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Roland MC-707 Test

1996 brachte Roland die MC-303 auf den Markt und gab der kompakten Kombination aus Sequenzer, Drumkits und Synthesizern zur Produktion tanzbarer Musik einen Namen: „Groovebox“. Dann wurden Computer immer leistungsfähiger, günstige Software verdrängte teure Hardware und DAWs wie Ableton Live prägten die ‚Nuller‘ Jahre. Durch kleine, charaktervolle Maschinen wie die Korg Volca Serie, Synths und Module kleiner leidenschaftlicher Hersteller und nicht zuletzt Roland’s AIRA-Serie wurde Hardware in den letzten Jahren wieder begehrenswert und nun, 23 Jahre nach der MC-303, wirft Roland seinen Hut wieder in die Arena und stellt eine brandneue 64-stimmige Hardware-Workstation vor, die mit einem riesigen Arsenal an internen Drumkits, Synth-Sounds, einem Achtspur-Sequenzer und Audio-Timestretching eine kompakte und komplette Produktionsmaschine sein möchte. Tatsächlich wirkt die MC-707 nach einem ersten Blick auf die Feature-Liste fast wie ein Hybrid aus Akai Force und der hauseigenen TR-8S. „Grooveboxen“ sind wieder en vogue und wir haben Roland’s jüngsten AIRA-Spross unter die Lupe genommen.

Roland MC-707 Groovebox Test (Foto: Christine Mangels)
Roland hat mit der MC-707 eine Groovebox geschaffen, die ihren Namen zu Recht trägt.

Details

Lieferumfang

Die MC-707 folgt in Formfaktor, Bedienphilosophie und Farbgebung der AIRA-Linie und kommt im typischen stylischen „Beautycase“ ins Haus. Im Lieferumfang gibt’s außer der Maschine noch eine 8 GB SD-Karte, ein Netzteil (kompatibel mit der TR-8S), ein sehr knappes mehrsprachiges Handbuch und ein Read-Me-First, das war’s. Wer eine detailliertere Bedienungsanleitung sucht, der muss das englischsprachige Reference Manual herunterladen.

Fotostrecke: 4 Bilder Buntes Beautycase mit Griff zum Wegtragen: die MC-707 möchte mitgenommen werden. (Foto: Christine Mangels)

Erscheinungsbild

Die MC-707 steckt im exakt gleich großen schwarzen Plastikgehäuse wie die RolandTR-8S. Es gibt außer der Namensgebung keinerlei Referenzen zu den längst eingestellten Vorgängern MC-808 und MC-909. Auch das Unterteil verfügt über die kantigen Aussparungen vorne links und rechts an den Außenseiten. Die linke Sektion erinnert ebenfalls stark an die TR-8S: oben zwei Regler für Gesamtlautstärke und den Kopfhörerausgang, darunter Buttons für Shift und Clear, darunter weitere Funktionsbuttons zur Anwahl des Projekts, zur Quantisierung und zur Aufnahme. Zwei schwarze Gummibuttons mit hintergrundbeleuchteter Schrift dienen zur Aufnahme von Parameterveränderungen (Motion Recording), darunter gibt’s vier Buttons zum Starten von Scenes und zwei Measure-Buttons zum Anwählen von bis kennen wir bereits von der TR-8S.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Record und Quantize-Funktionen sind prominent auf der Roland MC-707 vertreten. (Foto: Christine Mangels)

Die mittlere Sektion wird unten von den 16 anschlagdynamischen, hintergrundbeleuchtetem RGB-Pads in einer 8 x 2-Matrix dominiert. Darüber befinden sich 16 zusätzliche hintergrundbeleuchtete Gummibuttons für die Step-Sequenzer-Programmierung. Darüber thront eine rudimentäre Achtspur-Mischpult-Abteilung mit je einem Lautstärkefader und drei Potis für Filter, Modulation und Effekte. Diese Bezeichnungen sind jedoch lediglich Serviervorschläge, denn die Potis lassen sich per Knob Assign vielen Parametern zuweisen, leider nicht allen.
Ganz oben liegen pro Kanal vier LEDs, die im laufenden Betrieb Auskunft über den Beat des Patterns geben. Die bei der TR-8S über den Mixerkanälen liegende Effektabteilung ist bei der MC-707 nach oben rechts gerutscht. Hier kann User Reverb, Delay oder einen Multieffekt anwählen und mit zwei Reglern tweaken. Im Master-Insert befinden sich auch noch ein programmierbarer Kompressor und ein Fünfbandequalizer mit drei voll parametrischen Mittenbändern. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die bunten Fader sind zentraler Blickfang der Roland MC-707. Die Farben können individuell angepasst werden. (Foto: Christine Mangels)

Dargestellt wird das alles in dem 9 x 3 Zentimeter großen OLED, ein großer Fortschritt zur zweizeiligen LCD-Anzeige der TR-8S. Hier werden mit rudimentärer piktographischer Unterstützung diverse Funktionen angezeigt. Der Clou ist jedoch die Ableton-Live-mäßige winzig kleine Clipview. Mit Hilfe von vier Endlosreglern mit Push-Funktion unter dem Display lassen sich im Display dargestellte Werte verändern, auch der große, grün beleuchtete Endlosregler (ohne Pushfunktion) und die vier Cursor dienen zur Navigation und Anwahl in den Menüs.
Ganz unten rechts gibt’s dann noch fünf große Buttons mit hintergrundbeleuchteter Beschriftung, die den jeweiligen Betriebszustand der 16 Pads definieren: Mute, Clip, Note, Chord und den unkaputtbaren Scatter-Effekt, den uns Roland auch hier wieder andient. Auch wenn die MC-707 eine völlig andere Maschine ist, folgt sie in vielen Merkmalen dem Layout der TR-8S und User dieser Maschine sollten sich auf der MC-707 wirklich schnell zurechtfinden.

Fotostrecke: 4 Bilder Mäusekino: das große Display ist zentraler Bestandteil der Ableton-Live-artigen Clipstruktur, aber oft nur für Menschen mit guten Augen zweifelsfrei zu lesen. (Foto: Christine Mangels)

Aufbau

Der Aufbau der Patternstruktur ist ähnlich wie bei Ableton Live oder der Akai Force, allerdings mit klaren Beschränkungen. Es gibt genau acht Tracks und jeder Track kann 16 Clips enthalten. Jeder Track ist entweder ein Drum-Track mit 16 Sound-Slots, ein Tone-Track für Synthesizer aller Art, oder ein Loopertrack für Audio-Loops. Inklusive automatischem Timestretching. Ein Tone-Track kann auch WAVs von der SD-Card laden und so ist chromatisches Spielen eines Samples möglich. Multisamples – wie bei Hardwaresamplern schon in den Neunziger Jahren der Standard – sind leider nicht vorgesehen. Drum-Tracks dürfen ebenfalls aus bis zu 16 eigenen WAVs bestehen. Die MC-707 kann über beide MIDI-Ausgänge auch externe Synths ansteuern, via USB auch Softsynths auf einem angeschlossenen Computer.
Von den fünf sogenannten „Total Effects“ in der Summe sind Reverb und Delay als Send-Effekte angelegt, Multieffekt (MFX), Compressor und EQ als Insert-Effekte. Leider machen die Effekt-Editiermenüs keinen Gebrauch von den darstellerischen Möglichkeiten des großzügigen Displays: Der Anwender muss sich durch Parameterlisten scrollen und kann immer nur einen Wert pro Zeit ändern. Eine piktographische Darstellung von vier Parametern wie z. B. auf der Input-Page hätte mir sehr viel besser gefallen.

Anschlüsse

Die Inputs finden sich auf der Rückseite, deren Ausstattung einiges über die Philosophie der MC-707 als autarke, zentrale Steuereinheit aussagt: anstatt die Maschine mit Audioeinzelausgängen zu überladen, finden wir unter den zehn Monoklinken-Inputs einen Master-Stereo-Out, einen Stereo-Individual Out und eine komplette Stereo-Effektschleife mit Send und Return. Ein Stereo-Eingang zum Aufnehmen von Mikrofon- oder Line-Signalen bietet die MC-707 auch, denn ja: Dieser Sampler kann wirklich selber sampeln. Praktisch: Wird die MC-707 eingeschaltet, wird per Default das letzte gespeicherte Projekt von der SD-Card geladen. Vor dem Ausschalten nicht gespeicherte Änderungen gehen natürlich verloren.
Der SD-Card-Slot befindet sich rückseitig zwischen den Audio-und MIDI-Buchsen. Eine mit zwei kleinen Kreuzschlitzschrauben befestigte Blende schützt die Karte vor dem Herausfallen oder langen Fingern. Ich habe während des Tests ohne Probleme eine 32GB Sandisk-Karte verwendet. Das Netzteil ist identisch mit dem der TR-8S. Zur Sicherung des Kabels steht eine Kabelklemme zur Verfügung. Wie die anderen AIRA-Produkte auch kann die MC-707 mit einem einzigen USB-Kabel an den Roland MX-1Mixer angeschlossen werden und sendet dann nicht nur das Audio-Stereosignal an das AIRA-Mischpult, sondern übernimmt auch dessen Tempo. Angeschlossen an einen Computer, sind die einzelnen Spuren in Stereo in der DAW unseres Vertrauens abgreifbar, denn die MC-707 fungiert nach erfolgreicher Treiberinstallation auch als Soundkarte.

Fotostrecke: 6 Bilder Rundgang: Die Roland MC-707 von vorne. (Foto: Christine Mangels)

Organisation

Die oberste Ebene des MC-707 ist ein „Project“. Ein Project beinhaltet die Daten aller Tracks, Clips, Tones und verwendeten Samples und wird auf der eingeführten SD-Karte gesichert. Ein Project enthält maximal acht Spuren mit bis zu jeweils maximal 16 Clips. Eine Spur oder Slot enthält entweder ein Drumkit mit 16 Instrumenten, einen Tonetrack oder einen Audiolooptrack. Auf Wunsch greift jeder Clip auf einen beliebig wählbaren Sound zurück. Der Grundrhythmus mit 808-Sounds und im Break dann ein brachiales EDM-Kit können also auf einem Track stattfinden, was bei der doch beschränkten Kanalanzahl ein sehr wertvolles Feature ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Roland MC-707 bietet neben USB auch drei MIDI-Anschlüsse. Daneben der gesicherte SD-Card-Slot. (Foto: Christine Mangels)

Interne Drums

Die 74 internen Drumkits bieten Variationen der hauseigenen Klassiker 909, 808, 707, 727, 606, 626 und CR-78, aber auch genretypische Kits von Techno und House über Drum & Bass, Reggae, Hip-Hop und Trap, sowie instrumentenspezifische Kits ausschließlich mit Kicks, Snares, Becken oder sonstiger Percussion. Man kann sich auch eigene Kits aus den vorhandenen Sounds und eigenen Samples bauen. Vier Sample-Layers pro Drumpad sind machbar, pro Drum-Sound steht zudem ein programmierbarer Filter und Hüllkurven für Filter, Pitch und Verstärker zur Verfügung. User kann also je nach Gusto auf hervorragend klingende Preset-Drums zugreifen oder seine ganz eigenen Trademark-Drumkits bauen.

Interne Synths

Gleiches gilt für die Tone-Tracks: Auf sechs Preset-Bänken tummeln sich moderne Klänge, Brot-und-Butter-Sounds und natürlich zahlreiche Zitate unvermeidlicher Klassiker. User hat die Qual der Wahl aus über 3.600 Synth-Presets. Bank C imitiert z. B. 128 Roland-Legenden von Jupiter-8, Jupiter-6, Juno-106, Juno-60, SH-101, TB-303, D-50, Bank D ist bestückt mit 258 Strings und Pads, beginnend mit den firmeneigenen Jupiter-, Juno-und VP-330-Trademark-Sounds, aber auch Oberheim, Prophet und andere kommen zum Zuge. 101 und 303-Imitate gibt es auch, aber diese können kaum überzeugen. Dafür gibt es noch hunderte anderer Bässe, Leads und Hooks, Bells und Brass, insgesamt 1.109 Programme.
Beim Durchsuchen der Presets ist der angewählte Synth (oder das Drumkit) sofort anspielbar, bevor er endgültig geladen wird und so darf man Roland trotz dem elenden ‚Durchgescrolle‘ danken, beim Preset-Soundangebot nicht gekleckert, sondern wahrlich geklotzt zu haben. Zum Glück muss man nicht alle Bänke durchhören, um beispielsweise nach Sound-FXs zu suchen, der Browser bietet auch eine grobe kategoriebezogene Suche an.
Sämtliche Sound-Presets sind reine Serviervorschläge und können komplett umprogrammiert werden.  Das Editieren der internen Synth-Engine ist ungefähr so komfortabel wie das Programmieren von Racksynths der Neunziger Jahre: Es gibt schönere Dinge im Leben, aber, wenn man die Editierstruktur einmal durchschaut hat, geht es flott von der Hand. Immerhin können hier stets vier Parameter gleichzeitig bearbeitet werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Roland MC-707 bietet 74 hervorragende vorkonfigurierte Drumkits an. (Foto: Mijk van Dijk)

Sampling

Hier gilt es – wie auch bei den verschiedenen Track-Arten – klar zu trennen zwischen „User Samples“ und „Loop Samples“.  Die verfügbare Samplingzeit für User-Samples beträgt zwölf Minuten in Mono und sechs Minuten in Stereo bei 44,1 KHz. User-Samples sind allerdings jene Samples, die für Tone-und-Drumtracks genutzt werden. Für die sogenannten Looper-Samples stehen hingegen nur ca. 60 Sekunden bei 44,1 kHz Stereo zur Verfügung. Das ist ein wichtiger Punkt: sechs Minuten User-Samples klingt erst mal OK, aber Loops, Stems und alles, was timegestretched werden soll, muss mit lediglich einer mageren Minute auskommen. Sechs Minuten Loops abfeuern ist also mit der MC-707 nicht möglich. Mehr dazu im Praxisteil.

Update

Vor den Test haben die Rolands wie bei allen AIRAs die Installation des Treibers und außerdem ein Update gesetzt. Auch die die MC-707 ist nicht class-compliant und wird erst nach der Treiberinstallation von meinem MacBook Pro als Soundkarte und externe Festplatte erkannt. Die Systemvoraussetzungen für den USB-Treiber sind mindestens Windows 7 oder macOS 10.12. Apple-Computer, die nach wie vor unter El Capitan laufen, sind somit außen vor. Auch das Update auf Version 1.02 wird per SD-Card aufgespielt, der Updateprozess selbst dauert nur wenige Minuten.

Updates der Roland MC-707 erfolgen via SD-Card und dauern nur wenige Minuten. (Foto: Mijk van Dijk)
Updates der Roland MC-707 erfolgen via SD-Card und dauern nur wenige Minuten. (Foto: Mijk van Dijk)
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Praxis

Inbetriebnahme und loslegen

Fangen wir mal an: beim Start eines neuen Projekts erstellt die MC-707 per Default einen Drum-Track mit einer 909-Kit auf Track 1. Also erst mal einen Backbeat hinlegen. Wollen wir ein anderes Drumkit nutzen, können wir dies aus der Library oder einem Projekt laden. Dieses Power-Feature erinnert sehr an Ableton Live, wo man ebenfalls ganze Tracks aus dem Browser in ein Arrangement ziehen kann und tröstet etwas darüber hinweg, dass das Laden und Zuordnen von 16 eigenen Lieblings-Samples sich als langwieriges Getippe gestaltet. Einmal erstellte eigene Kits können also aus älteren Projekten schnell in neue geladen werden. Die Grundsounds wie Bassdrum, Snare, Clap, HiHat liegen bei fast allen internen Drumkits auf den gleichen Pad-Slots, so dass nichts dagegen spricht, verschiedene Drumkits für einen bereits programmierten Beat durchzuprobieren.
Bank A bietet 58 interne Kits, Bank B sogar 74. Natürlich sind neben der 909 auch alle anderen üblichen Verdächtigen aus dem Roland-Universum mit am Start: 808, 707, 727, 606, 626 und CR78. Anscheinend haben wir es hier nicht mit ACB-Emulationen wie bei der TR-8, sondern schlichten PCM-Samples zu tun, aber die klingen durch die Bank weg gut. Alle Drum-Kits können beim Browsen ohne Ladezeiten direkt über die Pads gespielt und begutachtet werden. Das geht sogar bei laufendem Sequenzer und mit den vorher programmierten Steps.

Roland MC-707 in Aktion. (Foto: Christine Mangels)
Roland MC-707 in Aktion. (Foto: Christine Mangels)

Per Edit-Menü haben wir Zugriff auf folgende Parameter jedes Drum-Instruments: Level, Tuning in Halbtonschritten (Coarse), Ausklingzeit (Release), die Intensität des Reverb-Sends und dann auf der zweiten Menü-Seite Fine-Tuning, Panorama, Hüllkurvenmodus (mit oder ohne Sustain) und den Delay-Send. Über die Instrument Edit Settings sind zudem mit Filtern und Hüllkurven sehr tiefgehende Eingriffe in das Sound-und-Triggerverhalten der einzelnen Drums möglich und natürlich stellt sich unwillkürlich die Frage, ob die MC-707 nicht auch so ganz nebenbei eine TR-8S ersetzen kann. Im Prinzip ja, wenn auch nicht ganz so intuitiv wie bei der TR-8S. Man hat pro Track schließlich nur drei Parameter pro Drumkit im direkten Zugriff. Natürlich könnte man mehrere Tracks für individuelle Drums reservieren, doch das wäre bei nur acht Tracks auch irgendwie Verschwendung. Das spontane Muten einzelner Drum-Instrumente ist machbar, hierfür hält man den Mute-Mode-Schalter gedrückt und schaltet dann einzelne Pads stumm.

Ausschnitt der MC-707 Drumkits

Audio Samples
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MC-707: 909-Kit MC-707: 808-Kit MC-707: 707 & 727-Kit MC-707: 606-Kit MC-707: 626-Kit MC-707: CR-78-Kit MC-707: Future Bass-Kit MC-707: Hip Hop-Kit MC-707: R&B-Kit MC-707: Drum&Bass-Kit MC-707: EDM-Kit MC-707: Trap-Kit MC-707: Reggae-Ton-Kit MC-707: 80s-Kit MC-707: 90s-1-Kit MC-707: 90s-2-Kit MC-707: Pop-1-Kit MC-707: Pop-2-Kit MC-707: Studio-1-Kit MC-707: Studio-2-Kit
Fotostrecke: 3 Bilder Roland-Geschwister: TR-8S und MC-707 stecken im gleichen Gehäuse. (Foto: Christine Mangels)

Tone Tracks in Aktion

Per Default legt die MC-707 als nächstes einen Tone-Track an. Hier wird man erst mal vom riesigen Angebot an Preset-Sounds förmlich erschlagen. Und genauso umfangreich sind die Programmiermöglichkeiten.
Die Synth-Engine ist mit vier Oszillatoren ausgestattet. Jeder dieser Oszillatoren kann entweder auf virtuell analoge Oszillator-Modelle (Sägezahn, Rechteck, dreimal Dreieck, zweimal Sinus, Ramp und „Juno“), 48 PCM-Modelle, die seit dem JP-8000 berühmt-berüchtigte Super-Saw, Noise oder eigene Samples von der SD-Karte zurückgreifen. Soll heißen: Pro Sound können hier auch bis zu vier eigene Samples gelayered, nachbearbeitet und im Mischkonsum mit den internen Quellen kombiniert werden.
Abgeschmeckt werden die Sounds per Multibandfilter, Amp-Hüllkurve und Fünfbandequalizer mit vollparametrischen Mitten. Schließlich gibt’s zusätzlich zu den beiden Sendeffekten pro Synthsound noch einen Inserteffekt mit 90 Programmen. Gefreut habe ich mich über Emulationen historischer Roland Effekte wie den Dimension D („Space-D“), CE-1, SDD-320 und „Juno-60-Chorus“ mit prägnantem Ping-Pong-Rauschen. Leider hat der Inserteffekt keine Mixstufe für den Wet/Dry-Gehalt, was gerade bei Effekten wie Delay sehr nützlich wäre.
Im Übrigen ist man nicht auf einen Sound pro Track limitiert. Als Soundsource kann „Track“ oder „Clip“ definiert werden. Im Clip-Modus greift jeder Clip auf einen beliebig wählbaren Sound zurück. Der Grundrythmus mit 808-Sounds und im Break dann ein brachiales EDM-Kit können also auf einem Track stattfinden, was bei der doch beschränkten Anzahl von nur acht Tracks ein sehr wertvolles Feature ist. Selbsterstellte „Tones“ können nicht separat in einer Library gesammelt werden, sondern werden mit dem jeweiligen Projekt abgespeichert. Dank der Project Import-Funktion stehen sie aber auch für andere Projekte zur Verfügung.

Ausschnitt des MC-707 Soundangebots

Audio Samples
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MC-707: JP-8-Strings MC-707: E-Piano MC-707: Breathy Bubbles MC-707: Electropop MC-707: Hoover Lead MC-707: MKS-50-Bass MC-707: JP8-Pad MC-707: Orgel MC-707: Trap FX MC-707: Sweep Stab MC-707: Super Saw MC-707: Trap Synth

In der „zweiten Reihe“ steht die Modulationskette, zu der neben einem LFO, Hüllkurven für Filter und Pitch auch eine Matrix gehört, in der zwei Modulationsziele definiert werden können. Das allein ist nur der „Easy Modus“ für einfache Anpassungen. Wer noch tiefer in die Materie eindringen will, gönnt sich den „Partial Modus“. Hier können wir jedem einzelnen Oszillator das ganze Set an Nachbearbeitungsmöglichkeiten geben und das ist schon ziemlich mächtig für eine Hardware-Groovebox. In der Grundeinstellung sind die acht Slots acht verschiedenen MIDI-Kanälen zugeordnet. Diese können individuell konfiguriert werden. Ein Betrieb als reiner „MIDI-Expander“ ist ebenfalls problemlos möglich.  Ob man nun also lediglich die vielen Preset-Sounds nutzt oder ganz tief in die Soundprogrammierung einsteigt: das hervorragende Soundangebot ist eine der ganz großen Stärken der MC-707.

Fotostrecke: 4 Bilder Die internen Synths können sehr tief programmiert werden. (Foto: Mijk van Dijk)

MIDI-Aufnahme

Aufnahme von Drum-und Tone-Tracks ist in Realtime oder via polyphonem Step-Recording möglich. Vorher sollte allerdings noch die Länge des Patterns von einem bis 128 Steps eingestellt werden, dann kann’s losgehen. Das Realtime Recording über die Pads (Note-Modus) ist durchaus komfortabel und wer mit der ein-oktavigen Klaviatur (mit Oktav-Schaltern) zurechtkommt, braucht kein externes Einspielkeyboard. Leider fehlen hier die „Scales“, die zum Standard-Repertorie anderer moderner Sequenzer wie Akai Forceoder Toraiz Squid gehören, denn die hätten die Anzahl der direkt spielbaren Noten deutlich erhöht.
Für’s Step-Recording gibt es natürlich eine Reihe mit kleinen hintergrundbeleuchteten 16 Step-Buttons. Diese sind gummiert und reagieren nicht so flott wie bei der TR-8 oder TR-8S. Wer es gewohnt ist, bei Roland-Drummachines mal eben mit einem Strich über die 16 Plastik-Stepbuttons zu streichen, wird sich bei der MC-707 umorientieren müssen. Wird auf den Performance-Pads ein Drumsound angewählt, sieht man auf den Stepsequence-Buttons die programmierten Steps. Akkorde für polyphone Synths lassen sich ebenfalls im Step-Sequence-Modus programmieren. 
Für komplexere Drum-Programmierungen stehen bei gedrücktem Step-Button noch Anschlagsdynamik, Start, Mute und Sub-Steps wie z. B. Flams zur Verfügung. Mit „Start“ können Noten vorgezogen oder etwas später abgespielt werden. Mute ist ein prozentualer Wahrscheinlichkeitswert. Bei 33% z. B. besteht eine Drittel-Wahrscheinlichkeit, dass der entsprechende Step nicht abgespielt wird und das ist für abwechslungsreiche Patterns interessant. Elektron-User kennen dieses Feature als „Conditional Trigs“.

Fotostrecke: 3 Bilder Stepsequenzing einfach gemacht: Pad anwählen, Steps programmieren. (Foto: Christine Mangels)

Grid-Mode

Softwareseitig lässt das Grid des MC-707 16 Clips auf je acht Spuren zu. Trotz dieser Einschränkung ist das für die meisten Anwendungen mehr als genug, schließlich können wir hier alle Clips miteinander kombinieren. Durch die hardwaremäßige Beschränkung auf nur zwei mal acht Slots sind virtuose Kombinationen jedoch nur mit viel Überblick auf dem Display machbar. Es wäre wunderbar, wenn man zum Beispiel ein optionales Novation Launchpad an den MC-707 anschließen könnte. Bei einer Laptop-basierten DAW wäre das kein Problem, bei einer Hardware-DAW müssen wir nehmen, was da ist. Immerhin können durch Scene-Buttons acht Clip-Kombinationen gestartet werden, entweder in einer Reihe – wie bei Ableton – oder aber frei programmiert, wie die Pattern-Sets beim Toraiz Squid.
Die Clips können eine maximale Step-Länge bis zu 128 Steps aufweisen, sie können individuell geshuffelt und in der Laufrichtung variiert werden (vorwärts, rückwärts, vorwärts und rückwärts, invertiert und zufällig). Schließlich lässt sich auch das Metrum verändern (1/8tel, 1/16tel, 1/32tel sowie diverse triolische Muster), praktisch auch für alle, die acht Takte lange Loops programmieren wollen und dann mit dem 1/8-Metrum Vorlieb nehmen.

Im Grid-Modus starten wir mit den Performance-Pads so wie bei Novation Launchpad oder Akai APC40 die Clips der Roland MC-707 ein. Leider sind dafür nur zwei Reihen vorgesehen. (Foto: Christine Mangels)
Im Grid-Modus starten wir mit den Performance-Pads so wie bei Novation Launchpad oder Akai APC40 die Clips der Roland MC-707 ein. Leider sind dafür nur zwei Reihen vorgesehen. (Foto: Christine Mangels)

Motion Recording

Alle Parameter, die den drei Potis pro Kanal zugewiesen werden, können auch per Motion Recording automatisiert werden. Allerdings bezieht sich die Aufnahme auf den Knopf, nicht auf den Parameter. Wurde das Motion-Recording beispielsweise mit Pitch Fine-Assign aufgenommen, dann aber das Poti einer anderen Funktion zugeordnet, z. B. Reverse, dann wird das Motion Recording auf diese Funktion angewendet. Ist man nicht zufrieden mit der Automation, kann diese supereinfach wieder gelöscht werden (Motion ON + Poti drehen).

External Input

Über den External Input finden Kondensatormikrofone, Mono-und-Stereoquellen bei der MC-707 Anschluss. Für das Sampeln von Loops stellen wir im Input Menü die gewünschte Taktzahl ein und bei laufendem Gerät wird taktgenau gesampelt.  Aber wie hören wir, was da reinkommt? Fast scheint es, als hätten die Roland-Entwickler den Volumenregler für den External Input vergessen. Dabei ist es ganz einfach: Input drücken und am grün umleuchteten Eingaberad drehen, schon wird die Lautstärke hochgezogen. Muss man nur draufkommen.

Input drücken und am Rädchen drehen, schon hören wir den externen Eingang. (Foto: Christine Mangels)
Input drücken und am Rädchen drehen, schon hören wir den externen Eingang. (Foto: Christine Mangels)

Sampling

Anders als die TR-8S kann die MC-707 tatsächlich selbst sampeln und hat dafür zwei Eingänge auf der Rückseite. Allerdings sind diese für’s Loop-Sampling vorgesehen: Audio wird bei laufendem Sequenzer taktgenau aufgenommen und sofort nach Ende der Aufnahme geloopt wieder abgespielt, bei Geschwindigkeitsänderungen auch timegestretched und mit veränderbarer Tonhöhe, genauso wie bei Ableton-Clips in der Session-View. Sampeln wir nur einen Drumsound in einen Audiotrack, würde die MC-707 diesen ebenfalls loopen. WAV-Files für die Drum-und-Tonetracks führt man also besser per SD-Karte zu.
Das Laden von Loops von der SD-Karte ist ebenfalls bei laufendem Sequenzer möglich. Für das Laden der Kartenübersicht braucht die MC-707 allerdings ein paar Sekunden und in dieser Zeit ist kein Zugriff auf die Maschine möglich, nicht mal Start oder Stop. Nach dem Laden werden die Samples ohne weiteres Zutun sofort geloopt. Sind sie nicht präzise geschnitten, können die Start und Endpunkte sowie die Taktzahl schnell und bequem im Soundedit-Menü justiert werden. Und im True-Ableton-Style kann natürlich jeder Clip eines Looper-Tracks ein anderes Sample beinhalten.

Die Roland MC-707 im Mute-Modus. Über die gelben Pads wird stummgeschaltet, über die grünen Pads wird der Clip gestoppt. (Foto: Christine Mangels)
Die Roland MC-707 im Mute-Modus. Über die gelben Pads wird stummgeschaltet, über die grünen Pads wird der Clip gestoppt. (Foto: Christine Mangels)

Sample Import

Als nächstes möchte ich bereits geschnittene Audiostems eines meiner Songs für einen Live-Auftritt in die MC-707 laden. Dafür habe ich den Folder mit allen Samples auf die SD-Card gezogen. Keine gute Idee: Der MC-707-Browser erkennt keine Folder. Auch AIFs werden nicht erkannt. Sämtliche zu ladenden Sounds müssen WAVs sein und sich im „SAMPLE“-Folder der SD-Card befinden. Das bedeutet bei vielen Sounds dann auch wieder viel Scrollen. Wohl dem, der seine Samples einigermaßen stringent benennt.
Die Timestretching-Qualität ist für Beats OK, für kritische Signale wie z. B. Pianos schlicht nicht gut genug. Per Default wird „Pitch/Stretch Type2“ von der MC-707 angewendet, der ist optimiert für percussive Signale, so wie der „Beats“-Algorithmus in Ableton Live. Für melodische Klänge sollte man „Pitch/Stretch Type1“ nutzen, der ein wenig besser klingt, aber längst nicht an die Klangqualität heranreicht, die wir mittlerweile von Software wie Ableton Live oder Traktor gewohnt sind. Bei den folgenden Audiobeispielen spiele ich zuerst einen typischen House-Beat-Loop, danach ein House-Piano zuerst bei 122 bpm, dann schneller bis 144 bpm, dann langsamer bis zur Minimalgeschwindigkeit von 40 bpm. Schließlich beide zusammen. Als Metronom dient ein schlichter Grundrhythmus von einem internen 808-Kit der MC-707.
Was bei den Tempoveränderungen neben den schnarrenden Artefakten der Loops auffällt ist, dass sich das Triggerverhalten der Loops anscheinend stets an der BPM-Zahl des Downbeats orientiert und dann im Laufe des Takts aus dem Timing läuft, wenn ich die Geschwindigkeit immer langsamer drehe.

Audioloops aus MC-707

Audio Samples
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Audio-Loop: Beat-Loop und 808-Beat von Roland MC-707 Audio-Loop: Piano-Loop (Pitch/Stretch Type 1) und 808-Beat von Roland MC-707 Audio-Loop: Piano-Loop (Pitch/Stretch Type 2) und 808-Beat von Roland MC-707 Audio-Loops: Beat-Loop, Piano-Loop und 808-Beat von Roland MC-707 Zum Vergleich: der Piano-Loop im Original (Mijk van Dijk – Ebony – BluFin Records)

Die ganz große Ernüchterung dann beim Laden der Samples: Nach acht viertaktigen Loops ist auch schon Schluss: Memory Full, Game Over. Von wegen sechs Minuten Samplezeit: Wie schon weiter oben erwähnt, beziehen sich diese Angabe von sechs Minuten stereo auf die „User-Samples“ für Tones und Drums. Für die Looper-Tracks sind jedoch gerade mal ca. 60 Sekunden eingeplant. Auch mit dem Kopieren von Loops lässt sich kein Sampleplatz sparen, denn wird ein Sample von einem Slot in einen anderen kopiert, wird das ganze Sample noch einmal neu angelegt. Der kopierte Clip greift also nicht auf das bereits im Speicher befindliche Sample zurück.
Das gleiche Bild beim direkten Samplern: Acht viertaktige Loops passen bei Tempo 123 bpm in den Speicher, dann sind 89% voll und ein neunter viertaktiger Loop ist nicht mehr möglich.  Wer kein Timestretching benötigt, sondern eher mit langen Drones und Effektsounds arbeiten will, kann beispielsweise ein Drumkit mit 16 langen Samples belegen. Dieser Speicherplatz geht dann aufs Konto der Sechs-Minuten-User-Samples. Dabei fiel mir auf, dass ein dreiminütiges Sample geladen wurde, ein vierminütiges war der MC-707 aber schon zu lang.
Sechs Minuten User-Sample-Platz versus eine Minute Loop-Sample-Platz – ich hätte mir das Verhältnis eher anders herum gewünscht. So muss man die MC-707 also vor allem als potente Soundmaschine mit großem Preset-Arsenal und sehr tiefgehender Klangsynthese begreifen, mit der Möglichkeit, einige timegestretchte Samples pro Projekt mitnehmen zu können. Für eine hauptberufliche Audioloop-Schleuder ist der vorgesehene Speicherplatz leider viel zu knapp bemessen. Aber Hand auf’s Herz: Es sind auch schon Hits mit deutlich weniger Speicherplatz geschrieben worden.

Fotostrecke: 4 Bilder Game over: die Roland MC-707 nimmt nur ca. 60 Sekunden Audioloops auf. (Foto: Mijk van Dijk)

Live on stage

Für einen Live-Test habe ich die MC-707 in den Berliner Maze-Club mitgenommen. Mein Setup bestand aus Traktor 3 Pro, die MC-707 wurde per virtueller MIDI-Clock von Traktor synchronisiert und an den Send/Return-Buchsen der MC-707 war noch ein analoges Effektgerät angeschlossen. Das erschien mir nötig, um dem sehr cleanen Klang der MC-707 ein wenig charakterstarken Schmutz zu verleihen. Druck ist hingegen genug da: Allein die schön tight synchronisierte 808-Bassdrum verlieh etwas schwachbrüstigen Tracks ordentlich Rumms im Frequenzkeller und gefiel mir wirklich gut.
Sehr praktisch ist im Live-Betrieb auch die Cue-Funktion zum Vorhören, wenn auch auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich. Im Mute Modus können wir einen Track zum Vorhören auf die Kopfhörer schicken und beim runtergezogenem Lautstärkeregler reinhören, bevor wir sie in den Mix einfaden. DJs kennen das von ihrem Mischpult. Gerade für Liveperformer oder bei Jam-Sessions ist das Gold wert. Der Cue-Status wird im OLED auch direkt dargestellt, Menschen ohne Adleraugen müssen den Mute-Modus aufsuchen und bei gedrückter Mode-Taste eines der unteren Pads drücken, die schimmern dann violett und das hell erleuchtete repräsentiert den ge-cueten Track. Etwas kompliziert, aber nach einer längeren Jam-Session hat man das verinnerlicht.
Präzise genug wurde auch gesampelt: Gefüttert vom zweiten Stereoeingang meines Traktor-Controllers und dank der taktgenauen Sample-Automatik lief der Traktor-Loop sofort in der MC-707 weiter. Aber: was macht man dann damit? In Traktor gibt es viele Möglichkeiten, einen Drumloop mit Beatmasher, Gate, etc. kreativ zu verwursten. Die MC-707 dagegen bietet Delay, Reverb, einen Multieffekt und auf den zweiten Kontrollregler gemapped die auf Dauer nur mäßig originelle Option, das Sample rückwärts ablaufen zu lassen. Um die Parameter des MFX den drei Echtzeitkontrollreglern zuzuordnen, muss man durch diverse Menüs steppen. Das macht man vielleicht in einer akribischen Liveset-Vorbereitung, aber ganz bestimmt nicht spontan während eines DJ-Sets oder einer Livejam-Session, wo man alle klangverändernden Optionen vorhersehbar und im direkten Zugriff haben möchte.
Zum Glück gibt’s die Möglichkeit, per copy/paste lediglich die FX/Knob-Zuordnung eines Clips auf andere Clips zu kopieren, aber mir hätte eine Option gefallen, bei der ich analog zur Soundquelle eines Tracks auch die Effekte für einen kompletten Track fest zuordnen könnte. Oder ich habe sie einfach nicht gefunden. Schön dagegen, dass man einen externen Effekt direkt per Send/Return in den Signalweg eines beliebigen Tracks oder auch der Stereosumme einschleifen kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Auswärtsspiel: im Sync mit Traktor machte die MC-707 als Loop-Sampler eine gute Figur. (Foto: Mijk van Dijk)

Scatter

Schließlich gibt es auch noch den oft ungeschätzten, weil recht plakativen Scatter-Effekt. Über die Pads lassen sich 16 vorprogrammierte (aber editierbare) Scatter-Varianten abrufen und einzelnen Tracks oder auch der Summe zuweisen. Problem dieses Inserteffekts: Er liegt entweder auf der gesamten Summe, oder aber nur auf einem Track. Ich habe mich also in der Live-Anwendung dafür entschieden, Track 8 für Audioloop-Sample-Action zu reservieren und sämtliche Scatter-Effekte ausschließlich hier durchzuführen. 

MC-707 und Rechner

Mein MC-707-Rendezvouz neigte sich dem Ende zu und ich hatte so einige schöne Loops und Sequenzen auf meinem Testgerät zusammengespielt. Da die Groovebox ihre Samples self-contained in den Projekten versteckt, wollte ich meine Lieblingsergebnisse noch flott in Ableton Live übertragen. Das geht ziemlich einfach und ist ein weiteres gutes Argument für die MC-707, selbst wenn man sonst eher „in the box“ arbeitet. Die Stereosumme und jeder der acht Groovebox-Tracks sind direkt via USB in der DAW adressierbar. Mit Ableton im USB-Clock Sync waren die Loops inklusive etwas Controller-Schrauberei in Windeseile in den Computer überspielt. Selbst den Audio-Input der Groovebox kann man direkt in die DAW routen. Im heimischen Bedroom-Studio macht die MC-707 somit als Klangexpander, Ideengeber und Soundkarte im Zusammenspiel mit dem Laptop eine gute Figur.

Ein stimmungsvoller Tipp zum Abschluss

Per Voreinstellung begibt sich die MC-707 bereits nach fünf Minuten in den Screensaver-Modus. In den Einstellungen lässt sich das Einsetzen des „Demo-Mode“ zwischen einer und 10 Minuten variieren oder auch ganz abschalten. Habe ich dann aber doch nicht gemacht, den im Gegensatz zu den Kinderdisco-Flashlight-Modi der ersten AIRA-Produkte erinnert mich der unaufgeregte Schlafmodus der MC-707 an eine sehr angenehme und beruhigende Mood-Light-Installation. Und auch LCD und LEDs können in Kontrast und Intensität schön an die jeweilige Situation (wie z. B. die verschiedenen Lichtverhältnisse in Studio, Club oder Open Air bei Tage) angepasst werden. Gut gemacht, Roland!

Dezente Farbgebung statt greller Kinderdisco. (Foto: Christine Mangels)
Dezente Farbgebung statt greller Kinderdisco. (Foto: Christine Mangels)

Roland MC-707 (no talking)

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Fazit

Roland hat mit der MC-707 sehr viel richtig gemacht und eine Groovebox erschaffen, die ihren Namen zu Recht trägt. Die Maschine strotzt vor guten internen Sounds und bietet alles, um eigene Tracks zu produzieren, auch mit eigenen Loops, die in akzeptabler Qualität timegestretched werden können. Einen voll ausgestatteten Audioloop-Sampler darf man jedoch nicht erwarten, dafür ist der Samplespeicher einfach viel zu klein. Deswegen ist dies auch kein „Ableton in Hardware“, trotz des kleinen Ableton-Grids im OLED. Wer jedoch eine kompakte geschlossene Arbeitsumgebung mit vielen guten Preset-Sounds sucht, die überschaubar zu bedienen ist und auch mal als Ideengeber und Soundkarte für den Rechner dienen kann, der sollte sich die Roland MC-707 unbedingt einmal anschauen.

PRO
  • Groovebox mit vielen MIDI-und-Audiofeatures
  • Ableton Live-mäßiges Grid
  • Intuitive Bedienung
  • Sehr viele und gute interne Sounds
  • Sehr detaillierte Programmiermöglichkeiten für interne Sounds
  • Alle klassischen Roland-Drummachine-Sounds an Bord
  • Vorhörmöglichkeit für einzelne Tracks (Cue-Funktion)
  • Zwölf Minuten Speicher für User-Samples (mono, 44,1kHz)
CONTRA
  • Nur acht Kanäle
  • Kein Song-Modus
  • Kein Arpeggiator
  • Kein Scale-Mode
  • Kein Loop-Overdubbing
  • Keine Undo-Funktion
  • Nur eine Minute Speicher für Loop-Samples
Roland hat mit der MC-707 eine Groovebox geschaffen, die ihren Namen zu Recht trägt.
Roland hat mit der MC-707 eine Groovebox geschaffen, die ihren Namen zu Recht trägt.

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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Mantec128 sagt:

#1 - 01.08.2021 um 21:31 Uhr

0

Viele der Kritikpunkte wurden inzwischen durch Updates behoben + noch einige Goodies mehr. Inzwischen währen 4.5 Sterne angebracht, auch in Anbetracht des gesunkenen Preises. Bitte in Erwägung ziehen (das gilt auch für andere Roland und Akai Geräte)!

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