sE Electronics DynaCaster DCM 3 / DCM6 Test

Überraschung

Zunächst erlebe ich im Test eine kleine Überraschung. Und zwar eine olfaktorische: Die beiden sE Electronics DynaCaster, also sowohl DCM 3 als auch DCM 6, stinken gehörig! Ich erlebe es zwar ab und an, dass mir Produkte schon auf dem Fototisch ihren Geruch entgegenströmen lassen. Aber wenn ich etwas wirklich zunächst – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – auf den Balkon verfrachte, dann will das wirklich was heißen. Ich hätte jedenfalls nicht meine Nase an die Mikros gehalten, wie es bei Sprechermikrofonen nun mal üblich ist. Glücklicherweise haben die beiden sEs meine Entmüffelungsquarantäne erfolgreich durchgeführt. 

Waren nach dem Auspacken leider die Negativversion einer Duftkerze: Dynacaster (hier das DCM 3).

Sprachverständlichkeit der sE Electronics DynaCaster DCM 3 und DCM 6 hoch

Der generelle Sound der beiden Dynacaster ist eindeutig auf eine klare Stimme mit großer Sprachverständlichkeit getrimmt. Weniger notwendige Sprachbestandteile finden sich auch nicht im Signal. Etwa ist der Air-Bereich im zweistelligen Kilohertzbereich sehr gering ausgeprägt, aber auch einen starken Brustton wie beim Shure SM7B findet man nicht. Ebenfalls für eine gut verständliche Stimme nicht notwendig ist eine feine Detailauflösung. Diese spielt sich bei den DCMs im oberen Mittelfeld ab, wenngleich jene eine Electro-Voice RE20 nicht erreicht wird. 

Audio Samples
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sE Dynacaster DCM 6 Passivmodus sE Dynacaster DCM 6 Aktivmodus sE Dynacaster DCM 6, 10 cm sE Dynacaster DCM 6, 0 cm sE Dynacaster DCM 6, verschiedene Winkel Shure SM7B, 20 cm Shure SM7B, 0 cm EV RE20, 20 cm EV RE20, 0 cm PreSonus PD-70, 20 cm PreSonus PD-70, 0 cm Mackie EM99B, 20 cm Mackie EM99B, 0 cm

Mit dem Schaumstoffaufsatz versehen, sind die Mikrofone sehr unempfindlich gegenüber Popplauten. Je nach Stimme muss man die S-Laute ein wenig im Auge behalten. Der Audiovergleich zeigt aber, dass die DynaCaster zwar ebenfalls sehr schlank im Bass sind, aber dafür bei Weitem nicht so überpräsent und kantig daherkommen wie etwa das PreSonus PD-70. Schön für alle Sprecher, die nicht über eine gute Mikrofondisziplin verfügen, ist die Tatsache, dass der ohne Verfärbungen nutzbare Bereich vor dem Mikrofon sehr groß ist.

Auch sehr nah besprochen, wird das Mikrofonsignal nicht so schnell mumpfig, allerdings finde ich es bei Sprechermikrofonen nie verkehrt, ein Hochpassfilter hinzu schalten zu können. Außerdem freue ich mich jedes Mal über die Präsenzschaltung des SM7B, die mir oft den Einsatz eines Equalizers hat unnötig erscheinen lassen. Übrigens lassen sich selbstverständlich beide Mikrofone auch für allerhand andere Signaltypen verwenden, von Vocals bis hin zu Gitarrenamps. Auch an der Trompete machten die Mikrofone eine gute Figur (ganz im Gegensatz zu mir an der Trompete…).

Im Test keine riesigen Unterschiede

Bei sE scheint man darauf geachtet zu haben, dass sich der Klang des DCM 6 im passiven und im aktiven Modus nicht sonderlich unterscheidet. Das war beim DCM 8 nämlich zum Testzeitpunkt der Fall. Die Audiobeispiele zeigen, wie nah sich DCM 6 im aktiven und passiven Modus und das DCM 3 sind. Natürlich gibt es kleine Variationen, die sich aber von Verstärker zu Verstärker und der womöglich wählbaren Impedanz unterscheiden. DCM 3 und DCM 6 ohne eingebaute „Dynamite“-Verstärkung ließen sich kaum auseinander halten. Doch auch die Differenz zwischen extern aktiviertem und herkömmlich betriebenen DCM 3 fiel im Test gering aus. Ich habe einen eher schwachen und einfachen Preamp eines einfachen Audio-Interfaces für die Beispiele gewählt, bei hochwertigen Preamps wie den Harrison waren sogar die Aktivmodelle etwas im Hintertreffen. Bei etwas einfacheren Preamps: 2,5 mV/Pa sind zwar nicht unbedingt wenig, doch tut der Signalqualität ein Preamp mit hoher Verstärkung und höherer Impedanz durchaus gut, besonders, wenn ein etwas höherer Besprechungsabstand gewünscht ist. Im Zweifel sollte man daher eher zum DynaCaster DCM 6 greifen. 

Sprechermikrofon Rückseite
Fotostrecke: 4 Bilder Rückansicht DCM 3
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