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Roland TD-50KV V-Drum Set Test

Seit 30 Jahren arbeiten die E-Drum-Hersteller daran, ihrem erklärten Ziel, nämlich der größtmöglichen Annäherung an die dynamischen Eigenschaften eines akustischen Drumsets, näher zu kommen. Dass da, selbst in schwindelerregenden Preisregionen, immer noch Luft nach oben ist und viele Versprechen unerfüllt blieben, hat sich in unseren Tests wiederholt gezeigt. Im Vergleich zu anderen technischen Bereichen hat sich in diesem Zeitraum auf dem E-Drum-Sektor sogar erstaunlich wenig getan. Umso höher sind die Erwartungen an das Roland TD-50, für das der Kaufinteressent in der K-Basisversion allerdings nicht weniger als fünf, in der zum Test vorliegenden Vollausstattung TD-50KV sogar acht Riesen auf die Ladentheke blättern muss.  

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„Prismatic Sound Modelling“-Technologie lautet Rolands aktuelles Synonym für das Höchstmaß an Expressivität und Dynamik. Was bei dieser Technik hinter den Kulissen passiert, braucht den Konsumenten aber kaum zu interessieren, denn eigentlich geht es nur darum, dass sich das Spiel möglichst genau so anfühlt wie auf einem Akustik-Drumset. Dazu gehören nicht nur entsprechende dynamische Abstufungen, sondern auch vielfältige Klangnuancen, die allerdings zahlreiche Einzelsounds bzw. Multisamples voraussetzen und somit viel Speicherplatz verbrauchen… und genau hier wird leider oft gespart. Solcherlei Sparmaßnahmen dürften beim üppigen Anschaffungspreis des Roland TD-50KV eigentlich kaum zu erwarten sein. Aber wir wollten es natürlich genau wissen und haben das Gerät einem ausführlichen Test unterzogen.

Details

Das Rack – Ein Traum in Chrom

Das sehr massiv gebaute und somit entsprechend schwere MDS-50KV Rack besteht aus voll verchromten Rundrohren und verzichtet fast komplett auf Kunststoffteile, wie sie bei fast allen anderen Racks für die Rohrverbindungen üblicherweise eingesetzt werden. Sämtliche Verbindungen des MDS-50KV Racks sind aus Aluminium gefertigt, ebenso wie die Clamps zur Befestigung der Tom Pads und der Beckenhalter, letztere durchweg mit versenkbarem Galgenarm. Der Halter für das Racktom Pad wird direkt in das senkrechte Rohr des Racks eingeschoben, was auch für den Halter des Ride Pads gilt. Uneingeschränkte Positionierungsmöglichkeiten aller Komponenten gewährleisten die nach dem bewährten Omniball-Prinzip konstruierten Kugelgelenke. Das Modul wird linksseitig an einem separaten kurzen Arm befestigt, an dieser mechanisch kaum beanspruchten Stelle ist dann ausnahmsweise auch Kunststoff verbaut. Die Mehrzahl der für den Aufbau benötigten Verbindungskabel zwischen Pads und Modul verläuft übrigens innerhalb der Rohre, was für ein aufgeräumtes äußeres Erscheinungsbild sorgt.
Einen Ständer für das Snare Pad, eine Hi-Hat Maschine sowie einen Hocker liefert Roland beim TD-50KV übrigens nicht mit, hierfür muss also noch zusätzlich investiert werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Fast 20 Kilogramm wiegt das vollverchromte MDS-50KV Rack.

Neue Pads in Digitaltechnik versprechen hochwertige Klänge

Bei den Pads des TD-50KV handelt es sich teilweise um Modelle, die schon vom TD-30KV bekannt sind, aber auch um Neuentwicklungen.
Beginnen wir mit dem KD-140BC Bassdrum Pad, das durch seine strukturierte Vorderseite sehr Hi-Tech-mäßig wirkt. Satte elf Kilogramm bringt das Pad auf die Waage, wofür in erster Linie der Vollmetallrahmen verantwortlich sein dürfte. Ein übriges tun die massiven Standbeine, deren Gummifüße herausschraubbare Metalldornen – wie bei einer akustischen Bass Drum – beherbergen. Ein Mesh Head mit großzügigen 14 Zoll Durchmesser ermöglicht problemlos die Installation einer Doppelfußmaschine.
Den gleichen Durchmesser bietet das PD-140DS Digital Snare Pad, welches damit, sicher sehr zur Freude aller, die vom Akustik- auf ein E-Drumset umsteigen, in seinen Dimensionen einer herkömmlichen Snaredrum entspricht. Bei diesem Pad, das durch den Metallkessel und die acht zylinderförmigen Hülsen zur Aufnahme der Spannschrauben auch optisch einer akustischen Snaredrum ähnelt, handelt es sich um eine speziell auf das TD-50 abgestimmte Neuentwicklung mit einem dreilagigen Mesh Head. Der Metallspannreifen ist mit einer Gummilippe zur Minimierung des Geräuschpegels sowie des Stockverschleißes überzogen. Der Anschluss des digitalen Dreizonen-Pads, das durch die Bestückung mit zahlreichen Trigger-Elementen vielfältige Klangnuancen verspricht, erfolgt über ein USB-Kabel. Auf der Unterseite gibt es einen weißen Funktionstaster, der laut Bedienungsanleitung für zukünftige Updates vorgesehen und derzeit nicht aktiv ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Vorderseite des Bass Drum Pads in Hi-Tech Optik.

Derselbe weiße Taster befindet sich auch am CY-18DR Ride Cymbal Pad, ebenfalls in digitaler Ausführung und speziell für das TD-50 Modul entwickelt. Das mit 18 Zoll Durchmesser üppig bemessene Dreizonen-Pad unterscheidet sich optisch kaum von herkömmlichen Becken-Pads, ist aber, wie auch das Snare Pad, mit einem USB-Anschluss und diversen Triggern bestückt, die sich auf der unteren Hälfte befinden. Die Kuppe verfügt über eine angenehme Größe und begünstigt somit das Spielen von Bell-Figuren. Die 14 und 15 Zoll großen Crash Pads sind die bekannten Zweizonen-Modelle mit Klinkenbuchse auf der Unterseite.
Ebenfalls ein alter Bekannter ist das VH-13 Hi-Hat Pad mit 12 Zoll Durchmesser, das auf einem herkömmlichen Hi-Hat Stativ montiert werden kann und aus dem eigentlichen Pad sowie einem zweiten, darunter befindlichen Controller Pad besteht.
Bezüglich ihrer Konstruktion unterscheiden sich die drei mit Mesh Heads bestückten Tom Pads nicht voneinander, allerdings sind die Durchmesser unterschiedlich. 10 Zoll misst das PD-108BC Racktom Pad, zwei mehr die beiden PD-128BC Floortom Pads, von denen eines natürlich auch als „2 Up, 1 Down“-Konfiguration neben dem Rack Tom positioniert werden kann. Alle drei Pads verfügen über jeweils zwei Spielzonen und werden mittels herkömmlicher Tom-Arme am Rack befestigt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Unterseite des Ride Pads mit USB-Anschluss.

Das TD-50 Modul: Gute Übersicht trotz zahlreicher Funktionen

Die Bedienoberfläche des TD-50 Moduls ähnelt optisch der des TD-30 und ist auch von den Abmessungen her fast identisch. Links oben befinden sich die Regler für die Kopfhörer-und Gesamtlautstärke, darunter die Trigger Select Taster. Unten links können Mix In-, Song- und Click-Lautstärke direkt per Poti reguliert werden, weiterhin finden wir hier die Funktionstaster für die Song- und Click-Menus sowie den Aufnahme- und Start/Stop-Button. 
Weiter geht‘s mit dem mittleren Bereich, der, neben dem hochauflösenden Grafik-Display, mit den Funktionstasten F1 bis F5 und drei Drehreglern bestückt ist, welche, je nach aktuell aufgerufenem Menu, verschiedene Parameter steuern. Rechts vom Display befinden sich die Page Up- und Down-Tasten. Ein charakteristisches Merkmal des TD-30 finden wir unten mit der Fader-Sektion. Acht Regler ermöglichen die Lautstärkeanpassung verschiedener Instrumente bzw. Instrumentengruppen sowie des Ambience-Anteils. 
Die vier Tasten rechts oben sind zuständig für die SD Card Funktionen, die globalen Einstellungen, die Trigger-Parameter sowie die Setlist-Funktion. Vier weitere Tasten direkt darunter sind unter der Überschrift „Kit Customize“ zusammengefasst. Hier können Instrumente und Kits vielfältig editiert werden. Ganz rechts gibt es das obligatorische, ganz in Chrom gehaltene Dateneingaberad sowie die dazu gehörigen Cursor-Tasten. Unter den sieben Tasten rechts unten befinden sich die Enter- und Exit-Buttons sowie die Shift-Taste zum Aufrufen der zweiten Ebene. Zu guter Letzt gibt es noch vier große Tasten zum Aufrufen der Kit-Ebene sowie der Preview-Funktion und zur Werteingabe bzw. zum Umschalten der Kits.

Fotostrecke: 4 Bilder Rein optisch ist die Verwandtschaft zum TD-30 nicht zu leugnen.

Die Anschlüsse erfüllen auch professionelle Ansprüche

Äußerst umfangreich präsentieren sich die Anschlüsse an der Rückseite des Gerätes. Ein Novum ist, dass man bei den Hauptausgängen neben den üblichen Klinkenbuchsen auch symmetrische XLR-Ausgänge nutzen kann. Zudem sind acht Einzelausgänge vorhanden, die ein differenziertes Abmischen über eine PA erlauben. Eingangsseitig ist das TD-50 Modul mit 14 herkömmlichen Trigger Inputs bestückt, außerdem gibt es drei digitale USB Trigger-Eingänge, die allerdings bei angeschlossenen Pads die entsprechenden Analogeingänge deaktivieren. Die obligatorischen MIDI-Buchsen (In und Out/Through) sind ebenso vorhanden wie ein Fußschalteranschluss sowie die Buchse für den Netzstecker. Zur Einspeisung externer Audiosignale (Mix In) gibt es sogar zwei Anschlüsse, nämlich eine Klinkenbuchse auf der Rückseite und eine Miniklinke vorne links am Gerät. Dort befinden sich in derselben Kombination auch zwei Kopfhöreranschlüsse. Die linke Gehäuseseite ist bestückt mit dem USB-Port zur Verbindung mit einem Rechner sowie dem SD Card Slot. An der Unterseite des Gerätes kann mit vier Schrauben die mitgelieferte Kunststoff-Halteplatte angebracht werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Acht Einzelausgänge, XLR Master Outs – hier wurde an alles gedacht.

Überschaubare Anzahl an Sounds, aber gewaltige Bearbeitungsmöglichkeiten

Das TD-50 Modul verfügt über 100 Drumkit-Speicherplätze, von denen 50 von den Presets belegt sind. Darüber hinaus stehen für neue Drumkit-Kreationen zusätzlich 99 weitere Plätze per SD-Card zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf akustischen Sets, die ja auch als Kernkompetenz des TD-50 propagiert werden. 418 Sounds bzw. Instruments finden Platz im Modul – eine Zahl, die gegenüber dem TD-30, das mit weit über 1000 daher kommt, fast schon bescheiden erscheint. Offenbar setzt Roland beim aktuellen Modell eher auf Qualität als auf Quantität, die Anzahl der akustischen Snaredrums beispielsweise beträgt gerade mal fünf, die der Ride-Becken sogar nur zwei. Dennoch ist der gesamte Speicherbedarf für die internen Sounds angeblich dreimal so hoch ist wie beim TD-30. 
Die versteckte Power des TD-50 liegt in den Bearbeitungsmöglichkeiten, die so immens vielfältig ausfallen, dass die Zahlen in einem ganz anderen Licht erscheinen. Bei akustischen Toms beispielsweise ist es möglich, nicht nur den Kesseldurchmesser, sondern auch Kesseltiefe und das aufgezogene Fell frei zu bestimmen. Ebenso kann definiert werden, wie stark die übrigen Komponenten des Sets beim Anschlagen eines Instrumentes mitschwingen, wie dick und wie groß (bis zu 40 Zoll!) die Becken sind, wann und wie stark der Snareteppich mitraschelt, wie dieser beschaffen ist, wie stark er gespannt ist und vieles mehr. Hier wurden sämtliche Faktoren, die beim Akustik-Drumset eine Rolle spielen, berücksichtigt.
Auch die räumliche Abbildung trägt natürlich wesentlich zum Drumsound bei, und so bietet das TD-50 auch die Möglichkeit, Parameter wie „Microphone Position“ oder den Anteil der Overhead-Mikrofone am Mix zu variieren. Weitere Bearbeitungsmöglichkeiten in teils extremer Form bietet die Multieffektabteilung mit ausgefuchsten Filtern, Phaser, Kompressor, Lo-Fi-Generatoren, Pan-Effekten, Ringmodulator, Distortion und vielem mehr. Jeder dieser Effekte verfügt über zahlreiche Parameter, die wirklich krasse „Soundverbiegungen“ möglich machen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Kesseltiefe und Felltyp sind nur einige der zahlreichen Bearbeitungsmöglichkeiten.

Weiterhin ist es möglich, jedem Pad, zusätzlich zum eigentlichen Sound, ein „Sub Instrument“ zuzuweisen, das auf verschiedene Arten dem Hauptinstrument beigemischt werden kann. Dies kann auch ein User Sample sein, welches man über eine SD-Karte importieren und bearbeiten kann. Für die Bearbeitung der User Samples stehen weitgehend dieselben Möglichkeiten zur Verfügung wie für die Werkssounds. Mithilfe der Wellenformgrafik können Start- und Endpunkt bestimmt sowie Loops erstellt werden.
Auch auf globaler Ebene gibt es Soundbearbeitungsmöglichkeiten, so kann in der Master Effects Abteilung das Summensignal am Ausgang noch einmal ordentlich in die Mangel genommen werden.
Ein sinnvolles Feature beim Editieren ist die Snapshot-Funktion, die einen Vergleich zweier unterschiedlicher Editierungsstufen mit der ursprünglichen Version ermöglicht, bevor gespeichert wird. 

Die SD Card Funktion sowie 32 programmierbare Setlists prädestinieren das TD-50KV für den Live-Einsatz 

Das TD-50 Modul beinhaltet 27 Songs, von denen 20 als Play-Alongs vorgesehen sind. Die stilistische Bandbreite ist hierbei sehr umfassend und deckt Bereiche wie Elektro, Rock, Pop, Metal und Latin ab. Variationen des Tempos sind selbstverständlich möglich, ebenso gibt es verschiedene Abspieloptionen und die Möglichkeit, einzelne Teile zu loopen. Das eigene Spiel zu den Songs kann entweder in den (flüchtigen) Arbeitsspeicher oder dauerhaft auf SD-Karte gespeichert werden. Über SD-Karte können auch externe Tracks und Loops im Song Menu abgespielt werden. 
Im Vergleich zu anderen Modulen der mittleren und oberen Preisklasse bietet das TD-50 lediglich eine einzige Trainingsfunktion namens „Quiet Count“. Hierbei wird der Click, nachdem er in normaler Lautstärke gestartet ist, nach einer bestimmten Anzahl an Takten leiser, um anschließend wieder auf den anfänglichen Wert zu springen.
Ein sehr sinnvolles Feature für den Live-Betrieb ist die Setlist-Funktion. Hier können innerhalb einer Setlist maximal 32 Drumkits in frei bestimmbarer Reihenfolge verkettet werden. Insgesamt 32 Setlists können gespeichert werden. Das Durchschalten der Drumkits kann wahlweise über die Cursor-Tasten oder über Anschlagen der Pads erfolgen. Auch die Möglichkeit, den Kopfhörermix im internen Router unabhängig vom Signal, das an die Master Outs gelangt, zu bearbeiten, eröffnet auf der Bühne neue Optionen.
Den Bereich der Trigger Settings wird man im Detail kaum nutzen, sofern die Voreinstellungen nicht verändert werden. In bestimmten Fällen kann es aber nötig sein, Übersprechungen zu minimieren, Sensitivity-Werte anzupassen oder Dynamikkurven zu verändern. Hierfür stehen zahlreiche Parameter zur Verfügung, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

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