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AKG Drum Set Premium Mikrofonkoffer Test

AKGs Drum Set Premium Mikrofonkoffer ist ein Bundle, wie es viele gibt: Vom Hersteller vorab zusammengestellte und im Transportbehälter ausgelieferte Mikrofon-Kollektionen zur Abnahme eines Schlagzeugs sind in.

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Anders lässt sich kaum erklären, dass sich in den entsprechenden Produktsparten der großen Musikläden teilweise über 30 dieser praktischen Kistchen finden lassen. Der österreichische Traditionshersteller AKG hat davon insgesamt drei im Angebot, wovon unser Drum Set Premium Testkoffer der mit Abstand teuerste ist. Gut 2000 Euro Listenpreis dürften für die meisten Drummer, Projektstudios oder PA-Firmen eine durchaus bedeutende Investition darstellen, der Inhalt des Aluminiumbehälters hat es allerdings auch in sich.
Wer sich ein bisschen mit der Mikrofonierung von Schlagzeugen beschäftigt hat, kennt irgendwann auch die Namen der berühmtesten Schallwandler in diesem Bereich. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Modell von AKG dabei ist, dürfte ziemlich groß sein. Schon mal was vom D12 gehört? In aller Munde, Entschuldigung, Bassdrums, ist auch der Nachfolger D112. Wer seinen Blick während eines Konzerts vom Drummer etwas nach oben wandern lässt, wird dort mit schöner Regelmässigkeit einen weiteren Klassiker der Drum-Mikrofonierung entdecken, nämlich das C414 Großmembran-Mikrofon. Und auch das C451 darf als Allround-Klassiker bezeichnet werden, vor akustischen Gitarren sieht man es oft , aber auch als Overhead- oder Hi-Hat-Mikrofon. Ein Blick in unseren Testkoffer zeigt: Mit dem D12VR, den beiden C214 und dem C451B stecken nahe Verwandte beziehungsweise die aktuellen Versionen dieser bekannten Schallwandler im “Drum Set Premium”-Kasten. Dazu legt AKG vier D40 Tom/Snaredrum-Mikrofone bei. Mit diesen erprobten Recken der Drumset-Abnahme sollte doch eigentlich im Set nichts schiefgehen, oder? Wir haben mal genau hingehört.

Details

Acht makellos verarbeitete Mikrofone samt Halterungen beinhaltet der Alu-Koffer

Das Öffnen eines Mikrofonkoffers hat immer ein bisschen was von James-Bond-Filmen. Der einzige Unterschied ist eigentlich nur, dass man nach dem ritualisierten Entriegeln der Verschlüsse und dem Anheben des Deckels keine Präzisionswaffe zusammenbaut – zumindest keine, mit der man Leute umbringen kann. Im Falle des AKG Drum Set Premium Aluminium-Case kommen stattdessen acht sehr gut verarbeitete Mikrofone, vier Spannreifenhalterungen, eine konventionelle Klemme sowie zwei Spinnen zum Vorschein. In der Anzahl der Mikrofone liegt übrigens auch schon ein Unterschied zu den meisten anderen, günstigeren, Drum-Mikrofon-Sets, denn diese beinhalten meistens nur sieben Schallwandler. Darauf gehe ich aber weiter unten noch ein. Während es sich die Mikros selbst und die beiden Spinnen auf der ersten Ebene der passgenau gearbeiteten Kunststoffformteile bequem machen, stößt man auf die restlichen Halterungen auf einer weiteren “Etage” darunter. Das ist geschickt gelöst und spart Platz, welcher ja besonders beim Live-Einsatz durchaus begrenzt sein kann. Kommen wir nun zu den einzelnen Mikros.

Fotostrecke: 2 Bilder Im stabilen AKG Drum Set Premium Aluminium-Case…

Bassdrum: Das D12VR besitzt eine aktive Elektronik mit umschaltbarem Frequenzgang

Das Fundament eines modernen Drumsounds ist die Bassdrum. AKG hat bereits vor Jahrzehnten mit dem berühmten Ur-D12 einen Klassiker für diese Anwendung geschaffen. Aber auch der Nachfolger, das “Ei” namens D112, erfreut sich bei Pros und Amateuren großer Beliebtheit. Unserem Drum Set Premium Koffer liegt allerdings das luxuriöse D12VR bei, wobei VR die Abkürzung für “Vintage Reissue” darstellt. Der Begriff ist in sofern irreführend, als dass die neue Version sowohl anders aussieht als auch deutlich umfangreicher ausgestattet ist als der legendäre “Ziegelstein” aus den 60ern. Uns soll es nur recht sein, denn dieses neue Mikrofon soll ein wahrer Alleskönner im Tieffrequenzbereich sein. Dieses Mikrofon hatte der Kollege Nick Mavridis übrigens schon im Einzeltest und hat sich dort auch explizit mit den Unterschieden zum D12 beschäftigt. Trotzdem möchte ich euch die Besonderheiten und technischen Daten nicht vorenthalten. 17 bis 17000 Herzt gibt AKG als nutzbares Frequenzband an, bei der Empfindlichkeit liegt man bei unspektakulären 1,2 mV/Pa. Der Blick auf das Frequenzdiagramm offenbart zwei Peaks bei etwa 4500 und bei etwa 8000 Hertz, was dem Anschlags-Sound des Beaters guttun dürfte und in dieser Form typisch für moderne, auf Bassdrum-Abnahme spezialisierte Mikrofone ist. Der Clou des AKG D12VR ist allerdings die Option, ihm eine 48V Phantomspannung zuführen zu können. Diese aktiviert eine Elektronik, welche über einen farbig illuminierten Schieberegler eine dreistufige, analoge EQ-Bearbeitung ermöglicht: Mittenabsenkung (pinke Beleuchtung), Mittenabsenkung plus Bassanhebung (grüne Beleuchtung), sowie Mittenabsenkung plus Bass- und Höhenanhebung (blaue Beleuchtung). Im passiven Modus kann das D12VR auch betrieben werden, es steht dann aber kein EQ zur Verfügung. Umgekehrt muss im 48V-Betrieb zwingend zwischen einer der drei Voreinstellungen gewählt werden, “flat” ist hier nicht möglich.

Fotostrecke: 3 Bilder Für die Abnahme der Bassdrum hat AKG das luxuriöse D12VR beigefügt.

Toms und Snaredrum: Die vier D40 verfügen über praktische K&M -Spannreifenhalter

Darf das D12VR als Luxusmikrofon für seinen Einsatzbereich bezeichnet werden, spendiert AKG dem Drum Set Premium Koffer für die Tom- und Snaredrum-Abnahme eher einfach gehaltene Exemplare aus dem Firmenportfolio. Mit ihrem kompakten, gut zehn Zentimeter langen Ganzmetallgehäuse liegen die vier dynamisch arbeitenden D40 trotzdem satt und stabil in der Hand. Die Verbindung zu einem Mikrofonstativ oder den beiliegenden, hochwertig gefertigten K&M 24030 Spannreifenhalterungen stellt ein integriertes Gelenk mit Flügelschraube her. Mit 75-20000 Hertz decken sie – mit Ausnahme des Tiefbassbereichs – eine weite Range ab, 2,2 mV/Pa sind ein angemessener Übertragungsfaktor für Tauchspulenmodelle dieser Auslegung. Das Frequenzdiagramm zeigt Betonungen bei etwa 120 Hertz sowie bei knappen 4000 Hertz, was ihnen bei der zugedachten Arbeit an Toms und Snares einen angedickten unteren Mittenbereich sowie eine leichte Akzentuierung des Attacks bescheren dürfte.

Fotostrecke: 3 Bilder Für Toms und Snaredrum sind die eher einfach gehaltenen, dynamischen D40 vorgesehen.

Overhead-Mikofone: Zwei C214 “gematchte” Großmembraner gehören zur Kollektion

Bei den meisten Schlagzeugaufnahmen dürfte den Overhead-Mikrofonen die wichtigste Aufgabe zufallen, denn sie sind für eine ausgewogene Darstellung des gesamten Drumsets verantwortlich. Geschieht hier Murks, lässt sich daran auch mit sehr guten Close Mics nicht mehr viel reparieren. Zum Glück ist sich AKG dieser Tatsache bewusst und packt für den Premium Koffer entsprechend hochwertige Modelle ein. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die legendären 414er, denn dann wäre das Budget schon für ein Stereopärchen aufgebraucht. Wenn man aber mal ehrlich ist, benötigt man die enorm vielen Einstellmöglichkeiten der teuren Kultmikrofone in der klassischen Overhead-Anwendung auch gar nicht unbedingt. Die beiden ab Werk aufeinander abgestimmten C214 kommen stattdessen mit einem schaltbaren Low Cut Filter, welcher das Signal unterhalb von 160 Hertz absenkt, sowie einem 20dB Pad, mithilfe dessen man das C214 infernalischem Lärm von bis zu 156 dB SPL aussetzen könnte. 20 bis 20000 Hertz sind ein typischer Frequenzgang für Großmembran-Kondensatormikrofone, das gleiche gilt für den Übertragungsfaktor von 20 mV/Pa. Zwei Dinge fallen im Hinblick auf den Einsatzbereich positiv auf: die kompakte, flache Bauform, sowie die leichten, durchdacht konstruierten Spinnen. Diese bestehen aus drei konzentrischen, mit Gummibändern verbundenen Kunststoffringen. In den kleinsten wird das mittig Mikrofon eingesteckt, der Dreh an einem Verschlussmechanismus sorgt anschließend für eine sichere Fixierung. Wie es sich für ein gut gebautes Großmembran-Kondensator-Mikrofon gehört, weist der Frequenzgang keine auffälligen Betonungen auf, eine leichte Anhebung jenseits der 10000 Hertz soll dem C214 allerdings die nötige Frische im Air-Bereich spendieren, die sich sowohl bei Stimmen als auch bei modernen Schlagzeugproduktionen positiv bemerkbar machen kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Für den ausgewogenen Gesamtsound eines Drumsets…

Last but not least: das C451B für Hi-Hat oder Ride-Becken

Als “Referenz Kleinmembran Mikrofon” bezeichnet AKG selbst jenen Schallwandler, der das Drum Set Premium Kit zu einem wirklich kompletten Drum-Koffer machen soll. Auf ein Hi-Hat-Mikrofon verzichten viele Hersteller in ihren Angeboten nämlich. Manch einer mag trotzdem enttäuscht sein, dass er hier ein Mikro mitkaufen soll, welches voraussichtlich sowieso nicht zum Einsatz kommt. Und es stimmt, dass viele Aufnahmen ohne eine separate Abnahme der Hi-Hat oder des Ride-Beckens auskommen. Man kann es aber so auch sehen: das zusätzliche Mikro erweitert die Optionen enorm. Als Allrounder mit Nierencharakteristik konzipiert, sollte es in den meisten Anwendungen brauchbare Ergebnisse liefern, zum Beispiel als optionales Snare- (Bottom-) Mikrofon, als Room-Mic oder als Mono-Overhead (aber auch an Gitarre oder anderen Instrumenten). Das vernickelte und mit 16 Zentimetern relativ lange C451B kommt mit guter Ausstattung: Ein zweistufig schaltbares Pad (-10 oder -20 dB) ist ebenso an Bord wie ein zweistufiger Low Cut, welcher das Signal entweder unterhalb von 75 oder 150 Hertz absenkt. Auch das 451er deckt den weiten Frequenzbereich zwischen 20 und 20000 Hertz ab, und obwohl der Rauschabstand und die Empfindlichkeit bei sehr lauten Quellen wie dem Drumset keine so große Rolle spielen, ist es beruhigend zu wissen, dass das Stäbchenmikro hier mit 9 mV/Pa beziehungsweise 76 dB(A) mehr als akzeptable Werte liefert.

Fotostrecke: 6 Bilder Für die separate Übertragung des Beckenklangs von Ride oder HiHat…
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Praxis

Der Aufbau und die Positionierung aller Komponenten gestaltet sich einfach

In der Praxis macht das AKG Drum Set Premium-Köfferchen Spaß. Das liegt zum einen an den guten K&M-Halterungen für die vier D40, welche sich sowohl an geflanschten und Die-Cast-Spannreifen als auch an RIMS-Halterungen befestigen lassen. Zum anderen an der Tatsache, dass die beiden C214 inklusive ihrer Spinnen relativ leicht sind. Anders als manch beeindruckend massive Großmembraner kann man die AKGs auch an normal-stabile Mikrofonstative hängen, ohne dass man gleich Schweißausbrüche bekommen muss. Die Gesetze der Schwerkraft sollte man natürlich trotzdem nicht gänzlich ignorieren. Beim Test-Drumset handelt es um ein altes Yamaha Recording Custom Drumset mit sehr dünnen Birkenkesseln, alles ist komplett offen gestimmt, die Größen sind 24×14, 13×9, 14×10 und 18×16. Dazu benutze ich für die Soundfiles eine Yamaha Manu Katche Signature Messing-Snare in 14×5,5 Zoll, auch diese Trommel besitzt keinerlei Dämpfung. Die D40 Tom- und Snaredrum-Mikrofone sind mithilfe der Klammern befestigt und zeigen alle ungefähr auf das Zentrum der Felle, ihr Abstand zum Spannreifen beträgt etwa drei bis fünf Zentimeter. Auch bei der Hi-Hat geht es standardmässig zu, das C451B zeigt – leicht vom Rest-Set abgewandt – von oben auf das äußere Drittel des Top-Beckens. Durch eine kleine Öffnung im Resonanzfell lugt das D12VR etwa zwei Zentimeter ins Innere der Bassdrum. Meine bevorzugte Overhead-Ausrichtung ist die sogenannte ORTF-Positionierung, bei welcher die Membrane 17 Zentimeter voneinander entfernt sind und einen Winkel von 110 Grad beschreiben. Nachdem meine Sebatron VMP 4000 Röhren-Preamps vorgeheizt sind, kann endlich der Aufnahmeknopf betätigt werden.

Straff und detailliert klingt das Drumset mit der Standard-Mikrofonierung

Der erste Soundcheck verrät, wohin die Reise geht. Trotz großer Trommeln und offener Stimmung bilden die AKGs das Set griffig ab. Schnell wird auch klar, dass sich der wichtige Kern des Premium Koffers – das D12VR und die beiden C214 – als sehr gutes Team erweist. Kommen wir nun zu den einzelnen Mikrofonen und wie sie sowohl alleine als auch im Kontext klingen.

Druckvoll, kontrolliert und vielseitig: Das D12VR ist ein Bassdrum-Allrounder

Ein guter Bassdrum-Sound ist die halbe Miete. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man den mit dem D12VR hinbekommt, ist groß. Im Passivbetrieb – also ohne aktivierte Phantomspeisung – liefert das Mikrofon eigentlich schon alles, was man für ein passendes Endergebnis braucht. Im Gegensatz zu den meisten anderen “vorgeschneiderten” Bassdrum-Mikrofonen klingt das D12VR ohne EQ nämlich durchaus natürlich. Hier ist alles an Frequenzen da und wer seine Bassdrum gerne so hört, wie sie tatsächlich klingt, wird die Aktiv-Variante möglicherweise gar nicht in Anspruch nehmen wollen. Für andere dürfte der Spaß hier allerdings erst anfangen. Besonders der modernen Art, im eigenen Homestudio mit ordentlich Zeit produzieren zu können, kommt das D12VR sehr entgegen. Wer ein bisschen experimentiert und vielleicht sogar mehrere Bassdrums zur Verfügung hat, bekommt hier tolle Optionen, den Sound quasi an der Quelle zu formen, ohne dass man anschließend noch allzu viel daran “schrauben” muss. Mir haben mit meiner Test-Bassdrum alle Varianten gefallen, meine Favoriten sind allerdings die passive sowie die grüne Variante (Mid Cut und Bass Boost). Hier habe ich euch alle Versionen aufgenommen.

Audio Samples
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AKG D12 – passiv, BD Solo AKG D12 – passiv, Drumkit AKG D12 – Mid Cut, BD Solo AKG D12 – Mid Cut, Drumkit AKG D12 – Low Boost, BD Solo AKG D12 – Low Boost, Drumkit AKG D12 – Low u. Hi Boost, BD Solo AKG D12 – Low u. Hi Boost, Drumkit

Präsent, aber nicht aufdringlich kommen die beiden C214 rüber

Nicht nur in der Kombination mit den anderen Modellen im Drum Set Premium Koffer liefern auch die beiden C214 Mikrofone eine sehr überzeugende Vorstellung ab. In manchen Internetforen liest man immer wieder vom angeblich harschen Klangcharakter dieser Großmembraner, gerne wird auch darauf verwiesen, dass es sich hier nur um abgespeckte 414er handele. Tatsache ist, dass sie im Rahmen dieses Tests keinerlei Anlass zur Klage liefern, im Gegenteil. Natürlich kann man von Großmembranern der 400-Euro-Klasse keine Wunderdinge erwarten, ich bin allerdings mehr als angetan vom ausgewogenen Sound dieser Schallwandler über dem Drumset. Überzeugend ist nicht nur die relativ detaillierte und ausgewogene Abbildung der Instrumente, mir gefällt auch die Tatsache, dass Toms und Hi-Hats schön “herangeholt” werden. Das bedeutet nämlich, dass man im Zweifelsfall auch mal auf zusätzliche Tom-Mics verzichten kann, was wiederum zu einem deutlich größeren und natürlicheren Sound führen kann, von der einfacheren Handhabung im Mix ganz zu schweigen. Hier hört ihr die C214 als Overheads im Kontext, einmal ohne weitere Einstellungen und einmal mit Low Cut. Das dritte File beinhaltet nur drei Mikros, die beiden C214 und das D12VR in der passiven Einstellung.

Audio Samples
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AKG C214 – ohne Low Cut, Drumkit AKG C214 – mit Low Cut, Drumkit AKG C214 – nur Overheads und D12

Die vier D40 fallen im Vergleich etwas ab

Obwohl die vier D40 Mikrofone im Kontext einen guten Job machen, fallen sie im Vergleich mit den anderen Modellen im Koffer klanglich etwas ab. Ihnen fehlt insgesamt etwas die Wärme und auch klangliche Definition, die beispielsweise ein Audio Technica ATM230, ein Audix D2 oder auch ein EV ND46 auszeichnet. Schon aufgrund seines nach unten hin begrenzten Frequenzgangs hat das D40 am 18er Floortom Schwierigkeiten, die Fülle des Instruments aufzunehmen. Auch an den kleineren Toms wirkt der Klang etwas gepresst und eindimensional. An der Snare schlägt sich das Mikro ordentlich, aber auch hier fällt im Vergleich mit meinem SM57 und meinem persönlichen Favoriten, dem Telefunken M8, eine leichte Pappigkeit im Sound auf, der man per EQ am liebsten sofort mit einem Cut bei 150 und einem Boost bei etwa 7000 Hertz zu Leibe rücken möchte. Das heisst keinesfalls, dass es sich um schlechte Mikrofone handelt, im Rahmen ihrer Preisklasse können sie durchaus überzeugen. Für rund 70 Euro bekommt man ein einzelnes D40 im Laden, damit liegen sie eine ganze Kategorie niedriger als die genannten Kollegen. Allerdings heisst dieser Koffer ja auch “Premium”, ein D112 für Floortoms wäre durchaus eine Überlegung seitens AKG wert. Möglicherweise würde die Kalkulation ja sogar ein D-7 für die Snare verkraften. Sehr gut gefallen mir die K&M-Spannreifenhalter, sie passen nämlich sowohl an normale, geflanschte Reifen als auch an Gussversionen und an RIMS-Freischwingsysteme. Sehr schön. Dass der experimentierfreudige Sound-Freund bei der Studioarbeit schnell an Grenzen stößt, was die Position der Mikros angeht, liegt in der Natur aller Spannreifenklemmen. Nicht so schön ist die Tatsache, dass man zum Fixieren der im Mikro integrierten Haltegelenke relativ viel Kraft braucht, was mit den wenig griffigen Flügelschrauben außerdem schwerer von der Hand geht als nötig sein sollte.

Audio Samples
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AKG D40 – alle Toms, Drumkit AKG D40 – 13er Tom, solo AKG D40 – 14er Tom, solo AKG D40 – 18er Tom, solo AKG D40 – Snare, solo

Mehr als eine Zugabe für die Hi-Hat: das C451B

Als echte Bereicherung des Drum Set Premium Kits darf das C451B bezeichnet werden. Es klingt nicht nur an meiner alten Paiste 2002 15er Hi-Hat sehr crisp und detailreich, als vollwertiges Kondensatormikrofon bietet es sich für viele weitere Anwendungen an. Dabei ist zu bedenken, dass Fans des – momentan sehr angesagten – belegteren Drumsounds hier vielleicht nicht unbedingt angesprochen werden. Wer die natürliche Entschärfung der Hi-Hats durch die Abnahme mit einem Beyer M160 Bändchenmikrofon mag, wird als Alternative eher zum D40 greifen als zum 451er. Da das berühmte Stäbchen für eine tendenziell helle Klangcharakteristik steht, dürfte es seine Stärken insbesondere an Drumsets ausspielen, die mit nicht allzu schrill klingenden Becken ausgestattet sind. Ich habe euch das Mikrofon natürlich aufgenommen, einmal ohne, einmal mit 150 Hertz Low Cut. Darunter lest ihr, was man noch so mit ihm anstellen kann.

Audio Samples
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AKG C451B – HiHat, solo AKG C451B – HiHat, Drumkit AKG C451B – HiHat, 150 Hz Low Cut, solo AKG C451B – HiHat, 150 Hz Low Cut, Drumkit

Alternative Mikrofonierung: C451B als Mono-Overhead, C214er und D12VR an den Toms

Zugegeben: Die gängige, moderne Drumset-Mikrofonierung beinhaltet immer noch die Abnahme mit Stereo-Overheads. Trotzdem habe ich euch unten ein paar Soundfiles aufgenommen, welche vom gängigen Standard ein bisschen abweichen. Dazu habe ich das C451 als Mono-Overhead über das Set gehängt, die beiden C214 an das 13er und das 14er Tom gestellt, während das D12VR am mächtigen 18er Platz nehmen durfte. Es befindet sich zu dem Zweck im aktiven Modus mit der Bassanhebung. Im Reso-Loch der Bassdrum habe ich ein frei gewordenes D40 positioniert, mein Solomon Subkick Mikrofon übernimmt die Tiefbässe. Das Fazit aus diesem Experiment lautet, dass das 451er ein exzellentes Overhead-Mikrofon darstellt, sofern ein moderner Sound gefragt ist. Geradezu hervorragend gut gefallen mir die C214 an den Toms. Der Vergleich ist natürlich nicht fair, aber er zeigt, wieviel Luft nach oben bei den D40 in derselben Anwendung noch besteht. Auch das D12VR verhilft dem 18er nun zu dem runden Fundament, welches ich akustisch wahrnehme, wenn ich auf die Trommel haue. Nichts zu mäkeln habe ich auch der Kombi aus D40 und Solomon Subkick-Verschnitt an der Bassdrum. Sie klingt modern, druckvoll und mittenarm, also fast “mix-ready”. So klingt das im Set, für die Toms und das Mono-451 habe ich euch zusätzlich die Solospuren bereit gestellt.

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Alternatives Setup – Drumkit Alternatives Setup – AKG C451B Mono Alternatives Setup – AKG C214, 13er Tom Alternatives Setup – AKG C214, 14er Tom Alternatives Setup – AKG D12, 18er Tom
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Fazit

Mit dem Drum Set Premium Mikrofonkoffer bietet AKG nicht nur einen qualitativ hochwertigen “Werkzeugkasten” für den Live-Betrieb an, gerade im Studio sorgen die einzelnen Komponenten in vielen Kombinationen für sehr gute Klangergebnisse. Besonders das D12VR mit seinen kontrollierten Bässen und der einzigartigen, Phantom-gespeisten EQ-Sektion kann überzeugen. Natürlich und lebendig kommen auch die beiden C214 rüber, das C451B hingegen erweitert das Set nicht nur im Hinblick auf die Anwendung als Hi-Hat-Mikrofon. Es funktioniert auch als alternatives Mono-Overhead und sollte auch an der Snare gute Dienste leisten. Nicht ganz mithalten können die D40, sie wirken im Vergleich mit den anderen Mikros in dieser Premium-Kollektion etwas farblos. Auch ihre etwas schwach zupackenden Gelenke und die nicht sonderlich griffigen Flügelschrauben können nicht komplett überzeugen. Davon abgesehen, ist der persönliche Check dieses Mikrofon-Bundles absolut empfehlenswert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • ausgewogener Gesamt-Sound aller Komponenten
  • D12VR überzeugt mit sehr guter Ausstattung (EQ-Settings)
  • gute Qualität der mitgelieferten K&M Spannreifenhalterungen
  • robuste Verarbeitung
Contra
  • D40 fallen klanglich etwas ab
  • Gelenke und Flügelschrauben der D40 könnten besser sein
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AKG Drum Set Premium Mikrofonkoffer Test
Für 1.699,00€ bei
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Technische Spezifikationen

AKG Drum Set Premium Mikrofonkoffer

1 x AKG D12VR

  • Typ: Bassdrum-Mikrofon, dynamisch/Tauchspule
  • Besonderheit: passiv oder mit drei EQ-Settings betreibbar (48V)
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 17 Hz – 17 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 156 dB SPL

4 x AKG D40 mit 4x K&M 24030 Halterungen

  • Typ: Snare-/Tom-Mikrofon, dynamisch/Tauchspule
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 75 Hz – 20 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 156 dB SPL

2 x AKG C214 mit 2x Spinnen

  • Typ: Overhead-Mikrofon, Großmembran-Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 156 dB SPL
  • Pad, Low Cut

1 x AKG C451B mit Halterung

  • Typ: Hi-Hat-Mikrofon, Kleinmembran-Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 155 dB SPL
  • jeweils zweistufiges Pad und Low Cut
  • Preis: 2099,00 EUR (UVP)
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