Ashdown 550 Touring 210H Test

Die Affinität des Ashdown-Gründers und ehemaligen Trace Elliot Ingenieurs Mark Gooday zu den Sportflitzern der britischen Automarke Marke Austin-Healey zeigt sich schon in der auffallenden Ähnlichkeit der beiden Firmenlogos. Aber auch das Cockpit der aktuellen Dual Preamp-Serie von Ashdown gleicht mit seiner spiegelnden Chrom-Frontplatte, den roten Farbakzenten und den Vintage-Elementen eher einer Sportwagenarmatur als einer nüchternen Verstärkerbedienfront und verleiht den Amps ein durchaus rasant-elegantes Erscheinungsbild. Auf der technischen Seite kombiniert Ashdown in dieser Serie die Vorstufe des Vollröhrentops „427 Small Block“ mit den bewährten Solid-State-Endstufen aus der ABM-Serie und ergänzt sie im Fall der Combos mit Vintage-Boxen in verschiedenen Ausführungen von 12“ über 2×10“ bis zu 15“ mit oder ohne Hochtöner.

Mein Testkandidat, der Combo-Amp „550 Touring 210H“, ist das Modell mit zwei 10-Zöllern und einem Tweeter, bringt satte 550 Watt Leistung auf die Straße und hat hoffentlich nicht nur die sportliche Optik, sondern auch den markanten Sound mit den britischen Sportflitzern gemein.

DETAILS

Die 18 mm dicken Sperrholzplatten des Gehäuses sind mit schwarzem, genarbtem Kunststoff überzogen und mit Metallecken vor Beschädigungen geschützt, am Boden sorgen große Gummifüße für einen sicheren Stand. Auf der Rückseite befinden sich zwei Kanäle in Form von Kunststoffröhren, um die Bassübertragung zu verbessern, die bei kleinen Boxenvolumen schon mal schwächelt. Die Gehäusekonstruktion macht einen durchaus stabilen Eindruck, was bei einem Gesamtgewicht von 37 Kilo für eine lange Lebensdauer auch dringend nötig ist. Ein derartiges Gewicht schleppt man nicht unbedingt gerne alleine, mit den großen Griffschalen an den Seiten lässt sich der Ashdown aber zumindest zu zweit relativ komfortabel bewegen – das Sportwagenfeeling bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Ganz im Gegensatz dazu die Optik: Das stabile Frontgitter im Vintage-Look, die klassische weiße Umrandung, das oben bereits erwähnte stylische Austin-Healey-inspirierte Ashdown-Logo und die Lochung in Form des Logos vermitteln 1a britisches Vintage-Flair und schützen die zwei 10-Zöller bestens.

Alle wichtigen Anschlüsse und Bedienelemente sind selbstverständlich auf der sportlich schicken Frontplatte platziert. Zwei Klinkeneingänge mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für aktive und passive Bässe und die Send- und Return-Buchsen des Effektweges, ebenfalls als Kinken, sitzen ganz links, gefolgt von fünf großen Drehreglern mit den zugehörigen darunter liegenden Schaltern. Der EQ des Combos ist komplett passiv und beansprucht drei der Drehregler für Bässe, Mitten und Höhen. Die Frequenzen können dabei mit den Kippschaltern für jedes Band verschoben werden, sodass man für jedes Band die Wahl zwischen zwei Einsatzfrequenzen hat. Die übrigen beiden Regler sind für Gain und Master reserviert, kümmern sich also um Ein- und Ausgangspegel. Eine Clip-Led für die Eingangsempfindlichkeit gibt es nicht, denn der Preamp arbeitet mit zwei ECC83 (12AX7) Röhren und wird nach Geschmack und Gehör ausgepegelt. Auch an einen Mute-Schalter zum Stummschalten des Amps in Spielpausen und eine Pre-/Post-Funktion für den DI-Out auf der Rückseite hat Ashdown gedacht und jeder dieser Funktionen je einen Kippschalter spendiert. Selbstverständlich fehlt auch bei der Dual Preamp-Serie das Ashdown-typische VU-Meter nicht. Es zeigt die momentan produzierte Leistung der 550 Watt Solid-State-Endstufe an und ist beleuchtet.

Auf der Rückseite sind die zwei temperaturgesteuerten Lüfter und alle restlichen Anschlüsse untergebracht. Zum Aufnehmen oder die Abnahme zum Mischpult steht ein symmetrischer DI-Out Ausgang mit einer Klinken- und einer XLR-Buchse zur Verfügung, desweiteren bietet der Combo eine Speakon/Klinke-Kombibuchse zum Anschluss einer Zusatzbox. Das ist bei der stattlichen Leistung des 550 Touring von 550 Watt durchaus interessant, denn mit einer weiteren 2×10“ oder 15“ Box hat man bereits ein kräftiges Bass-Stack für größere Aufgaben.

PRAXIS

Beide Lüfter springen nach dem Einschalten des Amps sofort an, aber keine Angst, das leise Rauschen stört zu Hause beim Üben überhaupt nicht und im Livebetrieb oder Proberaum wird man davon nichts mehr wahrnehmen.

Alles andere als unauffällig ist allerdings der Sound, den der 550 Touring produziert. Er agiert äußerst druckvoll und hat einen sehr voluminösen Bassbereich, der aber aufgrund der 10-Zoll-Lautsprecher trotzdem straff und transparent bleibt und sich knackig anfühlt. Der Mittenbereich ist sehr warm und punchig, das ist der typische Ashdown-Sound, den man entweder mag oder nicht. Da der Combo die Röhrenvorstufe des Vollröhrenamps 427 Small Block mitbringt, kann man den Gainregler beherzt aufdrehen und dem Sound etwas mehr Grip und Wärme verpassen.
Übersteuerte Overdrive-Sounds sind damit aber nicht drin, der 550 Touring klingt auch bei vollem Gainpegel relativ clean und ausgewogen. Ich finde den Grundsound sehr angenehm, er ist sehr aufgeräumt und ausgewogen mit einem warmen, charakterstarken Mittenanteil, der sich sehr gut durchsetzt, und einem soliden, knackigen Bassfundament.
Zur Klangbeeinflussung steht ein spartanisch wirkender, passiver 3-Band-EQ zu Verfügung, der aber durch die Frequenz-Shift-Schalter vielseitiger ist als es auf den ersten Blick scheint. Bei passiven EQs beeinflussen sich die einzelnen Bänder deutlich und erzeugen in der Regel einen sehr homogenen Sound, was auch für den Ashdown-EQ zutrifft. Man kann damit zwar keine engen Frequenzbereiche ausfiltern oder boosten, dafür entsteht aber in fast jeder Einstellung ein brauchbarer und musikalischer Klang. Stilistisch gibt’s da beim kaum Grenzen, rotzige, fette Rocksounds sind damit genauso möglich wie gescoopte Slapsounds mit Bass und Höhenboost.
Am besten meistert er meiner Meinung nach aber warme Fingerstyle Sounds, was wohl am schön klingenden Mittenbereich liegt. Bei voll aufgedrehtem Gainregler kann man die Höhen mit dem Bright-Switch nicht mehr zusätzlich boosten – vermutlich, um allzu harschen Sounds vorzubeugen. Und in der Tat klingt auch der obere Bereich des Ashdown-Amps immer sehr angenehm. Für die Tweeter-Lautstärke gibt es keine extra Einstellmöglichkeit, ich habe dieses Feature aber auch bei keinem EQ-Setting vermisst. Zumindest bei praktikablen EQ-Settings bleibt der Sound immer homogen und ausgewogen.
Leistungsmäßig muss man sich bei diesen 550 Watt keine Sorgen machen, kleine Clubbühnen und Proberäume beschallt der Combo völlig entspannt, und für größere Gelegenheiten kann man eine Zusatzbox verwenden. Ich habe zum Test eine weitere 2×10“ Box an den 550 Touring angeschlossen und fand ihn, abgesehen von der zusätzlichen Lautstärke, soundmäßig noch überzeugender, weil die dazu gewonnenen Membranfläche mehr Luft bewegt und ein satteres Fundament erzeugt.

Audio Samples
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Vintage Bass Boost Switches (oben) Swichtes (unten)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • typischer, warmer Ashdown-Sound
  • EQ-Flexibilität durch Frequenz-Wahlschalter
  • gute Ausstattung
  • Leistung / Performance
Contra
  • hohes Gewicht
  • DI rauscht
Artikelbild
Ashdown 550 Touring 210H Test
Für 689,00€ bei
Features:
  • Hersteller: Ashdown
  • Land: England
  • Model: 550 Touring 210H, Combo mit Röhrenpreamp und SS-Endstufe
  • Leistung: 525 Watt RMS
  • Lautsprecher: 2×10 Zoll, Tweeter
  • EQ: Bass, Mid, Treble passiv, Mid Shift, Bass Shift, Bright
  • Anschlüsse : Input High Low 2x Klinke, Effekt Send / Return 2x Klinke, Balanced Output 1x Klinke, 1x XLR mit Pre/Post Switch, Speaker Out 2x Speakon / Klinke-Kombi
  • Sonstiges: 2 Lüfter, VU-Meter für Output
  • Masse: 10 x 610 x 340mm HBT
  • Gewicht: 37 kg
  • Preis: 799,00 Euro UVP
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