Nachdem Bruce Egnater mit den Amps Rebel 20 und Rebel 30 zwei recht leistungsstarke „Handtaschen-Verstärker“ auf den Markt gebracht hat, geht es mit dem jüngsten Produkt einen Schritt zurück – zumindest was die Leistung betrifft. Der Tweaker, so der Name des Neuem im Produkt-Regal, betritt die Bühne mit überschaubaren 15 Röhrenwatt.
Doch wie wir bereits in einigen Tests erfahren durften, sind Leistungsangaben nicht alles im Leben. Man sollte immer hinter die Fassade schauen, bevor man voreilig sein Urteil abgibt. Und genau das wollen wir jetzt machen.
Anzeige
Details
Gehäuse/Optik Wie die komplette Produktlinie aus dem Hause Egnater gibt sich auch der Tweaker Vintage-mäßig. Das Multiplex-Gehäuse des „klassischen Topteils“ ist mit schwarzem Vinyl überzogen, an der Front findet man einen gelb-braunen Boxenbespannstoff dominiert vom weißen Egnater-Schriftzug. Alle Regelmöglichkeiten und der Instrumenten-Input haben auf dem Frontpanel Platz genommen, auf der Rückseite befinden sich die obligatorischen Anschlüsse für Netz, Box und externes Effekt-Besteck. Vier große Gummifüße auf der Unterseite sorgen für exzellente Rutsch- und Standfestigkeit. Die tragende Rolle übernimmt ein Griff auf der Amp-Oberseite. Dieser sitzt nicht genau mittig, sondern ist exakt so positioniert (etwas näher zur Vorderseite), dass man das Topteil gut ausbalanciert tragen kann. Damit die Röhren „Luft zum Atmen bekommen“, gibt es auf der Oberseite eine Metallplatte mit Lüftungsschlitzen. Die Rückseite ist komplett „vergittert“ und erlaubt einen ungehinderten Blick auf das Innenleben: Hier glühen zwei selektierte 6V6-Röhren in der Endstufe und drei 12AX7 in der Vorstufe um die Wette.
Bedienfeld Der Amp ist als Ein-Kanaler konzipiert und wird mit fünf Reglern kontrolliert: Master für die Gesamtlautstärke, Treble, Middle, Bass zur Klangregelung und Gain zum Justieren des Verzerrungsgrads. Soweit, so gut: Das kennt man von (fast) allen Röhrenamps. Der Tweaker (to tweak: etwas optimieren) hat aber noch mehr zu bieten. Den Unterschied machen hier diverse Mini-Schalter, die man zum Teil auch von anderen Egnater Amps kennt. Mit ihrer Unterstützung lassen sich unterschiedliche Klangcharakteristiken aufrufen und umschalten. So findet sich in der Master-Sektion der ´Vintage/Modern´-Schalter, der den Klang – laut Herstellerangabe – von „neutral“ (Vintage) auf aggressiv (Modern) mit mehr Höhen und Bassdruck umschaltet.
Der zweite Mini-Switch beeinflusst die Arbeitsweise der Klangregelung. Namentlich wurden hier die Schaltkreise von drei legendären Amps nachempfunden. Dabei steht das Setting „USA“ für den Fender Blackface Twin, hinter „AC“ verbirgt sich die Schaltung eines Vox AC30 und bei „Brit“ mischt sich der andere Ampklassiker aus Großbritannien ins Geschehen ein, Marshall. Wie die Einstellungen im Endeffekt klingen, erfahrt ihr im Praxis-Teil. Weiter im Text: Neben dem Gain-Regler finden wir noch den Hot/Clean-Switch, mit dem sich die Vorstufe etwas kitzeln lässt. Hier gibt es satte 9dB Gain-Boost. Viele Gitarristen schalten ja einen Power- oder Treble-Booster vor den Röhrenamp, um den Verstärker noch etwas aus der Reserve zu locken. Der wird hier also quasi frei Haus mitgeliefert.
Die Schalter auf der rechten Seite kennt man auch von den Rebel-Amps aus gleichen Hause: hier werden die tiefen bzw. die hohen Frequenzen bearbeitet. Mit Bright/Normal kann man in der Position ´Bright´ die Höhen anheben (8 dB bei 4 kHz). Das Umschalten von Deep/Tight bewirkt in der Position „Tight“ eine Bassabsenkung bei 180 Hz um 6 dB. Sind beide Schalter nach unten eingestellt, ist sozusagen der Normalzustand aktiviert. Auf der linken Seite finden wir noch die etwas größeren Power- und Standby-Schalter mit der dazugehörigen blauen Kontroll-LED.
Rückseite Hier sieht es ganz überschaubar aus: vier Klinkenbuchsen, ein Schiebeschalter und der Anschluss für das Netzkabel zieren die Rückseite. Mit dem „Schieber“ lässt sich die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher-Boxen zwischen 4, 8 und 16 Ohm umschalten. Es können maximal zwei Boxen benutzt werden. Dementsprechend warten zwei Speaker-Buchsen auf Anschluss. Links befinden sich dann noch die beiden Buchsen des seriellen Effektloop (Send, Return).
Der Amp hat jetzt lange genug im Standby-Modus verbracht. Es wird Zeit, dass endlich Krach gemacht wird. Aber immer der Reihe nach. Auch diesmal werde ich mich Schritt für Schritt von Clean in Richtung Hi Gain vortasten. Den Einstieg wagen wir mit der üblichen 12 Uhr Einstellung. Hören wir mal, was passiert.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
Strat
12
12
12
12
12
Vint.
USA
Clean
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Clean Flat
In diesem Setting liefert der Amp einen ausgewogenen Clean-Sound. Als Beschreibung könnte man das Adjektiv ´warm´ bemühen, also ein abgerundeter Sound mit fülligem Bassbereich. Lautstärkemäßig bewegen wir uns hierbei aber noch in „gehobener“ Zimmerlautstärke. Wenn man jetzt den Master-Regler auf 15 Uhr dreht, sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus. Zusätzlich zu einem erheblichen Lautstärke-Gewinn nimmt aber auch die Verzerrung zu und so erhalten wir einen gut ausbalancierten Crunch-Sound, dessen Zerrung natürlich von der hart arbeitenden Endstufe kommt. Bestens geeignet für dreckiges Akkordspiel.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
Strat
15
12
12
12
12
Vint.
USA
Clean
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Crunch
Mit kristallklaren Clean-Sounds bei höherer Lautstärke kann der Tweaker zwar nicht aufwarten, allerdings reichen die Clean-Sound-Reserven locker für eine Probe oder einen dezenten Club-Gig aus. Die Lieblingsdisziplin des Tweakers liegt aber ganz klar in den eher rotzigen Tönen. Das macht er wirklich ausgezeichnet – und vor allem mit großer Transparenz und Dynamik.
Beim nächsten Beispiel habe ich den Gain-Regler weit zurück genommen und den Master voll aufgedreht. Der Amp reagiert hier sehr gut auf alle Nuancen des Spiels. Bei leichtem Anschlag mit den Fingern (Halspickup) gibt er einen heiseren Ton von sich. Aktiviert man jetzt den Steg-Pickup, wird es schon recht bissig, ohne jedoch unangenehm zu wirken.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
Strat
15
12
12
12
9
Vint.
USA
Clean
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Dyna. Pick
Jetzt wenden wir uns den Funktionen und klanglichen Auswirkungen der einzelnen Schalter zu. Die Klangregelung des Tweaker kann in drei Modi betrieben werden. Der USA-Mode sorgt für einen höhenbetonten Sound, der bei höheren Gain-Settings schön kratzig klingt. Wählt man „AC“, so erhält man einen etwas seidigeren Ton mit weichen Höhen, der aber dennoch präsent im Raum steht. Im „Brit-Mode“ gibt es schließlich die volle Mitten-Breitseite. Diese Einstellung wirkt aufgrund der angehobenen Mitten etwas lauter und durchsetzungsfähiger – ein Grund, warum viele Gitarristen auf den Marshall-Sound stehen. Doch es muss nicht immer Marshall sein: Diese Nachbildung ist sehr gut gelungen, genau wie die anderen beiden Varianten übrigens auch. Auch die Wirkungsweise der Klangregelung ist selbstverständlich in jedem der drei Modi unterschiedlich und entspricht den jeweiligen „Originalen“. Hören wir uns jetzt einmal die drei Modi mit der gleichen Einstellung der Klangregelung an.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
SG
12
14
15
14
13
Vint.
USA,AC,BRIT
Clean
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
USAACBRIT
Ihr habt in der Tabelle richtig gelesen: Der Hot/Clean Schalter steht nach wie vor auf Clean und es ist schon eine ordentliche Zerre am Start. Da stellt sich natürlich gleich die Frage, wie weit das Ganze im Endeffekt geht. Wählt man mit dem Schalter die Position Hot, wird es tatsächlich heiß, denn ein Boost von 9 dB ist kein Pappenstiel. Dabei geht es aber nicht um eine Solo-Boost-Funktion, hier soll die Vorstufe richtig angeblasen werden, damit sie eine dicke Verzerrung ausspuckt. Und das tut sie auch! Sollten sich die Bandkollegen beschweren, muss man eben den Master ein wenig zurück drehen. Hier zunächst einmal das Beispiel mit der Einstellung ´Clean´.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
SG
13
15
16
13
15
Vint.
USA
Clean
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Clean
Und jetzt das gleiche Riff mit ´Hot´ und dem Master etwas zurückgedreht, damit ich einen ähnlichen Pegel erhalte.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
Strat
11
15
16
13
15
Vint.
BRIT
Hot
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Hot
Das Umschalten hat tatsächlich die gleichen Auswirkungen, als wenn man ein Boost-Pedal vor den Amp schaltet. Der Sound zerrt mehr, dafür geht aber auch die Dynamik und Transparenz etwas flöten. Aber bei Hi-Gain-Sounds ist Dynamik ja nicht unbedingt gefragt. Hier muss der Ton lange stehen und es muss ordentlich sägen – und das tut es.
Greifen wir jetzt mal auf die andere Seite des Panels und erforschen die klanglichen Auswirkungen des Vintage/Modern-Schalters. Der Unterschied ist beim nächsten Beispiel klar hörbar. Der Untertitel hierzu könnte lauten: Vintage = Foo Fighters mit Vox Amps, Modern: Foo Fighters mit Boogie.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
LP
12
14,5
14,5
12
14
VM
AC
Hot
Norm.
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
VintageModern
Durch den Bass und Höhenboost klingt der Modern-Mode (in diesem Beispiel) im direkten Vergleich fetter und aggressiver. Das ist aber von der Anwendung abhängig. Man sollte nicht die Schlussfolgerung daraus ziehen, dass dieser Mode besser ist. Beide sind gut und erweitern das Klangspektrum und die Flexibilität des Verstärkers enorm.
Bisher habe ich die beiden rechten Schalter (Bright/Normal, Tight/Deep) in der jeweils unteren, unbearbeiteten Position gelassen. Aber wenn man zum Beispiel das Gegenteil vom fetten Modern-Foo-Fighters-Killer-Brett haben möchte, nämlich eventuell den Sound eines kratzigen kleinen Combos, der nicht so fette Bässe hat, ist das möglich. Man bringt beide Schalter nach oben (Bright = Höhenanhebung, Tight = Bassabsenkung) und wählt bei der Klangregelung den Modus USA. Anschließend könnte man meinen, ein kleiner Fender-Combo steht vor einem und gibt sein Bestes. Die Stones lassen grüßen.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
Tele
14
14
12
12,5
14
Vint.
USA
Clean
Bri.
Tight
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Tweed
Zum Schluss noch mal das andere Extrem, ein Mid-Scoop-Metal-Sound. Hier eignet sich meiner Meinung nach die AC-Einstellung in der Vorstufe am Besten. Und dann alles drauf, was geht: Bright, Hot, Modern und Gain voll aufgedreht. So wird man auch dem Schwermetaller ein anerkennendes Kopfnicken abgewinnen können.
Git.
Mast.
Treb.
Mid.
Bass
Gain
V/M
U/A/B
H/C
B/N
T/D
SG
10
17
7
16
17
Mod.
AC
Hot
Bright
Deep
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Metal
Anzeige
Auch dieser Amp von Bruce Egnater kann voll und ganz überzeugen. Der Tweaker bietet vielseitige Soundmöglichkeiten und kann sich mit seinen 15 Watt (Vollröhre!) ausreichend gut im Band-Kontext durchsetzen. Gerade bei den Overdrive-Sounds ist der Verstärker extrem vielseitig. Egal, ob leicht angezerrte Blues-Sounds, ein fettes mittiges Rockbrett oder Mid-Scoop-Metal-Sounds, alles wird ordnungsgemäß dargestellt. Vor allem die Möglichkeit der Anwahl unterschiedlicher Klangcharakteristiken in der Vorstufe hat mir sehr gut gefallen. Hier hat man die Auswahl zwischen USA (Fender-Sound), AC (Vox-Sound) und BRIT (Marshall-Sound) und ist so in der Lage, ein breites Klangspektrum mit den Grundsounds der legendären Ampklassiker abzudecken. In der Endstufe kann dann noch zwischen Vintage und Modern umgeschaltet werden. Schon mit diesen beiden Klangcharakteristik-Schaltern bekommt man eine Fülle an Kombinationen, die in jeder Variante sehr gute Klangergebnisse liefern. Auch die Idee einen Booster (Clean/Hot) gleich mit einzubauen, mit dessen Hilfe sich die Vorstufe etwas mehr angeblasen lässt, finde ich extrem gelungen. Im Bühnenbetrieb muss man allerdings kleine Abstriche machen, denn keine der genannten Funktionen ist per Fußschalter abrufbar, und man muss sich auf eine Einstellung beschränken. Im Studio ist der Kleine aber eine sehr effiziente Allzweckwaffe zu einem ausgezeichneten Kurs. Auch Gitarristen, die Zuhause beim Üben nicht auf einen guten Röhrensound verzichten wollen, kann ich den Tweaker blind empfehlen, denn er liefert auch in geringen Lautstärken einen knackigen Röhren-Ton.
Hi,kann ich fragen welches Mic und was für Speaker Sie bei der Aufnahme benutzt haben? Der Sound ist wirklich klasse und ich spiele mit dem Gedanken mir den Egnater zu kaufen.Vielen Dank Gruß Anemic
Hallo Anemic, bei den Aufnahmen ging es über eine Marshall 4x12 Box mit Celestion Greenbacks und die wurde mit einem CAD E-100 Mikrofon abgenommen. Schöne Grüße Thomas
Hallo Thomas,danke für die Antwort. Habe mir den Egnater gestern bestellt und kann es kaum erwarten Ihn zu spielen. Habe auch eine 1x12 Box mit Greenbacks.Gruß Martin
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Anemic sagt:
#1 - 10.11.2012 um 23:24 Uhr
Hi,kann ich fragen welches Mic und was für Speaker Sie bei der Aufnahme benutzt haben?
Der Sound ist wirklich klasse und ich spiele mit dem Gedanken mir den Egnater zu kaufen.Vielen Dank
Gruß
Anemic
Thomas Dill sagt:
#2 - 11.11.2012 um 23:58 Uhr
Hallo Anemic, bei den Aufnahmen ging es über eine Marshall 4x12 Box mit Celestion Greenbacks und die wurde mit einem CAD E-100 Mikrofon abgenommen.
Schöne Grüße
Thomas
Anemic sagt:
#3 - 13.11.2012 um 12:42 Uhr
Hallo Thomas,danke für die Antwort. Habe mir den Egnater gestern bestellt und kann es kaum erwarten Ihn zu spielen. Habe auch eine 1x12 Box mit Greenbacks.Gruß
Martin