Zugegebenermaßen klingelt es nicht gerade in meinen Ohren, wenn Produkte mit den Worten “Einsteiger” oder “Anfängermodell” beworben werden. Immerhin lege ich als Profi-Drummer wert auf professionelles Material – logisch. Hinzu kommt, dass Becken aus einer Messing-Kupfer-Legierung nicht den besten Ruf geniessen. Aber, ob Formel Eins oder Musikbusiness, auch die ganz Großen haben mal klein angefangen. Michael Schumacher saß zu Beginn seiner Karriere in einem Kettcar und nicht im Silberpfeil und Steve Gadd hat seine Laufbahn nicht mit Endorsements und besagtem Profi-Equipment begonnen.
Jeder fängt mal ganz unten an und hierfür möchte euch der schweizerische Beckenhersteller Paiste mit der ,,PST 3“-Beckenserie qualitativ hochwertige Anfängerbecken zur Verfügung stellen. Als Produzent von Qualitätsware genießt die Firma Paiste weltweit einen hervorragenden Ruf und ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Schweizer auch bei der Herstellung von Anfängerbecken nicht lumpen lassen. Die Becken sollen wenig kosten und trotzdem gut klingen. Geht das?
Anzeige
Details
Paiste verlässt sich auf eine computergestützte Fertigungsmethode, auf der die Produktion der im Jahre 2005 erstmals präsentierten ,,PST 3“-Serie basiert. Die Serie besteht aus zwei Paar Hi-Hats mit 13“ und 14“ und drei Crash-Becken in 14“, 16“ und 18“ wobei letztgenanntes als Crash-Ride bezeichnet wird. Ein 18“ China und 20“ Ride-Becken vervollständigen das Angebot.
Heimat der Firma Paiste ist die Schweiz, produziert wird die ,,PST 3“ Serie aber in Deutschland. Der Produktionsstandort Deutschland teilt sich mit der Schweiz nicht nur den Sprach- und Kulturraum, ist somit nur bedingt ,,Ausland“. Beide Nationen sind zudem weltweit für ihre hohen Qualitätsstandarts bekannt. Heutzutage wird die Produktion vorrangig preiswerter Produkte häufig in den asiatischen Raum verlagert, um Kosten zu sparen – nicht so bei Paiste. In Zeiten der Globalisierung finde ich es wichtig, den ganzen Produktionszyklus zu betrachten. Nicht nur mit Blei verseuchte Spiezeuge, auch die Arbeitsbedingungen der Angestellten werfen oft ein schlechtes Licht auf die teilweise unglaublich billigen Produkte aus Fernost. Preiswerte Instrumente mit dem Gütesiegel ,,Made in Germany“ beziehungsweise „Made in Switzerland“ sind also durchaus machbar.
Dank der Informationen, die ich von Paiste im Voraus erhalten habe, lässt sich der ganze Herstellungsprozess leichter darstellen: Die Basis der golden schimmernden Becken bildet ein Messing-Gemisch, das zu 63% aus Kupfer und zu 37% aus Zink besteht. Aus dieser sogenannten MS63-Bronze wird jeder Rohling mit einem computergestützten Verfahren hergestellt. Ich kann deutlich ein Abdreh- und Hammermuster erkennen, doch werden die Becken nicht von Hand noch maschinell abgedreht, geschweige denn gehämmert. Jeder Rohling wird auf einer speziell vorgefertigten Matritze in Form gepresst, ähnlich wie bei der Herstellung von Schallplatten. Das spart natürlich Zeit und Geld.
Auf der Unterseite kann ich ein feines und dichtes ,,Abdrehmuster“ und zwei unterschiedlich große ,,Hammermale“ erkennen. Das Muster auf der Oberseite variiert in der Breite und Tiefe der ,,Tonal-Grooves“ und sieht relativ ,,echt“ aus, als wären die Becken von Hand abgedreht worden. Die ,,Hammermale“ sind hier sehr dezent gesetzt und dadurch fast nicht zu erkennen. Einzig die Fertigung des China-Beckens erfordert ein wenig Handarbeit, zu sehen an den zusätzlichen Hammermalen sowie dem Abdrehmuster auf der Unterseite.
Alle Crashes und das Ride-Becken sind sehr gleichmäßig gewölbt, die Kuppe ist fast so groß wie meine Müsli-Schale. Das Profil der Hi-Hats ist etwas flacher gehalten. Zu Beginn der ,,PST 3“ Ära war das China als 16“-Modell zu haben, dieses wurde aber gegen das jetzt 18“ große Modell ausgetauscht.
Paiste bietet die ,,PST 3“-Becken in unterschiedlichen Kombi-Paketen an:
– ,,PST 3“ Essential Set (13/18) Hi-Hat und Crash-Ride – ,,PST 3“ Essential Set (14/18) Hi-Hat und Crash-Ride – ,,PST 3“ Effects Pack (10/18) Splash und China – ,,PST 3“ Universal Set (14/16/20) Hi-Hat, Crash und Ride
Das 10“ Splash ist leider nicht in meinem Testpaket enthalten.
Anzeige
Praxis
Zuerst sind die beiden Hi-Hats auf dem Prüfstand. Gleich vorweg: Sie bestehen den Anfängertest mit Auszeichnung! Crisp im Sound geben beide Modelle auch schnell gespielte Figuren wieder, ohne einzelne Schläge zu verwischen. Der klare Attack einzelner Schläge verschmilzt beim 14“-Modell mit einem recht mittigen Klangcharakter und bildet mit dem tieffrequenten Sustain eine satte Soundmelange. Das 13“-Modell klingt im positiven Sinne ein bisschen ,,zickiger“, lässt mich aber kein Volumen vermissen. Klanglich höhenreicher und im Sustain kürzer als die 14“-Hi-Hat bietet es sich an, die kleinere als Cross-Hat zu nutzen und so beide Modelle miteinander zu kombinieren. Wenn man sie nicht ,,überspielt“, zischen und rauschen beide Modelle im leicht geöffneten Zustand auf angenehme Art und Weise. Während des Spielens muss ich mir den geringen Paiste-Listenpreis permanent bewußt machen.
Auch als ich den Rest der ,,PST 3“ Crew ordentlich rannehme, beeindrucken mich die golden schimmernden Becken im Bezug auf Preis und Leistung. Dem 14“ Crash fehlt etwas Volumen, dafür entfaltet es aber einen im Klangkontext durchsetzungsfähigen, mittigen Sound. Da das Becken sehr schnell reagiert, kann man es jedoch durch ein gezieltes Abstoppen mit der Hand sehr gut dazu benutzen, perkussive Akzente zu setzen.
Klanglich setzen sich die beiden größeren Crashes vom 14“-Crash ab, wobei das 18“ mit Abstand am besten klingt. Es wird Crash-Ride bezeichnet, wobei es sich meiner Meinung nach nicht unbedingt für den Einsatz als Ride-Becken eignet. Einzelne Stockschläge schaukeln sich zu schnell auf, weswegen typische Ride-Pattern im Grundrauschen des Crashes schnell untergehen. Als Crash macht es allerdings eine sehr gute Figur, klingt im Vergleich zum 16“ Crash ist voluminöser und bietet ein ausgewogenes Sustain mit kräftigen unteren Mitten und einem klaren Attack.
Mit der Stockspitze auf dem Profil angespielt, überzeugt mich das 20“ Ride-Becken durch die Klangkombination aus hochfrequentem Ping-Sounds gepaart mit einem bauchigen, leicht rauschenden Sustain. Die Kuppe klingt glockig und recht trocken und passt gut zum Gesamtcharkter des Beckens. Das Mutterschiff der ,,PST 3“ Serie wird in Kombination mit der 14“ Hi-Hat und dem 16“ Crash als ,,Universal Set“ angeboten. Das ist eine sehr sinnvolle Kombination, da diese Becken besonders gut miteinander harmonieren. Wem ein einziges Crash zu dürftig sein sollte, dem empfehle ich, das 18“ Modell hinzuzufügen.
Das 18“ messende China-Becken ist der Kandidat mit dem größten Klangspektrum, da es aufgrund seines Profils unterschiedliche Spielflächen bietet. Wenn ich es am Rand anspiele, erklingt ein erdiger, im Attack satter und bauchiger Klang, der schnell ausklingt und sich besonders gut für Akzente eignet. In der Mitte des Profils lassen sich dem Becken interessante Klänge entlocken, bei denen sich der dreckige, für China-Becken typische Klangcharakter mit eigenwilligen Obertönen vermischt. Das China macht Spass!
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Standard-SetSet 2
Anzeige
Das Preis-Leistungsverhältnis der ,,PST 3“-Becken kann sich sehen lassen. Für Einsteigermodelle klingen sie sehr facettenreich und überhaupt nicht ,,billig“. Sie bieten Anfängern oder Hobbydrummern die Möglichkeit, sich auszuprobieren und einen persönlichen Geschmack zu entwickeln. In Kombination mit einem Einsteiger-Drumset – hier ist die Auswahl heutzutage erstaunlich gut und groß – kann man der Tochter oder dem Sohnemann den Traum vom Schlagzeug spielen zu ermöglichen, ohne dabei ein tiefes Loch in die Haushaltskasse zu sprengen. Sie klingen nach richtigen Becken und nicht nach “Blech”, was bei anderen Produkten aus einer Messing-Legierung schon vorgekommen ist und (für die Ästheten): Sie sehen obendrein gar nicht mal schlecht aus! Zwar fehlt den Becken eine gewisse Brillianz, aber bei dem sensationell niedrigen Anschaffungspreis muss man eben irgendwo Abstriche machen.
Ich habe das PST3-Set "Universal" seit 6 Jahren im Einsatz. Der Musikstil meiner Band ist sehr universell und bis auf das 16"er Crash sind alle Becken noch in meinem Set zu finden. Zwischendrin habe ich eine Sabian HHX Hihat wieder zurück schicken müssen, da mir das PST3 zum restlichen Set wesentlich besser gefiel! Ich kann es nur empfehlen mit diesen Becken ins Geschäft einzusteigen! Und über den Preis kann man nun wirklich nicht meckern! =)
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Manuel sagt:
#1 - 25.10.2011 um 11:18 Uhr
Ich habe das PST3-Set "Universal" seit 6 Jahren im Einsatz. Der Musikstil meiner Band ist sehr universell und bis auf das 16"er Crash sind alle Becken noch in meinem Set zu finden. Zwischendrin habe ich eine Sabian HHX Hihat wieder zurück schicken müssen, da mir das PST3 zum restlichen Set wesentlich besser gefiel! Ich kann es nur empfehlen mit diesen Becken ins Geschäft einzusteigen! Und über den Preis kann man nun wirklich nicht meckern! =)