Genelec 8030APM Test

Genelec ist in unserer Redaktion nicht unbekannt: Haben wir doch schon die 8040 und das Flaggschiff 8260 auf das Gründlichste hin untersucht und für “sehr gut” befunden. Die 8260 stellt dabei das bisher größte Modell innerhalb der finnischen 8000er-Metall-Ei-Serie dar. 

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Im Rahmen unseres “Unter-1000-Euro-Testmarathons” werden wir uns hingegen den etwas kleineren und günstigeren Exemplaren widmen, namentlich der 8030APM, die größen- und leistungsmäßig – wer hätte es gedacht – zwischen der 8020BPM und der 8040APM liegt. Preismäßig erfüllt sie die Testanforderung auf den Punkt, denn beim Kauf werden knapp 1000 Euro pro Paar fällig.

DETAILS

Die Genelec 8030APM ist ein aktiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor mit einem 5 Zoll großen Tieftöner und einem 3/4 Zoll Metallkalotten-Hochtöner – beide sind durch ein Metallgitter vor äußeren Einflüssen geschützt. Das Gehäuse ist in Bassreflex-Bauweise ausgelegt (nach hinten) und die untere Grenzfrequenz ist mit 55 Hz bei -3 dB beziffert.
Aktiv bedeutet, dass der Lautsprecher seinen eigenen internen Verstärker mitbringt. Jeweils 40 Watt Endstufenleistung pro Weg stehen zur Verfügung, wodurch Musikmaterial 108 dB SPL Peak in 1m Entfernung pro Paar erzeugen soll. Macht insgesamt zwei Endstufen pro Speaker, weswegen auch von “Bi-Amping” gesprochen wird. Das gehört mittlerweile bei allen gängigen Nahfeld-Studiomonitoren zum Alltagsgeschäft und ermöglicht die Frequenztrennung noch vor der Verstärkung, was vielerlei Vorteile mit sich bringt, hier aber nicht direkt zum Thema gehört.

Serientypisch erinnert das abgerundete Aluminium-Druckgussgehäuse an ein Metall-Ei, wobei die 8030 das zweitgrößte Modell der 8000er Serie ist. Der Speaker wiegt ca. 5,6 kg, ist magnetisch geschirmt, sehr robust und 285 x 189 x 178 mm groß (HxBxT). 

Doch von alleine möchte diese Box nicht stehen! Sie benötigt ihren, selbstverständlich zum Lieferumfang gehörenden Iso-Pod-Standfuß, der den Speaker nicht nur von der Standfläche entkoppelt, sondern auch unterschiedlichste Ausrichtungen ermöglicht. Mit Iso-Pod erreicht der Speaker eine maximale Höhe von rund 30 cm. Der Fuß lässt sich sogar an die Längsseite schrauben, wodurch auch eine akustisch eher weniger ideale horizontale Positionierung ermöglicht wird, sollte der Arbeitsplatz partout nicht ausreichend Höhe für eine stehende Box bieten.

Im Gegensatz zu den anderen Modellen findet man bei der 8030 den Ein/Aus-Schalter sowie das Level-Poti auf der Frontseite. Einen Stereo-Link-Modus zur Benutzung nur eines Potis gibt es leider nicht. Dafür wurde an eine “Daisy-Chain”-Funktion gedacht, um mittels XLR-Ausgang weitere Speaker in Reihe schalten zu können oder einen Subwoofer zu integrieren. In einem solchen Fall regelt das Poti auf der Vorderseite auch diesen Ausgang mit.
Eingangsseitig geht es natürlich auch hier per XLR zur Sache. Unsymmetrische Verbindungen können nur über Adapter realisiert werden, einen zweiten Cinch-Eingang wie bei vielen “Hobby-Boxen” gibt es nicht, aber den braucht man meiner Meinung nach auch nicht. Außerdem sehr sinnvoll: Alle Kabelanschlüsse sind nach unten ausgeführt. Somit stehen keine Stecker nach hinten weg und man kann die Speaker auch sehr wandnah aufstellen.
Als 8130 gibt es die 8030 übrigens auch noch mit Digital-Eingängen und -Filtern sowie umfangreicheren Kalibrier- und Verwaltungssoftware-Funktionen, die jedoch nicht Bestandteil dieses Tests sein sollen. Die digitale Version liegt auch ein wenig außerhalb unseres Testmarathons-Budgets. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich unseren 8260 Testbericht durchlesen, da hier den Digitalfunktionen sehr genau auf den Grund gegangen wird.
Apropos Filter, auch die 8030 bietet natürlich welche, allerdings rein “analog”. So gehört der 85 Hz-Roll-Off-Filter für den obligatorischen Subwooferbetrieb genauso dazu wie die Kuhschwanzfilter für die Höhen und Tiefen zur Kompensation von Aufstellungsdefiziten. 

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Damit lässt sich der Bassbereich wie folgt konfigurieren: 0 dB, -2 dB, -4 dB und -6 dB. Eine sehr praxisrelevante Dimensionierung, da dies den Überhöhungen durch eine zu wand- oder ecknahe Aufstellung entspricht. Die Höhen können hingegen bei Bedarf nur mit 2 dB abgesenkt werden. Die Bedienung erfolgt über die Dip-Schalter auf der Rückseite, die nur mit Kinderhänden oder einem kleinen Schraubenzieher zu erreichen sind, was sie andererseits aber vor versehentlichem Verstellen schützt. Das sehr praktische Desktop-Control-Filter, das es ab der 8040 gibt, bietet unser Kandidat leider nicht.

Das runde Design ist übrigens kein Modegag: Als MDE bezeichnet, sorgt die Gestaltungsrichtlinie “Minimum Diffraction Enclosure” für minimale Beugungseffekte an den Gehäusekanten. Logisch: Wo keine Kanten, da auch keine Beugung! Und ein Ei hat bekanntlich keine.

Auch die Vertiefung des Hochtöners hat einen praxisrelevanten Hintergrund. Zum einen wird so der Laufzeitunterschied zwischen Hoch- und Tieftöner kompensiert.  Zum Anderen sorgt die DCW (Directivity Control Waveguide) genannte Mulde für ein sauberes Abstrahlverhalten und die gewünschte Richtwirkung, was wiederum den Raum weniger mit einbezieht.

Interne Schutzschaltungen sorgen für das nötige Maß an Sicherheit und beugen einer (selbstverschuldeten) Zerstörung der Speaker vor. Das Übersteuern kündigt sich mit roter LED an und fährt den Pegel bei dauerhafter Überlastung auch drastisch runter. Im Normalbetrieb leuchtet die LED übrigens grün.
Wie bei allen 8000er Modellen verfügt auch die 8030 über umfangreiches optionales Zubehör in Form von Wandhalterungen, Spezialstativen, Taschen und Ähnlichem, was den professionellen Anspruch zusätzlich unterstreicht. Weiterhin sollte man erwähnen, dass Genelec eine konsequente und nachhaltige Produktpflege betreibt, wodurch auch die Ersatzteilsituation über den Garantiezeitraum hinaus als gesichert betrachtet werden kann.

PRAXIS

Ausgepackt und auf den Test-Hocker! Allen Genelec-Produkten gemein sind übrigens die hervorragenden Dokumentationen. Hier werden viele Aufstellungsvarianten und entsprechende Filtersettings einleuchtend und praxisgerecht erläutert. Ich weiß als langjähriger 8040-Nutzer, wie es geht, und gebe erst mal Vollgas!
Die Mess-Ergebnisse bestätigen meinen Höreindruck. Sehr linear, ohne Überbetonungen, mit genügend Tiefe und Impulsfestigkeit für eine derartige Größe. Klar, meine alte 8040 schafft ein bisschen mehr Tiefe, Leistung und Präzision, aber wer hätte das bitte nicht erwartet?!
Filter muss ich bei meiner Positionierung übrigens keine aktivieren: Auf meinen Standard-Stativen hinter dem Arbeitstisch verrichten sie ohne großartiges Rumrücken ihren Dienst sehr brav und ohne Allüren, keine Spur von Überzeichnungen im Bassbereich.
Sollte man die Speaker auf den Tisch stellen wollen, sind sie durch die von Genelec mitgelieferten Gummifüße gegenüber der Konkurrenz im Vorteil. Allerdings profitieren die Alu-Eier auch von der Platzierung auf ordentlichen Stativen. Und mit ordentlich meine ich schwer und resonanzarm. Von K&M gibt es wirklich hervorragende Stative, speziell für die Genelec 8000er Serie. Die sind zwar nicht unbedingt günstig, aber verrichten einen soliden Job und sehen dabei auch noch sehr gut aus. Dass sie ihr Geld allemal wert sind, erschließt sich jedem, der es schon einmal mit “günstigen” Vertretern versucht hat. Ich habe beides ausprobiert und bin bei K&M geblieben. Steht eine Box erst einmal schwer und sicher, klingt der Bass auch gleich viel präziser, anstatt von der Ikea-Tischplatte überdröhnt zu werden.

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Auch die Stereobreite ist auf die kurze Hörentfernung hervorragend, frei von Überraschungen und sogenannten “Phasen-Schweinereien”. Die Richtwirkung und gute Bündelung in den Höhen sind auch in der Frequenzgang-Messung von der Seite mit 45° sehr gut zu sehen (die blaue Linie). Dadurch werden die Arbeitsräume weniger angeregt und es entstehen weniger Verfärbungen. Der kleine Ausrutscher bei 120 Hz in der Klirrfaktor-Messung sei hingegen verziehen. Er ist akustisch nicht weiter auffällig in dieser Frequenztiefe und wahrscheinlich auch kein Serien-Phänomen. Der restliche Verlauf der Klirrkomponenten ist vorbilldlich.

Der Abfall in den Höhen des von uns erstellten Frequenzgangdiagramms ist übrigens auf das Zuschalten der Hochtonschutzschaltung zurückzuführen und nicht als Hörphänomen zu verstehen. Das ist nicht weiter tragisch, man muss es eben nur wissen. Fairerweise muss man Genelec eingestehen, dass sie in den eigenen Diagrammen den Übertragungsverlauf auch “nur” mit 85 dB angegeben haben und nicht mit unseren getesteten 90 dB SPL. 

Fotostrecke: 25 Bilder Unsere Frequenzgang-Messung

Die erzielbare Arbeitslautstärke ist allerhand für einen 30 cm kleinen Speaker, aber natürlich kennt auch dieses System physikalische Grenzen. Leistungsmäßig reicht das Gebotene fürs Nahfeld in den meisten Fällen aus, laute Techno-Musik bzw. bassintensives Material aber explizit ausgenommen! Wer mehr will, braucht größere Speaker oder einen Subwoofer und muss zwangsläufig tiefer in die Tasche greifen, wenn er die Qualität beibehalten möchte. Abschließend bleibt über die Größe und die veranschlagte Preislage von Genelec nur noch eins zu sagen: Alles richtig gemacht. 
 
Alternativen: Die Adam Artist 5 mit 800 Euro pro Paar und die Dynaudio BM5A für 960 Euro das Paar, beide aus Holz. Die Dynaudio BM5A liegt preislich nur knapp unter und pegelmäßig etwas über der Genelec, bietet allerdings nicht deren ausgeprägte Bündelung, was gerade bei akustisch weniger guten Räumen wie Heimstudios ein dickes Plus ist. Die Adam ist im Direktvergleich günstiger. Der Klangeindruck aller drei Boxen ist ähnlich, wenn auch Dynaudio und Adam etwas mehr Bassanhebung in der Abstimmung ihrer Speaker “per Default” vorgenommen haben: Tiefer gehen die beiden Alternativen dadurch trotzdem nicht wirklich, auch wenn sich das Ohr gern einmal täuschen lässt. Mit den eingebauten Filtern lässt sich das bei diesen Kandidaten aber auch entsprechend korrigieren, wenn man möchte. Es darf hier also ruhig mal das Auge entscheiden!

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FAZIT

Die 8030 ist ein professioneller Nahfeld-Studiomonitor mit genügend Pegelreserven, sollte nicht allzu viel Sub-Bass benötigt und/oder aufgrund der Nachbarschaft gewünscht sein. Das Gehäuse ist sehr robust und innovativ verarbeitet und bietet keinerlei Gründe zur Beanstandung. Der Klang ist analytisch, sehr detailreich und fein aufgelöst, ohne zu ermüden. In unserem Testmarathon “Monitore bis 1000 Euro” liegt die 8030 preislich zwar ganz vorn, überzeugt aber auch mit der entsprechend professionellen Verarbeitung und Ausstattung, die man für einen solchen Preis noch lange nicht überall erwarten kann. Genelec zählt nicht umsonst seit Jahrzehnten zu den weltweiten Marktführern. Kaufempfehlung!

Pro:

  • Analytisches, ausgewogenes Klangbild
  • robuste Ausführung
  • nachhaltige Produktpflege

Contra:

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FACTS:

  • Aktiver Nahfeldmonitor
  • 130 mm (5″) Tieftöner
  • 19 mm (3/4″) Metallkalotten-Hochtöner mit
  • MDE und DCW
  • Bassreflexgehäuse aus Aluminium
  • Untere Grenzfrequenz 55Hz (-3dB)
  • 108 dB SPL (Peak pro Paar mit Musikmaterial in 1 m Entfernung)
  • Endstufenleistung 40 W + 40 W
  • Aktive Frequenzweiche und wirksame Schutzschaltungen
  • Magnetische Schirmung
  • Maße (HxBxT): 285 x 189 x 178 mm
  • Höhe mit Iso-Pod 299 mm
  • Gewicht 5,6 kg

Preis:

  • UVP: 609,- EUR/Stück
  • Street: 1000,- EUR/Paar
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Analytisches, ausgewogenes Klangbild
  • robuste Ausführung
  • nachhaltige Produktpflege
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
Genelec 8030APM Test
Für 539,00€ bei
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Jan sagt:

#1 - 16.01.2012 um 19:07 Uhr

0

Genelec ist und bleibt eben Genelec, einfach GENIAL!

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