Empirical Labs Arousor Test

Der Distressor Kompressor aus den Hause Empirical Labs ist auf Grund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und Flexibilität ein echter Studiostandard. Aber auch Live-Tonleute schwören auf ihn. Letztlich ist es aber ein Mono-Gerät und damit in der Stereoverwendung bestimmt kein Schnäppchen. Was liegt also näher, als die Essenz dieses Kompressors als Plug-In neu aufleben zu lassen?

EmpiricalLabs_Arousor_01_Aufmacher


Und das ist gar nicht mal so eine neue Idee, denn bereits der Fatso wurde als UAD Plug-In präsentiert. Überraschend ist nun, dass Empirical Labs das Plug-In selber heraus bringt. Wir haben das Public Pre Release bereits getestet und müssen sagen: Gute Sache, das! Erfahrt nun hier, warum das so ist.

Details

Verfügbarkeit, Installationshinweise und iLok 2

Das Empirical Labs Arousor Plug-In ist ein eigenständiges Kompressor-Plug-In, das viele Gene des Distressor Hardware Kompressor träg (Stichwort „Classic Knee“), ihn aber nicht gänzlich emulieren möchte.
Das Plug-In ist für die Formate AAX, VST2, VST3 und AU sowie für die Betriebssysteme Windows ( ab 7) und Mac OSX (ab 10.7) verfügbar. In beiden Fällen wird ein iLok 2 für den Kopierschutz benötigt, selbst für die Demo ist dieser notwendig.

Der obere Teil des Arousor PlugIns mit den prominenten weißen "ELI" Reglern.
Der obere Teil des Arousor PlugIns mit den prominenten weißen “ELI” Reglern.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch kein finales Release erhältlich, allerdings wirbt der Hersteller bereits mit einem Discount für Frühaufsteher. Man muss allerdings damit rechnen, dass eventuelle Einstellungen aus einem alten Projekt durch eine Anpassung der Funktionalität des Plug-Ins verloren geht. Das ist das Risiko. Sicherheitsfanatiker sollten also lieber mit dem Kaufen warten.

Aufgeräumte GUI, Geheimnisse unter der Motorhaube

Wer bereits mit einem Gerät aus dem Hause Empirical Labs gearbeitet hat, wird sich auch mit dem  „Hardware“-Look des Arousor Plug-Ins schnell anfreunden können. Stilprägend sind auf jeden Fall die vielen LED-Meter und die großen weißen Regler, welche nicht nur die feine Beschriftung der Originale beherbergen, sondern auch die Möglichkeit bieten, Werte direkt eingeben zu können. Best of both worlds, sozusagen.
In einem blumigen und ausschmückenden Pressetext lobt sich der Hersteller selbst dafür, wie aufwendig und teuer es gewesen sei, den Detector-Weg der Empirical-Gerätschaften zu modeln. Und das ist auch durchaus richtig, denn selbst bei einer Samplerate von 48 kHz sollte dieser knackig-scharf agieren. Über echte Details schweigt man sich indes aus, ich kann euch deshalb nur soviel verraten: Ja, das Ding ist auf Zack!

Unkompliziertes Design mit besonderen Raffinessen

Das Grunddesign des Arousor ist im Prinzip wie bei jedem anderen Kompressor auch: Input-(Threshold) und Output-Gain, Attack und Release, Ratio – und fertig sind die Basics. Obwohl, das stimmt nicht ganz: Mit „Rivet“ steht auch eine Brickwall-Ratio zur Verfügung, um Sounds konsequent und mit aller Härte gegen die Wand zu fahren.

Der untere Teil des Arousor PlugIns mit den Specials die der Distressor nicht zu bieten hatte.
Der untere Teil des Arousor PlugIns mit den Specials die der Distressor nicht zu bieten hatte.

AtMod Attack Modification Control

Hinzu kommen aber noch einige Besonderheiten! So gibt es die Möglichkeit, den Attack zu „shapen“, also die Attack-Hüllkurvenform nochmal zusätzlich und unabhängig von der diskreten Attack-Zeit zu bearbeiten und somit Transienten gezielt zu formen. Das nennt sich AtMod Attack Modification Control und funktioniert unkompliziert sowie gut.

Stufenlos regelbares Soft-Clip

Weiter geht es mit dem stufenlos regelbaren Soft-Clip Feature, womit Signale nicht nur dezent angeraut werden können, sondern auch vollständig „gebrutzelt“ werden können. Unterstützt wird das Ganze von einer vierfachen LED-Anzeige, die uns den aktuellen Klirr anzeigt und mit plakativen Wörtern begleitet („Warm“, „Hot“, „Toasty“, „Pinned“).

Low-Cut und EQ im Sidechain/Detector-Weg

Aber halt, das ist noch nicht alles! Ferner verfügt das Plug-In über einen umfangreich anpassbaren Sidechain-Weg, wobei das Detector-Signal zum einem zu den Tiefen hin beschnitten und zum anderen mit einem parametrischen EQ-Band zusätzlich modifiziert werden kann. Der Low-Cut nimmt die Beeinflussung der Bässe aus der Kompression, der EQ bietet auf Grund seiner Cut/Boost-Möglichkeit die Möglichkeit, die Abhängigkeit der Kompression von einem Frequenzbereich zu verringern und zu verstärken. 

Dry-Wet-Regler

Last but not least gibt es auch einen Blend-Regler zu vermelden, um auch die allseits beliebte Parallel-Kompression ohne Umschweife in der DAW realisieren zu können. Alles in allem sind das Features, die einem zeigen, dass die ELI-Entwickler keine Theoretiker, sondern Macher aus der Praxis sind. Hier ist nichts verspielt und die Bedienung auf den Punkt. Aber das ist nur die halbe Miete, wichtig ist ja vor allem, wie es klingt – und das hören wir uns in der Praxis an!

Eine Hilfe-Funktion darf nicht fehlen!
Eine Hilfe-Funktion darf nicht fehlen!

Praxis

Wer braucht das

Ohne Umschweife möchte ich direkt die wichtigste Frage beantworten, ob die Welt noch weitere Kompressor Plug-Ins braucht: Die Antwort ist eindeutig ja. Nun ist es ja nicht so, dass es nicht schon genügend gute Plug-Ins in diesem Metier gibt – trotzdem fehlt mit gerade bei heftigen „Pressvorgängen“ bei Software immer wieder die notwendige Geschwindigkeit bei der Regelung auf Attacks, sodass ich im Speziellen hier nach wie vor Hardware einsetzte. 

Fresher than fresh

Und das ist mir bei dem ELI Arousor Plug-In sofort aufgefallen: Es klingt einfach „frisch“ und „mattet“ das komprimierte Signal nicht ab. Auch die Möglichkeit, die Attacks über die Attack-Zeit hinaus zu „shapen“, hat mir besonders gefallen und bietet eine weitere kreative Eingriffsmöglichkeit. Und zwar eine, die man auch nutzt. Es handelt sich hierbei keineswegs um ein „totes“ Feature, dessen Auswirkung man kaum hört. Aber seht und hört doch lieber selbst!

Drive me crazy

Auch die Möglichkeit, gezielt den Verzerrungsgrad direkt aus dem heraus Plug-In anzupassen, ist praxisgerecht und zeitsparend. Gerade auf Drums macht das besonders Spass, aber eigentlich kann ein wenig Zerre auf jeden Signal etwas Sinn machen. Denn auch viele kleine subtile Änderungen machen in der Summe etwas Großes aus! Niedrig dosiert, kann mich die ELI Umsetzung auch wirklich begeistern – allzu übertreiben sollte man es jedoch nicht, denn auch hier klingt die digitale Verzerrungsemulationen bei kräftigeren Einstellungen nicht ganz so überzeugend.

Flexibler SC, vermisste Funktionen

Sidechain-Lowcuts gehören mittlerweile zum Standard bei einem modernen Kompressor. Schön ist es allerdings hier, dass man den Low-Cut stufenlos einstellen kann – und damit weit kreativer werden kann, als nur stumpf das Pumpen zu vermeiden. Auch der zusätzliche EQ macht Sinn, allerdings fehlt mir die Möglichkeit, das Sidechain-Signal „solo“ abzuhören, um somit gezielter das Detector-Signal eingrenzen zu können. Apropos fehlen: Auch die Möglichkeit einzelne Funktionen/Module zu bypassen fehlt, hier darf gern noch mal „geupdated“ werden.

Audio Samples
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Bass – Dry Bass – Medium Comp Bass – Medium Comp + AttMod Variation Bass – Medium Comp + SC Low Cut Bass – All In Drums – Dry Drums – Tight Drums – Slammed Drums – Slammed and Parallel
Fotostrecke: 7 Bilder Bass – Medium Comp

Fazit

Der Empirical Labs Arousor ist ein wirklich sehr gutes Kompressor-Plug-In, das es einem schwer macht, schlechte Sounds zu finden. Die Bedienung ist äußerst intuitiv und der GUI-Look angenehm auf den Augen. Der Kompressor klingt darüber hinaus besonders frisch und haucht Signalen Lebendigkeit ein, die man mit „gewöhnlichen“ Plug-Ins insbesondere bei heftigen Einstellungen verliert. Bei einem durchaus stolzen Preis von 349 Dollar sollte man das aber auch erwarten können! Zu beachten gilt nur, dass es momentan noch nicht die finale Version zu kaufen gibt und die Rückwärtskompatibilität nach Updates noch nicht gewährleistet ist. 

Pro
  • knackiger, frischer Sound
  • AtMod Attack-Shaper
  • intuitiv bedienbar
  • schicke GUI
Contra
  • keine Vorhör-Funktion für den SC
  • kein Bypass einzelner Module
  • hoher Preis
EmpiricalLabs_Arousor_01_Aufmacher
FEATURES
  • Empirical Labs Kompressor-Plug-In
  • Empirical Labs „Famous White Knobs“ mit Parameter-Anzeige und direkter Eingabemöglichkeit
  • Proprietäres Empirical Labs Detector Modeling mit hoher Auflösung
  • Broadband Saturator
  • AtMod Attack Modification Control für das Attack-Shaping
  • HP Sidechain EQ
  • BP Sidechain EQ
  • Rivet Brick Wall Ratio
  • Blend Control
  • 20 Presets
  • Systemanforderungen:
  • WINDOWS: Windows 7 oder höher; MAC: Mac OS X 10.7 oder höher
  • iLok 2 USB key und PACE iLok License Manager
  • 32/64-bit AAX (OSX und Windows)
  • 64-bit VST2 (OSX und Windows)
  • 64-bit VST3 (OSX und Windows)
  • 64-bit AU (OSX)
  • AAX: Pro Tools 10.3.5 und OSX 10.7 oder höher; Windows 7 oder höher
Preis:
  • USD 349,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • knackiger, frischer Sound
  • AtMod Attack-Shaper
  • intuitiv bedienbar
  • schicke GUI
Contra
  • keine Vorhör-Funktion für den SC
  • kein Bypass einzelner Module
  • hoher Preis
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Empirical Labs Arousor Test
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