Parker PB65SP Test

1997 präsentierte Ken Parker seine avantgardistischen Fly-Gitarren aus Kohlefaser zum ersten Mal der Öffentlichkeit und ist seitdem eine feste Größe unter den amerikanischen Gitarrenbauern. Sein erstes Instrument aus diesem leichten Material war jedoch nach eigenen Aussagen ein 6-saitiger E-Bass, den er als Prototypen für Anthony Jackson angefertigt hatte. Der sah allerdings noch wesentlich abgefahrener aus als die später eingeführten Fly – Bässe, die auch für den uns zum Test vorliegenden PB65SP Modell standen.

Sieht man den Parker PB65SP zum ersten Mal, könnte man ihn tatsächlich locker mit den innovativen High-Tech-Leichtbau Fly-Bässen verwechseln.  Die einzige Gemeinsamkeit ist aber die futuristische Korpusform, alle anderen Komponenten sind eher konventionell und auch bei anderen Bässen in dieser Preisklasse zu finden. Das Instrument erhielt einen Mahagoni-Korpus mit einem durchgehenden Hals aus Ahorn. Für den guten Ton sorgen zwei Humbucker und eine Elektronik von EMG –  aber eben ohne das extravagante Piezosystem, das sein erheblich teurerer Zwillingsbruder mit an Bord hat. Man könnte den PB65SP demnach als Budget-Variante der Fly-Bässe bezeichnen.

KORPUS

Neben der einzigartigen Form des Bodys besticht der Bass mit einer edel aussehenden Decke aus Spalted Maple,  die dem PB65SP ein gewisses Boutique-Bass-Flair verleiht. Bei teuren Instrumenten ist so ein Top schon mal bis zu einem Zentimeter dick, hier handelt es sich aber um ein sehr dünnes Furnier, das deshalb auch nichts Wesentliches zum Sound beitragen wird. Die zwei Korpusflügel wurden, wie bereits erwähnt, aus Mahagoni gefertigt,   das sich als Allround-Klangholz für moderne Bässe bestens bewährt hat. Sie bestehen allerdings aus jeweils zwei Teilen – man sieht durch die veränderte Maserung und Färbung, dass an den Längskanten jeweils ein zweites Stück Mahagoni angeleimt wurde.

Der obere Cutaway ist sehr ausladend und reicht fast bis zum zwölften Bund, was, zusammen mit der leichten Wölbung des ca 3,8 cm dicken Bodys, für Balance und Tragekomfort sorgen sollte. Aufwendige Shapings sind am PB65SP allerdings nicht zu finden, lediglich die Verjüngung des oberen Flügels nach außen verhindert, dass die ansonsten harten Kanten zu sehr in die Rippen drücken. An der Holzverarbeitung gibt es nichts auszusetzen, alles ist passgenau und sauber gefertigt und montiert.  

HALS

Obwohl extralange Hälse mittlerweile bei Bässen mit einer tiefen H-Saite schon fast Standard sind, hat sich Parker hier für eine normale 34“ Longscale-Mensur entschieden. Auch bei der Holzauswahl setzt Parker beim PB65SP mit einem durchgehenden Hals auf Altbewährtes: drei Teile Ahorn getrennt durch zwei schmale Palisanderstreifen. Die Korpusflügel sind zusätzlich mit Palisander vom Hals abgesetzt – eine sehr stabile Konstruktion also.

Durch das verwendete ultradünne Satin-Finish fühlt sich der Hals sehr geschmeidig an. Wer Fender-Bässe mag, wird auch mit dem mitteldicken D-Profil des Parker gut klarkommen. Allerdings ist der Hals für einen Fünfsaiter sehr schmal, was bei manchen Spieltechniken durchaus frickelig werden kann –  doch dazu später mehr im Praxisteil.
Beim Griffbrettmaterial finden sich dann doch noch Anleihen aus der Parker High Tech Fly-Serie: Es handelt sich nämlich nicht um Ebenholz, sondern um Phenol. Dieser sehr harte Kunststoff wird für die Herstellung sehr vieler Gegenstände aus dem täglichen Gebrauch verwendet, wie für Stecker von Elektrogeräten oder Flaschen-Schraubverschlüsse. Wegen seiner enormen Widerstandsfähigkeit und Dichte eignet sich Phenol aber auch hervorragend als Griffbrettmaterial; es fühlt sich geschmeidiger an als Holz und soll ähnliche Klangeigenschaften wie Ebenholz besitzen. Die 24 Nickelbünde im Griffbrett sind sauber abgerichtet und von den Ausmaßen her eher breit und flach, gehören also in die Jumbo-Kategorie. Der Hals ist mit einem Stellstab ausgerüstet, dessen Einstellschraube von der Kopfplatte aus unter einer Edelholzabdeckung  zugänglich ist. Natürlich ist die Kopfplatte selbst, passend zum Design des Basses, auch eher extravagant gestaltet. Sie ist sehr schmal, die Stimmmechaniken sind in einer Reihe angebracht. Um den Saitendruck auf den Sattel zu erhöhen, ist der Kopf leicht schräg nach hinten abgewinkelt und zur stimmigen Gesamtoptik ebenfalls mit Spalted Maple versehen.

HARDWARE UND ELEKTRONIK

Mono-Rail-Bridge-Systeme sind mittlerweile weit verbreitet, sowohl Boutique-Bass-Hersteller als auch Großserien-Produzenten verbauen dies Art Brücken, die aus Einzelblöcken für jede Saite bestehen. Man verspricht sich davon eine bessere Schwingungsübertragung  in den Korpus. Der PB65SP hat eine String-Through-Body Mono-Rail-Bridge (großartiges Wort oder !?), die Saiten werden also von hinten durch den Korpus eingefädelt, wodurch der Saitendruck auf die Reiter erhöht wird und so ebenfalls eine bessere Schwingungsübertragung gewährleisten soll. Mag sein, dass es einen minimalen Soundvorteil bringt, mir persönlich sind allerdings Brücken mit Einhängevorrichtung für die Ball-Ends lieber, weil es weniger Fummelei beim Saitenwechsel gibt.  

Die hier verbaute Brücke hat einige Besonderheiten, die für mich allerdings nicht immer praxisnah wirken.  So muss zum Einstellen der Oktavreinheit ein kleines Inbus-Schräubchen gelöst werden. Erst dann kann man die Saitenreiter in die richtige Position schieben. Anschließend wird der Reiter mit der Schraube wieder in seiner Schiene verklemmt. Ganz schön umständlich, denn eine lange Schraube mit Feder von hinten, mit der die Reiter durch entsprechendes Drehen in die richtige Position befördert werden, ist schon wesentlich komfortabler – und dabei auch präziser einzustellen.
Auch das Justieren der Saitenlage ist relativ fummelig. Nicht der Saitenreiter selbst wird in der Höhe verstellt, sondern nur der Aufsatz, auf dem die Saite liegt – und auch der muss mit einem kleinen Schräubchen fixiert werden. Richtig ärgerlich ist allerdings, dass man die Saitenabstände zueinander, also das String-Spacing, nicht verändern kann. Ich habe zumindest keine Möglichkeit gefunden, die besagten Aufsätze auf den Saitenreitern zu verschieben. Natürlich ist der Saitenabstand immer Geschmacksache, aber bei einem Spacing von nur 16 mm – im Gegensatz zu den angegebenen 17 mm auf der Parker Website – bin ich bestimmt nicht der Einzige, der eine Möglichkeit vermisst, den Abstand zu vergrößern.  Die Brücke sowie die leichtgängigen geschlossenen Mechaniken an der Kopfplatte sind goldfarben mattiert. Parker nennt das Ganze „champaign satin hardware“, was gut zur hochwertigen Gesamterscheinung passt.

Pickups und Elektronik stammen von EMG. Zum Einsatz kommen zwei aktive Humbucker EMG 40 CS und eine aktive Elektronik mit vier Potis, zwei davon für das Volumen des vorderen und hinteren Pickup und zwei  für die Kontrolle des Zweiband-EQs (Bässe und Höhen). Für die Stromversorgung sorgt eine 9-Volt-Batterie, die in einem separaten Fach mit einem vorbildlichen Klappverschluss auf der Rückseite des Basses zu finden ist. Bei einem nötig werdenden Wechsel ist also keine Schrauberei erforderlich.

PRAXIS

Das Gewicht gibt Parker mit neun Pounds, also etwa vier Kilo an, das Testinstrument lag mit 4,3 kg geringfügig darüber, was für einen Longscale Fünfsaiter völlig ok ist. Umgehängt verteilt sich das Gewicht dann auch recht gleichmäßig und der Bass trägt sich aufgrund seiner Korpuswölbung erwartungsgemäß komfortabel am Gurt.

Dank des großzügig ausgeschnittenen unteren Cutaways sind auch die höchsten Bünde gut zu erreichen. Das Einzige, was mich am Handling des PB65SP stört, sind die relativ scharfen Kanten am Korpus. Ich denke, dass jeder, der den Bass nicht in Höhe seiner Kniescheiben trägt (was zugegebenermaßen gerade en vogue ist), stützt das rechte Handgelenk beim Spielen am Korpus ab. Zumindest an dieser Stelle würde dem Parker etwas Shaping gut zu Gesicht stehen, denn den Druck auf das Handgelenk fand ich nach einiger Zeit wirklich sehr unangenehm, was sich letztendlich auch negativ auf die Spieltechnik auswirkt. Wie schon erwähnt, ist das String-Spacing mit 16 und 16,5 Millimeter sehr eng und kann leider auch nicht vergrößert werden. Ich persönlich komme damit gut klar, es gibt aber durchaus Spieltechniken, die dadurch erschwert werden. So bevorzugen beispielsweise heftige Slapbassspieler in der Regel ein weiteres Spacing. Man sollte also wirklich vorher checken, ob man mit seiner jeweiligen Spieltechnik auf dem Parker klarkommt. Davon abgesehen ist der futuristisch anmutende Bass aber durchaus mühelos und komfortabel zu handhaben.

Stellt sich die Frage, ob er auch so klingt, wie er ausschaut? Irgendwie schon, wie ich finde. Die Grundausrichtung des Sounds ist genauso modern wie das Äußere des Basses und wie man es von einer Neck-Through-Konstruktion mit Humbuckern auch erwartet: ein breites Spektrum mit brauchbaren Frequenzen. Dabei klingt besonders der Höhenbereich sehr fein und gibt dem Sound seine Definition. Die Tonansprache ist – typisch für einen durchgehenden Hals – sehr direkt und gleichmäßig über das ganze Griffbrett, aber eben nicht so punchig wie bei guten Schraubhalsbässen. Das „D“ und die benachbarten Töne auf der „G“ – Saite klingen etwas schneller aus, aber von einem Deadspot zu sprechen wäre übertrieben.

 Bass-Pickups von EMG eilt der Ruf voraus, sehr Hifi-mäßig zu klingen, manche empfinden sie sogar als eher steril. Geschmacksache, aber die EMG-Ausstattung bei unserem Testinstrument finde ich sehr gut geeignet, das breite Frequenzspektrum des PB65SP zu übertragen. Der Höhenregler kümmert sich wirklich um den oberen Frequenzbereich, ohne aufdringlich zu werden, und der Bassbereich gerät auch bei stärkeren Anhebungen nicht aus den Fugen. Man kann den Parker sogar zum Knurren bringen – Bridge Pickup voll auf und ein wenig Bass für die Schubkraft dazu – nicht übel. Damit Ihr einen besseren Eindruck vom Sound des PB65SP bekommt, habe ich natürlich wieder ein paar Samples aufgenommen.

Audio Samples
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Beide Pickups, Slap Beide Pickups, Fingerstyle Hals-Pickup Bridge-Pickup

FAZIT

Der Parker ist preiswert und besteht dennoch aus hochwertigen Komponenten, er leistet sich allerdings auch ein paar Fehler. Aufwendige Body-Shapings sind natürlich auch eine Preisfrage, dennoch sollten fehlende Konturen die Spielfreude und das Handling nicht beinträchtigen. Auch die Justiermöglichkeiten an der Brücke könnten überarbeitet werden, ohne höhere Kosten zu verursachen. Solche Schönheitsfehler leistet sich der PB beim Sound nicht, hier gibt es nichts zu meckern. Wer auf einen leicht komprimierten, modernen Sound steht, kommt ohne Weiteres auf seine Kosten. Unterm Strich kann es sich für Bassisten, die auf die einzigartige Optik des PB65SP stehen, also durchaus lohnen, ihn mal zu testen. Allerdings sollte man dabei auch nicht vergessen, dass es in diesem Preissegment sehr viele ernst zunehmende Konkurrenten gibt.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sound und Variabilität
  • Verarbeitung
  • Qualität der Austattung
Contra
  • keine Einstellmöglichkeit für Saitenabstände
  • Bridge – Justierungsmöglichkeiten umständlich
  • fehlende Shapings am Korpus
Artikelbild
Parker PB65SP Test
Für 899,00€ bei
Technische Daten Parker PB65SP
  • Hersteller: Parker Guitars
  • Model: PB65SP
  • Herstellungsland : Indonesien
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: durchgehend 5-streifig Ahorn/Palisander, 24 Bünde
  • Griffbrett: Phenol
  • Mensur: 34“ Long-Scale
  • Finish: Satin
  • Hardware: Mono-Rail String-Through-Bridge, open Gear L4 Tuners, Champaign Satin
  • Elektronik: EMG Aktiv 35Hz, 2 x Volume, 1 x Bass, 1 x Höhen
  • Tonabnehmer: EMG Aktiv Humbucker 40CS
  • Gewicht: 4,3 kg
  • Preis: 1079,- € UVP
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