TASCAM MZ-372 Test

In diesem Artikel testen wir ein neues Mischpult aus dem Hause TEAC/Tascam. Der MZ-372 ist ein analoger Mischer im 19-Zoll/3-HE Gewand für Festinstallationen. Auf Effekte und digitale Gimmicks wurde zugunsten cremigen Sounds verzichtet. Sieben getrennt regelbare Kanäle verwalten Mikrofon-, Line- und sogar Phono-Signale und routen diese an zwei Hauptausgänge plus Sub-Ausgang und Monitormix. Volle Kontrolle und DJ-gerechtes Vorhören inklusive …

Details

An Tascam und dem übergeordneten Haus TEAC führt in der Karriere als Musiker und Tonschaffender kein Weg vorbei. Jeder wird früher oder später ein Produkt der Firma sein Eigen genannt haben und sich fragen: Warum eigentlich nicht schon früher? Der hier vorliegende MZ-372 folgt dem Trend des analogen Outboard-Equipments und bietet zudem drei Kanäle für Plattenspieler. Tascam bezeichnet den MZ-372 als Einbaumischer für die Festinstallation in Hotels, Konferenzzentren, öffentlichen Einrichtungen, Themenparks oder Bars. In solchen Einrichtungen würde der MZ-372 ebenfalls als Clubmixer für den genügsamen DJ dienen.

Fotostrecke: 5 Bilder Wenn da keine Freude aufkommt: Profi-Equipment frei Haus

Eingänge/Kanäle

Der MZ-372 erlaubt es, mit Hilfe von 50 mm Schiebereglern und Tasten mehrere Audioquellen auszuwählen, zu mischen und an zwei redundante Ausgänge zu leiten. Die Tonsignale gelangen über sechs Kanäle mit je zwei unsymmetrischen Cinch-Stereoanschlüssen und einem symmetrischen XLR-Anschluss in den Mischer – insgesamt stehen also zwölf Cinch- und sechs XLR-Eingänge zur Verfügung.
Jeweils einer dieser Eingänge lässt sich nach Bedarf über drei Schalter (A/B/C) auf der Gerätevorderseite auswählen. Die XLR-Eingänge sind zudem zwischen Mikrofon- und Line-Pegel umschaltbar. Darüber hinaus ist es möglich, die Kanäle 2, 3 und 4 mit Phono-Signalen von Plattenspielern zu nutzen. Jeder der sechs Kanäle verfügt über einen Gain-Regler, Dreiband-EQ, PFL-Taster und eine fünfstellige Pegelanzeige.
Auf der Vorderseite befindet sich eine zusätzliche XLR-Combobuchse für dynamische Mikrofone inklusive zuschaltbare Talkover/Ducking-Funktion, speziell für Ansagen oder Moderationen. Neben der fünfstelligen Pegelanzeige und einem Gain-Regler verrichtet hier ein 2-Band-EQ seinen Dienst.

Fotostrecke: 5 Bilder Viel zu schade, den Tascam MZ-372 in einem Rack zu verstecken

Ausgänge

Die beiden Hauptausgänge verfügen über symmetrische XLR- und unsymmetrische Cinch-Anschlüsse. Auf der Bedienseite regeln wir die Lautstärke mittels Poti und zehnstelliger Stereo-Pegelanzeige pro Ausgang. Die Talkover-Funktion senkt automatisch den Pegel jedes gemischten Kanals ab, sodass der Nutzer des frontal angeschlossenen Mikrofons in den gewählten Zonen problemlos zu hören ist.
Darüber hinaus gibt es einen regelbaren Sub-Ausgang, mit dem das Summensignal stereo oder mono an einen externen Recorder oder andere Räumlichkeiten, wie z. B. Bar, Lounge o. ä. geleitet wird. Zusätzlich können wir über den Monitorausgang mit eigenem Pegelsteller ein weiteres Stereosignal etwa für eine zusätzliche Monitoranlage ausspielen.

Kontrolle/PFL

Ein Kopfhörerausgang mit Pegelregler ermöglicht das Vorhören (vor dem Fader) ausgewählter Eingangskanäle. Das Abhören der Stereosumme können wir per Regler mit dem PFL-Signal überblenden und per Knopfdruck auf dem Kopfhörer links/rechts splitten.

Praxis

Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick erwartungsgemäß gut. Schaue ich mir den Korpus oben und unten an, fällt mir auf, dass die Senkkopfschrauben nicht bündig mit dem Gehäuse abschließen. Das sieht etwas schräg aus, ist aber für den weiteren Nutzen des Gerätes nicht von Belang. Der Tascam MZ-372 steht gut da.
Im Inneren des Gerätes ist sauber gearbeitet worden. Das Layout verteilt sich auf zwei Platinen, die obere mit den Verstärker- und Steuerelementen, die untere, an der alle vergoldeten Anschlüsse korrekt verlötet und solide mit dem Gehäuse verschraubt sind. Viel SMD-Technik, einige Kondensatoren, Transistoren und eine Handvoll OP-Amps verrichten ihren Dienst auf den extrem aufgeräumten Platinen.
Fader und Potis liegen gut in der Hand und lassen sich dosiert in die gewünschte Einstellung bringen. Die Festinstallation ist laut der gut strukturierten Bedienungsanleitung für 19 Zoll Cases und Wandmontagen gedacht. Ich halte einen Einsatz als Clubmixer in einem Tisch oder in einem Top eines Cases eingelassen für genauso möglich. Auf diese Weise kann am Veranstaltungsort ein DJ mit allerhand Einspielern, inklusive drei Plattenspielern, einen Gig fahren.
Beachtet bitte bei der Erdung der Plattenspieler, die Erdungsschrauben sind mit einem Schraubendreher oder einer Münze zu lösen. Die Schrauben sitzen ziemlich fest. Das Erdungskabel hat einen hervorragenden Halt und garantiert einen brummfreien Betrieb.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Ansagemikrofon kann mit Talkover betrieben werden

Sound

Der Sound des Mixers ist hervorragend und rauscharm. Bei der Eingangsverstärkung könnte noch ein wenig mehr Reserve drin sein, vor allem, wenn ich anhand der LED-Ketten der Kanäle auf 0 dB aussteuere. Dies machte sich im Test vor allem bei den Phono-Eingängen und Benutzung von Alben mit mehr als 45 Minuten Spielzeit bemerkbar. Dichter bespieltes und damit leiseres Vinyl könnte im Mix mit lauten Signalen absaufen. Ein Soundcheck mit der geplanten Musikauswahl ist somit unumgänglich.
Die Endverstärkung an beiden Hauptausgängen und dem Submix liefert dafür Leistung satt und lässt keine Wünsche offen. In meiner Testumgebung konnte ich das Pult kaum ausfahren, ohne dass ich um meine Monitorboxen fürchten musste. Also können wir es an den Eingängen ruhig etwas gemäßigter angehen lassen.   Das Umschalten der Eingangsoptionen A, B und C der Kanäle erfolgt weitestgehend knackfrei. Die Klangregelung der Kanäle lässt sich zielgenau einstellen. Leider ist auf Panorama-Regler verzichtet worden. Somit müssen wir bei Benutzung von Mikrofonen oder einfachen Line-Signalen die Kanäle mono und frontal fahren.
Die Vorhörfunktion gilt für die sechs Hauptkanäle des Pultes. Die Verstärkung für den Kopfhörerausgang ist amtlich und laut. Der zusätzliche AUX-Kanal (Mike/Line), der auf der Frontplatte mit Signalen gefüttert wird, kann nicht vorgehört werden. Er dient primär als Eingang für das Ansagemikrofon, dazu ist ein zuschaltbares Ducking vorgesehen. Der Talkover reduziert anliegende Musik des kompletten Pultes erwartungsgemäß, könnte nach hinten raus aber viel schneller wieder aufmachen. Mir ist die Release-Zeit zu lang gewählt und lässt sich leider nirgends am Pult verkürzen. Knackige Ansagen, wie wir es aus Radiosendungen gewohnt sind, sind so nicht möglich.
Zunächst kommt ein Elektronik-Remix eines deutschen Indie-Songs, gefolgt von einer aktuellen Lo-Fi Electronica-Nummer. Danach hören wir die Mikrofoneingänge des Frontanschlusses und der regulären Mixerkanäle, einer stellvertretend für alle. Abschließend teste ich die Phono-Eingänge mit einem Dubhouse-Track, drei Electro-Nummern und einem Ambient-Acid-Stück, abgespielt über einen Technics 1210-MKII Deck mit einem Shure M44-7 Tonabnehmer.

Audio Samples
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Tascam MZ-372 LINE Gelee Royal RMX Tascam MZ-372 LINE GRDN Dormagen Tascam MZ-372 Shure SM58 Talkover Tascam MZ-372 Shure SM58 Front Tascam MZ-372 Shure SM58 Channelstrip Tascam MZ-372 VINYL Coiners Den Spiral Tascam MZ-372 VINYL Eidechse Breath Tascam MZ-372 VINYL SEM Area 5 Tascam MZ-372 VINYL SEM Hybrid Tascam MZ-372 VINYL Spacetime Continuum Transmitter

Fazit

Der Tascam MZ-375 ist ein universeller Kleinmischer für Festinstallationen und summiert sieben Kanäle auf insgesamt drei getrennt regelbare Ausgänge plus einem Monitormix. Es können sieben Mikrofone bzw. maximal 18 Line-Quellen und auch drei Schallplattenspieler angeschlossen werden. Über Schalter sind dann sieben Quellen gleichzeitig mischbar.
Außer Dreiband-EQs für die Kanäle und einem Zweiband-EQ für den Frontanschluss bietet der Mischer sonst nur noch eine PFL-Vorhörmöglichkeit für die sechs Kanäle und eine Talkover-Funktion für das in die Front eingesteckte Mikrofon. Der Purismus wird mit hervorragendem Klang und ausreichend Ausgangsleistung belohnt.
Ein wenig mehr Dampf wünsche ich mir in der Eingangsverstärkung, speziell bei den Phono-Eingängen, die bei leise gepressten Platten ins Hintertreffen geraten. Die Release-Zeit des Talkovers ist zu lang gewählt und kann nicht manipuliert werden. Dies sind aber wahrlich Wermutstropfen in dem köstlichen Cocktail aus dem Hause Tascam.
Der Einsatzbereich ist breit angelegt, von Podiumsdiskussionen über Konferenzen bis hin zum Unterhaltungsprogramm mit Karaoke bzw. DJing oder eben nur für die Hintergrundbeschallung und das bis zu drei Räumen parallel. Geeignet als Zentrum der hauseigenen Beschallungsanlage oder als Fallback-Pult für den Fall der Fälle. Der MZ-372 hat das Zeug für einen Geheimtipp unter den puristischen Clubmischern für so manchen Connaisseur des guten Sounds: 4,5 Sterne.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • drei cremige Phono-Eingänge
  • erdbebensichere Phono-Masse-Schrauben
  • Ausgangsleistung
  • drei Ausgänge plus Monitorausgang
  • wertige Materialien
Contra
  • Eingangsverstärkung könnte höher sein
Artikelbild
TASCAM MZ-372 Test
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Puristuscher Installationsmixer mit starkem Sound: Tascam MZ-372
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Profilbild von Heiko Pachmann

Heiko Pachmann sagt:

#1 - 26.08.2022 um 20:30 Uhr

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Hallo, zum Thema Talkover Tascam MZ... lässt sich das Problem nicht mit dem Time Regler beheben? Kürzere Zeit sollte doch bedeuten das er schneller aus dem Talk-Mode rausgeht. Oder habe ich das Problem falsch verstanden?

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