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Yamaha MX88 Test

Praxis

Tastatur

Der MX88 verfügt über eine gewichtete „Graded Hammer Standard“-Tastatur (GHS). Bei diesem Tastatur-Typ sind die tieferen Tasten etwas schwerer gewichtet als die höheren. Dadurch soll sie das Spielgefühl eines akustischen Flügels nachahmen. Die leicht angerauten Oberflächen der schwarzen Tasten machen die Tastatur insgesamt griffiger. Tatsächlich ist die Tastatur des MX88 hervorragend zu spielen. Vor allem ist es Yamaha gelungen, das Spielgefühl der Tastatur mit einer extra angepassten Velocity-Kurve sehr gut auf den Werksound “Full Concert Grand Piano” anzupassen. Hier merkt man, wie wichtig es ist, dass diese Schnittstelle zwischen den Fingern des Pianisten und des Klavierklangs gut abgestimmt ist. Denselben Sound wird man über die Tastatur des MX61 nicht so gut zum Klingen bringen. Genau das ist der entscheidende Vorteil des MX88 gegenüber seinen kleinen Brüdern. Mit der gewichteten Tastatur lassen sich auch die Sounds der übrigen Klang-Kategorien gut spielen. Schnelle Läufe mit Orgel- oder Synth-Sounds spielt man ja meistens mit der rechten Hand im oberen Bereich. Das geht beim MX88 trotz der Gewichtung recht gut, weil ja die oberen Tasten etwas leichter gewichtet sind als die unteren.

Die Graded-Hammer-Standard-Tastatur lässt sich sehr gut spielen.
Die Graded-Hammer-Standard-Tastatur lässt sich sehr gut spielen.

Sound

Da auch die Sounds des MX88 identisch zum kleinen Bruder MX49 sind, verweise ich hier erneut auf den Test des MX49. Es sind über 1000 Voices des erfolgreichen Yamaha Motif XS vorhanden, die sich durch hohe Qualität auszeichnen und sich weltweit bei vielen Keyboardern bewährt haben. Es gibt nicht viel zu bemängeln; allerdings sind die Motif XS-Wellenformen auf dem Stand von 2007, und das hört man so langsam doch etwas. Ich habe mich hier auf die Piano-Sounds konzentriert, weil das insbesondere bei dieser 88-Tasten-Version die wichtigsten Klänge sind. Hier zunächst das akustische Klavier, an dem die gute Velocity-Umsetzung deutlich wird. Es macht wirklich Spaß, dieses Flügel-Sample auf dem MX88 zu spielen.

Audio Samples
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Concert Grand Concert Grand Velocity

Hier noch jeweils ein Mix aus den sonstigen Piano- und Keyboard-Voices. Die Bandbreite und Qualität der Sounds macht den MX88 auch als günstiges Stage-Piano interessant.

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Piano Mix Keyboard Mix

Auf den 128 Perfomance-Speicherplätzen des MX88 lassen sich eigene Soundkombinationen ablegen. Es können nur zwei Voices als Split oder Layer kombiniert werden. Zusätzlich kann ein Drum-Part benutzt werden, der einen Beat generiert. Mit der Arpeggiator-Funktion lassen sich synchron zum Rhythmus akkordgesteuerte Klänge erzeugen. Die Factory-Presets, mit denen die Perfomances werksseitig belegt sind, bestehen leider fast nur aus solchen Begleitautomatik-mäßigen Einstellungen und dürften von den wenigsten in der Praxis genutzt werden. Hier eine willkürliche Auswahl:

Audio Samples
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CassetteD Jam Hood @ Night

Computer- und iPad/iPhone-Anbindung

Der MX88 ist gut ausgestattet, um im Home-Studio gleichzeitig als Klangquelle und Einspiel-Keyboard zu fungieren. Es genügt, den Synthesizer mit nur einem USB-Kabel mit dem Computer zu verbinden, und schon werden Midi- und Audio-Daten in beiden Richtungen verschickt. Durch diese problemlose Anbindung erspart man sich ein separates Audio/Midi-Interface. Alle Klänge des MX88 liegen beim Spielen in Echtzeit in digitaler Form in der benutzten Recording-Software vor. Gleichzeitig kann die komplette Produktion über die Audioausgänge des Synths, also über Kopfhörer oder angeschlossene Lautsprecher, abgehört werden.
Dem Gerät liegt eine Lizenz für Steinbergs Cubase AI 9 bei. Die Installation und Registrierung der DAW funktionierte problemlos. Alle Audio-Beispiele dieses Tests habe ich digital, also ohne analogen Umweg, direkt in Cubase AI aufnehmen können. Benutzt man Live-Anwendungen wie Mainstage, kann man die Sounds des Laptops direkt mit über die Ausgänge des MX88 ausgeben. Aber auch iPad/iPhone-Apps wie die neue Yamaha App “FM Essential” können als weitere Klangquellen mit der internen Sound-Engine kombiniert werden.

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Sonstiges

Der MX88 ist mit einer 128-stimmigen Tonerzeugung ausgestattet und ist 16-fach multitimbral. Trotzdem können – abgesehen vom Drum-Part – am Gerät selbst nur zwei Parts für den Live-Betrieb benutzt, also entweder übereinander oder nebeneinander gelegt werden. Die übrigen 13 Parts werden höchstens beim Abspielen von GM-Files oder beim Einsatz eines Sequencer-Programms über USB angesteuert und hörbar gemacht. Es gibt aber einen Trick, mit dem es gelingt, für das Live-Spiel alle 16 Parts nutzbar zu machen. Mit Hilfe eines Performance-Editors wie beispielsweise Vycro MX von Vyzor kann man am Computer tief in die Programmierung des MX88 eindringen und auch die Midi-Kanäle oder Tastaturzonen der einzelnen Parts einer Performance verändern. Legt man dann mehrere Parts auf denselben Midi-Kanal, so werden sie gleichzeitig hörbar. Mit den Tastaturzonen können maximal 16 verschiedene Sounds über die Tastatur verteilt werden. Diese Performances können dann direkt im MX88 gespeichert werden. Mit diesem Umweg über die kostenlose Computer-Software kann man sich auch komplexere Live-Setups mit bis zu 16 verschiedenen Sounds erstellen. 

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