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Pioneer DJ Toraiz AS-1 Test

Das kam dann doch überraschend: DJ-Equipment Hersteller Pioneer produziert in Zusammenarbeit mit Synthesizer-Guru Dave Smith einen analogen monophonen Desktop-Synthesizer. Nachdem schon den Toraiz SP-16-Sampler der Tief/Hochpassfilter des Sequential Prophet-6 zierte, hat der brandneue Toraiz AS-1 gleich eine komplette Stimme dieses hochgelobten Synthesizers an Bord. Dazu kommen Effekte, Sequencer und Arpeggiator, alles verschnürt in einem kompakten, bühnen- und kanzeltauglichen Gerät.

Details

Dave Smith selbst erklärt handschriftlich im Handbuch zum Pioneer DJ Toraiz AS-1: „Basierend auf der Prophet-6 Voice bietet er Old-School-Synthese, die gut in ein modernes DJ-Setup passt und ist ein idealer Standalone-Synth für schnellen Zugriff auf klassische analoge Sounds.“
Dazu befähigen den analogen, monophonen Synthesizer zwei spannungsgesteuerte Oszillatoren (VCO), spannungsgesteuerte Tief- und Hochpass-Filter (VCF) wie im Toraiz-SP-16 (aber ohne Drive-Regler), ein spannungsgesteuerter Verstärker (VCA), zwei Hüllkurven (EG) und ein LFO. Diese ziemlich komplette Synth-Architektur entspricht einer Stimme des hochgelobten DSI Prophet-6. Dazu kommen zwei vom „großen Halbbruder“ geerbte digitale Effektmodule. FX1 bietet die Wahl zwischen Eimerketten-Delay (BBD aka Bucket Brigade Delay), Distortion oder Ringmodulator. FX2 hat lediglich Chorus und Phaser im Angebot. Beide FX-Units können entweder parallel oder in Reihe genutzt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Gut verpackt …

Der AS-1 kommt mit einem relativ großen Soundspeicher von zehn Bänken mit jeweils 99 Programmen (fünf Werksbänke, fünf identische Benutzerbänke). Das sind satte zweimal 495 Presets, designt vom Dave Smith Team. Die Presets wurden wirklich liebevoll und programmatisch programmiert. So gemahnt gleich das erste Preset mit dem Namen „BA Pro-One“ daran, dass auch der Sequential Circuits Pro-One eine Stimme des Prophet-5 war und der AS-1 die gleiche DNA in sich trägt. Und bei vielen Sequenzen hatte ich sofortige Déjà-vu-Momente an eine Zeit, wo ein Prophet-Sound noch beinah unerschwinglich teuer war.

Audio Samples
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Preset: U1 P33 LD-NuElectricFriend Preset: U1 P54 LD-HouseTrax Preset: U1 P77 HH-InstantIntro Preset: U2 P08 BA-SourceOrdBass Preset: U2 P86 BA-10sions

Andere Presets zeigen eindrucksvoll, wieviel Klangfülle und Nuancen der AS-1 aus nur einer analogen Stimme herausholt: Strings, Hooks, Dreamy Arpeggios, Knarz und synthetische Drums, alles da.

Audio Samples
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Preset: U2 P37 PD-Survivor Preset: U1 P08 LD-EightyCore.wav Preset: U1 P06 AR-AnxiousArp Preset: U2 P52 BA-SliderRootKey Preset: U2 P83 DR-Bassixteen Preset: U1 P01 BA_Pro-One

Natürlich dürfen beim AS-1 auch ein paar typische EDM-Hype-Sounds nicht fehlen, aber insgesamt gibt sich der Toraiz ganz in Prophet-Tradition eher klassisch mit vielen liebevoll programmierten 80er Jahre Miniaturen.
Jedes Programm merkt sich nicht nur sämtliche Soundparameter, sondern auch die Sequenz und die Arpeggiator-Einstellungen. Eine Sequenz mit verschiedenen Sound-Presets auszuprobieren ist dank „Lock Sequence“ kein Problem: Beim Wechsel des Presets ändert sich zwar der Sound, nicht aber die Sequenz.

Kompakt, aber kein Leichtgewicht: der Toraiz AS-1 ist Heavy Metal – mit Plastekanten.

Äußerlichkeiten

Eine komplette Prophet-6-Stimme wird mit vielen Parametern geformt, aber gesteuert werden die Echtzeitsoundveränderungen am Toraiz AS-1 durch lediglich fünf Potis mit silber-schwarzen old-schoolig angehauchten Kappen. Sie regeln die Filter sowie Attack und Decay/Release beider Hüllkurven. Das Poti für den LFO ist ebenso wie vier weitere als Endlosregler ausgelegt, diese jedoch in Mattschwarz. Dadurch wirkt das Design des AS-1 von weitem durchaus puristisch.
Die Endlosregler sind allesamt für tiefer greifende Parameteränderungen zuständig, die im brillanten schwarzweißen OLED-Display angezeigt werden. Bonbon-bunte Pads und Buttons hat sich Pioneer glücklicherweise verkniffen. Der Toraiz AS-1 sieht seriös und professionell aus und ähnelt mit seiner Folientastatur ein wenig einem aufgepimpten KORG Monotron. Im Gegensatz zum kleinen Pocket-Synth steckt der Toraiz aber in einem relativ großen schweren Metallgehäuse mit robusten Seitenteilen aus Hartplastik und ist mit 1,4 kg auch kein Leichtgewicht. Er sitzt satt auf dem Tisch und rutscht kein bisschen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Toraiz AS-1 ist nicht so bonbon-bunt wie manch anderes modernes Geru00e4t.

Die 13 „Tasten“ auf der Folientastatur sind leicht, aber spürbar erhöht, sodass man nicht im Ungewissen „tappt“. OK, es ist kein Roli Seaboard, aber so lasse ich mir ein Touchstrip-Keyboard durchaus gefallen.
Durch zwei Oktavschalter lässt sich der Tastaturbereich auf fünf Oktaven erweitern. Ein weiterer Touchstrip mit acht roten LEDs befindet sich links am Gerät, den kennt man schon vom SP-16. Dem sogenannten „Slider“ sind sieben Funktionen zugeordnet, deren Intensität sich in 254 Schritten positiv oder negativ einstellen lässt: Oszillatorfrequenz 1 und 2, Lowpass, Hipass und LFO-Amount sowie die Lautstärke beider Effekteinheiten.
Mit dem Slider das Delay halb auffahren und den Chorus gleichzeitig ganz, dazu noch etwas LFO-Geblubber, das klingt dann schon ganz schön gewaltig. Dadurch wird der Slider zum Action-Fader, der ein wenig über die recht schmale Anzahl an Hardware-Reglern hinwegtröstet. Die Latch-Taste ist sozusagen die Hold-Taste für den Slider.
Auch der Arpeggiator hat neben dem An/Aus-Schalter eine Hold-Taste auf der Geräteoberfläche. Mittig über der Tastatur befinden sich Play/Stop und Record-Taste. Aufnahmen sind nur im Step-Modus möglich, Live-Recording ist leider nicht vorgesehen.

Die “aktionslastigen” Regler sind optisch hervorgehoben.

Die Rückseite ist solide bestückt: Neben dem Powerschalter befindet sich der Anschluss für den „Line Lump“ aka Netzteil. Per USB kann der AS-1 an den Computer MIDI senden und empfangen, am wichtigsten ist hier jedoch die Anbindung an den optional erhältlichen Editor. Dazu später mehr.
Die Funktionalität der beiden fünfpoligen DIN-MIDI-Buchsen für In und Out/Thru kann im „Global Menü“ bestimmt werden. Über den Trigger-Eingang kann man den Toraiz per Fußschalter starten und stoppen. Entsprechende An/Aus-Befehle werden aber auch durch Triggerimpulse von Step-Sequencern und Modularsystemen gesendet. Zwei Klinkenbuchsen für den Stereoausgang, eine große Kopfhörerbuchse sowie ein Kensington-Lock gegen Langfinger machen die Rückseite komplett.

Solide Anschlüsse auf der Rückseite des Toraiz AS-1: überschaubar und fast schon klassisch.
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Praxis

Der Sequencer an Bord des TAS-1 kann bis zu 64 Schritte im Step-Sequence-Modus aufzeichnen. Live-Recording ist nicht möglich. In dieser Hinsicht ähnelt der AS-1-Sequencer klassischen Geräten wie Rolands TB-303 oder MC-202. Auch bei diesen kleinen Kisten muss der Musiker die Noten Schritt für Schritt einprogrammieren, anstatt sie intuitiv live einzuspielen zu können.
Aufgepasst: Wird das Programm vor dem Umschalten nicht gespeichert, sind alle Änderungen in Sound und Sequenz nur noch Geschichte. Und zum Umschalten muss nur der falsche Endlosregler bewegt werden und schon ist das bearbeitete Programm unwiederbringlich verloren. Also Vorsicht!
Aber ist die Sequenz erst mal im Kasten, geht der Spaß auch schon los. Mit leichtem Druck auf die Folientastatur transponieren und bei laufendem Sequencer die Länge der Tonfolge taktgenau verändern, geht sehr intuitiv von der Hand. Ich habe exklusiv für Bonedo einen kurzen Song produziert, auf dem sämtliche Sounds, also auch Drums und Percussion, jeweils einzeln und live Spur für Spur aus dem Toraiz AS-1 aufgenommen wurden. Drums, Percussion, Bass, Melodien und Pads: Der Song zeigt ganz gut das Klangpotential des Toraiz AS-1.

Audio Samples
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Demosong: U1 P01 BA Pro-One

Toraiz AS-1 Modus

Ob man den Toraiz jetzt als Sequencer mit 2 x 495 Patterns und zugehörigen Sounds versteht oder als Synth mit 2 x 495 Sounds und dazugehörigen Sequenzen: Fast 1.000 Programme sind eine Menge Holz. Um bei Performances den Durchblick zu behalten, lassen sich 13 Favoriten für den direkten Zugriff auf die Folientastatur legen.
Die bereits seit August 2016 erhältliche Sample-Workstation Toraiz-SP16 hat in ihrer neuen Version 1.30 u.a. neben den Track Types Audio, Thru und MIDI auch einen „Toraiz-AS-1-Modus“ spendiert bekommen. Leider ist dieser Modus noch nicht besonders gut dokumentiert. Er ist da, aber weder im Handbuch noch im Internet findet man darüber bislang verlässliche und nachlesbare Informationen.
Vereinfacht gesagt: Bank Change und Program Change lassen sich hier festlegen, ebenso die Scale. OK, geht im normalen MIDI Track Type auch, allerdings korrespondieren hier die Nummern der Bänke und Programme präzise miteinander.
Der Toraiz AS-1 Modus ist quasi ein „Super MIDI Track Type“, ein via MIDI angeschlossener AS-1 kann somit immer mit dem passenden Programm zur gewählten TSP-16-Scene spielen. Das ist ganz praktisch. Leider springt jedoch das Menü nach Eingabe immer wieder zurück auf die Track Menu Page.
Noch praxisnäher wäre es, wenn man via Programm Change Page die Sounds des AS-1 durchscrollen und in einer Art „Audition Mode“ vorhören könnte. Aber zur erneuten Programmauswahl muss man stets erst wieder ins Program Change Menü, auswählen, bestätigen und dann springt man wieder ins Track Menü. Dann doch lieber die Programs direkt am TAS-1 durchtesten und dann erst am TSP-16 einstellen.
Der AS-1 Modus ist auch nur für die MIDI-Kommunikation zuständig. Möchte man den Synth auch über den Input des TSP-16 abhören, muss das über einen weiteren Thru-Track geschehen. MIDI-Out und Audio-In, ähnlich wie bei den „External Instruments“ in Ableton Live, ist nicht möglich.
Wird der AS-1 vom Toraiz SP-16 im „AS-1 Modus“ gesteuert, fällt das Fehlen eines Liveaufnahme-Modus nicht so ins Gewicht, denn am TSP-16 können natürlich Sequenzen live und in Echtzeit und mit Skalenunterstützung programmiert werden.
Eigentlich müssten auch Program Changes pro Pattern möglich sein, Parameter-Aufzeichnungen für Klangveränderungen im Pattern, denn über die Softbuttons des TSP-16 lassen sich dedizierte Parameter des AS-1 kontrollieren. Aber zumindest im Test konnte ich solcherlei Aktionen nicht aufnehmen.
Der AS-1-Modus des Toraiz SP-16 ist zwar noch nicht ausreichend dokumentiert, aber was sich schon sagen lässt: Wenn DJ in der Booth ein komplettes Pioneer Pro-Link-System mit CDJ-2000NXS, DJM-900NXS und den beiden Toraiz-Geräten vorfindet, lässt sich nun per USB-Stick nicht nur der TSP-16 mit Samples befüllen, nein, die Sequenzen für den Toraiz AS-1 an Bord des TSP-16 sind dann auch gleich mit dabei.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Toraiz SP-16 Sample-Sequencer hat ab Version 1.30 einen Track Type u201eToraiz. AS-1 Modusu201c mit an Bord

Arpeggiator

Sehr schön, dass Pioneer neben dem Sequencer auch noch einen Arpeggiator dazugelegt hat. Allein damit kann man live und spontan schon unglaublich viel anfangen. Auf der Oberfläche des AS-1 lässt sich der Arpeggiator zwar lediglich aktivieren und auf „Hold“ schalten, doch per Parameter-Regler offenbaren sich dann die ausgefuchsteren Einstellungen.
Als Modi sind Up, Down, Up+Down und Random vorgesehen. Die Range kann eine, zwei oder drei Oktaven betragen. Den Parameter „Time Division“ teilt sich der Arpeggiator mit dem Sequencer. Hier sind Zeiten von 2, 4, 8, 16 und 32 Trigger-Impulsen möglich, für die Sechzehntel auch triolische und Swing-Variationen, für die Achtel noch zusätzlich gepunktete Achtel.
Leider muss der Arpeggiator ohne Quantisierung auskommen. Möchte man live Arpeggios triggern, was mit der Folientastatur problemlos möglich ist, sollte man nicht nur Noten- sondern auch Timing-sicher sein: Das Arpeggio läuft zwar schön im Sync mit, aber nur so tight, wie man die Trigger-Noten gedrückt hat. Wünschenswert wäre hier eine Quantize-Funktion für das nächste Update. Und wo wir schon beim Wünschen sind: Auch eine einstellbare Swing-Funktion würde gut tun.

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Sync Problems

Was mich mehr stört als solche Umständlichkeiten: Die Synchronisation des AS1 läuft nach dem Umschalten mit jedem Wechsel mehr aus dem Ruder, es sei denn, man startet den Master Clock Sequencer neu. Dabei ist es auch egal, ob man sich im „Lock Sequence Mode“ befindet. Das ist so nicht live-tauglich, hier sollte Pioneer DJ dringend nacharbeiten.
Zu den Audiodateien: Beim Umschalten der Programme im Audiobeispiel 1 verliert der AS-1 den Sync zur Master Clock. Hier ein Beispiel im „Lock Seq Modus“, bei dem trotz Programmwechsel die Sequenz gleichbleibt. Auch im zweiten Beispiel verliert der Synth den Sync nach dem Umschalten der Programme, diesmal jedoch ohne „Lock Seq“, wobei jeder Sound seine eigene Sequenz mitbringt. Beim dritten Beispiel ist der TAS-1 selbst der MIDI Clock Master und bringt beim Schrauben an den Cutoff- und Resonance-Reglern sogar das Timing des MIDI Slaves TSP-16 durcheinander. Pioneer sollte hier dringend nacharbeiten.

Audio Samples
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Toraiz AS-1 als MIDI Clock Slave des Toraiz SP-16 Toraiz AS-1 als MIDI Clock Slave des Toraiz SP-16 Toraiz AS-1 als MIDI Clock Master für den Toraiz SP-16

Editor

Am Toraiz AS-1 lassen sich die üppig vorhandenen Parameter auch am Gerät selbst über das OLED und die Endlosregler verstellen. Aber das ist so kompliziert und langwierig wie an einem 80er-Jahre MIDI-Expander. Da kommt der von Pioneer offiziell unterstützte Editor für den Toraiz AS-1 für Mac (ab OSX 10.5) und PC (ab Windows XP) au der Firma Sound Tower gerade recht.
Bereits die „Light-Version“ ist ein absolut empfehlenswerter Zusatz: Hier sind alle verfügbaren Parameter des Toraiz AS-1 aufgelistet und die Bedienung erfolgt bidirektional. Die „Pro-Version“ bietet für 39 Dollar Library-Funktionen und mit „Program Genetics“ und „Program Morpher“ tiefere Eingriffe in die Soundherstellung, dazu Sequencer-, Arpeggiator- und Filter-Templates sowie unlimitierte sogenannte „Phantom Program Banks“. Sequenzen auf dem Bildschirm programmieren geht aber auch mit der kostenlosen LE-Variante, die unbedingt empfehlenswert ist, um einigermaßen intuitives Sounddesign mit dem Toraiz zu betreiben.
Im Sequence-Fenster lassen sich die MIDI-Noten bequem mit der Computermaus einfügen und verändern und gemeinsam mit dem editierten Sound wieder in der Hardware abspeichern.
Im Editor lässt sich auch gut beobachten, wie der Decay/Release-Regler der Hardware auf gleich vier Parameter in der Engine zugreift, alle synchron beeinflusst und eventuell vorhandene Nuancen grob glattbügelt. Der AS-1 ist eben eine Rampensau.
Und das definierte Sounddesign erfolgt am besten am Editor. Denn viele Sounds leben von den verschiedenen Settings in den Hüllkurven, die durch einmaliges Bedienen des „Decay/Release“-Reglers gnadenlos auf den gleichen Wert gedrängt werden. Schöner wäre es, wenn dieser Regler proportional auf die verschiedenen Envelopes zugreifen würde, sodass die ursprünglichen Werte modulierbar bleiben.
Im Editor erfolgt auch die dynamische Zuweisung von bis zu sieben Parametern zum Touchstrip. Besonders bieten sich hier die beiden FX-Mix-Funktionen an, denn dafür ist kein weiterer physikalischer Regler vorgesehen. Am AS-1 das Filter aufziehen und langsam per Touchstrip den sich öffnenden Sound ins Delay fahren, taugt schon mal für aufregende Effekte und wird sicherlich von Toraiz-Artists öfters zu hören sein.

Fotostrecke: 5 Bilder Im kostenlosen Editor wird deutlich, wieviele Parameter der Toraiz AS-1 zur Verfu00fcgung stellt.

Live on Stage

Ich hatte während der Testphase die Gelegenheit, den Toraiz AS-1 in die freie Wildbahn auszuführen und mit ihm auf der Liquid Sky Berlin Jam Session im Rahmenprogramm der Superbooth17 zu spielen. Die Funktionalität eines Geräts erschließt sich schließlich oft erst in der Live-Situation.
Trotz der angesprochenen Sync-Probleme beim Umschalten der Sounds hat sich der AS-1 in meinem Live-Setup außerordentlich gut geschlagen. Er lässt sich im MIDI-Slave-Modus in einem bereits laufenden Setup stoppen und wieder neu einstarten, wovon ich dann auch häufig Gebrauch gemacht habe.
In meinem Gerätepark, bestehend aus KORG Electribe ER-1 für die Beats, Twisted Electrons Acid8 für den Bass und Animoog auf dem iPhone für die sphärischen Klänge, war der Toraiz AS-1 für die markanten, hookigen Sounds zuständig und erfüllte diese Aufgabe mit Bravour.
Allerdings sollte man seine Programs bereits vorher ins Trockene bzw. den Toraiz gebracht haben, denn durch seine eingeschränkten Echtzeit-Zugriffsmöglichkeiten und dem nicht sehr intuitiven Step-Recording eignet sich der AS-1 mehr zur Variation bereits programmierter Sounds und Sequenzen.
Neben dem Live-Betrieb scheint die DJ-Booth der ideale Spielplatz für den Toraiz-Synth zu sein. DJs können aus einem riesigen Arsenal von fast 1.000 Sequenzen mit analogen Sounds auswählen, die dank seiner Prophet-DNA absolut beeindruckend klingen. Das Spielen mit den vorprogrammierten Patterns macht zudem enorm viel Spaß. Letztlich ist auch noch das Zusammenspiel mit dem Toraiz SP-16 ein Argument, da er sich via Pioneer Pro-Link mit den CDJ-2000NXS synchronisieren lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Angenehm dezenter Look: der Toraiz AS-1 live auf der Bu00fchne
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Fazit

Der Toraiz AS-1 ist rein von seinem Sound, seiner Verarbeitung und seinen Features ein absolut interessanter analoger Mono-Synthesizer. Die vorhandenen Regler bieten Echtzeitzugriff auf die wichtigsten Parameter, die viel mächtigere Sound-Engine kann durch den optionalen Sound-Editor wie ein Plug-in programmiert werden. Für manche Klangfarbe sind fünf Regler jedoch ein zu breiter Pinsel, oft wäre mehr Echtzeitzugriff auf die Sound-Elemente wünschenswert. Pioneer DJ empfiehlt die Zusammenarbeit mit dem Sample-Sequencer Toraiz SP-16, der – ganz großer Bruder – für den kleinen AS-1 seit Systemversion 1.30 einen eigenen Tracktype-Modus bereithält. Umso mehr verwundert es, dass der Toraiz AS-1 in einer grundlegenden Funktion schwächelt, die einem Hardware-Sequencer eigentlich ganz zuerst ins Pflichtenheft geschrieben sein sollte: grooven! Dass ein Gerät aus dem MIDI-Sync fällt, wenn man bei laufendem Betrieb die Programme umschaltet, ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Das habe ich das letzte Mal vor 25 Jahren erlebt, als die Prozessoren noch langsam waren und MIDI eine halbwegs aktuelle Schnittstelle. Ich hoffe, dass Pioneer DJ hier dringend nachbessert. Wer Noise und schräge Sounds braucht und live im Groove Sounds und Sequenzen immer neu programmieren möchte, sollte woanders suchen. Dafür gibt es jede Menge kleine Lo-Fi-Spezialisten. Der Toraiz AS-1 möchte gut vorbereitet mit fertig programmierten Sounds und Sequenzen auf die Bühne geschickt werden. Dann kann er seine Stärken ausspielen.
Wer eine Prophet-6-Stimme im kompakten Hardware-Format benötigt, sollte sich den Synthesizer von Pioneer DJ unbedingt anschauen. Für DJs, die ihre CDJ-Performance nicht nur mit Samples vom Toraiz SP-16, sondern auch mit live geschraubten Synth-Sequenzen würzen wollen, ist das Teil ein Muss!

PRO
  • edler Sound
  • eine komplette Stimme des Prophet-6
  • Step-Sequencer und Arpeggiator
  • Lock Sequence Modus
  • spielbares Touchstrip Keyboard
  • updatefähig
  • gute Presets
  • komfortabler 3rd Party Editor
CONTRA
  • kein Live-Recording-Modus
  • Presets fallen beim Umschalten aus dem Sync
Die “aktionslastigen” Regler sind optisch hervorgehoben.
Kommentieren
Profilbild von Mirko

Mirko sagt:

#1 - 27.09.2019 um 12:19 Uhr

1

Ja, Sound ist OK, ABER...* modewheel lässt sich nicht als Modulations-Source einstellen, also vie DAW nicht nutzbar
* slider ist nicht über Midi ansprechbar (hatt keine Adresse), also in DAW nicht nutzbar
Was für mich schon mal KO-Kriterien sind.
On top ABER...
* Editor-Software funktioniert, nur Editor-Plugin (extra) verliert Midi-Einstellungen und muss immer wieder komplett neu geladen werden. Keine Reaktion vom Software-Anbieter!Fazit für mich: Innerhalb einer DAW nicht geeignet. Ging wieder zurück!
Eine Stimme "Klang auf höchstem Niveau" ist für "das" Geld nicht genug ;)

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