Stanton 520 V3 Test

Stantons 520 V3 ist ein Headshell-Tonabnehmer mit sphärischer Diamantnadel. Sein Design erinnert stark an das legendäre 500-AL Modell aus gleichem Hause, das in den achtziger Jahren gerade im Kreise der Hip-Hop-DJs das Non-Plus-Ultra war. Auch dieses System wird mit absoluter Battle-Tauglichkeit beworben und könnte daher für Einsteiger wie Pros gleichermaßen geeignet sein.

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Unser Testkandidat steht mit unverbindlichen 66 Euro in der Preisliste und sieht sich unter anderem den Konkurrenten Numark Groovetool für extrem günstige 24 Euro, dem Klassiker Shure M44-7 für 71 Euro und dem Komplett-System Stanton Discmaster V3 für 79 Euro gegenüber.  

„Back to the Old School“ – und zurück zu den Erfolgen der achtziger Jahre mit dem Stanton 520 V3? Die Antwort verrät euch der folgende Testbericht.

DETAILS

In einer schlichten Kunststoffverpackung präsentiert sich Stantons 520 V3 dem interessierten Kunden. Darin ein Tonabnehmer inklusive Nadel, ein Montageset und ein Zusatzgewicht aus Metall. Die englischsprachige Anleitung liegt als Faltblatt bei und erklärt sehr ausführlich die richtige Montage und die technischen Daten des Tonabnehmers. Das Aufbauset beinhaltet auch zwei praktische Kunststoffhalterungen sowie drei verschiedene Paar Schrauben. Damit ist man für die Montage an verschiedene Headshells und Plattenspieler bestens gerüstet. Die Nadel lässt sich beim Transport mit einer Kappe vor Beschädigungen schützen. Die Kontaktstifte zum Befestigen der Verbindungskabel sind qualitativ hochwertig, zeigen eine vergoldete Oberfläche und eine Länge von fast fünf Millimetern. Farbliche Kennzeichnungen unterstützen die korrekte Montage. Die Weiterleitung der Audiosignale funktioniert optimal. In dieser Hinsicht – schon mal alles bestens!

PRAXIS

Nachdem ich den Tonabnehmer auf der Headshell und diese am Tonarm angebracht habe, müssen nur noch die Höhe des Tonarms und das Auflagegewicht eingestellt werden und der Praxis-Check kann beginnen! Da der Auflagekraftbereich zwischen zwei und fünf Gramm (nM) liegt, beginne ich beim Mindestwert von zwei Gramm. Doch leider scheitert der 520 V3 an der ersten Hürde. Eine laut gepresste 12“ Maxi-Schallplatte bringt die Nadel aus der Ruhe und lässt sie aus der Rille springen. Verzerrungs- und sprungfrei wird es erst ab einem Gewicht von ca. 2,4 Gramm. Allerdings sind bei leiseren Tonträgern schon beim Minimalwert schnelle Basic-Scratches und regulär schnelle Backspins möglich. Erhöht man das Gewicht auf drei Gramm, so bleibt die Nadel auch bei schnellen, komplexen Scratches in ihrer Fahrbahn. Für sehr schnelle Backspins bedarf es ganzer 4,5 Gramm (nM) Auflagekraft – doch ein gewisses „Restrisiko“, dass die Abtastnadel vielleicht aus der Rille fliegt, bleibt.
Durch seine recht starre Aufhängung verhält sich der Nadelträger beim Scratchen relativ ruhig und erzeugt daher auch nur sehr geringe tieffrequente Störgeräusche. Dank einer breiten Aussparung und der auffälligen roten Markierung ist die Nadel gut sichtbar, ein exaktes „Needle-Dropping“ ist somit gewährleistet. Im Gesamtbild ist der 520 V3 ein Tonabnehmer mit mittelguten Scratching- und leider eher schlechten Backspin-Eigenschaften. 

Nadelschutz

Der Ausgangspegel unseres Prüflings lag ganze sechs Dezibel unterhalb des Numark CS-1 und des Ortofon Concorde S-120. Stantons Tonabnehmer ist daher als eher leiserer Vertreter seiner Zunft einzustufen. Der obere Teil des Frequenzspektrums wird erstaunlich gut aufgelöst wiedergegeben und auch die Mitten zeigen sich sehr sauber und kraftvoll. Leider gilt das nicht für den Bassbereich, denn dieser wirkt ein wenig verwaschen und drucklos. Es ergibt sich ein Gesamtsound von mittlerer Qualität, der zwar über einen gewissen Druck verfügt, aber etwas an Bass-Transparenz vermissen lässt.

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Audio Samples
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Stanton 520.V3

Zweite Meinung

(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Das 520V3 System soll laut Herstellerbeschreibung eine hohe Klangqualität bei sehr guter Battle-Tauglichkeit vorweisen und zudem sehr gutes Tracking ermöglichen. Der etwas bullige Kopf ist mit einer sphärischen hochgeschliffenen Diamantnadel ausgestattet und erwartet einen Auflagedruck zwischen zwei und fünf Gramm. Sein Eigengewicht beträgt 5,5 Gramm. Stantons Abnehmer wird ohne viel Tamtam in einer Kunststoffverpackung samt Montageset geliefert und wendet sich primär an Einsteiger-DJs. Dabei ist es laut Spezifikationen egal, ob sie sich auf dem steinigen Pfad zum Turntablisten befinden oder ihr Seelenheil in der Frequenz frickelnden Elektrogemeinde suchen. Da gerade Neulinge sicherlich wenig Lust verspüren, zum Anhören einer Platte auf ein anderes System als beim Mixen umsteigen zu müssen und ständig mit dem Schraubenzieher auf die Headshell loszugehen, serviert ein Allround-System im Idealfall auch anständigen Sound – was es zu prüfen gilt. 
Mit einem Auflagegewicht von lediglich zwei Gramm fährt die Nadel am Vestax PDX-2300 MKII Pro durch Single, Maxi und LP, ohne aus der Spur zu geraten. Ab 2,4 Gramm war ich in der Lage, Kickdrums abzuwerfen, zurückzudrehen und leichte Backspins auszuführen – wenngleich das System im letzten Fall etwas hinter der Konkurrenz bleibt. Im normalen Mix-Workflow fliegt es ergo nicht aus der Rille, Basic-Scratches sind bei dieser Auflagekraft ebenfalls möglich. Bei vibrationsstärkeren Moves sollte der Andruck höher als drei Gramm eingestellt werden, damit es nicht zu Sprüngen kommt.
Nach oben glänzt der Teilnehmer mit einer scharfen Wiedergabe der hohen Frequenzanteile und bildet auch die Mitten ohne Überbetonung ab, was bei den ausgewählten Teststücken summa summarum in Ordnung geht. Der Bassbereich könnte jedoch etwas druckvoller und präziser definiert sein, was mir besonders bei der voluminösen Clubnummer ins Ohr sprang. Sein mittelstarker Ausgangspegel von 6 mV katapultiert Stantons Tüftelwerk nicht an die Spitze der Club-Systeme, doch bestimmt in so manche Bar oder ins heimische Kellerstudio. In Anbetracht des Preises von knapp unter 45 Euro Street kann ich einen durchaus gelungenen Spagat zwischen Spurtreue, Groove-Handling und Klangeigenschaften bestätigen. Das 520 V3-System könnte somit nicht nur angehende Turntable-Akrobaten ansprechen, sondern auch als Zweitbesetzung für Deejays fungieren, die ansonsten mit einem höherwertigen Tonabnehmer durch die Lande ziehen. Eine Preis-Leistungs-Empfehlung.

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FAZIT

Stantons 520 V3 punktet mit solidem Klang und einem unverbindlichen günstigen Preis von 66 Euro. Unterm Strich sehe ich diesen Tonabnehmer als gutes Einsteiger-Modell für Plattendreher, die auf der Suche nach einem System primär für den heimischen Arbeitsplatz sind. Denn sein vergleichsweise geringer Ausgangsegel macht ihn nicht gerade zum heißen Anwärter für den Club-Einsatz. Mixing-DJs sollten beim 520er schon auf ihre Kosten kommen, während er Turntablists nur bedingt zu empfehlen ist.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preisgünstig
  • Vielseitiges Montageset
  • Lange, vergoldete Kontaktstifte
  • Deutliche, farbliche Markierung der Anschlüsse
  • Nur sehr geringe, tieffrequente Störgeräusche beim Scratchen
  • Gut sichtbare Nadel
  • Solider Klang
Contra
  • Eher schlechte Backspin-Eigenschaften
  • Hohe Auflagekräfte
  • Nadel springt bei Mindest-Auflagekraft und lauter Schallplatte
  • Bassbereich etwas verwaschen und kraftlos
  • Relativ geringer Ausgangspegel
Artikelbild
Stanton 520 V3 Test
Für 38,00€ bei
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Features/technische Daten
  • Bauart Headshell-Tonabnehmer
  • Tonabnehmer-Prinzip MM
  • Frequenzbereich 20Hz – 17kHz

  • Ausgangsspannung 6,0 mV

  • Kanaltrennung 27 dB
  • Kanalbalance
  • Gleichspannungswiderstand 535 Ohm
  • Induktivität 400 mH
  • 
Auflagedruck 2 – 5 Gramm

  • Eigengewicht 5,5 Gramm

  • Nadelschliff sphärisch, 0,7 mm, hoch geschliffener Diamant

  • Ersatznadel N520
  • Preis 66,00 Euro UVP
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