Softube Drawmer S73 Test

Plug-Ins mit minimalen Regelmöglichkeiten haben auch bei Softube durchaus Tradition, vom kostenlosen Saturation Knob bis hin zu der Bedienelemente-reduzierten TSAR-1-Variation TSAR-1R. Nur weil es wenige Einstellmöglichkeiten gibt, bedeutet das im Umkehrschluss aber nicht, dass die im Hintergrund stattfinden Berechnungen ebenfalls simpel sind. Ein sehr erfolgreicher Vertreter dieser eher neueren Gattung an „Macro“-Prozessoren ist zweifelsohne der Waves CLA Vocals, der nach „analogen“ Vorgaben von keinem geringerem als Chris Lord Alge kreiert wurde.

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Im Falle des Softube Drawmer S73 hat man sich dem Dreiband-FET-Stereokompressor Drawmer 1973 gewidmet. So können unterschiedliche Mastering-Vorgaben als eine Art Preset ausgewählt und in der Intensität angepasst werden. Die Vorgaben bzw. Einstellungen hierzu wurden von BT aka Brian Transeau getroffen. Der umtriebige amerikanische Musikproduzent begnügt sich nicht damit, „nur“ als Composer, Multi-Instrumentalist und Engineer zu arbeiten, sondern hat sich auch als Musiktechnologie-Vordenker bereits mehrfach ausgezeichnet.

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Der Softube Drawmer S73 ist ein Plug-In für die Betriebssysteme Microsoft Windows und Mac OSX. Es unterstützt die Schnittstellen VST/VST3/AU/AAX/RTAS, für Windows Systeme gibt es das auch in 32- und 64-Bit-Variation. 

Das grundsätzliche Prinzip und sein Hardware-Vorbild

Das Plug-In basiert auf dem Drawmer 1973 3-Band FET Stereo Compressor, bildet ihn aber nicht direkt mit seinen Parametern, geschweige denn der GUI ab. Anstatt selbst Hand anlegen zu können, können hier nur Presets als sogenannter STYLE ausgewählt werden, welche sich an typischen Mastering-Aufgaben orientieren und so teilweise (Multiband)-komprimieren, EQen oder gar per M/S-Matrix bearbeiten. 

Der Drawmer 1973 dient als Grundlage für den S73.
Der Drawmer 1973 dient als Grundlage für den S73.

Bedienung und weitere Parameter der GUI

Der Effektanteil bzw. die Intensität wird mit dem AMOUNT-Regler im Prozent (Off bis 100%) eingestellt, was allerdings nicht mit einem einfachen Threshold verwechselt werden sollte, sondern die Bearbeitung weitaus komplexer reguliert. Mit höheren Werten nimmt trotzdem sukzessive die GAIN REDUCTION zu, wofür eine 13-LED-Ampel die Visualisierung in dB übernimmt. Die Anzeige reicht von homöopathischen 0,1 dB bis zu zu extremen 20 dB. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Intensität der STYLES wird mit dem AMOUNT geregelt …

Systemanforderungen und Kopierschutz

Geschützt wird das Plug-In mit dem iLok-Kopierschutz. Ein Dongle ist nicht zwangsweise nötig, das Plug-In lässt sich auch lokal auf dem Computer autorisieren. Alle Softube Plug-Ins werden vom einem Betriebssystem-optimierten Installer kopiert. Ausnahmen stellen nur das ProTools-spezifische RTAS-Format und die 64- und 32-Bit-Varianten für Windows dar. Benötigt wird mindestens ein Intel Core oder ein AMD Athlon 64 Prozessor. Ältere Systeme hingegen können mit sogenannten Legacy Installern angesprochen werden, weitere Hinweise dazu findet ihr hier.
Während des Installationsvorgangs (und auch nachträglich) können dann die Softube PlugIns ausgewählt werden, welche man tatsächlich auch nutzten möchte, sodass nur diese in der DAW der Wahl unter den externen Plug-Ins angezeigt werden. Es sei der Hinweis erlaubt, dass jedes Plug-In einen 20-Tage Testzeitraum zum ausgiebigen Ausprobieren mitbringt. Bis zum 29.2. 2016 gilt übrigens ein Einführungspreis von 68 EUR, danach werden 83 EUR (UVP) für den S73 fällig. 

Praxis

Allgemeines

Die Installation von Softubes Drawmer S73 ist unkompliziert und das Plug-In somit im Nu gestartet. Aufgrund der simplen GUI findet man sich schnell zurecht und klickt sich durch die „Style“ genannten Presets. Die Einfachheit des Plug-Ins gefällt mir grundsätzlich und sollte gerade Einsteigern zielführende Ergebnisse liefern. Sicherlich kann man mit speziellen Tools bessere Ergebnisse erzielen, aber in fünf Minuten 90% Klang zu erreichen ist auch nicht schlecht. Zumal man auch nicht den Preis außer Acht lassen darf, den spezielle Mastering-Bundles aufrufen – wie beispielsweise iZotopes Ozone. Der S73 hingegen ist günstig.

Ohne Limiter kein Mastering

Als echten Mastering-Prozessor würde ich den Softube Drawmer dennoch nicht bezeichnen wollen, allein deshalb nicht, weil es keine richtige Brickwall-Limiter-Funktion gibt. Auf Bussen/Gruppen macht das Plug-In dennoch mehr als Sinn und viel Spaß, was aber nicht heißen soll, dass man den S73 nicht auch auf dem Master verwenden kann – nur eben nicht ohne weitere Bearbeitungswerkzeuge. 

Arbeiten mit Style

Wenn man länger mit dem Plug-In arbeitet, wird sich sicherlich auch ein besseres Verständnis für die einzelnen Presets und die dahintersteckenden Regelungen ergeben. In meinem Testzeitraum hatte ich hingegen eher das Gefühl, wild herumzuklicken und mich durch verschiedene Sweetspots der einzelnen Presets vor allem in Verbindung mit dem Dry/Wet-Regler nach dem Trial-and-Error-Prinzip hangeln zu müssen. Und so kam bei mir auch immer wieder der Wunsch auf, einfach tiefer und detaillierter in das Geschehen eingreifen zu können. Was man dagegen tun kann? Einfach noch mehr Instanzen seriell nutzten! Akademisch betrachtet mag das sicherlich nicht der ideale Weg sein – aber hey: whatever works, works!

Fotostrecke: 10 Bilder Techno – Clarity 2
Audio Samples
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Techno – Dry Techno – Clarity 2 Techno – Neutral, with Air Techno – Neutral, no Air Techno – Gentle Comp Techno – Vocal Enhance, with Air + Neutral Techno – Punch + More Air HipHop – Dry HipHop – Gentle Comp HipHop – More Air HipHop – Punch HipHop – Chain

Subjektive Lautstärke und das Problem des Vergleichens ohne echten Vergleich

Allerdings gibt es beim S73 ein paar Besonderheiten, die nicht nur Novizen zum Stolpern bringen könnten. Und das finde ich insbesondere deshalb schade, weil sich das Plug-In ja gerade an diese Anwender richten soll. Zum einen fehlt ein richtiger Bypass im Plug-In selbst, zum anderen kann einem der Fehler unterlaufen, zu glauben, dass kein Processing stattfindet, nur weil man den Amount-Regler auf Null gedreht hat. Das ist aber bei einigen Styles ganz gewiss nicht der Fall! Das ist vor allem deshalb blöd, weil die GR-Anzeige auch nicht zwangsläufig mitblinkt. 
Zum anderen ist die subjektive Level-Anpassung innerhalb der Styles suboptimal, sodass ein Vergleichen innerhalb des Plug-Ins schwierig wird. Man erinnere sich: Nur ein paar dB mehr und unser Ohr glaubt sofort, etwas klingt besser. Laut ist besser – nur eben nicht beim kritischen Abhören, eine A/B-Preset Funktion hätte Wunder wirken können.
Ferner ist das Wet-Signal (Processing hin oder her) um etwa 5 dB geboostet, weshalb es auch zum Vergleichen ausscheidet. Und so fand ich mich leider immer wieder am Level-Regler zum Kompensieren ein, was auf die Dauer anstrengend wird. In dem Zusammenhang erwähnenswert ist beispielsweise die Funktion des Slate-FGX Limiters, welcher eine Compensate-Schaltung bietet, um klangliche Veränderungen losgelöst vom Level-Boost zu beurteilen. So etwas hätte auch dem Drawmer gut gestanden. Zumindest die „Arme-Leute-Variante“ mit einem Bypass und extra Bypass-Level-Regler wäre drin gewesen, liebe Softubes!

Fazit

Das Softube Drawmer S73 Plug-In ist ein interessanter Prozessor, welcher mit einer cleanen GUI und wenigen Regler überzeugen kann. Man gelangt mit ihm schnell zu guten Ergebnissen, die sich allerdings nicht weiter im Detail anpassen lassen. Abhilfe kann hier nur das Nutzten mehrerer Instanzen und die integrierte Parallel-Bearbeitung schaffen. Aber auch nicht jeder möchte unbedingt stundenlang an der „perfekten“ Compressor-Einstellung herumdoktern, insofern ist das Plug-In vor allem für ergebnisorientierte Tonschaffende zu empfehlen. Als Mastering-Prozessor würde ich das Softube Plug-In allerdings nicht unbedingt bezeichnen wollen. Auf Bussen macht es seine Sache dennoch ziemlich gut – und vor allem schnell. Ein paar kleine Eigensinnigkeiten stören mich indes, welche nach etwas Eingewöhnung aber auch nicht allzu stark ins Gewicht fallen sollten. Ausprobieren kann nie schaden, als „Must-Have“ würde ich den S73 dennoch nicht bezeichnen.

Pro
  • 
simples Prinzip, einfache GUI
  • schnelle, gute Ergebnisse 

  • vielseitiger Klang
  • Dry/Wet-Regler
  • günstiger Preis
Contra
  • 
kein Bypass / A/B-Vergleichsfunktion
  • begrenzte Eingriffsmöglichkeiten
  • 
„verstecktes“ Processing
  • unterschiedliche Level

Softube_Drawmer_S73_01_Aufmacher Bild
Features
  • Softube Drawmer S73
  • basierend auf der Technik des 1973 Drawmer (dreibandiger FET-Stereo-Kompressor)
  • „Integrierte“ Mastering Prozesse: Multiband Kompression, EQing, Mid-Side(M/S)-Bearbeitung
  • zusätzlich eingebettete Sound-Design-Features
  • Auswahl an vorgefertigten Mastering Styles
  • schnelle und einfache Bedienung
  • Softube-typischer Analog-Klang
  • Parallel-Kompression
  • kein iLok USB-Key erforderlich

  • Software: English
  • Manual: English
  • Formate: VST/VST3/AU/AAX Nativ, Mac min. Voraussetzung Mac: Intel Core Duo, AMD 64 X2, 4 GB RAM, Mac OS X 10.7, 32/64 Bit, PC min. Voraussetzung Win: Intel Core Duo AMD 64 X2, 4 GB RAM, Windows 7 (32/64 Bit), 32/64 Bit
Preis
  • EUR 83,– (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • 
simples Prinzip, einfache GUI
  • schnelle, gute Ergebnisse 

  • vielseitiger Klang
  • Dry/Wet-Regler
  • günstiger Preis
Contra
  • 
kein Bypass / A/B-Vergleichsfunktion
  • begrenzte Eingriffsmöglichkeiten
  • 
„verstecktes“ Processing
  • unterschiedliche Level

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Softube Drawmer S73 Test
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