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Ernie Ball Music Man Stingray Gitarre Test

Ernie Ball Music Man goes Vintage! Der amerikanische Hersteller besinnt sich 2016 auf seine Wurzeln und bringt mit der Stingray-Gitarre ein Modell heraus, das mit Doublecut und zwei Humbucker-Pickups an die erste Gitarre erinnert, die Leo Fender vor 30 Jahren für Ernie Ball Music Man entwarf. Er hatte sein Unternehmen 1965 an die CBS verkauft und einen Vertrag unterschrieben, der ihm für zehn Jahre die Gründung eines Konkurrenzunternehmens untersagte. 1975 war es dann so weit, er war offiziell bei Ernie Ball Music Man im Boot und sorgte für die Entwicklung neuer Instrumente.

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Die Stingray Gitarre und der gleichnamige Bass waren seine ersten Werke, wobei der Bass zu einem Klassiker avancierte. Leider galt das nicht in gleichem Maße für die Gitarre, deren Fertigung schließlich eingestellt wurde. Das 2016er Stingray-Modell von Ernie Ball Music Man wird mit dem Motto Classic Design – Modern Performance beworben, ein Grund für uns, diesem Versprechen im folgenden Test auf den Grund zu gehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Stingray Gitarre wird in einem hochwertigen Ernie Ball Music Man Koffer ausgeliefert

Details

Korpus

Der Korpus kommt im leicht verschobenen Strat-Shaping, die Hörner der Cutaways sind etwas kürzer geraten, Taille und Gesäß etwas breiter, um im Bild zu bleiben. Der Body ist aus afrikanischem Mahagoni gefertigt und in vier verschiedenen Lackierungen erhältlich: Black, Chili Red, Vintage Tobacco Burst und Ivory White, letztere ist auch das Finish unseres Testinstrumentes. Das Schlagbrett kommt in einem etwas vergilbten Weiß, was dem Vintage Charakter entgegenkommt. Auf ihm sind zwei Humbucker befestigt, die über einen Dreiwege-Kippschalter angewählt werden, der eigentlich untypisch am oberen Cutaway-Horn sitzt, so wie man das von der Les Paul her kennt. Die beiden Regler für Lautstärke und Klang sitzen wie bei den Originalen auf einer separaten Metallplatte, allerdings war die damals größer, denn die ursprüngliche Stingray-Gitarre war mit drei Reglern und zwei Schaltern bestückt und auch die Anschlussbuchse war dort untergebracht. Das sieht bei unserem 2016er Modell nun etwas aufgeräumter aus, die Buchse hat man an die Zarge verbannt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korpus der Gitarre besteht aus afrikanischem Mahagoni

Neu ist auch das schicke Ernie Ball Music Man Modern Tremolo System, bei dem die Saiten von der Rückseite eingefädelt werden und durch den Tremolo-Block über sechs einzeln verstellbare Saitenreiter aus gebogenem Blech im Vintage-Stil laufen. Das System hängt nach dem Messerkantenprinzip an zwei Schrauben und liegt großflächig auf dem Korpus auf. Das bedeutet einerseits, dass Tremolo-Bewegungen nach oben nicht möglich sind, andererseits sorgt dieser Umstand aber auch für eine größere Stimmstabilität, sodass schnelle Umstimm-Aktionen einzelner Saiten nicht unbedingt die ganze Gitarre in Mitleidenschaft ziehen. Rückseitig wird die Konstruktion von drei Federn gehalten und hinter dem Steg von einer großen Metallplatte abgedeckt. Die wiederum bietet eine sehr gute Auflagefläche für die rechte Hand und macht das Ganze zu einem idealen Ausgangspunkt für fein dosierte Palm-Mute-Aktionen. Der Tremolohebel kann bequem gesteckt werden und sitzt auch passgenau und ohne Spiel, hier wurde sehr sorgfältig gearbeitet.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Ernie Ball Music Man Modern Tremolo System ist eine Neuentwicklung

Pickups

Die Stingray Gitarre ist mit zwei Ernie Ball Music Man Custom Wound Humbuckern ausgestattet. Diese sind mit Metallkappen versehen und entsprechen so der Metall/Chrom-Optik der übrigen Hardware. Der Dreiwege-Kippschalter ermöglicht die Standard-Kombinationen der beiden Pickups, nämlich einzeln oder gemeinsam zu klingen. An Regelmöglichkeiten stehen ein Master-Volume und Master-Tone zur Verfügung, insgesamt also eine puristische und schnörkellose Konzeption ohne Split-Schaltungen oder zusätzliche Out-Of-Phase Kombinationen – drei Grundsounds müssen ausreichen.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Gitarre ist mit Ernie Ball Music Man Custom Wound Humbuckern ausgerüstet

Hals

Der Hals kommt im modernen Gewand, hier hat man sich von der Optik des Klassikers getrennt und die Ernie Ball Music Man typische 4/2 Kopfplatte benutzt. Die ist verhältnismäßig klein und hat Schaller Locking Mechaniken an beiden Seiten, allerdings nicht gleichmäßig verteilt, sondern vier auf der einen und zwei auf der anderen Seite. Die Saiten laufen geradlinig zu den Mechaniken, die ihre Arbeit perfekt erledigen, für stabile Stimmung sorgen und einen schnellen Saitenwechsel ermöglichen. Der Ahornhals ist mit einer Fünfpunkt-Verschraubung am Korpus befestigt und wirkt recht schmal, lässt sich aber mit einer Sattelbreite von 41,3 mm angenehm umgreifen. Ausgeglichen wird das schmale Profil dadurch, dass der Hals etwas dicker ist, sodass man durchaus ein griffiges Stück Holz in der Hand hat. Der glatte Hals mit seiner sehr dünnen Lackierung gefällt mir auf Anhieb. Man hat sofort ein angenehmes Spielgefühl, was natürlich auch an der sehr sauberen Verarbeitung der Bünde und der vorbildlichen Einstellung von Halsneigung und Saitenlage liegt. Allesamt Eigenschaften, die in dieser Preiskategorie Standard sein sollten, aber längst nicht immer sind. Am Übergang zum Korpus findet man den Zugang zum Halsstellstab, das dafür benötigte Werkzeug ist im Lieferumfang enthalten, genau wie der stabile Hartschalen-Koffer in Rechteckform, der dem Instrument einen guten Schutz auf Reisen bietet.

Fotostrecke: 6 Bilder Ahornhals und Ahorngriffbrett in der typischen Ernie Ball Music Man Dimensionierung
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Praxis

Sound

Es geht los mit den unverzerrten Klängen und wir hören uns alle drei Pickup-Kombinationen der Reihe nach an, beginnend mit dem Hals-Pickup.

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Clean – Alle 3 Pickup-Kombinationen

Die Tonabnehmer sind keine Pegel-Bomben, für Humbucker Pickups haben sie eine recht moderate Ausgangsleistung, meine Les Paul bringt die Vorstufe in dieser Einstellung schon bei harten Anschlägen zum Übersteuern, während die Stingray noch einen unverzerrten Sound liefert. Das ist selbstverständlich kein Qualitätsmerkmal, sondern lediglich eine Feststellung, wie der Pegel im Groben einzuordnen ist. Ansonsten hat die Gitarre einen recht homogenen und ausgewogenen Klang in allen drei Tonabnehmer-Kombinationen, kein Frequenzbereich ist überbetont, die Bässe kommen recht klar und knackig aus den Speakern, die Höhen sind mit einer angenehmen Brillanz vertreten. Mit dem Tone-Regler kann dieser Bereich recht gleichmäßig abgesenkt werden. Ihr hört nun den Hals-Pickup mit drei Einstellungen des Tone-Reglers, zuerst komplett zurückgedreht, dann in der Mitte und zum Schluss voll aufgedreht.

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Clean – Hals-Pickup, Funktion des Tone-Reglers

Die Stingray hat eine sehr direkte Ansprache, man hat das typische Strat-Feeling aufgrund der Hals- und Korpus-Konstruktion, allerdings etwas mehr Sustain und einen dickeren Ton, der wiederum den Pickups zu verdanken ist. Eine sehr gute Mischung für Gitarristen, denen die Strat vom Sound her etwas zu dünn ist. Aber mit der Kombination beider Pickups lassen sich auch knackige Rhythmus-Sounds erzeugen.

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Clean – Beide Pickups, Reggae-Rhyhmussound

Das Tremolo ist recht stimmstabil, auch bei härteren Einsätzen. Beim Test hatte lediglich die Sattelkerbe der B-Saite etwas für Unstimmigkeiten gesorgt. Dort blieb die Saite leicht hängen, aber mit einer kleinen Prise Graphit war das Problem recht zügig behoben.

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Funktion des Tremolos, Hals-Pickup

Wir wechseln nun zu den schmutzigeren Klängen und auch hier leistet die Stingray überzeugende Arbeit. Die Gitarre ist flexibel aufgestellt und in nahezu allen Musikstilen einsetzbar. Hier die Kombination beider Pickups mit einem angezerrten Sound.

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Crunch – Beide Pickups, Akkorde

Die Tonabnehmer übertragen die Feinheiten des Anschlags ausgezeichnet, der Zerrgrad lässt sich allein über den Anschlag sehr gut steuern. Im vorangegangenen Beispiel hört man das sehr deutlich bei den tiefen Saiten, die fast clean sind (leichter Anschlag) und die höheren Saiten zerren etwas mehr, weil da auch härter angeschlagen wurde. Im nächsten Beispiel wird das noch deutlicher, hier habe ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen.

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Crunch – Steg-Pickup, Dynamisches Spiel mit Fingern und Pick

Mit dem Volume-Regler an der Gitarre kann auch entzerrt werden. Das Frequenzbild bleibt bei zurückgedrehtem Lautstärkepoti stabil, ein Mid-Gain-Sound lässt sich mit weit zurückgenommenem Poti zur leichten Übersteuerung überreden. Ihr hört nun zwei Extrem-Einstellungen, zuerst den Hals-Pickup mit weit zurückgedrehtem Volume und dann den Steg-Pickup mit Vollgas.

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Mid-Gain-Sound – Dynamischer Einsatz des Volume-Reglers, erst Hals- dann Steg-Pickup

Auch bei den verzerrten Sounds darf man regen Gebrauch vom Tone-Poti machen, um den Sound weiter zu verfeinern. Nimmt man das Poti zurück, wird der Ton weicher, verliert aber nicht seine Durchsetzungsfähigkeit. Ihr hört nun einen High-Gain-Sound mit dem Steg-Pickup, bei dem der Tone-Regler zuerst komplett zurück- und danach voll aufgedreht ist.

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High-Gain-Sound – Steg-Pickup, Funktion des Tone-Reglers

Die beiden Humbucker sind zwar keine gnadenlosen Pegel-Lieferanten, können aber auch in der Schwermetall-Verarbeitung eingesetzt werden. Hier ist der Beweis mit einem Mid-Scoop-Zerrsound.

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Metal-Sound – Steg-Pickup
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Fazit

Erstklassiges Instrument – Strat-Feeling gepaart mit dickerem Ton. So könnte man die Ernie Ball Music Man Stingray in wenigen Worten beschreiben. Das Instrument ist ausgezeichnet verarbeitet, der etwas schmalere Hals hat eine exzellente Bespielbarkeit, vor allem, wenn man nicht mit langen Fingern gesegnet ist. Die Gitarre bietet eine sehr direkte Ansprache und gutes Sustainverhalten, die Pickups liefern dazu einen etwas fetteren Ton und haben sehr gute Klangeigenschaften, was die Übertragung der dynamischen Spielweise und Saitentrennung anbetrifft. Die Gitarre ist sehr flexibel einsetzbar, sie macht überall eine gute Figur und zeigt trotzdem Charakter. Wer auf Strat-Style-Instrumente steht, aber etwas mehr Feuer haben möchte, sollte das Instrument unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hals-Bespielbarkeit
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr variabler Sound
  • Pickups – dynamische Klangübertragung
  • Gewicht
Contra
  • keins
Artikelbild
Ernie Ball Music Man Stingray Gitarre Test
Mit der Stingray Guitar bekommt der legendäre Bass eine würdige Begleiterin
Mit der Stingray Guitar bekommt der legendäre Bass eine würdige Begleiterin
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ernie Ball Music Man
  • Herstellungsland: USA
  • Model: Stingray
  • Finish: Ivory White
  • Korpus: Afrikanisches Mahagoni
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Ahorn
  • Halsbr.Sattel: 41,3 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 51,3 mm
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 22 Stainless Steel High Profile, Medium Wide
  • Mechaniken: Schaller M6-IND Locking Mechaniken
  • Pickups: 2x Music Man Custom Wound Humbucker
  • Regler: Volume, Tone
  • Brücke: Music Man Modern Trem
  • Gewicht: 3,2 kg
  • Zubehör: Koffer
  • Preis: 2.385,00 Euro (UVP)
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Das Finish unseres Testmodells hört auf den Namen Ivory White

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Kommentieren
Profilbild von Oliver Winschewski

Oliver Winschewski sagt:

#1 - 18.04.2016 um 17:57 Uhr

0

Klasse Test, wie meistens! Auf einen ersten Test habe ich gewartet, seit die Serie angekündigt wurde.
Bitte testet auch noch die Cutlass!

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 18.04.2016 um 18:04 Uhr

0

Hallo Oliver,
vielen Dank! Die Cutlass ist bereits getestet. Wird wohl diese Woche noch veröffentlicht.

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