DPW MÖG WF-1 Wavefolder Test

DPW MÖG WF-1 Wavefolder Test (Foto: Igor Sabara)
Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein wirklich gelungenes Eurorackmodul mit einem innovativen Konzept. (Foto: Igor Sabara)
DPW ist ein relativ junger Boutique-Hersteller aus Schweden, der sich bisher auf einige wenige aber hochgeschätzte Gitarrenpedale spezialisiert hat. Mit dem Wavefolder stellt uns DPW deren erstes Eurorackmodul vor, das zwei Wavefolder und zwei Verzerrer bietet und konzeptionell neue Wege gehen möchte.
Der DPW Wavefolder faltet Wellenformen, und kann das für den positiven sowie den negativen Anteil einer Wellenform getrennt vornehmen. Das ist ein recht interessantes Konzept, das es so in der Eurorackwelt bisher noch nicht gegeben hat. Wir haben dieses innovative Modul genauer unter die Lupe genommen und geprüft, ob das Konzept aufgeht und wie es sich in der analogen Welt der ‘Wellenfalter’ schlägt.

Details

Aufbau

Ein Wavefolder fügt Wellenformen Obertöne hinzu, indem er diese sozusagen faltet und somit mehr Kanten und Spitzen erzeugt. So arbeiten Wavefolder auch am besten mit obertonarmen Wellenformen wie Sinus oder Dreieck. Bei allen anderen Wellenformen gerät man sehr schnell ins Noise-Territorium. Der Markt bietet unterschiedliche Wavefolder bzw. Waveshaper für die Eurorackwelt, hier liefern einige von ihnen auch mehrere Wavefolder-Schaltungen, wobei diese in der Regel aber in Reihe geschaltet sind.
Ein sehr gutes Beispiel, und einer der sehr geschätzten Wavefolder im Eurorack, ist z. B. der Tripple Wavefolder von Toppobrillo. Bei dem Wavefolder von DPW MÖG WF-1 sind die beiden verbauten Wavefolder-Schaltungen jedoch nicht hintereinandergeschaltet, sondern arbeiten separat im Bereich positiver und negativer Anteile einer Wellenform. Im Grunde ist dieser Wavefolder relativ einfach aufgebaut, stellt aber trotzdem ein Modul mit komplexer Funktionalität und enorm vielen Möglichkeiten dar, um Audio und Steuerspannungen zu verformen, denn der WF-1 ist so konstruiert, dass man diesen auch sehr flexibel für Steuerspannungen nutzen kann, und somit ist auch die komplette Schaltung DC gekoppelt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der DPW Wavefolder von oben … (Foto: Igor Sabara)

Struktur und Funktionen

Außer einem Eingang für Wellenformen, Audio oder CV, welche gefaltet werden sollen, werden noch zwei CV-Eingänge samt Attenuverters geboten, die jeweils für die beiden Wavefolder zuständig sind. So können die beiden Wavefolder nicht nur manuell per Poti, die mit ‚OffP‘ und ‚OffN‘ beschriftet sind, gesteuert werden, sondern auch per CV und Audio getrennt beeinflusst werden. Mit einem Kippschalter, der mit ‚Sym‘ gekennzeichnet ist, erhält man die Möglichkeit den WF-1 auch als herkömmlichen symmetrischen Wavefolder zu nutzen. In diesem Fall wird die Kontrolle für den negativen Wavefolder abgeschaltet und alle Einstellungen, die man für den positiven Teil des Wavefolders vornimmt, wirken sich auf positive sowie negative Teile der Wellenformen gleichmäßig und symmetrisch aus. Die eingehenden Steuerspannungen werden in diesem Fall miteinander gemischt.
Die mit ‚Clean‘ und ‚Mod‘ beschrifteten Potis sind jeweils für die Lautstärke des sauberen, eingehenden Signals und des Faltungssignals zuständig. Das ist wirklich interessant und nützlich und mir ist kein anderer Wavefolder bekannt, bei dem man nur das Faltungssignal hören, oder das saubere Signal anteilig zufügen und abziehen kann.
Bevor das gefaltete Signal an den Output geleitet wird, bietet der DPW MÖG WF-1 Wavefolder noch die Möglichkeit zwei Rechtecksignale zuzufügen oder abzuziehen. Diese beiden Rechtecke sind auch jeweils für die positiven und negativen Teile einer Wellenform separat zuständig. Mit zwei weiteren Potis lassen sich dann manuell diese Rechtecke dem Signal zufügen oder abziehen. Hier wäre CV-Steuerung sicherlich auch interessant gewesen. Diese Rechtecke sind aktiv solange der Wavefolder faltet. Das bedeutet: Umso mehr man eine Seite der Wellenform faltet, desto breiter wird das entsprechende Rechteck. Damit kann man sehr schöne Pulsweitenmodulation auf allen möglichen Wellenformen erzeugen. Die beiden Rechteckwellen kann man aber auch getrennt an zwei weiteren dedizierten Ausgangs-Buchsen abgreifen. Das letzte Poti ist auffällig orange, besitzt keine Beschriftung und ist für die gesamte Lautstärke des ausgehenden Signals zuständig. 

Identische Farben bei aufgedruckter Grafik und Potis geben Auskunft über den Signalweg. (Foto: Igor Sabara)
Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein wirklich gelungenes Eurorackmodul mit einem innovativen Konzept. (Foto: Igor Sabara)

Viele Möglichkeiten

Alleine mit den genannten Funktionen werden schon sehr viele Tools bereitgestellt, um Wellenformen zu verändern und zu animieren. Als ob das noch nicht genug wäre, bietet der DPW MÖG WF-1 Wavefolder noch eine Limiter- sowie eine Distortionschaltung. Diese sind zwei komplett eigenständige Schaltungen, die mit einem Kippschalter in drei Positionen (Clean, Limiter oder Distortion) eingeschaltet werden können. Hierbei verstärkt die Limiterschaltung das Signal bis maximal fünf Mal bevor es von der Limiterschaltung wieder komprimiert wird. Bei der Distortionschaltung sind es sogar bis zu zwanzig Mal. Ein 2TE kleiner, passiver Expander namens E-1 liefert dazu Möglichkeiten, die beiden Verzerrerschaltungen getrennt per Steuerspannungen ein- oder auszuschalten. Das liefert sehr interessante Ergebnisse, da diese CV-Eingänge auch sehr gut auf Audio reagieren.

Praxis

Komplex und interessant

Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein Modul mit recht komplexen Funktionen und daher wahrscheinlich eher im Fokus erfahrener Modularisten. Allerdings sollten sich Anfänger davon nicht abschrecken lassen, denn auch sie können mit dem Modul sehr interessante Ergebnisse erzielen, solange Geduld und die nötige Portion Neugier mitgebracht werden. Schon aus diesem Grund kann ich das DPW MÖG WF-1 Wavefolder-Modul auch getrost Anfängern ans Herz legen, da diese damit sehr viel über analoge Wellenformen lernen können.

Wirkt cool auch schräg von oben betrachtet. (Foto: Igor Sabara)
Wirkt cool auch schräg von oben betrachtet. (Foto: Igor Sabara)

Klang

Die Wellenformen, die hier entstehen klingen alle sehr einzigartig. Schon ohne CV-Steuerung erzeugt das Wavefolder-Modul Wellenformen, die ich so noch nicht gesehen und gehört habe. Hier ist ein Oszilloskop sehr von Vorteil, um sich die schon optisch ansprechenden Wellenformen zu veranschaulichen. Fängt man dann noch an, die beiden verbauten Wavefolder mit Steuerspannungen und/ oder Audiosignalen zu modulieren, so resultieren daraus sehr schöne und einzigartige animierte Klänge.

Die beiden integrierten Distortionschaltungen klingen an sich schon sehr vernünftig, fängt man aber an, diese zu modulieren, so bietet sich dem ausgehenden Sound noch eine weitere Dimension und er wird dadurch komplexer und interessanter. Das ist besonders bei Modulationen mit Audiosignalen sehr beeindruckend.
Der kleine passive Expander wird gleich als Bundle zusammen mit dem Wavefolder angeboten. (Foto: Igor Sabara)
Der kleine passive Expander wird gleich als Bundle zusammen mit dem Wavefolder angeboten. (Foto: Igor Sabara)

Da der DPW MÖG WF-1 Wavefolder genauso für Steuerspannungen konzipiert wurde wie für Audio, bietet das Modul viele Einstellungen, bei welchen der Sound einfach verschwindet, wenn man mit Audio arbeitet. Das bedeutet, dass man die Sweetspots suchen und ein bisschen üben muss, bevor man die wirklich beeindruckenden Klänge erzielen kann.
Das empfinde ich aber eher als Vorteil, denn diese Konfiguration erweitert dieses Modul enorm und lädt sehr zu experimentieren ein. Des Weiteren bringt es Modularisten dazu, sich mit analogen Wellenformen auseinanderzusetzten und neuartige Wellenformen sozusagen zu erforschen. Auch die Idee der beiden Rechteckwellen, welche man addieren und subtrahieren kann, ist sehr clever und musikalisch sehr nützlich. Alles in Allem geht dieses Konzept wirklich auf und wird durch die hohe Qualität in Verarbeitung und Sound unterstützt.

Audiobeispiele

Audio Samples
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Eine Sinuswelle wird vom WF-1 mit CV verformt Ein Stereo-Patch, das außer dem Hauptausgang die beiden Rechteck-Ausgänge verwendet

Fazit

Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein wirklich gelungenes Eurorackmodul, das ich bedenkenlos jedem Profi, sowie Anfänger empfehlen kann. Sehr viele der analogen Module in der Eurorackwelt sind recht alte Konzepte aus den Anfangszeiten der Synthesizer, die äußerlich neu verpackt oder technisch für den Einsatz im Eurorack aufgearbeitet wurden. Neue, analoge Konzepte sind allerdings selten.
Mit dem DPW MÖG WF-1 Wavefolder wurde ein wirklich innovatives Konzept verwirklicht, das sehr hochwertig verarbeitet und obendrein musikalisch nutzbar ist. Die einzige Kritik, die ich hier äußere, ist, dass eine CV-Steuerung über die Rechtecke oder das Mod und Clean Poti auch interessant sein könnte. Das ist aber auch schon Kritik auf höchsten Niveau und der MÖG WF-1 macht das kleine Manko mit seinem günstigen Preis wieder wett. Für knapp über 200 € bietet der Markt gerade mal einfache Wavefolder, ohne die vielen interessanten Features des WF-1.
Das WF-1 Modul ist ein wahrer ‘No-Brainer’ und ich kann mir keinen Modularisten vorstellen, der es nicht auch mit Freude einsetzen würde. Des Weiteren bleibt der DPW MÖG WF-1 Wavefolder auch auf lange Sicht hin interessant, da man mit den gebotenen Möglichkeiten nie in den Bereich der Langeweile gerät. Gerade, wenn man denkt, alles ausgeschöpft zu haben, erschließen sich wieder komplett neue Resultate in Form von Wellenformen und Anwendungen.
Aufgrund der gebotenen Möglichkeiten und der flexiblen Einsatzmöglichkeiten, vergebe ich dem MÖG WF-1 Wavefolder die volle Punktzahl und bin schon sehr auf weitere Module von DPW gespannt.

PRO
Interessantes und innovatives Konzept
Gutes Preis-/ Leistungsverhältnis
Sehr gut für Audio sowie Steuerspannungen nutzbar
CONTRA
Zusätzliche CV-Steuerung wäre vorteilhaft
Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein wirklich gelungenes Eurorackmodul mit einem innovativen Konzept. (Foto: Igor Sabara)
Der DPW MÖG WF-1 Wavefolder ist ein wirklich gelungenes Eurorackmodul mit einem innovativen Konzept. (Foto: Igor Sabara)
FEATURES
12TE breit und 27mm tief
Stromverbrauch: 140mA auf +12V und -12V
Zwei Wavefolder mit Limiter- und Distortionschaltungen
PREIS
DPW Wavefolder: ca. 209 € (Straßenpreis, Stand: 23.08.2018)
Weitere Infos zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.
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