Universal Audio Anthem ist ein neuer virtuell-analoger Synthesizer. Wer im Sommer 2025 noch so ein Plugin für die DAW herausbringt, muss sich was Besonderes einfallen lassen. Schließlich gibt es bereits unzählige erstklassige Software-Synths, sie sich an klassischen Analog-Vorbildern orientieren.

Wenn UAD also einen neuen Synth herausbringt, dann liegt der Fokus vermutlich eher auf Soundqualität als auf einem innovativen Konzept. Genau das habe ich nämlich bisher bei allen ähnlichen Synthesizern von Universal Audio wie dem Moog Minimoog Native, PolyMAX Synth Native oder dem Opal Morphing Synth erlebt – und die haben mir alle durch die Bank gefallen.
Der AAS Anthem ist keine Emulation und als Plugin nicht an die Hardware von Universal Audio gebunden. Anthem läuft damit nativ auf dem Mac oder PC. Kommt hier ein Langweiler oder ein neuer Prophet? Dieser Kurztest zeigt, ob sich der Soft-Synth rentiert.
DETAILS & PRAXIS
UAD Anthem vierstimmig paraphon mit zwei Oszillatoren
Die erste Enttäuschung macht sich schon beim Anspielen breit: Das Plugin hat nur vier Stimmen, die sich immerhin paraphon, monophon oder unisono nutzen lassen. Eine achtfache Polyfonie hätte ich mir schon gewünscht.

Das GUI wirkt sachlich-modern und stellt alle Bereiche wie OSC, Mixer und LFO des Synthesizers übersichtlich dar. Der Signalfluss verläuft dabei visuell nachvollziehbar von links nach rechts.
Anthem enthält zwei sehr ähnliche Oszillatoren, einen Sub-Oszillator und einen Noise-Generator. Die klassischen Wellenformen sind stufenlos einstellbar – vom Dreieck über Sägezahn und Rechteck bis hin zum schmalen Puls. Oszillator-Sync und Ringmodulation funktionieren ebenso.

Die Filtersektion des UAD Anthem besteht aus einem Tief- und einem Hochpass. In Kombination lässt sich eine Bandpass-Charakteristik erzeugen. Spannend finde ich neben der typischen Filterresonanz den neuartigen Growl-Parameter, der dem Filter ein bisschen Grunge verpasst – Minimoog war gestern. Einen Drive-Regler gibt’s auch noch. Zwei ADSR-Hüllkurven und ein LFO runden die klassische Architektur ab.
Hochwertige Vintage-Effekte und ein 16 Step-Sequenzer
Der UAD Anthem bringt seine eigenen Effekte mit. Zur Auswahl stehen drei separate Effektblöcke: ein Stereo-Chorus, ein Mod FX mit Phaser, Flanger und Warble sowie ein Space FX, der klassisches Echo, Spring Reverb und andere Halleffekte bereitstellt. Weil man es von UAD nicht anders kennt, ist es keine Überraschung, dass die Effekte fantastisch klingen. Übrigens könnt ihr alle Klang- und Effektparameter per MIDI kontrollieren.

Der interne 16-Step-Sequenzer arbeitet mit einzelnen Lanes für Gate, Pitch und Velocity. Er ist einfach zu programmieren und erleichtert das Erstellen von musikalischen Phrasen. Sensationell ist er aber keineswegs. Ich vermisse leider eine Lane für Soundparameter, um etwa Filter Cutoff zu steuern. Nur so könnte man aus UAD Anthem schöne, modulative Sequenzen herauskitzeln.

DSound von UAD Anthem – so analog ist er wirklich
Mit den Presets knausert UAD. Die mitgelieferte Library umfasst zwar über 230 Sounds, doch heben die die Stärken von Anthem nicht gerade hervor. Im Vergleich zu den Factory Presets anderer Hersteller ist das schon etwas mickrig. Trotzdem habe ich euch insgesamt zwölf Audio-Demos erstellt. Der Basissound punktet mit ordentlich Punch, Wärme und Sättigung und vermittelt definitiv einen authentisch analogen Charakter – beide Daumen nach oben.
Nach Vintage klingt UAD Anthem aber nur manchmal, das Plugin gehört schon eher in die Kategorie „rotzig und modern“. Die Stärken des Synth liegen in den bis zu vierstimmigen Phrasen. Für breite Pads oder Texturen ist Anthem weniger zu empfehlen.

UAD Anthem trifft auf starke Alternativen
Anthem konkurriert mit etlichen weiteren Plugins. Starke Mitbewerber sind vor allem u-he Diva und Synapse Audio The Legend HZ, die mit rund 160 Euro beziehungsweise 175 Euro etwas preiswerter sind.
Sie haben aber noch weitere Vorteile: eine bis zu 16-fache Polyfonie, mehr Modulationsmöglichkeiten und ein riesiges Soundware-Angebot – insbesondere bei u-he Diva. Damit sind typische Preset-User viel besser bedient.
FAZIT
Braucht man den UAD Anthem? Die Antwort ist ein klares „Eher nicht“. Für Leads und Bässe, die im Arrangement mit einem feinen analogen Charakter auffallen müssen, ist das Plugin wirklich klasse. Dank intuitivem User Interface sind eigene Presets einfach designt. Man muss aber auch richtig viel Lust auf Klangschrauben haben – die Factory Library ist leider mau aufgestellt und viele externe Soundangebote wird es wohl kaum geben.
Ein großea Kontra dieses Synths ist die etablierte Konkurrenz – einige Plugins halten klanglich mit UAD Anthem mit, bieten aber mehr Stimmen und kosten auch weniger.
Für Puristen und UAD-Fans gibt es letztlich aber dennoch ein Go, zumal für Abo-Kunden ja einfach nur der Werkzeugkoffer größer wird. Alle anderen können die Demo-Version nutzen, um zu testen, ob Sound und Handling wirklich zum eigenen Bedarf passen.
Features
- Universal Audio Anthem Analog Synthesizer Test
- Virtuell-analoges Synth-Plugin
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Mac OS X 10.15 (M1 Support)
- Online-Aktivierung (iLok), VST3, AU, AAX.
- Preis: € 149,- (Straßenpreis am 25.6.25
- Exzellenter Analog-Sound, Simples Handling
- Analog-Style Filtersektion, Gute Vintage-Effekte
- 16-Step-Sequenzer
- max. vier Stimmen paraphon
- hoher Preis

Fitzgeraldo sagt:
#1 - 26.06.2025 um 07:31 Uhr
Ich kann dem Tester in weiten Teilen nur Recht geben. Der Synth klingt hervorragend ist aber dann doch ziemlich limitiert. Das scheint allerdings momentan bei den PlugIn-Schmieden populär zu sein. Mir fallen hier spontan der Mariana von Moog oder Gforces letztes Oberheim-Release ein. Monophone Klangerzeugung im Rechner scheint der letzte Schrei zu sein. Wenn man sich allerdings das Synth-Portfolio von UAD genauer ansieht, macht der Anthem durchaus Sinn. Er bringt zu Polymax, Opal und der herausragenden Minimoog-Emu eine weitere interessante Klangfacette hinzu.
Felix Klostermann sagt:
#1.1 - 26.06.2025 um 11:18 Uhr
Hi Fitzgeraldo, danke für deinen Kommentar! Ja, ich denke auch das die klangliche Ergänzung besonders für Abonnenten interessant ist. Wer weiß, vielleicht kommen ja auch noch irgendwann deutlich mehr Presets! LG; Felix
Antwort auf #1 von Fitzgeraldo
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMatthias Sauer sagt:
#1.2 - 26.06.2025 um 14:51 Uhr
Danke für Feedback! Ist ein guter Synth, aber das "Anthem"-Konzept müsste deutlicher zum Tragen kommen und der Preis günstiger sein ... Ciao, Matthias
Antwort auf #1 von Fitzgeraldo
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