Teenage Engineering OB-4 Test

Praxis

Eingeschaltet wird ganz klassisch mit dem Lautstärkeregler. Danach ist dann aber nichts mehr klassisch, sondern nur noch minimalistisch futuristisch. Ist der Bluetooth-Modus angewählt, dient der „Play“-Button als Start/Stop-Taste. Ein Doppelklick springt auf den nächsten Track vor, ein dreifacher Klick springt einen Track zurück. So kennt man das auch von diversen Bluetooth-In-Ear-Kopfhörern.

Beim erneuten Einschalten kehrt OB-4 automatisch in den letzten Modus zurück. Wer also einfach nur morgens Radio hört, dreht das Radio morgens an und dann wieder aus. Praktisch.

Teenage Engineering OB 4 Red
Das OB-4 ist ein echtes Future-Retro-Radio

Das Radio im Teenage Engineering-OB-4

Im FM-Modus wird automatisch ein neues Radioband gesucht. Manuelle Suche ist möglich mit dem Scrub-Wheel bei gleichzeitigem Halten der Play-Taste. Das Abspeichern von Lieblings-Radiosendern ist leider nicht machbar. Dafür aber das „Zurückspulen“: Bei den Nachrichten etwas nicht richtig verstanden? Einfach mit dem Scrub-Wheel nach links drehen und noch mal genau nachhören. Danach entweder einfach etwas zeitversetzt weiterhören oder per Druck auf die Play-Taste wieder in die Echtzeit zurückspringen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Mini-Display des OB-4 zeigt im Radio-Betrieb die UKW-Frequenz an

Zwei Stunden Sampling

Ja, ist der OB-4 etwa ein Harddisk-Rekorder? Nicht wirklich. Das Gerät speichert einfach kontinuierlich alles, was es hört, egal ob Radio, Line oder Bluetooth. Inklusive Pausen und Sendersuche. So kann man z. B. einen Musiktitel beim Hören spontan zurückspulen, wieder vorspulen, Loopen, Scratchen und Time-Stretchen. Ein großer Spaß, um die Freunde zu verblüffen.

Im sogenannten „Disk-Modus“ stehen bislang folgende drei Funktionen zur Verfügung: Ambient, Karma, Metronom und mit dem aktuellen Update jetzt auch Noise und Loop.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Wurfantenne des OB-4 kann optional im kantigen Griff eingespannt werden …

Teenage Engineering-OB-4 Disk Mode

Hier betreten wir endgültig die abgefahrene Zone, mit verschiedenen experimentellen Spezialfunktionen, die laut Teenage Enginereering ständig weiter ausgebaut werden sollen. Anfangs gibt es folgende drei Presets: Ambient, Karma und Metronome. Im aktuellen Update kamen 3-mal Noise und Zugriff auf gespeicherte Loops hinzu.

„Ambient“ klingt in etwa wie ein Radiosender im Land der Träume: verhallt und abgespaced. Die Idee ist vor allem, dass mit dem Tape-Regler ein optionaler Sleep-Timer aktiviert werden kann. Nach einigen Sekunden können Sie mit dem Tape-Regler die Sound-Engine einstellen. Insgesamt eine sehr coole, aber auch sehr nieschige Idee.

Der Eingang kann auch (etwas umständlich) auf Line-In oder Bluetooth umgeschaltet und die Mischung aus Originalsignal und Effekt mit dem Scrub-Wheel geregelt werden. Vielleicht die ideale Klangtapete, um in Tag-oder-Nachtträume abzudriften – inklusive einstellbarem Schlaftimer.

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In diesem Video wird der Ambient-Mode schön hörbar gemacht

Noch mehr Entrückung verspricht der nächste Disk-Modus: „Karma“ spielt 30 meditative Gesangs-Loops ab, die nach ostasiatischen Mönchsklostern klingen. Im OB-4 Off-White-Modell ist im Karma-Modus stattdessen die Gyil-Musik von Sk Kakraba, traditionelle Musik Westafrikas enthalten.

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Vielleicht für manche ein gefundenes Sample-Futter? Der Karma-Modus des OB-4

Exkurs: Das Off-White Modell

Das limitierte flureszent-orange-farbene OB-4 entstand in einer exklusiven Zusammenarbeit mit der Designschmiede Off-White nebst zugehöriger Kollektion mit transparenter, orangefarbener Tragetasche für den OB-4, T-Shirt, Kapuzenpulli und ein Set aus weißer Bomberjacke und Cargohose mit mehreren Taschen. Das OB-4 Off-White kostet dann auch standesgemäße 1.150,- Euro.

Das „Metronom“ ist im Tempo in BPM-Schritten verstellbar und bietet sich am Lagerfeuer als Click-Track an. Oder aber als fetter Bassdrum-Loop, denn der letzte der drei Metronom-Sounds ist eine beachtlich dicke 808-BD, die sogar im Decay von kurz und klickig bis laaaaang und bouncy getuned werden kann. Start-und-Stop geht aber nicht, nur das Weiterklicken zur nächsten Soundquelle.

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Dicke Bassdrum, Dicker!

Im „Noise“-Modus können wir uns zwischen verschiedenen Formen des modulierten weißen, braunen und pinken Rauschens durchklicken.

Im „Loop“-Modus schließlich können wir uns durch bislang gesicherte Loops durchklicken. Die Loops bleiben auch nach dem Abschalten noch erhalten.

Loops im Teenage Engineering OB-4?

Ja, das OB-4 verfügt über eine Loop-Funktion. Sowohl das Radioprogramm als auch die Signale am Line-und Bluetooth-Eingang lassen sich spontan loopen. Die Loops können dann in der Länge verändert, in der Position verschoben und schließlich abgespeichert werden. Dazu müssen beide Taster (Input und Play) gleichzeitig gedrückt gehalten werden. Durch den automatischen Beat-Match-Algorithmus werden die Loops sogar ziemlich tight geschnitten.

Schön wäre eine Hold-Funktion gewesen, um für lange Loops (Stichwort 8-Uhr-Nachrichten) nicht die ganze Zeit die Taster gedrückt halten zu müssen. Trotzdem eine große Spielwiese für Nerds, die ich mir auch sehr gut als eigenständiges Produkt für DJs vorstellen könnte. Come on, Teenage Engineering!

Der Loop Mode erlaubt die Erzeugung von On-the-fly-Loops, z. B. zum Dazu-Jammen oder Drüber-Rappen

Weitere „magische Funktionen“

Aber das OB-4 kann nicht nur loopen und „zurückspulen“: Mit gedrückt gehaltener Input-Taste dient der Lautstärkeregler als Pitch-Regler zum Verändern der Abspielgeschwindigkeit, vorwärts wie auch rückwärts. Lässt man den Lautstärkeregler wieder los, springt die Tonhöhe allerdings wieder auf Normalgeschwindigkeit zurück. Und der Batteriestatus wird ganz praxisgerecht angezeigt, wenn das OB-4 kurz schräg gehalten wird. Cool.

Bei all diesen innovativen Features drängt sich natürlich der Wunsch auf, die Loops zu exportieren oder die Klangmanipulationen aufzunehmen. Und das geht leider nicht.

Es gibt weder USB-Anschluss, noch drahtlose Sendefunktionen, noch nicht einmal einen Line-Ausgang hat das OB-4 zu bieten. Also müsste man tatsächlich das Radio mit dem Mikro aufnehmen. Längst verdrängte Erinnerungen an meine Jugendtage werden wach, wo ich die Top 40 Show aus dem Röhrenempfänger meiner Eltern mit dem Mikro meines tragbaren Grundig Tapedecks aufgenommen habe, immer befürchtend, dass meine Mutter nach mir rufen und sich damit ebenfalls auf dem Tape verewigen würde. Sowas ist 2023 leider sehr unnötig oldschool. Wer’s trotzdem versuchen möchte: Hier ist ein guter Guide.

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Leider hat das OB-4 keinen Ausgang. Hier im Video wird gut erklärt, worauf bei einer gewünschten Aufnahme mit Mikrophonen geachtet werden sollte

Sound des Teenage Engineering-OB-4

Das OB-4 ist laut genug, um einen Raum oder Garten zu beschallen. Die Stereophonie ist trotz der eng beieinander verbauten Speaker sehr schön. Der Klang kann mich jedoch nicht komplett überzeugen. Mir fehlt Brillanz in den Höhen und Klarheit in den Mitten. Das fällt besonders auf, wenn man Instrumente, wie z. B. eine Drummachine anschließt. Hier vermisse ich schmerzlich eine Form von Klangreglung, um den Sound dem persönlichen Geschmack anzupassen.

Auch als Boombox für die Drummachine verwendbar, mit der Roland T-8 sogar komplett im Batteriebetrieb

Für wen ist das?

Der OB-4 spricht vor allem Menschen an, die schöne Gestaltung und smarten Minimalismus mögen und denen „600,- Euro-Plus“ für ein Statement-Gerät völlig adäquat erscheinen. Schöner Wohnen im Radio-Format. Dafür bekommt man dann einen zukünftigen Klassiker, der jeden Tag viel Freude macht und auch ein wenig zum Angeben taugt.
Für den Gebrauch in der freien Natur würde ich das OB-4 nur bedingt empfehlen, einfach weil mir die ungeschützten Basslautsprecher und auch das glanzlackierte Gehäuse als zu empfindlich für Outdoor erscheinen.

Dass die Grundfunktionalität in anderen Geräten auch für einen Bruchteil des Preises angeboten wird, soll hier nicht Thema sein: Ihr müsst das ja nicht kaufen. Manche werden es aber gerade deswegen tun. Das OB-4 ist einfach etwas Besonderes.

Schönes Design hat seinen Preis: Auf den schwarzen Flächen des knallroten OB-4 sind Staub und Fingerabdrücke ständige optische Begleiter
ProduktTeenage Engineering OB-4Teufel BoomsterJBL Extreme 3Soundboks Go
Watt/Speaker2x 38 W, 2 x 4“ + 2 x 1“42 W RMS, 1 x 110 mm + 2 x 65 mm + 2 x 20 mm4 x 25W, 2 x 70 mm + 2 x 20 mm2x 72 W Class-D, 1x 10″ + 1x 1″
Inputs/ OutpusAux-In, Bluetooth, FM-RadioAux-In, Bluetooth, FM und DAB-RadioAux-In, Bluetooth,Bluetooth, Aux-In
Batteriedauer72 h (FM-Hören), 8 h (volle Lautstärke)23 h (mittlere Lautstärke)15 h40 h (mittlere Lautstärke, 10 h (volle Lautstärke)
Abmessungen232 x 284 x 57,5 mm, 1.700 g370 x 148 x 180 mm, 3.750 g298 x 136 x 134 mm, 1.940 g459 × 316 × 266 mm, 9.200 g
Sonstiges2 Stunden digitale Tape-Aufzeichnung, experimenteller Disk-Mode, Updatefähig, Spiralantenne, Steuerung per kostenloser App (iOS/ Android)Fernbedienung, Powerbankfunktion, 3 Radiostationstasten, Strahlwasserschutz IPX5, TeleskopantennePowerbankfunktion, koppelbar mit anderen JBL-Partyboost-Produkten, Wasser-und-Staubfest nach IP67, Tragegurtstoß- und wetterfest, Host/Join-Modus, Steuerung und Klangregelung per kostenloser App (iOS/ Android)
Preis649,00 Euro329,99 Euro245,00 Euro649,00 Euro
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