Audeze Mobius Test

Der Audeze Mobius ist ein magnetostatischer Kopfhörer in geschlossener Bauweise, der vom Hersteller in erster Linie für Gaming-affine Anwender konzipiert wurde. Doch auch HiFi-Liebhabern und Studiomenschen ist der renommierte amerikanische Kopfhörerspezialist durchaus ein Begriff, was die Frage aufwirft, ob im Mobius eventuell Talente schlummern, die für audiophile und Recording-Anwendungen gewinnbringend eingesetzt werden können.

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Ein Novum des Audeze Mobius ist die (jeweils deaktivierbare) Wiedergabefähigkeit von Surround-Formaten inklusive einer 3D-Emulation. Ob diese Features überambitioniert oder vielleicht sogar bahnbrechend sind, wollen wir in unserem Test herausfinden. Welche Zielgruppen sollten den Mobius auf dem Radar haben?

Details

Bauweise und Verarbeitung

Neben den technischen Besonderheiten handelt es sich beim Audeze Mobius um einen geschlossenen Kopfhörer mit ohrumschließenden Ohrmuscheln, die mit magnetostatischen Wandlern bestückt sind. Im Gegensatz zu einigen Vertretern dieser Wandlerart, insbesondere vielen Modellen aus eigenem Hause (z.B. LCD-XC), ist der Mobius vergleichsweise kompakt und unauffällig in seinen Ausmaßen. Stilistisch auffällig hingegen ist die farbliche Gestaltung der mir vorliegenden Copper-Variante, die sich eindeutig an ein jüngeres Publikum richtet. Alternativ ist der Mobius in den Varianten Blue und Carbon erhältlich, wobei Letztere aus meiner Sicht am seriösesten erscheint. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. An der sichtbaren und fühlbaren Konstruktion des Kopfhörers lässt sich nicht das geringste Detail bemängeln. Der aus hochwertig erscheinendem Kunststoff gefertigte Hörer wirkt robust und langlebig, auch die stabile Mechanik der flexiblen Ohrmuschelaufhängung und Größenanpassung funktioniert einwandfrei. Für die körperaufliegenden Teile werden Polster aus Memory Foam und hochwertigem Kunstleder verwendet.

Fotostrecke: 2 Bilder Die linke Ohrmuschel beherbergt sämtliche Anschlüsse und Bedienelemente des Mobius.

Ausstattungsmerkmale

Der Mobius kann per Bluetooth sowohl kabellos als auch kabelgebunden (analog, USB) betrieben werden. Während für den USB-Betrieb zwei 1,5 m lange Kabel (USB-C auf USB-C /USB-A auf USB-C) im Lieferumfang enthalten sind, steht lediglich ein 1,2 m langes Miniklinkenkabel (4-polig) zur analogen Audioverbindung zur Verfügung. Ein Adapter auf 6,35 mm wird leider nicht mitgeliefert, wobei dies für die primäre Zielgruppe des Audeze Mobius wahrscheinlich ohne Relevanz ist. Außerdem verfügt der Mobius über ein in die linke Ohrmuschel stöpselbares Schwanenhalsmikrofon zur Telefonie und Kommunikation beim Gaming. Sollte der beiliegende Transportbeutel nicht ausreichen, ist optional ist eine stabile Box für den Audeze Kopfhörer erhältlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Das steckbare und gut klingende Mikrofon gehört zum Lieferumfang des Mobius.

Technik und Kennzahlen

Der Übertragungsbereich der magnetostatischen 100mm-Treiber wird mit 10 bis 50000 Hz angegeben, der Klirrfaktor beträgt bei 1kHz/1mW weniger als 0,1%. Soweit das Wichtigste zum analogen Teil des Mobius – weitere Kenndaten befinden sich am Ende des Testberichts. Die implementierten Bluetooth Codecs SBC, AAC und LDAC gewährleisten eine hohe Kompatibilität zu Abspielgeräten, wobei besonders Letzterer (990 kBit/s, 24 Bit, 96 kHz) audiophile Ansprüche mit High-Resolution Audio befriedigt. Verbindet man den Mobius per USB mit einem Computer oder anderen Abspielgeräten/Konsolen, ist neben dem gewöhnlichen Stereobetrieb Mehrkanalton bis hin zur Wiedergabe in 7.1 Surround möglich, der mit diversen 3D-Emulationsmodi inklusive Headtracking kombiniert werden kann. Die 3D-Emulation ist ebenfalls analog und per Bluetooth im Stereomodus verfügbar, doch mehr hierzu an späterer Stelle.

Audeze HQ App

Zwar lassen sich die vielfältigen Funktionen des Audeze Mobius auch am Kopfhörer selbst bedienen, doch der Download der kostenlosen Audeze HQ App für MacOS und Windows erweist sich als absolut sinnvoll. Übersichtlich lassen sich hier die unterschiedlichen Modi und Personalisierungen einstellen, weiterhin verlinkt die Help-Funktion zu informativen Internetseiten, in denen einige Fragen beantwortet werden, die in der mehrsprachigen Bedienungsanleitung (auch deutsch) nur oberflächlich zur Sprache kommen.

Fotostrecke: 2 Bilder In der App lässt sich beispielsweise die Intensität der 3D-Emulation den eigenen Bedürfnissen anpassen.

Praxis

Verwendungszweck

Die Einsatzmöglichkeiten des Audeze Mobius sind vielfältig! Neben Home Cinema und Gaming-Anwendungen, die unter Verwendung der umfangreichen Surround- und 3D-Features für ein beeindruckend realistisches Hörerlebnis sorgen, ist der Mobius auch hervorragend zum Musikkonsum geeignet, sowohl mobil als auch stationär. Inwieweit man hierzu von den Mehrkanal- und DSP-Funktionen Gebrauch macht oder den Mobius als herkömmlichen Stereokopfhörer ohne klangverändernde Maßnahmen nutzt, ist dem Anwender selbst überlassen. Aufgrund seiner profitauglichen Wiedergabeeigenschaften lässt sich der Gaming Kopfhörer auch gewinnbringend von Ton- und Musikschaffenden einsetzen. Zusätzlich zum normalen Stereobetrieb kann der Mobius auch für Ambisonics-/Surround Mischungen genutzt werden. So ist der Audeze Kopfhörer auch als Bundle mit der Software Waves Nx – Virtual Mix Room erhältlich, was ein logischer Schritt ist, da der Mobius in Kooperation mit der renommierten Plug-in-Schmiede entwickelt wurde.

Connections

Primär empfiehlt Audeze die Verbindung per USB, die gleichzeitig den Akku des Mobius auflädt und als einzige Anschlussvariante Mehrkanalton überträgt. In dieser Anschlussvariante fungiert der Mobius quasi als Audiointerface, das sich mit einer tolerierbaren Latenz auch bei der Kreativarbeit mit Apple Logic nutzen lässt. Die alternative Bluetooth Kopplung funktionierte mit den im Test verwendeten Apple Geräten (Macbook Pro, iPad, iPhone) einwandfrei und auch das vierpolige Analogkabel verrichtete den Betrieb problemlos an den genannten Mobilgeräten, auch unter Verwendung eines 6,35mm-Klinkenadapters an meinem Lake People Kopfhörerverstärker. In der Bedienungsanleitung wird darauf hingewiesen, dass der Mobius mit einem eigenen Verstärker ausgestattet ist und der Betrieb an einem Kopfhörerverstärker obsolet ist und gegebenenfalls zu Verzerrungen und Beschädigungen des Kopfhörers führen kann. Im Test traten derartige Probleme nicht auf.

Fotostrecke: 2 Bilder Unterhalb des Mikrofons befindet sich die USB-C Buchse.

Klang

Kommen wir zum Wesentlichen: Wie klingt der spacig designte Kopfhörer? Als (Stereo-) Tonschaffender begegne ich DSP-Manipulationen in einem Kopfhörer zunächst einmal skeptisch, sodass ich meine ersten Eindrücke mit dem Mobius unter Ausschluss dieser Features gesammelt habe – ganz „oldschool“ mit Kabel. Zunächst ist ohne ein anliegendes Signal ein leichtes Grundrauschen zu vernehmen, dass für mein Empfinden aber als vollkommen unproblematisch zu werten ist, da es im Betrieb nicht (bei sehr leisen Passagen von dynamischem Material allenfalls marginal) wahrzunehmen ist. Generell bestätigt der Audeze Mobius den guten Ruf des Hersteller Portfolios und besticht mit hervorragenden Wiedergabeeigenschaften in sämtlichen Parametern. Er spielt impulstreu, einer guten räumlichen Auflösung und einwandfreien Frequenzabbildung im Flat Mode, also ohne Manipulationen der Sound Profiles, sprich ohne EQ. Die Sound Profiles bieten zusätzlich verschiedene Presets, die eine Anpassung der Frequenzwiedergabe entsprechend eigener Präferenzen oder Media-Anwendungen ermöglichen. Die Bearbeitung eigener EQ-Kurven ist nicht möglich, allerdings sollte für jeden Geschmack vom Bass-Fetischisten bis zum Baller-Profi eine geeignete Einstellung dabei sein. 

Die EQ-Presets lassen sich auch ohne App am Kopfhörer einstellen.
Die EQ-Presets lassen sich auch ohne App am Kopfhörer einstellen.

Der zuschaltbare 3D Mode bietet ebenfalls verschiedene Einstellmöglichkeiten, die bereits im Stereobetrieb zu teilweise erstaunlich realitätsnahen Ergebnissen führt. Insbesondere natürlich klingende, hochwertige Aufnahmen, die von akustischen Instrumenten dominiert werden, profitieren auf frappierende Weise von dieser Funktion, sodass man tatsächlich den Eindruck hat über Lautsprecher zu hören, wenn nicht sogar bei der Aufnahme im Raum anwesend zu sein – in dieser Intensität und Lebendigkeit habe ich einige Audioproduktionen über einen Kopfhörer bisher noch nicht gehört! Bei elektronischen und beatlastigen Musikproduktionen tritt diese Wirkung nur bedingt ein, was in erster Linie an dem regel- und deaktivierbaren Einsatz der künstlich generierten Room Ambience liegt. Bei zu hoher Intensität führen spürbare Reflexionen auf perkussiven Mixbestandteilen schnell zu Klangveränderungen, die ich aus Sicht eines Tonschaffenden etwas kritisch sehe. Schade, dass es (bisher) nicht möglich ist, verschiedene Presets entsprechend des Musikstils zu speichern. Dennoch ist dies Klagen auf hohem Niveau und nicht zu vergleichen mit einigen mir bekannten, überwiegend grauenvollen DAW-Plug-ins zur Raumsimulation beim Mix mit Kopfhörern.

Headtracking emuliert die Auswirkungen der eigenen Kopfbewegung vor der Schallquelle. Fun Fact: So sah es während der Mittagspause aus, während der Kopfhörer abgelegt war.
Headtracking emuliert die Auswirkungen der eigenen Kopfbewegung vor der Schallquelle. Fun Fact: So sah es während der Mittagspause aus, während der Kopfhörer abgelegt war.

Bedienung

Die Audeze HQ App ermöglicht sämtliche Bedienungseinstellungen, sofern der Kopfhörer per USB-Kabel mit dem Computer verbunden ist, doch auch am Gerät lassen sich die wesentlichen Funktionen und Modi aktivieren und switchen. Hierzu befinden sich sämtliche Bedienelemente, Schalter wie Regler, an der linken Ohrmuschel. Dass die hohe Funktionsvielfalt nicht ohne kryptische Doppelfunktionen der Bedienelemente, wie beispielsweise doppelte und mehrsekündige Klicks auf Buttons und Drehreglern, auskommt, ist unvermeidbar. Aus meiner Sicht wäre eine zusätzliche iOS/Android App zur komfortablen Bedienung absolut zweckdienlich.

Fotostrecke: 3 Bilder Fast alle Bedienelemente haben Doppelfunktionen, so führen auch die Lautstärkeregler auf Druck verschiedene Funktionen aus.

Tragekomfort

Ach ja, im Gegensatz zu den mir bekannten Audeze-Modellen ist der Mobius so bequem, dass ich ihn während des Schreibens dieses Testberichts teilweise gar nicht absetzen wollte. Passform, Größenanpassung und Polsterung sind top!

Effektiv gepolsterter Kopfbügel des Mobius
Effektiv gepolsterter Kopfbügel des Mobius

Fazit

Nach einem anfänglichem Fremdeln, was in erster Linie am Design des Audeze Mobius liegt, das primär die Gamer-Gemeinde ansprechen soll, muss ich dem Kopfhörer beeindruckende Wiedergabeeigenschaften bescheinigen, die durchaus das Potential haben, verschiedene Anwendergruppen zu begeistern. In seiner hohen Funktionsvielfalt (3D, Surround, Benutzeranpassung) ist der Mobius momentan wahrscheinlich konkurrenzlos und sowohl für Gamer, Musikkonsumenten wie auch Ton- und Musikschaffende interessant. Audeze täte m.E. gut daran eine seriöser gestaltete Variante mit etwas geeigneteren Kabeloptionen für die Studio- und HiFi-Klientel herauszubringen. Die umfangreichen 3D- , Sound- und Surround-Optionen sorgen außerdem für ein kleines Wirrwarr, sofern man die Einstellungen am Kopfhörer selbst und nicht in der Computer-basierten App vornimmt, insofern wäre eine Bedienungsmöglichkeit per iOS oder Android App wünschenswert. Trotz dieser Kritikpunkte, die aufgrund der genannten Qualitäten tolerierbar sind, ist der Audeze Mobius ein absolut empfehlenswerter Kopfhörer, den man unbedingt gehört haben muss!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • beeindruckende Wiedergabeeigenschaften
  • gelungene 3D Emulation und Surround Wiedergabe
  • sinnvolle Benutzeranpassungen
  • guter Tragekomfort
  • robuste Verarbeitung
  • preiswert
Contra
  • bisher keine iOS/Android App
  • kryptische Bedienfunktionen am Kopfhörer
  • kein Adapter auf 6,35mm im Lieferumfang
Artikelbild
Audeze Mobius Test
Für 389,00€ bei
Audeze_Mobius_B16_Schlussbild
Features und Spezifikationen
  • Bluetooth-Kopfhörer
  • geschlossene Bauweise
  • magnetostatisch
  • Treiber: 100mm
  • Audioverbindung analog, USB und Bluetooth 4.2 (SBC, AAC, LDAC)
  • 3D Emulation / Headtracking (beides deaktivierbar)
  • aktivierbare Surroundmodi (7.1, 5.1, 5.0, 2.1, 2.0, Ambisonics)
  • Waves NX Technologie
  • diverse Benutzeranpassungen
  • ohrumschließend
  • austauschbare Ohrpolster
  • Transportbeutel
  • Empfindlichkeit 120dB SPL/1mW
  • Gewicht 364 (ohne Kabel)
  • Übertragungsbereich 10 – 50.000Hz
  • THD
  • bis zu 10Std. Batteriebetrieb
  • Analog-Kabel (3,5mm, 4-pol) 1,2m
  • USB-A auf USB-C Kabel 1,5m
  • USB-C auf USB-C Kabel 1,5m
  • abnehmbares Mikrofon mit Mute-Funktion
  • kostenlose Audeze HQ App für MacOS und Windows
  • Preis: € 379,- (Straßenpreis am 22. Oktober 2019)
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