Pioneer Remix Station RMX-500 Test

Pioneer Remix Station RMX-500 ist eine Symbiose aus Multieffektgerät, Produktionswerkzeug und mini Drum-Sequencer. Man kann mehrere Effektparameter mit nur einer Handbewegung steuern, kurze Drum-Loops einspielen, Sounds muten und mit Beat-Effekten veredeln. Der Effektor basiert auf dem RMX-1000 und bietet separate Tasten für fünf Rhythm FX und zehn Scene FX sowie fünf Drum-Samples in je sechs Versionen. Zwei große Push-Controller steuern Effektattribute und Parameter per Drehung oder Druck. Obendrein lassen sich kurze Drum-Loops und Rhythmuseffekte bis zu einer Länge von zwei Takten im internen Sequencer aufzeichnen, während die Release-Funktion sanfte Effektausklänge in Aussicht stellt.  

Pioneer_RMX-500_02_Intro


Das Remix-Tool verfügt über je einen Stereo-Cinch Ein- und Ausgang und arbeitet mit Mixern, CD-Playern oder einem Computer bei variabler Eingangsverstärkung zusammen. Ferner gehört zu jedem Remix 500 eine Download-Version des gleichnamigen Plug-ins, das die Funktionsweise in ein VST-/AU-/RTAS-Plug-in überführt, um Pioneers DJ-Effekte in der Produktion oder zur Veredelung von Mixsets in DAWs oder Editoren verfügbar zu machen. Zu begrüßen ist daher auch die neu hinzugekommene integrierte 24 Bit/48 kHz Soundkarte mit Kopfhöreranschluss.  
Mit 399 Euro (UVP) gegenüber 699 Euro für den RMX-1000 hat Pioneer zudem noch einmal kräftig an der Preisschraube gedreht, was natürlich grundsätzlich erfreulich ist, wenn Qualität, Sound, Handling und Features dem Preis gerecht werden. Ob dem so ist und ob die Remix Station das Zeug hat, zum neuen Kultobjekt der DJ-Kanzel zu avancieren, soll dieser Test verdeutlichen.

Details

Was macht der Bonedo-Autor gemeinhin, wenn sich der Frühling hier und da noch ein wenig ungemütlich gibt? – Richtig, er sitzt am Rechner statt im Park-Café und haut in die Tasten. So ist es auch an diesem verregneten Apriltag, als der Pioneer RMX-500 Effektor eintrifft, in dessen Karton neben der 30,6 x 13,2 x 6,7 Zentimeter großen und mit 0,93 Kilogramm Gewicht im Backpack kaum auffallenden Remix Station selbst noch ein Strom- und USB-Kabel sowie Bedien- und Sicherheitshinweise Platz gefunden haben. Ein Installationsdatenträger ist nicht dabei, daher unternehme ich direkt mal einen Ausflug zur Website des Herstellers, um die für den Test benötigten Audiotreiber, das Firmware-Update und das RMX-Plug-in zu laden. Das geht in wenigen Klicks und ohne Registrierung vonstatten. Prima! Dann wandert der RMX-500 auf den Desktop und die visuelle Erkundungstour soll beginnen.
Sauber verarbeitet und modern designt präsentiert sich das leicht zum DJ hin angewinkelte Kunststoffgehäuse, das allein schon optisch ordentlich was hermacht und einen sehr durchdachten Eindruck hinsichtlich des Workflows suggeriert: rechts und links je eine Effektsektion, in der Mitte Tempo-, Variations- und Flusskontrollen und schließlich die Release-FX. Sämtliche Taster weisen eine ihrem Einsatzzweck entsprechende Größe auf und sind, besonders wenn das Teil DJ-Setup-typisch auf einem angewinkelten Ständer hinter dem Mixer oder CDJ steht, gut zugänglich. Wo es sinnvoll ist, verdeutlichen LEDs und hintergrundbeleuchtete Aussparungen in den Tasten den aktuellen Status der Funktion, wobei die Beschriftungen gut ablesbar und ziemlich eindeutig ausfallen. Als richtige Handschmeichler und Eyecatcher erweisen sich die beiden dicken Push-Encoder, die nahezu perfekt zu greifen sind, einen gediegenen Regelwiderstand bieten und denen ich zudem ein praxisgerechtes Andruckverhalten zur Steuerung von Parametern attestieren möchte, was sie allerdings im Live-Einsatz noch belegen werden müssen.  
Eine 360-Grad-Drehung auf dem Desktop zeigt vorn das Pioneer-Logo, hinten den Kensington Diebstahlschutz, links „nichts weiter“ und rechts ein leicht vertieftes Anschlusspanel. Hier haben es sich die Netzteilbuchse samt Kabelhalter und der Einschaltknopf gemütlich gemacht, ferner die USB-Buchse mit Kopfhörerausgang und dessen Lautstärkeregler sowie die beiden Ein- und Ausgänge im Stereo-Cinch-Format. Für den Eingang lässt sich die Eingangsverstärkung auf -10dB, 0db oder +4dB gemäß Zuspieler umschalten. Dies ist von Bedeutung, wenn man sich vor Augen hält, dass der RMX ja an einen Mixer, Controller, CDJ oder ein Instrument geklemmt (respektive zwischen, nach oder vorgeschaltet) sein darf. Schließe ich das Tool an den Master-Out des Mixers an, empfiehlt Pioneer den Schalter auf +4dB zu stellen. In der Effektschleife bin ich mit -10dB gut beraten und beim MIDI-Controller oder im Rechnerverbund soll es die Nullstellung sein. Ferner empfiehlt mir das Handbuch, auf einen USB-Hub zu verzichten und mein Laptop mit dem Netzteil zu speisen. Das will ich gern tun. Im Direktvergleich zum 1000er-Modell fielen unter anderem die EQ-Isolatoren, der SD-Karteneinschub, die Klinken Ein- und Ausgänge und das X-Pad-Ribbon dem Rotstift zum Opfer. Ferner bekommt man statt einer elfschrittigen, ampel-farbcodierten Stereo-LED-Kette nur zwei Peak-LEDs zum Aussteuern an die Hand, doch dafür hat der 500er andere Spezialitäten zu bieten, wie wir gleich noch sehen werden.

Fotostrecke: 6 Bilder An der Vorderseite prangt das Pioneer-Logo.

Pioneer RMX-500 – Scene FX

Auf der linken Seite finden sich fünf jeweils mit einem alternativen Modus ausgestattete, gemäß Beatcounter oder manuell eingeklopftem Tempo auf Wunsch fröhlich im Takt schwingende „Break Down“-Effekte und ebenso viele „Build Ups“ ein, deren angestammte und alternative Betriebsarten ihr der nachstehenden Auflistung entnehmen könnt.  

Break Down FX Pioneer RMX-500

  • HPF (HPF, Crush HPF)
  • LPF (LPF, Crush LPF)
  • ZIP (Pitch Down, Pitch Up)
  • Spiral Down (Spiral Down, Tape Echo Down)
  • Reverb Down (Reverb Down, Space Down)  

Build Up FX Pioneer RMX-500

  • Mod (Flanger, Phaser)
  • Echo (MidHi Echo, Echo)
  • Noise (Noise, +Distorsion, +Ride Cymbal, +Crash Cymbal)
  • Spiral Up (Spiral Up, Tape Echo Up)
  • Reverb Up (Reverb Up, Space Up)  

Der zugehörige Push-Encoder dirigiert in der Drehung sowohl die Effektintensität als auch den Effektparameter, wohingegen das Niederdrücken für Timings zuständig ist – hier konnte ich drei Taktungen von 1/1 Beat über 1/2 Beat bis 1/4 Beat ausmachen, festgehalten unter anderem am Audiobeispiel des Hochpassfilters und des Rauschens. Kombinationen des RMX-1000 wie HPF Echo und LPF Echo sind nun über den zuschaltbaren Effekt „Echo+“ realisierbar – oder eben nicht. Das gefällt.  
Besonders erwähnenswert vor dem Hintergrund, dass der Noise-Effekt beim Test der Clubmixer DJM-850 und DJM-750 von den Testern als in Relation etwas laut eingestuft wurde: Er lässt sich nun in 25 Schritten von -8 bis +16 regulieren und es gibt vier unterschiedliche Noise-Arten – na also, geht doch! Und wo wir schon gerade beim Regulieren sind. Der Effekt „Echo+“, der auf jeden „Szenen Schredder“ angewandt werden kann, ist in seiner Taktung variabel (Short, 1/8, 1/4, 1/2, 3/4, 1). Unterschiedliche Timings, die sich am besten den nachstehenden Screenshots des Plug-ins entnehmen lassen, gibt es auch bei den Release FX „Vinyl Brake“, „Echo“ und „Backspin“. Damit sollte sich bereits einiges anstellen lassen, was erste Hörbeispiele verdeutlichen sollen und uns in der Folge dann auch schon in den Praxisteil überleitet. Bei der Gelegenheit habe ich es mir natürlich auch nicht nehmen lassen, die vier Noise-Typen aufzuzeichnen.

Fotostrecke: 4 Bilder Mit diesen Tastern lässt sich die Lautstärke des Rauschens in 25 (!) Stufen festlegen
Audio Samples
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SFX Spiraldown RelFX Backspin SFX LPF Echoplus Timing SFX HPF Echoplus Timing SFX Zip Echoplus Offset SFX Mod SFX Reverb Down Echoplus Vinylbreak SFX Noise Level Timing RMX 500 Noiselevel -8 bis +16 RMX 500 Noise Types Echoplus auf Flanger mit Push Tape Echo mit Push

Praxis

Auf der rechten Seite bilden fünf im oberen Halbkreis arrangierte Tasten die Abteilung „Rhythm FX“, die den Direktzugriff auf die Effekte „Roll“, „Trans“, „Add“ (Multi-Tap-Delay), „Rev Delay“ und „Offset“ erlauben, wobei die Drehung für vier unterschiedliche Timings steht und die Andruckfunktion sehr schöne Variationen einleitet. Interessant ist hier: Mit der Overdub-Funktion zeichne ich die Effekte im Vier- oder Acht-Beat-Raster hinsichtlich des Status’ und der Laufzeit (an/aus oder wie oft, wie lange) auf: Hier stellt sich heraus, dass je nach Effektart unterschiedliche Zeiten realisierbar sind, beispielsweise lässt sich der Roll auf jede Sechzehntelnote setzen, wohingegen der Trans-Effekt mit vier On/Off-Triggern pro Zyklus auskommen muss – auf jede Note allerdings nur ein Effekt fallen kann. Es ist also nicht möglich, beispielsweise Reverse und Add auf jeden zweiten Beat zu setzen. Auch lassen sich die Regler-Tweaks nicht in den Speicher schreiben, sondern nur der Zustand On/Off. Das gilt auch für die vormals vier, nun fünf Drums (jetzt plus Cymbals), die wir uns nach den Soundbeispielen zu den Rhythm FX zu Gemüte führen wollen.

Audio Samples
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RFX Add RFX Offset RFX Reverse Delay

In der Drum-Sektion beheimatet sind folgende Sound-Gruppen: Kick, Snare, Clap, Hi Hat und Cymbal (inkl. Cowbell). Hier gibt es zwei Möglichkeiten, um „Beats“ zu generieren:  
Ich aktiviere eine Drum, die analog zu meinem Tempo an den vier Schlägen des Taktes erklingt und sich in vier Stufen per Drehung beschleunigen lässt. Kommt es beim Zurückschalten auf die Ausgangsstellung zu einem unbewusst oder bewusst erzeugten Versatz, dann reicht es, einmal in Nullstellung zurückzukehren und den Regler neu aufzureißen. In diesem Modus kann nur eine Drum-Spur abgespielt werden. Er bietet sich ganz gut für dramaturgische „Trommelwirbel“, für schnelle Beatvariationen, zum Boosten einer Drum eines eingespielten Titels oder für Blends an, besonders auch in Kombination mit dem Push-Effekt. Alle Achtung. Aber es geht noch besser:  
Spiele ich Drums per Overdub-Sequencing live ein, wobei ich über die „Customize“-Taste die einzelnen Samples gemäß nachstehender Übersicht auszutauschen vermag, ist es mir möglich, die Wiederholschleife von vier auf acht Beats auszudehnen. Bis zu fünf Samples der Bereiche Kick, Snare, Clap, Hi-Hat und Cymbal bilden den Loop, wobei die Sounds je nach Art und auch nach Dauer des Tastendrucks variieren. Trommelwirbel bis zu einer Sechzehntel sind kein Problem. Einzelne Spuren lassen sich muten oder durch Überschreiben löschen, das geht wirklich kinderleicht von der Hand. Gut, mit sechs Vertretern pro Drum und ohne Einflussnahme auf Tune, Attack oder Decay sind einem natürlich Grenzen gesetzt, aber um ganz ehrlich zu sein: Wir reden hier von einem ohnehin schon gut ausgestatteten Effektor und wer während seiner DJ-Session tiefer ins Fingerdrumming einsteigen will, der nimmt einen Drumcomputer oder Ähnliches hinzu und gut ist. Für DJ-Anwendungen, Track-Polituren oder ein paar schnelle Beats reicht das Gebotene völlig aus, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich noch Variationen mit den Beat FX ergeben.  
Beim „Overdubbing“ muss man ziemlich genau treffen, da der RMX-500 keine Quantisierungsfunktion hat. Liege ich daneben, überschreibe ich die Spur einfach im Handumdrehen, wobei das im Außenring im Takt wandernde Lauflicht, das im Achter-Loop an jedem Beat zweimal blinkt statt einmal, eine Orientierungshilfe darstellen kann. Sind die Beats „straight“ und liegen trotzdem leicht neben dem Taktraster eines simultan laufenden Musikstückes, bringe ich den Loop und die Mucke mit der Nudge-Funktion in den Gleichschritt. 
Was soll ich sagen, mit einer guten Koordination von Ohr-zu-Hand, dem erstaunlich zuverlässigen BPM-Counter, den Beat FX und den gut klingenden Samples macht die Sache richtig Laune und sorgt für Abwechslung im Track. Jedoch: Wenn ich den Instrumentenpegel (einstellbar von -9 bis +3) voll aufreiße, gelange ich je nach Sound und FX auch schon mal in den roten Bereich. Vor diesem Hintergrund ist es schon etwas schade, dass keine Masterlautstärke nach der Effektkette vorhanden ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Pioneer RMX-500 Overdub
Audio Samples
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Drum-Funktion pur ohne Sequencer Drum Sequencing mit Rhythm FX Kick Variations Turn Push Drum-FX Variationen auf Beat Drums Kick-Exchange Drums Snare Drums Hi-Hat Drums Cymbal Drums Clap

Verschweigen möchte ich nicht, dass Pioneer die Möglichkeit zur Signalflussumkehrung eingebaut hat, was ich wirklich gut finde, denn so lässt sich beispielsweise ein Track durch die Szeneneffekte jagen, aber der punchige, selbst eingeklopfte, überlagernde Drum-Beat bleibt „naturbelassen“. Ein Druck auf die Umkehrtaste und besagte Trommelschleife wird genauso durch den Scene FX gejagt wie der Rest des Sounds. Was will man mehr? Möglichst beatgerecht und Dancefloor-tauglich zurück zum Originalsound? Ein Tastenhieb auf Release und der Effektspuk hat ein Ende. Alternativ kann ich den Effekt natürlich durch Deaktivierung normal oder besser gesagt „brachial“ beenden oder per Drehung zurückführen. Dass sich damit völlig unterschiedliche Ausklänge generiere, dürfte klar sein. Klasse. Das Teil will man gar nicht mehr hergeben. Auch vor dem Hintergrund, dass ich gern noch einen Bypass als Alternative zur Einzeldeaktivierung der Sektionen gesehen hätte.  
Sei es, wie es ist: Wenn man einmal kurz ins Gedächtnis rufen darf, dass Pioneer nun schon seit mehr als einer Dekade DJ-FX in Mischpulte und/oder DJ-Effektgeräte implementiert und mit den DJM- und CDJ-Serien den amtierenden Clubstandard stellt, lehne ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die Soundqualität der Pioneer-FX auf sehr hohem Niveau spielt. Da bildet auch der RMX-500 keine Ausnahme, der im Punkt „Parametrisierung der Effekte“ wieder einmal sehr „DJ-freundlich“, aber dennoch nicht idiotensicher konzipiert ist. Schließlich muss nach einer gewissen Einarbeitungszeit niemand mehr unerwartete Ausbrecher fürchten. Der RMX-500 bietet mit seinen Rhythm und Scene FX, der Timing-Control, den Effektattributen, dem Drum-Sequencer sowie dem überlagernden Echo natürlich auch hinlänglich Bordmittel, um den Bogen gerade bei den ersten Gehversuchen zu überspannen. Ja, er ist nicht der unterschwelligste oder subtilste Effekttor, sondern eher ein Werkzeug, um dem Sound richtig auf die Pelle zu rücken und dramaturgische Höhepunkte zu setzen, die in interessanten Übergängen fußen können und selbst bei aufgeschaukelten Soundeskapaden den Track mittels eines Tastendrucks zurück auf den Boden zu holen. Da liegt seine Stärke. Wer es jedoch von DJ-Software gewohnt ist, die uneingeschränkte Kontrolle über sämtliche Einzelparameter zu haben, der findet es vielleicht schade, dass er Attribute wie Scaling, Feedback, Resonanz, LFO, Delay oder den metrischen Teiler eines Effektes nicht bis ins Detail steuern kann oder dass ihm Einzelparameter aufgrund der angedachten und in meinen Augen gelungenen 1-Knopf Twist-and-Push-Handhabe verwehrt bleiben. Wie sagt man so schön: Man kann nicht alles haben.

Fotostrecke: 7 Bilder Das Interface weist sich am Mac als 16-Bitter mit 48 kHz Samplerate aus.

Plug-in

Zunächst einmal die „Hiobsbotschaft“ für Windows XP und Mac OS Leopard: Diese Systeme werden nicht mehr berücksichtigt, was ich aber in Anbetracht des Alters von mittlerweile 10 Jahren und mehr und trotz sicherlich zahlreicher Nutzer nicht negativ ankreiden möchte. De facto läuft das Plug-in unter Windows Vista, 7 und 8, auf 32- oder 64 Bit-Systemen und auf Intel Macs mit OS X 10.6 und 10.7 (32/64 Bit) sowie OS X 10.8 mit 64 Bit. Laut Website soll es vereinzelt unter OS X 10.92 zu Problemen gekommen sein. 
Die Installation des VST/AU/RTAS-Plug-ins ist auf dem Mac mit wenigen Klicks erledigt. Voraussetzung für den Start des Installers ist allerdings die angeschlossene Hardware, ansonsten verweigert der Installationsprozess den Dienst. Wie schon der RMX-1000 legt der 500er in seiner Produktbeschreibung ebenfalls ein Augenmerk darauf, dass er speziell auch auf die Anforderungen im Tonstudio entwickelt wurde und DJ-typische Bediengepflogenheiten in den Produktionsalltag integriert. Ich bin also mal so frei und öffne Ableton Live, woraufhin ich nun die Remix Station als Audiointerface und MIDI-Controller für das Geschehen auf dem Bildschirm einsetze, wo sämtliche steuerbaren Parameter bereits gemappt sind – besten Dank dafür, ehrlich. Das hätte ich mir seinerzeit auch für den Tausender gewünscht (Vergleich: siehe Grafik). Was die Drehregler angeht, ist zunächst, so sie nicht in Nullstellung stehen, eine Parameterabholung erforderlich. Die Bewegung selbst wird von der Software in einem Koordinatenkreuz dargestellt, was sehr übersichtlich ist. Anhand der vorkonfigurierten Parameter in Ableton stellt sich dann schnell heraus, dass nicht nur die Drehbewegung des Reglers bis ins Hundertstel genau auflöst, sondern dass auch die Werteübermittlung beim Andruck auf zwei Nachkommastellen genau erfolgt. Wer hätte das gedacht. Damit steht feinsten Parameterfahrten in der DAW kaum etwas im Wege, es sei denn, man ist von grobmotorischer Natur. Über den „Customise“-Button und den sich daraufhin öffnenden drei Reitern „Rhythm“, „Scene“ und „Release“ sind die diversen Drum-Samples und die alternativen Effekttypen und Release Timings zugänglich. Auch die Kennzeichnung der MIDI-relevanten Attribute (RytmHiHat, ScnSpiralUp, ScnKnobPush, RlsOn) ist treffend gewählt.  
In der Folge habe ich mich an ein bestehendes Mixset herangemacht, bei dem ich an einigen Stellen ein wenig Pioneer-FX eingearbeitet und hier und da die Übergänge „geschliffen“ habe. Das funktioniert prima, denn das Handling ist identisch wie bei der Hardware, allerdings ist für mich in diesem Szenario die integrierte „Trommelmaschine“ nicht so ein großer Pluspunkt wie beispielsweise am Mixer. Stattdessen stehen hier die Beat und Scene FX im Fokus – non destruktiv und im Nachhinein editierbar versteht sich. Ob man diese dann letztlich in einer Instrumentenspur, in einem Audiofile oder in den Returns verwendet, bleibt einem selbst überlassen. Die Verzahnung ist jedenfalls nahtlos, die Bedienung intuitiv, als würde man „Live On Stage“ abrocken. Sind mehrere Plug-ins gleichzeitig aktiv, wird selbstverständlich nur die aktive Spur verfügbar, wobei der MIDI-Kanal und die allgemeine Befehlsfunktion im Pioneer-Konfigurationstool eingestellt werden dürfen. Erneut muss ich feststellen, dass diese Herangehensweise erheblich mehr zu bieten hat als die Parameterunterjochung mit Maus und Tastatur und auch in diesem Kontext einfach Laune macht. Einen Wermutstropfen gilt es im Umgang mit dem Plug-in zu schlucken, denn es findet leider keine bidirektionale Kommunikation zwischen der Hardware und dem Software-Plug-in in Ableton statt, will sagen, dass die Tasten bei Betätigung an der Hardware zwar kurz aufleuchten, nicht jedoch ihrem Status in der Software entsprechend an oder aus bleiben oder blinken.

Fotostrecke: 4 Bilder RMX-500 Plug-in Reiter Rhythm FX (Drums)

Fazit

Pioneers RMX-500 ist ein Effektgerät, das sich speziell an DJs mit gehobenen Ansprüchen wendet und durch seine vielen Facetten trotz unkomplizierter Handhabung glänzen kann – so gegensätzlich dies auch scheinen mag. Die Rhythm und Scene FX nehmen mit einer Handbewegung an Fahrt auf und variieren durch Drehen und Drücken, klingen durch die Bank toll und sind teilweise austausch- und konfigurierbar. Der kleine Loop-Sequencer bringt mit on-the-fly austauschbaren Drum-Samples auf fünf Spuren, Push-Variationen und den aufzeichenbaren Beat FX zusätzliches Leben in die Bude. Und hat man sich erstmal richtig eingefuchst, kann man mit dem Pioneer-Teil mächtige Build Ups und Break Downs generieren, Tracks aufbohren, Live-Remixen und „Re-Beaten“, um das vertrackte, bunte Treiben dann unvermittelt mit den hervorragenden, im Ausklang regulierbaren Release FX auf den Boden respektive den Originalsound zurückholen. Auch das DAW-Plug-in ist, mit Ausnahme der ausbleibenden bidirektionalen Kommunikation bei den LEDs, eine rundum gelungene Sache, denn so lassen sich einzelne Spuren oder gar ganze Mixsets mit Pioneers DJ-Effekten veredeln und in der Produktion nutzen. Das integrierte Audiointerface leistet dabei gute Dienste, vor allem für jene, die nicht schon über ein ausgewachsenes Hardwareportfolio verfügen. Sicher findet man als Tester auch immer Potenzial zur „Verbesserung“ wie zum Beispiel in einem Bypass, einer Hold/Freeze-Funktion, Memory-Bänken für den Sequencer oder dem Interface-Design (Stichwort „USB-Recording“ eines Live-Mix), aber das schmälert den Spielspaß nicht. Trotz der angesprochenen Aspekte behalte ich in der Gesamtwertung nur einen halben Stern ein, denn es ist ja auch immer das Gesamtpaket, was bewertet werden muss. Für mich ist die Pioneer RMX 500 Remix Station ein facettenreiches, haptisch und visuell beeindruckendes, gut klingendes DJ-Effektgerät und Remix-Tool mit einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis, das frischen Wind in die Kanzel oder das Rechnersegel bläst und daher eine nachdrückliche Kaufempfehlung von mir ausgesprochen bekommt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Ausgezeichnetes Handling und Layout
  • Guter Klang
  • Höchst griffige Potis
  • Integriertes USB-Audiointerface
  • Kopfhörerausgang
  • Qualität der Effektprogramme
  • Mini-Sequencer für Beat FX und Drum-Samples
  • Solider Beatcounter
  • Umkehrbarer Signalfluss
  • VST-/AU-/RTAS-Plug-in
  • Gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Separate „Echo+“-Funktion
Contra
  • Kein visuelles Feedback (LEDs) beim Betrieb mit DAW
  • Keine Speicherplätze für Sequenzen
  • Keine Bypass- und keine Hold-Funktion
  • Nur Cinchbuchsen als Analog I/O
Artikelbild
Pioneer Remix Station RMX-500 Test
Für 349,00€ bei
Pioneer_RMX-500_33_Last
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