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Presonus Digimax DP88 Test

Mit dem ursprünglichen Digimax war die Firma Presonus im Jahr 2000 der erste Hersteller, der einen achtfachen Preamp mit ADAT-Ausgang im Angebot hatte. Mit dem Presonus Digimax DP88 wurde die Produktlinie nun auf den neuesten Stand gebracht und an die ebenfalls von Presonus erhältlichen Audio-Interfaces Studio 192 und Studio 192 Mobile angepasst.


Von dem Punkt, dass die acht internen XMAX Vorverstärker digital über Software steuerbar sind und das gesamte System hervorragend in die DAW-Software Studio One 3 integriert ist, kann man vor allem profitieren, wenn man eines der oben genannten Interfaces verwendet. Ob der Digimax DP88 auch für andere Anwender interessant sein könnte, klären wir im Test. Unseren Test zum Presonus Studio 192 findest du übrigens hier.

Details

Minimalismus in Reinkultur

Waren das noch Zeiten, als Audio-Hardware wegen ihrer vielen bunten Knöpfe und Regler in Science-Fiction-Filmen verwendet wurde, um der Innenausstattung von Raumschiffen ein Flair von weit fortgeschrittener und für Normalsterbliche nicht verständlicher Technik zu verleihen. Wenn man die Frontseite des Digimax DP88 betrachtet, bekommt man das Gefühl, dass diese Zeiten ganz eindeutig vorbei sind. Mit nur einem Encoder, einigen Gummitastern, einem Feld mit Signalpegel-LEDs und ansonsten sehr viel freier Fläche präsentiert sich das Preamp-Modul mit wahrem Minimalismus – und wirkt dabei äußerst zeitgemäß und vornehm.

Auf der Vorderseite des Digimax DP88 herrscht alles andere als Platzmangel.

Warum sollte Presonus auch jedem einzelnen Vorverstärker einen separaten Gain-Regler und Buttons für die Phantomspeisung verpassen, wenn doch all das komfortabel über die UC Surface vom Bildschirm des Rechners aus steuerbar ist. Aber halt! Die besagte UC Surface verwendet man ja nur, wenn man auch ein entsprechendes Audio-Interface von Presonus sein Eigen nennt. Wenn im Herzen des Studios ein anderes Interface seinen Dienst tut, kann man die Einstellungen der Preamps zwar über MIDI steuern, aber dazu ist zunächst eine nicht ganz unkomplizierte Einrichtung als externes Gerät nötig. Dazu mehr im Praxisteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Zum manuellen Anpassen des Eingangspegels eines Kanals muss man zunächst die Navigationstaster bemühen.

Anschlüsse auf der Rückseite

Im Gegensatz zur schlichten Vorderseite ist das Heck des Digimax DP88 mit Anschlüssen bepflastert. Neben der Buchse für das mitgelieferte externe Netzteil findet sich ein DB9-Port zum Anschluss der ebenfalls im Paket enthaltenen MIDI-Kabelpeitsche. Ein externes Preamp-Modul mit MIDI-Schnittstelle? Nein – der Port ist nicht zum Anbinden von Controllern oder Klangerzeugern vorgesehen, sondern zur Kommunikation mit den digital steuerbaren Preamps bestimmt.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Port für die mitgelieferte MIDI-Kabelpeitsche, ein Wordclock-Anschluss und eine zweifache ADAT-Schnittstelle.

Weiter rechts folgen ein Wordclock-Anschluss und die zweifache ADAT-Schnittstelle. Bei einer Abtastrate von 44,1 kHz oder 48 kHz ist, wie bereits angedeutet, nur eines der In/Out-Pärchen nutzbar. Bei 88,2 kHz oder der maximalen Sample-Rate von 96 kHz werden die acht Kanäle über die beiden Ports verteilt (Dual S/MUX). Wer stattdessen die analogen Ausgänge nutzen will, kann dies über eine DB25-Verbindung oder eine entsprechende Kabelpeitsche umsetzen. Die Direct Outputs liefern das Ausgangssignal der Mikrofon-Vorverstärker, die darunter liegenden DAC-Outputs leiten dagegen das digitale Eingangssignal der ADAT-Schnittstelle in analoger Form weiter. So kann man den Digimax DP88 also parallel zur Nutzung als Preamp auch als DA-Wandler verwenden und bekommt acht analoge Ausgänge dazu. Nicht schlecht!

Fotostrecke: 2 Bilder Die vier DB25-Schnittstellen auf der Rückseite sparen im Vergleich zu einzelnen Klinken-Buchsen gehörig Platz.

Eingangsseitig wurden ebenfalls zwei DB25-Schnittstellen verbaut. Interessant ist der Punkt, dass man über den Port für die Mic-Inputs eine Alternative zu den XLR-Anschlüssen erhält. Wer mit einer Patchbay arbeitet, die über entsprechende Anschlüsse verfügt, der kann den Digimax also ganz einfach im Sinne einer Multicore-Verbindung anschließen. Für die Line-Eingänge steht ebenfalls eine DB25-Verbindung bereit. Da man beim Anschluss einer Line-Quelle ohnehin auf den Preamp des entsprechenden Kanals verzichten muss, wären XLR/Klinke-Combobuchsen wohl die einfachere Wahl oder zumindest ein willkommenes Extra gewesen.

Die Rückseite des Digimax DP88 in all ihrer Pracht.
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Praxis

Fernsteuerung der Preamps

Als Erweiterung des Presonus Studio 192 oder der kleineren Mobile-Version integriert sich der Digimax DP88 wirklich hervorragend in das Setup. Sobald das Modul über ADAT mit dem Audio-Interface verbunden ist, lassen sich das Gain der Preamps und der Status der Phantomspeisung aus der UC Surface oder (wenn vorhanden) direkt aus Studio One 3 heraus steuern. Bei einer maximalen Sample-Rate von 48 kHz lassen sich zudem auch die DSP-Effekte des Studio 192 (Mobile) verwenden.

Digi-Max und -Moritz… ähhh… Digimax DP88 und Presonus Studio 192.

Die MIDI-Schnittstelle des Digimax DP88 kommt erst ins Spiel, wenn man ein anderes Audio-Interface verwendet, denn in diesem Fall können die Steuerdaten nicht über die ADAT-Verbindung weitergeleitet werden, und das macht natürlich alles ein wenig komplizierter. In Cubase Pro 8 ließ sich mit ein wenig Zeitaufwand ein Bedienfeld erstellen, mit dem man die Einstellungen direkt aus der DAW heraus vornehmen kann. Ein Problem dabei ist, dass die Parameter zwar abgespeichert werden, beim erneuten Öffnen des Projekts aber nicht automatisch an die Hardware gesendet werden. Dies kann man natürlich von Hand nachholen, wenn man die entsprechenden Parameter anklickt, ohne die Werte zu verändern. Ein Gefühl, mit etwas inoffiziell Zusammengeschustertem zu arbeiten, bleibt aber erhalten. Wer sich in diesem Bereich schlau machen will, googelt am besten nach dem Namen seiner DAW und „external MIDI device“.

Mit ein wenig Zeit kann man in Cubase ein eigenes Bedienfeld zur Steuerung des Digimax DP88 über MIDI erstellen.

Für alle Nutzer von Cubase Pro gibt es im Anschluss an diesen Textabsatz das Bedienfeld zum Download. Einfach auf den Button „Geräte – MIDI-Geräte-Verwaltung – Einstellungen importieren“ klicken und das xml-File auswählen. Cubase Artist oder Cubase Elements unterstützen leider keine externen MIDI-Geräte.

Luftiger und hochwertiger Klang

Bei den XMAX Preamps im Inneren des Digimax DP88 handelt es sich um die gleichen auf Class-A-Schaltungen beruhenden Vorverstärker wie in den beiden verwandten Audio-Interfaces von Presonus. Wer ein solches System erweitert, erlebt also keine Überraschungen, sondern bekommt den gewohnten hochwertigen und recht luftig-modernen Klang.

Genau wie der Digimax DP88 aussieht, so klingt er auch: sauber, hochwertig und mit einem leichten silbrigen Glanz in den Höhen.

Starten wir mit Gesang! Im direkten Vergleich zum RME Fireface UC zeichnet sich die Aufnahme mit dem Digimax durch eine leichte Betonung der Höhen aus. Ansonsten wird der Klang des im Test verwendeten Neumann M 147 Röhrenmikrofons neutral und absolut hochwertig verstärkt. Davon, dass unser Testkandidat in der Tat genauso klingt wie die verwandten Audio-Interfaces von Presonus, kann man sich im dritten Track überzeugen.

Audio Samples
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Vocals (Digimax DP88) Vocals (RME Fireface UC) Vocals (Presonus Studio 192)

Obwohl bei der Aufnahme natürlich darauf geachtet wurde, dass der Abstand zum Mikrofon immer gleich ist, wirkt die Aufnahme durch das Fireface ein wenig so, als wäre die Sängerin ein paar Zentimeter näher an der Kapsel gewesen. Bei der Schlagzeugaufnahme lässt sich das dagegen vollständig ausschließen. In diesem Fall wurden in Kombination mit dem Studio 192 zwölf Kanäle aufgenommen, und auch im direkten Vergleich mit dem Motu Stage-B16 zeichnen die Vorverstärker des DP88 das Klangbild etwas luftiger, ohne dabei dünn oder harsch zu wirken. Vor dem etablierten Hersteller muss sich Presonus in diesem Fall eindeutig nicht verstecken.

Audio Samples
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Drums (Digimax DP88 & Studio 192) Drums (Motu Stage-B16)
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Fazit

In Kombination mit dem Presonus Studio 192 (Mobile) und der DAW-Software Studio One spielt der Digimax DP88 seine Stärken aus, denn die Integration in das gesamte System wurde vom Hersteller wirklich vorbildlich umgesetzt. Aber auch wer ein anderes Audio-Interface verwendet, kann mit dem Achtfach-Preamp/Wandler problemlos arbeiten. Die Fernsteuerung über MIDI ist zwar kompliziert einzurichten, es spricht aber natürlich nichts dagegen, die Vorverstärker ganz klassisch von Hand zu steuern – auch wenn dabei durch das Konzept mit dem einzelnen Encoder und den Steuertasten etwas Direktheit in der Bedienung verloren geht. Wenn alle acht Line-Eingänge parallel zu allen acht Preamp-Kanälen nutzbar wären, dann wäre das natürlich ein dickes Plus, denn so könnte man weitere externe Preamps anschließen, ohne dabei auf einen der internen Preamps verzichten zu müssen. Dies kann man dem Digimax DP88 aber nicht ernsthaft ankreiden. Vor allem der hochwertige Klang der Vorverstärker und der erschwingliche Preis von unter 100 Euro pro Kanal sprechen für sich.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertiger Klang
  • auch als DA-Wandler verwendbar (8 Line-Outs)
  • hervorragend integriert in ein Setup aus Presonus Studio One und Studio 192 (Mobile)
Contra
  • Preamp-Steuerung über MIDI kompliziert einzurichten
Artikelbild
Presonus Digimax DP88 Test
Für 679,00€ bei
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Achtfach-Preamp
  • Interne Wandlung bei bis zu 24 Bit/96 kHz
  • Nahtlose Integration in ein System aus Presonus Studio One und Studio 192 (Mobile)
  • Bauform: 19″/1 HE
  • Anschlüsse:
  • 8 Mikrofon-Eingänge (XLR/DB25) mit zuschaltbarer Phantomspeisung pro Kanal
  • 8 Line-Eingänge (DB25)
  • 8 Line-Ausgänge (DB25) für Signale aus den Preamps
  • 8 zusätzliche analoge Line-Ausgänge (DB25) für anliegende digitale Signale
  • 2 ADAT-Schnittstellen
  • MIDI-Schnittstelle zum Steuern der Preamps (DB9)
  • Wordclock-In/Out
  • Preis: € 889,– (UVP)
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Auf der Vorderseite des Digimax DP88 herrscht alles andere als Platzmangel.

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