ELI DerrEsser

SPL für De-Essing von Stimmen

Eher durch Zufall ist der freie Slot in meiner Bento-Box direkt neben meinem DerrEsser von ELI zu finden, den ich auch in einem B.log-Eintrag zum Thema „S“ angesprochen hatte. Auch dieser arbeitet hervorragend, wenngleich nach dem klassischen Prinzip. Er ist einbandig, ein bisschen weniger natürlich, bietet aber für einen ähnlichen Preis Funktionen, die der auf die Stimme spezialisierte SPL nicht besitzt, etwa eine HF-Limit-Funktion und die Möglichkeit, ihn als Hoch- oder Tiefpassfilter einzusetzen. Außerdem macht er sich sehr gut in der Aufgabe, Schlagzeugsignale zu de-essen. Snare oben, Snare unten und auch das Attack-Signal der Bassdrum können vom De-Essing sehr gut profitieren – und das war letztendlich mein Hauptanliegen beim Kauf eines De-Essers, denn S-Laute reduziere ich wo möglich schon durch die Wahl des Mikros und seiner Position. Außerdem bin ich ein Fan von spitzen Konsonanten mit „glitzernden“, „englischen“ Reflexionen mit kurzen Hallfahnen à la George Michael. Wer aber ein gut funktionierendes De-Essing benötigt, der sollte den SPL in die engste Auswahl nehmen. Und zum Vergleich: Der Pendulum DS-500 kostet fast das Doppelte des SPL. Aber wo wir gerade bei Preisen sind: Die 19“-Variante des hier getesteten De-Essers, der 9629, kostet nur unwesentlich mehr als das kleine Series-500-Gerätchen.

Fazit

SPLs DeS 1503 ist eine preiswerte und gut funktionierende Möglichkeit zum unauffälligen De-Essing. Das ist auch nicht anders zu erwarten, fällt vielen Tontechnikern bei Nennung der Firmenbezeichnung SPL vor allem genau diese Schaltung ein. Die beiden Bänder erscheinen nur auf den ersten Blick kompliziert, im Grunde muss man für diesen Bearbeitungsschritt oft nur wenige Sekunden einrechnen, was vor allem der hohen Toleranz gegenüber dem Eingangspegel zuzuschreiben ist. Die Frequenzen und Regelwege sind stimmig gewählt, allerdings nur, solange man auch wirklich mit Stimme arbeitet. Sucht man ein hochflexibles Gerät, mit welchem auch speziellere Aufgaben bestritten werden können, ist man möglicherweise mit anderen Lösungen besser bedient, darunter neben Hardware und Plug-Ins auch der freie Aufbau mittels Filter und sidechainfähigen Dynamikprozessoren. Ansonsten ist der DeS uneingeschränkt zu empfehlen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • einfache Bedienung
  • sichere Entschärfung von Stimmen
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • arbeitet recht pegelunabhängig
Contra
  • auf Stimmenbearbeitung beschränkt
Artikelbild
SPL DeS 1503 Dual Band De-Esser Test
Für 369,00€ bei
SPL_Dual_Band_De_Esser_1503_API_Series_500_3

Features und Spezifikationen

  • zweibandiger De-Esser für API Series 500
  • Bänder seriell geschaltet (Low, High) und einzeln aktivierbar
  • Band 1: 6,4 oder 7,6 kHz f0, Bandbreite 1,44 kHz, Absenkung 0 – 10 dB
  • Band 2: 11,2 kHz f0, Bandbreite 3 kHz, Absenkung 0 – 10 dB
  • globaler Bypass
  • Pegelanzeige (-20 dB)
  • Aktivitätsanzeige in beiden Bändern
  • Frequenzgang: 10 Hz – 100 kHz
  • Rauschen: -96 dB(A)
  • Klirr: 0,03% (0 dBu)
  • maximaler Ausgangspegel: +22 dBu
  • maximaler Eingangspegel: +22 dBu
  • Platine mit „Thru-the-Hole“-Bauteilen und IC-Chips
  • geschlossenes Gehäuse
  • Preis: € 549,– (UVP)
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Die Elektronik ist nicht auf einer nackten Platine untergebracht, sondern durch ein Gehäuse geschützt.

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