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Technics SL-1500C Test

Seitdem sich die Neuauflage des Klassikers SL-1210MK2  – also der SL1210MK7 (zum Test) – wie geschnitten Brot verkauft und Technics mit dem High-End-Spieler SL-1000R das Plattenhören vom akustischen, aber auch finanziellen Anspruch in die obersten Himmelssphären schoss, galt es für die japanische Edelschmiede eine Lücke zu schließen. Und zwar die eines audiophilen Modells, das aber auch preislich bei weniger Betuchten auf offene Ohren stößt. Herausgekommen ist der SL-1500C, wahlweise in Silber und Schwarz erhältlich.

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Direktangetriebener Plattenspieler für Vinyl-Liebhaber: Technics SL-1500C Test


Bei einer Preisempfehlung von 999,00 Euro kann man zwar nicht unbedingt von einem Einstiegsmodell sprechen, schließlich kosten gängige Hi-Fi-Plattenspieler wie der Pro-Ject Debut III oder Thorens TD 202 nur ein Viertel beziehungsweise die Hälfte des SL-1500C, halten aber nicht mit dessen Verarbeitung und Ausstattung, beispielsweise Direktantrieb und zuschaltbare Tonarmlift-Automatik mit. Nehmen wir den Plattenspieler für einen Test also genauer unter die Lupe.

Details

Mit knapp zehn Kilogramm Gewicht und Maßen von 453 x 169 x 372 Millimeter (B x H x T), liegt der Technics SL-1500C auf Augenhöhe des SL-1210/1200MK7. Schließlich wurde das Gehäuse übernommen und profitiert entsprechend auch von dem Aluminium-Spritzguss-Chassis aus ABS-Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer) im Verbund mit Glasfasern zur Verstärkung, womit der Hersteller eine hohe Steifigkeit und Vibrationsdämpfung verspricht.
Die Füße bestehen aus einer Feder und einem Gummi, um Stößen, aber auch Resonanzen zu kontern. Da könnte man sich die Frage stellen: „Wird hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen oder warum rüstet sich ein Hi-Fi-Plattenspieler gegen Vibrationen, wie man sie aus dem Club kennt?“
Zwar verbauen andere Hersteller auch robuste und entkoppelte Chassis, allerdings nicht von diesem Ausmaß. Vermutlich wird es eine praktische Lösung gewesen sein, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern es einfach zu adaptieren. Dennoch spielt ein sehr gut schockabsorbierendes Chassis auch bei der Heimbeschallung eine wichtige Rolle. Schließlich streuen dort ebenfalls Bässe ein, vor allem, wenn die Lautsprecher recht nah am Spieler und auf einem Holzfußboden stehen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der SL-1500C mit beweglichem Staubschutz

Wie bereits erwähnt, gleicht der SL-1500C auch optisch dem neu aufgelegten DJ-Klassiker, vor allem der jüngst vorgestellten silbernen Ausgabe, dem SL-1200 MK7. Die komplette Oberfläche ist mit einer silbernen Alu-Schicht überzogen, passend dazu Tonarm und Tasten im gleichen Farbton, sodass der Schallplattenspieler wie aus einem Guss wirkt.
Beim Netzschalter setzt Technics auf eine Tipptaste, wie man sie auch von anderen Technics-Geräten kennt, um sich optisch dem Receiver- und Vollverstärker-Sortiment anzupassen. Zudem war der typische Drehschalter nicht erforderlich, da Technics auf ein Stroboskop samt Spiegeln am Plattenteller verzichtet. Ohne die am Rand verlaufenden Punkte wirkt der zwei Kilogramm schwere, an der Unterseite mit Kautschuk bezogene Aluminium-Druckguss-Plattenteller vom Design sehr clean und smart.
Die Startaste als auch die beiden Taster für die Umdrehungsgeschwindigkeiten (33 1/3, 45 und 78 U/min) übernahm Technics zwar von der Form, Anordnung und Größe von der SL-1200er-Serie, aber auch hier setzt man auf Tipptechnik, die auf leichten Druck reagiert. Ein Klicken dient als Feedback.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Funktionstasten wirken sehr edel

Die Tonarm-Sektion kommt fast komplett vom SL-1200/10MK7, wobei die Tonarmhöhenverstellung leicht adaptiert ist, worauf ich noch im Praxis-Teil zu sprechen komme.
Als jahrzehntelanger SL-1210-Fan vermisse ich beim Blick auf das Top-Panel neben der Nadelbeleuchtung die Vertiefung für den beigelegten Single-Puck. Natürlich ist die Nadelbeleuchtung bei einem Hi-Fi-Plattenspieler überflüssig und fast alle audiophilen Plattenabspielgeräte reservieren keinen Platz für den Puck. Aber im Fall des SL-1500C wäre es kein Mehraufwand gewesen und hätte dem sehr schicken und zeitlosen Design in keiner Weise geschadet.
In der Mulde an der Rückseite des Gerätes verstecken sich die Anschlüsse, zum einen für das mitgelieferte Kaltgeräte-Kabel für den Netzbetrieb, zum anderen die Erdungsschraube und vier vergoldete Cinch-Buchsen als Phono- und Line-Ausgänge, um das beigelegte RCA-Kabel zur Signalausspielung anzuschließen. Dank dem verbauten Phono-Entzerrer ist der SL-1500C auch mit einem multifunktionellen Line-Eingang kompatibel. Ein großer Vorteil, da Receiver/Verstärker mitunter keinen Phono-Eingang besitzen. Je nachdem, welcher der beiden Eingänge in Beschlag ist, muss der dazugehörige Schalter in die entsprechende Position gebracht werden. Ein zweiter Schalter aktiviert die automatische Endabschaltung einschließlich Tonarmanhebung.
Links und rechts der Mulde befinden sich die beiden Halterungen für die mit zum Lieferumfang gehörende Abdeckhaube, um sie aufzuklappen beziehungsweise abzusenken und somit auch Platten wechseln zu können, ohne den Staubschutz vorher vom Plattenspieler abzunehmen. Diese Führungen kennt man noch noch vom SL-1200/10MK2-Modell, später wurden sie dort eingespart, weil DJs sie häufig für den Transport im Case und zum nahtlosen Aufbau an den Mixer abschraubten.

Fotostrecke: 2 Bilder Technics montiert wieder Staubschutzhalterungen an der Rückseite

Der Direktantrieb

Im SL-1500C schlummert die gleiche Antriebstechnologie wie bei den SL-GAE/GR/MK7-Modellen. Die einstigen zwölf Spulen weichen einer Platine mit hunderten Frames, die als Stator des Motors funktioniert und den Rotor, in diesem Fall eine unterhalb des Plattentellers angebrachte Magnetscheibe, antreibt. Die dazu erforderliche Regelungstechnologie, von Blu-ray-Playern übernommen, erspart den Quarz und sorgt für einen flüssigeren Lauf als beim einstigen Antrieb, der sogenanntes Polruckeln (man spricht von einer ruckartigeren Bewegung des Plattentellers von Pol zu Pol) verursachte. Mit seinem Drehmoment von 1,8 kg/cm schafft der Teller innerhalb von 0,7 Prozent die Maximalgeschwindigkeit, förmlich ein Kickstart wie man ihn von DJ-Laufwerken kennt. Die elektronisch bedingte Gleichlaufschwankung beziffert Technics mit 0,025 Prozent.   

Fotostrecke: 2 Bilder Diese Platine ersetzt die einstigen Polschuhe

Beim Lieferumfang zeigt sich Technics spendabel: Abgesehen von der Bedienungsanleitung samt Garantie, den notwendigen Kabeln, der erwähnten Schutzhaube, einer Gummi-Auflegematte sowie dem Auflage- nebst Zusatzgewicht liegt ein am Headshell vormontierter Tonabnehmer vom Typ Ortofon 2M Red bei.

Der Lieferumfang zum SL-1500C
Der Lieferumfang zum SL-1500C
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Praxis

Für den Test des SL-1500C ist zunächst das Ortofon 2M Red zu „installieren“, das heißt, Plattenteller in den Dorn einsenken, Gummimatte drauflegen, das vormontierte System samt Headshell am SME-Verschluss des Tonarms anstecken und anschließend das Auflagegewicht, das Antiskating und die Tonarmhöhe entsprechend den Vorgaben von Ortofon justieren.
Um die Tonarmbasis in ihrer Höhe zu verändern, löst man zunächst die Arretierung. Anschließend dreht man nicht wie bei den SL-1200/10-Modellen am Kranz unterhalt der Tonarmbasis, um sie damit heraus- oder hineinzufahren, sondern zieht oder drückt sie am Sockel um bis zu sechs Millimeter aus dem beziehungsweise in das Chassis. Eine Markierung zeigt die momentan eigenstellte Höhe in Millimetern an

Die Tonarmbasis mit modifizierter Höheneinstellung
Die Tonarmbasis mit modifizierter Höheneinstellung

Um einen Klangeindruck mittels A/B-Vergleich zu erlangen, schließe ich den Probanden zusammen mit dem neuen SL-1200MK7 an einen Rane Seventy-Two MKII an. Beide Plattenspieler werden mit dem gleichen Ortofon 2M Red bestückt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der beigelegte Tonabnehmer am Tonarm montiert

Das Chassis und der Antrieb

Da das Gehäuse eigentlich für den harten Club-Betrieb konzipiert ist, hält es erst recht kleinen Remplern und Bass-Vibrationen zu Hause stand. Auch beim zackigen Direktantrieb liegt der SL-1500C auf DJing-Niveau. Unterhalb einer Viertelumdrehung erreicht er seine Nenngeschwindigkeit und hält diese sehr konstant, was ein zusätzlich zum Test herangezogenes Stroboskop dokumentiert. Die innerhalb der Toleranz liegenden Schwankungen sind mit bloßem Ohr nicht wahrnehmbar und würden nur beim Auflegen durch leichtes Drifting der Phasenlage auffallen, was der DVS-Betrieb mit einer angeschlossenen DJ-Software anhand der pendelnden BPM-Zahl um 0,1 BPM bestätigt.   

Abschaltautomatik

Sobald sich der Tonabnehmer in der Auslaufrille befindet, greift die Abschaltautomatik, die an der Rückseite auch deaktiviert werden kann. Der Tonarm hebt sich nach einigen Umdrehungen von der Platte recht schnell, um sowohl Schallplatte als auch Tonabnehmer vor unnötigem Verschleiß zu schützen. Der Plattenteller stoppt allerdings danach nicht.

Klang

Damit von Haus aus ein gewisser klanglicher Anspruch erfüllt wird, legt Technics das Ortofon 2M Red bei, einen Moving-Magnet-Tonabnehmer, der die gleichnamige Serie qualitativ und damit preislich eröffnet.
Um Rauschen und andere störende Einstrahlungen zu minimieren, ist das Netzteil abgeschirmt. Zudem entkoppelte Technics das gesonderte Netzteil für die Phono-Entzerrung vom Netzteil des Motors und Regelschaltkreises. Entsprechend fällt Grundrauschen bei normaler Lautstärke nicht auf. Lediglich unter voll aufgedrehtem Gain und Master nimmt man es zusammen mit dem typischen Plattenspielerbrummen wahr. Im Line-Modus hingegen fällt das Rauschen durch seine höhere Frequenz zwar etwas mehr auf, dafür verschwindet das Brummen.

Audio Samples
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Technics SL-1500C Grundrauschen Phono Technics SL-1500C Grundrauschen Line

Klanglich präsentieren sich der SL-1500C und der Tonabnehmer als abgestimmtes Team, das souverän alle Frequenzspektren in seiner Abbildung meistert, ohne sich einem bevorzugt zu widmen. Ich empfinde das Klangbild als ausgewogen und sehr gefällig. Der warme Bass spielt zackig, weder ausgefranzt noch schwammig. Die klaren und diszipliniert abgebildeten Höhen stehen im Gleichgewicht zu den Bässen und den Mitten. Mit seinem hohen Output kommt das Signal regelrecht lautstark daher, ein Vorteil vor allem bei leistungsschwächeren Phono-Verstärkern. Noch mehr Bumms liefert der Line-Ausgang des SL-1500C, der gegenüber dem Phono-Eingang eine deutliche Lautstärke-Schippe zulegt. Da gilt es zu überlegen, ob man generell den Line-Eingang trotz vorhandenen Phono-Inputs bevorzugt.
Da der SL-1500C im Grunde genommen auf dem SL-1200MK7 basiert, müssten beide Modelle identisch klingen. Im direkten A/B-Vergleich unter identischen Bedingungen fällt beim SL-1500C lediglich eine winzige Nuance mehr Output auf.

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Technics SL-1500C Phono Technics SL-1500C Line Technics SL-1500C Phono SL-1200MK7

Diese Kombination aus Turntable und Tonabnehmer zelebriert einen wahrhaft gelungenen Auftritt. Dennoch lässt sie klanglich noch Luft nach oben. Schließlich gilt das 2M Red als Einstiegssystem der gleichnamigen Reihe. Wer entsprechend genauer hinhört und seine audiophile Attitüde befriedigen möchte, der ist mit dem bereits von uns im Test vorgestellten 2M Bronze oder Black sehr gut beraten.

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Fazit

Mit dem SL-1500C gelingt Technics der Spagat, einen hochwertigen direktangetriebenen Hi-Fi-Schallplattenspieler zu einem äußerst attraktiven Preis anzubieten. Auch wenn 999,- Euro für manchen vielleicht teuer erscheinen mögen, empfinde ich ihn eher als günstig. Zum einen verfügt das äußerst schicke Laufwerk im zeitlosen Design mit seinen in der Alu-Platine eingelassenen Tipptasten über ein sehr robustes und gegen Vibrationen geschütztes, durch Glasfaser verstärktes Aluminium-Spritzguss-Chassis aus ABS-Kunststoff samt schockabsorbierenden Füßen. Zum anderen punktet der verbaute Direktantrieb, den man bereits von den SL-1200/10-GAE/GR/MK7-Modellen kennt, gegenüber älteren Modellen durch einen ruhigeren Gleichlauf ohne sogenanntes Polruckeln. Der hochwertige Tonarm ist in seiner Höhe und im Antiskating einstellbar, keine Selbstverständlichkeit bei Hi-Fi-Plattenspielern. Zu den weiteren Kaufargumenten zählt sein Line-Ausgang, der ihn somit auch für Receiver und Vollverstärker ohne Phono-Eingang spielfähig macht. Eine aktivierbare Abschaltautomatik hebt den Tonarm aus der Auslaufrille, was zusätzlichen Verschleiß des Tonabnehmers und Vinyls verhindert.
Technics liefert den Plattenspieler mit dem Ortofon 2M Red aus, mit dem er ein sehr gelungenes und homogenes Klangbild mit wohligem Bass und klaren Höhen offenbart. Seitens des Laufwerks übererfüllt es die audiophilen Charakteristika dieser Preisklasse. Wer dennoch seinem klanglichen Anspruch noch mehr nachkommen möchte, der greift hinsichtlich des Tonabnehmers einfach zu einem Ortofon 2M Bronze oder Black.   

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr hochwertige Verarbeitung
  • sehr gut schockabsorbierendes Zweischicht-Chassis
  • transparentes, rauscharmes Klangbild
  • dank eigener Phono-Entzerrung für Line-Inputs geeignet
  • Tonarm-Lift-Abschaltautomatik
  • beigelegter Tonabnehmer
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • keins
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Technics SL-1500C Test
Direktangetriebener Plattenspieler für Vinyl-Liebhaber: Technics SL-1500C Test
Direktangetriebener Plattenspieler für Vinyl-Liebhaber: Technics SL-1500C Test
Technische Spezifikationen
  • präziser direktangetriebener Motor mit starkem Drehmoment
  • vibrationsabsorbierendes Zweischicht-Chassis aus ABS und Glasfaser
  • Schock-Isolatoren aus Gummi und Federung
  • 3 Geschwindigkeiten (33 1/3, 45 und 78 RPM) per Tippasten
  • Line-Ausgang mit Phono-Entzerrung
  • automatischer Tonarmlift
  • präzisionsgefertigter, druckgegossener Aluminium-Plattenteller
  • S-förmiger Tonarm mit hydraulischem Lift; Antiskating und Höhen einstellbar
  • universeller SME-Anschluss
  • Start-/Stoppzeit: 0,7 Sek.
  • Drehoment: 1,8 kg/cm
  • Gleichlaufschwankung: 0,025 % WRMS
  • Abmessungen: 453 (B) x 372 (T) x 169 (H) mm
  • Gewicht: 9,9 kg
Zubehör
  • Plattenteller
  • Auflage- und Zusatzgewicht
  • Gummiauflage
  • Single-Puck
  • Headshell und vormontiertes Ortofon 2M Red
  • Netz-, Cinch- und Erdungskabel
  • Bedienungsanleitung und Garantieunterlagen
  • Schutzhaube
Preis: 999,- Euro
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