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Roland SH-2 Plug-Out Synthesizer Test

Der Analogsynthesizer Roland SH-2 aus dem Jahr 1978 ist nicht ganz so bekannt und verbreitet wie der fünf Jahre danach erschienene SH-101. Dennoch erfreut er sich mit seiner einfachen Struktur, seiner Sinusschwingung und seinem satten Suboszillator bis heute vor allem als Bass-Synth großer Beliebtheit, und wer einmal einen ergattert hat, wird ihn so schnell nicht wieder hergeben wollen.

Der SH-2 ist der zweite Plug-Out Synthesizer für das SYSTEM-1
Der SH-2 Plug-Out Synthesizer ist eine gelungene Emulation des Originals


Nach dem SH-101 ist der SH-2 deshalb die zweite Synthesizerlegende aus eigenem Hause, die Roland als Plug-Out Software-Synthesizer für das AIRA SYSTEM-1 umgesetzt hat. Laut Roland wurden die Komponenten auf Bauteilebene modelliert, um das analoge Vorbild möglichst exakt ins digitale Zeitalter zu beamen. Wir haben ausprobiert, wie die Kombination funktioniert und ob sie als vollwertiger Ersatz für einen Vintage SH-2 gelten kann.

Details

Konzept

Der SH-2 Plug-Out Synthesizer ist als Download auf Rolands Website erhältlich. Registrierte Besitzer des SYSTEM-1 bekommen einen Rabatt auf den Kaufpreis und zahlen statt 110 Euro nur 75 Euro. Die Software ist als Plug-in auf PC (VST3) und Mac (AU/VST3) in 32 oder 64 Bit lauffähig und funktioniert in der DAW wie ein ganz normales virtuelles Instrument. Das Besondere an Rolands Plug-Out Konzept ist, dass man den SH-2 auf die SYSTEM-1 Hardware aufspielen und dann auch unabhängig vom Computer spielen kann, zum Beispiel während einer Live-Performance. Man braucht also nicht unbedingt ein SYSTEM-1, um den SH-2 am Computer zu benutzen, aber durch die Kombination wird aus der Software ein Hardware-Synth. Allerdings kann auf der Hardware leider immer nur ein Plug-Out zur Zeit installiert sein – man muss sich dafür also jeweils zwischen SH-2, SH-101 und allen weiteren, noch folgenden Plug-Outs entscheiden. Auf dem Computer laufen sie natürlich auch gleichzeitig.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Design orientiert sich am historischen Vorbild

Benutzeroberfläche

In der Leiste am oberen Rand des Fensters findet man die Preset-Verwaltung und einige allgemeine Funktionen. Über PATCH wird die Programmliste aufgerufen, in der man Presets umsortieren, umbenennen und im- bzw. exportieren kann. Die ersten acht Programme sind in der Liste farblich hervorgehoben und lassen sich mit dem Knopf SEND 1-8 auf die acht Preset-Plätze der SYSTEM-1 Hardware übertragen. Durch Umsortieren der Presets kann man also leicht bestimmen, welche Programme hardwareseitig per Knopfdruck abrufbar sein sollen. Mit den Buttons GET und SEND wird das aktuelle Patch von einem angeschlossenen SYSTEM-1 geladen bzw. dorthin gesendet. Die Schaltfläche PLUG-OUT installiert den SH-2 auf dem SYSTEM-1, wobei ein anderer, dort eventuell bereits befindlicher Plug-Out Synth gelöscht wird. Rechts daneben befinden sich eine Pegelanzeige und ein Regler für das Master-Tuning. Die Knöpfe OPTION und SETTING bieten einige Einstellmöglichkeiten für den Einsatz mit einem SYSTEM-1, unter anderem kann hier das Layout der Bedienoberfläche auf die Regleranordnung des SYSTEM-1 umgestellt werden. HELP ruft eine knappe, aber informative Bedienungsanleitung auf.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit einem Klick auf PLUG-OUT wird das Instrument auf das SYSTEM-1 übertragen

Die eigentliche Synthesizer-Oberfläche wurde optisch an den Klassiker angelehnt. Auch die Anordnung der Bedienelemente folgt dem Vorbild, wobei einige Regler für neue Funktionen hinzugekommen sind. Wie eben erwähnt, kann man alternativ die Regleranordnung des SYSTEM-1 wählen, wobei sich aber nur leichte Änderungen ergeben, weil sich das SYSTEM-1 ja selbst an den historischen Vorbildern orientiert. Die Unterschiede liegen hauptsächlich darin, dass beim SYSTEM-1 mehr Drehregler zum Einsatz kommen, während der SH-2 überwiegend mit Schiebereglern ausgestattet ist. In beiden Ansichten folgt das Panel dem Signalfluss des subtraktiven Synthesizers von links nach rechts.
Ganz links findet man den „Modulator“, also den LFO des SH-2. Danach folgen die beiden Oszillatoren, gefolgt vom Mixer, über den sich auch der Suboszillator hinzumischen lässt. Dann kommt das Filter mit Hüllkurve, das in der klassischen Ansicht ausschließlich über Fader bedient wird, in der SYSTEM-1 Ansicht hingegen bis auf die Envelope mit Drehreglern. Rechts davon befindet sich der VCA, der im Gegensatz zum Original über eine eigene Hüllkurve verfügt. Hier findet man auch Regler für TONE – eine einfache, aber wirkungsvolle Klangblende – und den CRUSHER-Effekt. In der Effektsektion ganz rechts werden die Effekte REVERB und DELAY eingestellt.
In einer Leiste oberhalb der virtuellen Tastatur, die sich übrigens ausblenden lässt, sind Bedienelemente für die Portamentozeit, die Pitchbend Range, TEMPO SYNC (betrifft LFO, Arpeggiator und Delay) sowie den Arpeggiator zu finden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der SH-2 Plug-Out Synth wurde gegenüber dem Original um einige Funktionen erweitert

Klangerzeugung

Die Software orientiert sich eng am analogen Vorbild, wurde aber an einigen Stellen um sinnvolle Details ergänzt. Der recht simpel aufgebaute, subtraktive SH-2 verfügt über zwei Oszillatoren. Beide stellen Sägezahn- oder Rechteckschwingungen bereit. VCO 1 kann alternativ einen Sinus liefern (was seinerzeit ein seltenes Feature bei einem Analogsynthesizer war), während VCO 2 durch einen Rauschgenerator ersetzt werden kann. Die Pulsbreite ist manuell regelbar oder lässt sich von verschiedenen Quellen modulieren. Zusätzlich besitzt der SH-2 einen Suboszillator, der wie der Sinus zu den besonderen Trümpfen des analogen Vorbilds zählt. Er ist an VCO 1 gekoppelt und erzeugt eine Rechteckschwingung eine Oktave tiefer.
Das resonanzfähige, selbstoszillierende Tiefpassfilter mit 24 dB/Okt. Flankensteilheit verfügt über Keytracking und kann vom Modulator (LFO) gesteuert werden. Im Gegensatz zum Original, das nur mit einer Hüllkurve ausgestattet war, besitzt der Software-Synth zwei getrennte Envelopes für Filter und VCA, was die klanglichen Möglichkeiten deutlich erweitert. Mit einem Wahlschalter kann man den Trigger-Modus der Hüllkurven einstellen, zur Wahl stehen GATE, LFO, GATE+TRIG oder LFO+GATE. Die Envelopes können also auch vom LFO getriggert werden. Der VCA bietet einen weiteren Wahlschalter, mit dem man alternativ zur VCA-Hüllkurve die Betriebsarten GATE und HOLD auswählen oder dem Amp die Filterhüllkurve zuweisen kann.
Der LFO heißt beim SH-2 Modulator und liefert Sinus, Dreieck, Sägezahn steigend, Rechteck oder Sample&Hold. Sinus und Sägezahn gab es beim Original nicht, ebenso wenig wie die bei der Software-Version selbstverständlich mögliche Temposynchronisation. Der Delay-Parameter war hingegen auch beim analogen SH-2 bereits vorhanden.

Effekte

Das Plug-in bietet die gleichen Effekte, die auch bei der SYSTEM-1 Hardware vorhanden sind. Sie gab es beim analogen Vorbild natürlich noch nicht. TONE ist eine Art Ein-Knopf-EQ – nach links drehen für mehr Bass und weniger Höhen, nach rechts für den umgekehrten Effekt. Der CRUSHER ist ein Bitcrusher-Effekt, also ein drastischer, digitaler Kaputtmacher. REVERB und DELAY sind simpel ausgestattet. Der Hall lässt sich nur im Effektanteil regeln, weitere Eingriffsmöglichkeiten gibt es nicht. Das Delay bietet neben dem Level einen Regler für die Delayzeit – wenn TEMPO SYNC aktiv ist, wird darüber der Notenwert eingestellt.

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