Vestax PDX-300MK2 Test

1999 brachte Vestax mit dem PDX-2000 den ersten Turntable der PDX-Serie auf den Markt – ausgestattet mit Features, wie einem Pitch-Joystick, einem Ultra-Pitch und einer LED-Anzeige. Beim aktuellen Modell hat sich gegenüber damals einiges getan. Der Joystick ist weggefallen, während Plattenteller, Motor und Tonarmlager überarbeitet wurden. Außerdem verfügt der PDX-3000MK2 nun über einen MIDI-Modus. 

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Das alles hört sich sehr interessant an, hat allerdings auch seinen Preis. 892 € UVP muss der geneigte Käufer für den PDX-3000MK2 auf die Ladentheke legen, um ihn sein Eigen nennen zu können. Entsprechend hoch sind die Erwartungen bezüglich Qualität und Praxistauglichkeit. Wir haben für euch getestet, ob der PDX einen Platz auf den vorderen Rängen verdient.

DETAILS

Lieferumfang
Zum Lieferumfang gehören das eigentliche Laufwerk, der Plattenteller, eine Slipmat, eine Headshell und das Balance-Gewicht des Tonarms. Außerdem warten im Karton ein Zusatzgewicht für die Headshell, ein Cinch-Kabel, ein Erdungskabel, ein Single-Puck und die Schrauben zur Montage des Plattentellers. Dann finde ich noch einen Schraubenzieher zur Montage des Plattentellers, eine Lampe für die Abtast-Nadel und eine Bedienungsanleitung. Letzgenannte wurde leider nur in japanischer und englischer Sprache verfasst. Während der Aufbau und der allgemeine Gebrauch des PDX gut beschrieben werden, kommt der MIDI-Modus leider viel zu kurz. Und auch im Netz sind die Informationen hierzu eher spärlich. Ein deutsches Handbuch ist zum Testzeitpunkt auch online nicht verfügbar.

Erster Eindruck
Der PDX-3000MK2 wird teilmontiert ausgeliefert. Im Gegensatz zum Technics 1200/1210MK ist der Plattenteller kein Bestandteil des Antriebs. Der Motor wurde bei diesem Modells vollständig im Chassis untergebracht. Auch der Alu-Teller ist wesentlich leichter und weniger gedämpft, als bei den Technics-Modellen, welche die Referenz in dieser Klasse stelllen. Diese Art der Konstruktion hat allerdings auch Vorteile, wie wir an anderer Stelle noch erfahren werden. Die Montage selbst geht schnell und leicht von der Hand. Mittels zweier Schrauben ist der Plattenteller zu befestigen. Jetzt noch das Balance-Gewicht des Tonarms aufstecken, Headshell und Abtast-System montieren und die Kabel anschließen. Nachdem Tonarm und System justiert sind, kann es dann endlich losgehen.
Mit einem Gewicht von 9,5 kg macht der PDX einen recht robusten Eindruck. Alle Schalter, Tasten, und Anschluss-Buchsen sind hochwertig und wurden stabil verbaut. Die vier Gummifüße bieten dem PDX einen rutschfesten Halt und machen auch in Sachen Dämpfung/Federung eine gute Figur. Trotz der verstärkten Metall-Bodenplatte kommt das Kunststoffgehäuse in Sachen Robustheit aber nicht an einen Technics ran. Davon abgesehen macht der PDX auf den ersten Blick eine gute Figur.
Anschlüsse
Das Anschlussfeld des PDX befindet sich – gut zugänglich- auf der Rückseite. Das Netzkabel ist festmontiert. Zwei Cinch-Buchsen nehmen Phono-Kabel auf. Außerdem gibt es eine griffige Schraube zur Befestigung der Erdungsstrippe. Sie kann sowohl per Hand, als auch mit einem Kreuzschlitz-Schraubendreher festgezogen und gelöst werden. Zur Fernsteuerung (Remote, Start/Stop) über einen kompatiblen Mischer hat der Japaner eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse spendiert bekommen. Über 5-Pol-Female können die MIDI-Funktionen des Gerätes gesteuert werden. Die Vorrichtung für die Nadelleuchte ist ebenfalls als Cinch direkt neben dem Plattenteller ausgeführt.

Features
Das Gehäuse des PDX-300MK2 ist aus robustem Kunststoff gefertigt, während die Unterseite zusätzlich durch eine Metallplatte verstärk wurde, die den vier Gummifüßen einen respektablen Halt offeriert. Sie sind aber nicht nur sehr stabil, sondern verfügen auch über eine gute Federung/Dämpfung, um das Gehäuse von externen Stößen und Vibrationen zu entkoppeln. 9,5 kg Lebendgewicht schützen den PDX zusätzlich vor der Übertragung von Körperschall. Der Plattenteller ist ohne Frage ein stattlicher Bursche. Im Vergleich zum 1200Mk2 oder 1210 MK5 ist er jedoch ein ziemliches Leichtgewicht.
Mit der Start-Stopp-Taste wird der Plattenteller gestartet oder gestoppt. Die Auswahl der Abspielgeschwindigkeit erfolgt über die Tasten 33 RPM/ 45 RPM, die zusätzlich über eine Status-LED verfügen. Der Motor des PDX ist fest im Chassis verbaut. Das Drehmoment wird über die Spindel auf den Plattenteller übertragen. Dieses ist mit maximal 2,7 kg x cm sehr stark und sorgt u.a. für einen schnellen Hochlauf. Der Technics-Klassiker kommt im Vergleich „nur“ auf 1,5 kg x cm. Mit dem „Torque S.I.M.“ Drehregler lässt sich das Drehmoment stufenlos zwischen dem Technics-Standard und dem Vestax-Hightorque einstellen.
Mit der Reverse-Taste kehrt sich die Laufrichtung des Plattentellers um. Um mit dem Pitch, unabhängig von der Stellung des Faders wieder auf 0 % zurückzukehren, drückt der DJ auf die Quarz Lock-Taste. Beide Buttons wurden vertieft montiert, um so ein versehentliches Bestätigen zu verhindern und besitzen Kontroll-LEDs.

Zur Feinabstimmung der Geschwindigkeit dient ein 100-Millimeter-Pitch-Fader mit einem Regelbereich von +/- 10 Prozent. Zusätzlich gibt es den 45-Millimeter-Ultra-Pitch-Fader, welcher zusätzliche +/- 50 % stellt. Macht summa summarum einen stattlichen Pitch-Bereich von +/- 60 %!
Die elektronische Bremse des PDX ist via Brake-Adjust stufenlos anpassbar. Hier ist von einem abrupten Stop bis zu 10 Sekunden langen Bremsläufen alles möglich. Auch der Brake-Adjust Drehregler wurde vertieft montiert, um versehentliche Veränderungen zu verhindern.
Der gerade Tonarm ist aus stabilem Aluminium gefertigt. Am SME-Bajonettverschluss können Headshells mit entsprechend montierten Systemen befestigt werden. Die Verbindung von Tonarm und Gehäuse hat eine leichte Federung, was zusätzlich vor der Übertragung von Körperschall schützt. Die Höhe lässt sich mittels einer großen, verchromten Feststell-Schraube in einem Umfang von 9 mm verändern. So kann man ihn an verschiedene Headshells und Abtastsysteme anpassen.
Drückt man die 33 RPM und die 45 RPM Taste gleichzeitig, wird die MIDI-Funktion des PDX aktiviert. Unter Zuhilfenahme eines MIDI-Keyboards kann so die Geschwindigkeit des Plattentellers über einen Bereich von vier Oktaven verändert werden. Läuft nun eine Platte mit einem durchgehenden Ton (auf DJ-Battle-Platten), ist man so in der Lage mit dem Keyboard Melodien zu spielen.

PRAXIS

Die wirkliche Stärke des PDX ist sein starker Motor. Dieser sorgt mit seinem hohen Drehmoment für einen extrem schnellen Hochlauf (0,5 Sekunden) und auch Geschwindigkeits-Wechsel erfolgen erstaunlich fix. So kann man z. B. von einem extremen Pitch-Wert per Quarz Lock schnell wieder zur Originalgeschwindigkeit zurückkehren.
Auch ein Wechsel vom Standard in den Reverse-Modus erfolgt sehr schnell. Dafür sorgt aber nicht nur der starke Motor, sondern auch die Tatsache, dass der Plattenteller relativ leicht ist. Daher reagiert der PDX grundsätzlich etwas empfindlicher auf Vibrationen und Stöße, als schwerere Konkurrenten. Leider ist mir auch aufgefallen, dass das Lager des Plattentellers ein etwas zu großes Spiel hat. Legt man seine Finger auf beide Seiten und macht den Wackel-Test, so ist dies deutlich spürbar. Okay, das schränkt zwar grundsätzlich nicht die Funktionalität des Gerätes ein – sollte aber in dieser Preisklasse eigentlich nicht vorkommen.
Wirklich vorbildlich ist der Pitch-Bereich des 3000er Modells. Mit sagenhaften +/- 60% eröffnen sich dem DJ/Turntablist zahlreiche neue, kreative Möglichkeiten für den perfekten Mix. Der gerade Tonarm des PDX ist sehr stabil und verfügt über gute Lager. Er eignet sich hervorragend für Scratch-DJs und Turntablists. Die Nadel bleibt bei DJ-Manövern einfach wesentlich sicherer in der Rille, als das bei einem S-Shaped Tonarm (Technics 1200 MK2) der Fall wäre. Dieser erzeugt nämlich aufgrund seiner Bauform eine Drifting-Kraft, welche sich aber bei regulären Abspielvorgängen durch die Anti-Skating Funktion ausgleichen lässt.
Ein gerader Tonarm bringt aber auch Nachteile mit sich: So erzeugt er einen erhöhten Spurfehlwinkel, was für eine schlechtere Stereo-Abbildung des Signals sorgt. Daher ist der PDX-3000MK2 für Hi-Fi-Enthusiasten nicht zu empfehlen. Obwohl die Schraube der Höhenverstellung für Stabilität sorgt, gefällt mir persönlich zudem der Drehring am Technics wesentlich besser.
Der PDX ist ein Tool, speziell für Scratch-DJs und Turntablist. Andere auf diesen Kundenkreis zugeschnittene Laufwerke verfügen praktischerweise über zwei Start/Stop-Tasten. Leider ist das beim PDX-3000MK2 nicht der Fall. Auf der Position der zweiten Schaltfläche ist hier On/Off gelandet. Break-Adjust verfügt über einen großen Regelbereich und kann so für interessante Effekte sorgen. Mit dem langen Pitch-Fader ist man in der Lage Werte einzustellen, die nur sehr geringfügig von der 0%-Marke entfernt liegen. Dies ist möglich, da man hier mit einem Quarz-Lock statt einer Mittenrastung des Pitch-Faders arbeitet. Wirklich sehr praktisch! 
Leider wurde die MIDI-Funktion des PDX weder im Manual noch im Internet ausreichend dokumentiert. Zum Glück findet man aber recht schnell heraus, dass sich über den MIDI-Anschluss des Gerätes mittels eines Keyboards die Abspielgeschwindigkeit des Plattentellers und somit die Tonhöhe der abgespielten Platte manipulieren lässt. Ich habe dies mit einem Zwei-Oktaven MIDI-Keyboard getestet, was auf Anhieb hervorragend funktionierte. Über vier Oktaven kann man so einen durchgehenden Ton (z. B. DJ-Battle Vinyl) manipulieren und Melodien performen, die sich zwischenzeitlich zusätzlich scratchen lassen.
Dank des hohen Drehmoments und des leichten Plattentellers erfolgen die Tonhöhen-Wechsel hier erstaunlich schnell. Und auch Pitch-Bend-Manöver werden ohne Verzögerung auf den Plattenteller übertragen. Dabei wird der jeweils zuletzt gespielte Ton auch nach dem Loslassen der Taste gehalten. All das eröffnet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für kreative Turntablists. Daumen hoch!

Audio Samples
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Pitch plus minus 60 Bremse langsam Bremse mittel Bremse schnell Midi-Mode

FAZIT

Der PDX-3000Mk2 ist ein Plattenspieler, der speziell auf die Anforderungen von Scratch-DJs und Turntablists zugeschnitten ist. Ein hohes Drehmoment, Reverse-Play, ein erstaunlicher Pitch-Bereich und der MIDI-Modus sind Features, die dieser Zielgruppe gerecht werden und ordentlich Punkte einfahren. Allerdings macht der gerade Tonarm und die dadurch schlechtere Stereo-Abbildung den PDX für Hifi-Entusiasten relativ unattraktiv. Ein Einsatz im professionellen Club- und Event-Bereich ist zwar denkbar, aber hier eignen sich meiner Meinung nach eher robustere Modelle Marke Technics 1210MK5. Der PDX-3000MK2 ist aber definitiv ein hervorragendes Performance-Tool für Turntablists und Scratch-DJs. In dieser Disziplin ist er einer der besten Plattenspieler, die zurzeit auf dem Markt erhältlich sind.
Wer also explizit in diesem Bereich unterwegs ist und gewillt ist das nötige Geld zu investieren, dem ist dieser Turntable zum Preis von 892 € UVP wirklich zu empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Motor mit sehr hohem Drehmoment
  • Großer Pitch-Bereich
  • MIDI-Modus
Contra
  • Hoher Preis
  • Chassis & Plattenteller könnten robuster sein
Artikelbild
Vestax PDX-300MK2 Test
Für 569,00€ bei
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Technische Daten
  • Plattenteller
  • Motor Direktantrieb, Quarz
  • Start-Zeit 0,5 Sekunden (33 1/3 RPM) 70 °
  • Start-Drehmoment 2,7 kg x cm
  • Art der Bremse elektronische Bremse
  • Signal/Geräuschabstand (S/N Ratio) 78 dB (IEC 98 WTD)
  • Geschwindigkeiten 33 1/3 RPM, 45 RPM
  • Fine Pitch +/- 10 %
  • Ultra Pitch +/- 50 %
  • Gleichlaufschwankungen 0,07 % W.R.M.S.
  • Tonarm
  • Typ Anti Skipping Tonarm System
  • Tonarm-Höhe Anpassungsumfang 9 mm (Maximum)
  • Auflagekraft Nadel 0 – 7, 0 g
  • Allgemein
  • Licht (Optional) aufsteckbare Minileuchte (12 V7 Gleichspannung)
  • Fernbedienung Miniklinke (Start/Stop)
  • MIDI-Steuerung Standard 5-pol-MIDI/ 1 Kanal
  • Maße 454 m x 162 mm x 365 mm (B x H xT)
  • Gewicht 9,5 kg
  • Spannungsversorgung 120V , oder 230 V Wechselspannung/ 10 W

Herstellerlink: http://www.vestax.de

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