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ThorpyFX Camoflange Flanger MKII Test

Mit dem ThorpyFX Camoflange Flanger MKII stellt die Edeleffektschmiede aus dem englischen Brackley die Interpretation eines Flangers vor, der es faustdick hinter den Ohren hat. ThorpyFX gehört zu den aufstrebenden Sternen am europäischen Pedalhimmel. Das kleine Unternehmen ist bekannt dafür, ausschließlich hochwertige Komponenten zu verwenden und seine Effektpedale von Hand zu fertigen. Dies garantiert nicht nur erstklassige Qualität, sondern auch eine präzise Endkontrolle bei jedem einzelnen Gerät. All das trifft auch auf den Camoflange zu, der in Zusammenarbeit mit Effektpedal-Guru Dan Coggins entwickelt wurde.

Britischer Edel-Flanger: der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII.
Britischer Edel-Flanger: der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII.

ThorpyFX Camoflange – das Wichtigste in Kürze

  • vollanaloges Flanger-Pedal
  • sehr viele Eingriffsmöglichkeiten
  • große Klangpalette
  • Made in UK

Was ist ein Flangereffekt?

Ebenso wie der Chorus-Effekt generiert auch der Flanger eine leicht verzögerte und modulierte Kopie des Originalsignals und fügt es diesem wieder hinzu. Vor der Erfindung der Eimerkettenspeicher (Bucket Brigade Device, BBD) ließ sich der legendäre Effekt nur sehr aufwendig und kostenintensiv im Studio mithilfe zweier Bandmaschinen erzeugen. Erst nachdem die ersten Flanger-Pedale Mitte der 1970er-Jahre auf den Markt kamen, ließ sich der Sound auch außerhalb eines Tonstudios erzeugen. Eines der ersten Pedale war der legendäre Electro-Harmonix Electric Mistress Flanger aus dem Jahr 1975, der damals besonders von David Gilmour, Robin Trower, Steve Howe und Andy Summers exzessiv genutzt wurde.

Aufbau und Bedienung des ThorpyFX Camoflange Flanger MKII

Der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII ist ein vollanaloges Flanger-Pedal mit umfangreichen Einstellmöglichkeiten. Garant für einen direkten und vollen Sound ist der Blend-Regler, mit dem man dem Effekt das Originalsignal beimischen kann. „Depth“ und „Rate“ sind für die Geschwindigkeit und die Tiefe der Modulation zuständig. Aber das ist erst der Anfang. Weitere Eingriffsmöglichkeiten in die Klanggestaltung bieten „Treble“, „Harmonics“ und „Manual“.

ThorpyFX Camoflange Pedal
Fotostrecke: 4 Bilder Der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII ist ein vollanaloges Flanger-Pedal.

Treble: Der Treble-Regler dient zur Anpassung des Obertonbereichs des Effektsignals. Bei hohen Einstellungen kann man das charakteristische Glitzern eines Electric Mistress Flangers imitieren. Der Treble-Regler interagiert mit dem „Harmonics“-Regler, der für die Feedback-Charakteristik zuständig ist.

Harmonics: In der 12-Uhr-Stellung gibt es kein Feedback. Wird der Regler aus der Mitte heraus in eine der beiden Richtungen bewegt, wird ein Anteil des verzögerten Ausgangssignals zurück in den Eingang gespeist. Dreht man ihn nach links, fügt er dem Effektsignal gerade harmonische Obertöne (even harmonics) hinzu. Dreht man ihn nach rechts, entstehen ungerade harmonische Obertöne (odd harmonics). Hier ist Vorsicht geboten, denn bei Extremeinstellungen von „Treble“ und „Manual“ kann es schnell zu unschönen Verzerrungen kommen.

Manual: Der Manual-Regler bestimmt, wie stark das verzögerte Signal verschoben wird, bevor es mit dem Originalsignal gemischt wird. Kurz gesagt beeinflusst er, wie „tief“ oder „hoch“ der Flanging-Effekt klingt, da er die Verzögerungszeit des Signals steuert.

Blend: Der Blend-Regler ermöglicht es, das Originalsignal für einen ausgewogenen Klang mit dem Effektsignal zu mischen. Dadurch lässt sich die Intensität des Flangers feinjustieren.

Erwähnenswert sind noch der Fußtaster für die Aktivierung des Effekts sowie die Anschlüsse auf der Stirnseite des Pedals: Input, Dry Out, Wet Out und die 9-Volt-DC-Netzteilbuchse.

Das Pedal wurde in Zusammenarbeit mit Effektpedal-Guru Dan Coggins entwickelt.
Das Pedal wurde in Zusammenarbeit mit Effektpedal-Guru Dan Coggins entwickelt.
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Ein Flanger für alle, die eigentlich keine Flanger mögen

Viele verbinden mit einem Flanger den stereotypischen Jet-Plane-Sound, wie er zum Beispiel im Van-Halen-Song „Unchained“ zu hören ist. Dabei ist das nur ein kleiner Teil dessen, was man mit diesem vielseitigen Effekt anstellen kann – im Grunde ist ein Flanger so etwas wie die aufgemotzte Version eines Chorus. Im Vergleich zum Chorus haben Flangerpedale eine kürzere Verzögerungszeit, stärkere Phasenverschiebungen und ausgeprägtere Kammfiltereffekte. Dadurch klingt der Effekt auch weniger breit, sondern fokussierter und dramatischer. In weichen Einstellungen wirkt er subtiler, aber nicht so kitschig wie ein Chorus.

Im Gegensatz zu fast allen Flangerpedalen, die mir bisher untergekommen sind, bietet der ThorpyFX Camoflange Flanger weitaus mehr Eingriffsmöglichkeiten und Soundvarianten. Dementsprechend gibt es dieses Mal ziemlich viele Soundbeispiele, wobei ich immer noch an der Oberfläche der immensen Klangvielfalt kratze. Also kommen wir zu den Audiobeispielen, die ich dieses Mal in clean und verzerrt unterteilt habe. Für die Audiofiles habe ich einen AC30 verwendet. Die Gitarre ist eine alte PRS Custom 22 aus dem Jahr 1987, die ich irgendwann mit Kloppmann-PAF-Pickups bestückt habe.

Bei den Einspielungen ist mir aufgefallen, dass das Effektsignal mit Humbuckern manchmal leicht zerrt, wenn man die „Treble“- und „Harmonics“-Regler zu weit aufdreht. Hier hätte ich mir, ehrlich gesagt, etwas mehr Headroom gewünscht. 

ThorpyFX Camoflange Flanger MKII Audios

Hier der cleane Sound ohne Pedal:

Audio Samples
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Cleanes Referenzbeispiel ohne Pedal

Die cleanen Soundbeispiele beginnen mit einer gemäßigten Einstellung, die fast wie ein sich langsam drehendes Leslie klingt.  Die darauffolgenden Einstellungen werden dann zwar immer extremer, klingen aber immer noch brauchbar. Was die Qualität und die Tiefe der Modulation angeht, ist das hier ganz großes Kino. 

Audio Samples
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Clean – Alle Regler auf 12 Uhr Clean – Depth 15 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Clean – Depth und Harmonics 15 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Clean – Depth 15 Uhr, Harmonics 09 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Clean – Depth 15 Uhr, Harmonics 09 Uhr, Treble Max, alle anderen Regler 12 Uhr

Hier noch ein extremes, aber eindrucksvolles Setting in Reminiszenz an David Bowie. Solche heftigen Einstellungen eignen sich aber nur für besonders hervorstechende Passagen oder Melodien in einem Arrangement und weniger als Brot-und-Butter-Sound.

Audio Samples
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Clean – Treble 15 Uhr, Harmonics 09 Uhr, Blend 14 Uhr, Manual 09 Uhr, Depth 14 Uhr, Rate 15 Uh

Und weil es so schön ist, gibt es noch eine etwas weniger abgedrehte Einstellung für glitzernde, cleane Arpeggios. So etwas bekommt man mit keinem Choruspedal der Welt hin. Auch schön zu hören ist dieses akustische Wurmloch, das den Klang förmlich durch sich hindurchsaugt. 

Audio Samples
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Clean – Treble Max, Dynamics 14 Uhr, Blend 14 Uhr, Manual Min, Depth Max, Rate 10 Uhr
ThorpyFX Camoflange Flanger MKII

Auch im verzerrten Bereich kann das Pedal durchaus überzeugen…

… wobei die Sounds mit zunehmender Modulationsgeschwindigkeit immer chaotischer und rotziger klingen. Aber je nach Stilistik ist eine chaotische Rauheit genau das, was ein Song braucht. Für die verzerrten Sounds habe ich die Verzerrung kaskadiert. Vor dem Camoflange befindet sich eine dezent eingestellte proco Rat, wobei ich darauf geachtet habe, den Eingang des Camoflange nicht zu überfahren. Der zweite Teil der Verzerrung entsteht hinter dem Flanger und kommt von meinem heißgeliebten Baldringer Dualdrive.

Hier wieder das Referenzbeispiel ohne aktivierten Flanger:

Audio Samples
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Verzerrt – Ohne Flanger

Die weiteren Einstellungen entsprechen denen der cleanen Soundfiles. Im Gegensatz zu den unverzerrten Einstellungen wirkt es hier um einiges extremer, was sich jedoch in einem Playback leicht „versandet“. Hier hört man deutlich, wie der Effekt mit der Verzerrung Katz und Maus spielt. Ein Chorus kommt da bei weitem nicht mit.

Audio Samples
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Verzerrt – Alle Regler auf 12 Uhr Verzerrt – Depth 15 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Verzerrt – Depth und Harmonics 15 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Verzerrt – Depth 15 Uhr, Harmonics 09 Uhr, alle anderen Regler 12 Uhr Verzerrt – Depth 15 Uhr, Harmonics 09 Uhr, Treble Max, alle anderen Regler 12 Uhr

Zum Schluss noch eine subtilere Einstellung, die etwas mehr in Richtung David Gilmour auf „The Wall“ tendiert.

Audio Samples
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Verzerrt – Harmonics 13 Uhr, Treble 15 Uhr, Manual 15 Uhr, Mix 13 Uhr, Depth 14 Uhr, Rate 11 Uhr
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FAZIT

Der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII überzeugt als vielseitiges und hochwertig verarbeitetes Effektpedal. Die zahlreichen Regelmöglichkeiten bieten eine breite Soundpalette von subtilen, fast chorusartigen Texturen bis hin zu prägnanten und intensiven Flanger-Sounds. Besonders hervorzuheben ist der Blend-Regler, der eine präzise Anpassung des Effektsignals an das Originalsignal ermöglicht. Bei hohen Einstellungen der Treble- und Manual-Regler in Kombination mit leistungsstarken Humbuckern kann es gelegentlich zu leichten Verzerrungen kommen. Insgesamt gehört das Camoflange MKII zu den flexibelsten und klanglich überzeugendsten Flanger-Pedalen seiner Klasse.

ThorpyFX Camoflange Flanger MKII
Der ThorpyFX Camoflange Flanger MKII überzeugt im Test als vielseitiges und hochwertig verarbeitetes Effektpedal.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • große Soundvielfalt
  • hervorragender fetter und warmer Sound
  • erstklassige Verarbeitung
  • Hinzumischen des Originalsignals per Blend-Regler
Contra
  • bei hohen Einstellungen von Manual und Treble und/oder sehr leistungsstarken Humbuckern kann es zu leichten Verzerrungen des Effektsignals kommen
  • extrem helle LEDs, die in dunklen Umgebungen das Ablesen unmöglich machen
Artikelbild
ThorpyFX Camoflange Flanger MKII Test
Für 319,00€ bei
  • Hersteller: ThorpyFX
  • Bezeichnung: Camoflange
  • Typ: Analoges Flanger-Pedal
  • Regler: Harmonics, Treble, Blend, Manual, Depth, Rate
  • LED: Effekt an, Modulation Rate
  • Fußschalter: Effekt On/Off
  • Anschlüsse: In, Dry-Out, Wet-Out, 9-Volt-DC-Buchse
  • Stromaufnahme: 15 mA
  • Maße: (B x T x H): 100 x 125 x 53 mm
  • Gewicht: 575 g
  • Ladenpreis: 319,00 Euro (Januar 2025)

Herstellerseite: https://thorpyfx.com

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