Pioneers DDJ-XP1 ist ein Pad/FX-Controller für DJs, die eine Kommandozentrale für die DVS- und DJ-Funktionen der Software rekordbox dj suchen. Das Gerät fühlt sich am wohlsten zwischen zwei Turntables mit Pioneer Interface 2 respektive einem rekordbox dvs zertifizierten DJ-Mixer oder einem Pioneer-MIDI-Controller mit allzu mageren Bedienelementen. Der Controller kostet 259 Euro, also grade mal so viel wie die beiden inkludierten Lizenzen für rekordbox dj und dvs. Der nachfolgende Artikel verrät, wo die Stärken und Schwächen des DDJ-XP1 liegen und wie er sich im Praxistest schlägt.
Details
Das ist schon ein ordentliches Brett, was sich hier aus der Verpackung schält, aber wenn man sich vor Augen hält, was der DDJ-XP1 alles kann, ist er doch noch recht kompakt geraten. 33 x 24 x 4,4 Zentimeter betragen die Maße, das Gewicht liegt bei transportfreundlichen 1500 Gramm. Zum Lieferumfang gehören neben Controller, Kabel und Beipackzetteln auch die Lizenzcodes für rekordbox dj und dvs. Die Verarbeitung des Kunststoffgehäuses gefällt und für die meist beleuchteten Tasten und den Touchstrip wurden adäquate Größen gewählt. Anschlussseitig gibt es nicht viel zu erzählen, da lediglich zwei “Strippen” verbunden werden können, nämlich das USB-Kabel und ein Kensington-Schloss.
Im oberen Controller-Drittel dirigiert eine Heerschar an Tasten diverse Funktionen wie manuelle und automatische Loops, Sampler-Bänke und (Pad-)Pages, Master-Tempo, Quantisierung, Slip, Reverse und die Decks 3 und 4 via Shift, um schon mal einen ersten Überblick zu geben. Ebenso kann man die Decks beatsyncen und das Master-Tempo vorgeben, zwischen internem und relativem Abspielmodus umschalten und natürlich durch die Musikbibliothek browsen und Titel in die Software-Player laden. Soweit gängiges DJ-Controller-Prozedere. Neu ist der Silent-Cue, der euren Track solange mutet, bis ihr einen Hotcue triggert. Damit können Hotcues auch „ungehört“ angelegt werden. An den Außenflanken sind zwei Touchstrips platziert, die nicht ganz fingerbreit ausfallen und eine Länge von gut zehn Zentimetern besitzen, ähnlich wie Pitchfader am DJ-Turntable. Hiermit lassen sich FX-Parameter der „Slide-FX“ steuern.
1/2 Navigation, Beatsync und allerhand Beiwerk bietet das obere Drittel.
2/2 Pro Deck stehen16 Trigger-Pads zur Verfügung.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Pioneer DJ-Controllern, sei es ein DDJ-SP1, ein DDJ-SX2 oder auch ein XDJ-RX2, kommen pro Deck 16 Trigger-Pads und nicht nur acht zum Einsatz, was eher dem Look einer Maschine oder eines Kontrol F1 entspricht. Die Pad-Sektionen bieten verschiedene Performance-Modi. Ein simpler, aber effektiver Pad-Editor dient zum Konfigurieren der Performance-Pads. Dazu gleich mehr.
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Praxis
Der DDJ-XP1, der mittlerweile auf einem Ständer hinter dem DJM-750MK2 Platz genommen hat, flankiert von zwei PLX-Turntables, wird mit dem MacBook verbunden und zeigt unter Strom zunächst einmal ein Farbspektakel in Blau-Lila, das man so ähnlich vom Serato-Geschwistermodell kennt. In Verbindung mit rekordbox dj gibt´s dann die volle RGB-Pracht. Fürs Protokoll: Das Teil funktioniert nicht direkt am XDJ-RX2 – unsupported device – und muss somit einen eigenen USB-Port bekommen.
Via Encoder/Load-Kombi landen die Titel im Deck und können nun im absoluten Timecode-Modus manuell „gebeatmatcht“ oder mit Master-Tempo und Sync im relativen Modus automatisch in Gleichschritt gebracht werden. Es gibt am DDJ-XP1 keine Play-Taste (aber eine Next-Track-Taste) und keine Absolute-Taste, für diesen Modus muss das GUI bemüht werden. Im absoluten Modus stehen Loops und Co. nicht zur Verfügung. Zwischen internem und relativem Modus schaltet die Taste INT um. Mittels Quantize könnt ihr die Quantisierung ein- und ausschalten. Slip Reverse, der echtzeitpuffernde Rückwärtslauf, und Instant Doubles sind ebenfalls an Bord. Der kleine Schleifenbaukasten setzt erwartungsgemäß manuelle und automatische Loops, halbiert oder verdoppelt deren Länge, retriggert und reloopt etc.
2/2 Touchstrip zur Parameterübergabe an die Software.
Performance-Pads und Pad-Editor
Die Pads messen 27 Millimeter im Quadrat, fühlen sich gut an und reagieren prima. Das kunterbunte Treiben der unterschiedlichen Performance-Layer hat man nach einiger Zeit ganz gut verinnerlicht, als da sind:
Hot Cue: 16 Hotcues pro Deck
Pad FX1: 16 Effekte
Beat Jump: Sprung im Takt vor und zurück, diverse Größen
Sampler: 16 Sample Slots
Und via Shift zugänglich:
Keyboard: jeweils acht Halbtöne hoch/runter pitchen für ausgewählten Cuepoint
Pad FX 2: noch einmal 16 FX
Beat Loop: Schleifen von 1/64 – 512 Beats
Key Shift: jeweils acht Halbtöne hoch/runter pitchen
Übrigens sollte man für den Ständer ein standfestes Modell (hier im Testmarathon) wählen, damit es bei härterer Gangart nicht so wackelt. Keine Seltenheit beim Triggern von Cues und Samples.
Besonders gut gefallen mir, neben bekannten Funktionen wie Slicer und (Slip-) Loops, die konfigurierbaren PAD-FX, mit denen man pro Deck zweimal 16 (inklusive Shift) Klangschredder im Zugriff hat.
Dazu gibt es die Slide-FX, bei denen ihr drei von 17 Effekten (zwölf Beat-FX, fünf Release-FX) auslösen und via Touch-Streifen regeln könnt, jedoch nicht simultan. Schade eigentlich. Für Fans gepflegter Tonartspielereien sind außerdem der Keyboard- und Key-Shift-Modus dabei, die sich dadurch unterscheiden, dass erstgenannter bei laufendem Titel dessen Tonhöhe ändert, letztgenannter dies für den aktiven Hotcue erledigt und folglich zu diesem zurück springt. Außerdem können die Decks mit Key-Sync- und Halbton-Tasten im oberen Drittel des Controllers in der Tonart angeglichen sowie resettet werden.
Farbenfeuerwerk, gut zu sehen auch im Dunkeln.
Mit 16 Performance-Pads pro Seite ausgestattet, ist der DDJ-XP1 in der Lage, über einen Editor von den Vorgaben abweichende Betriebsarten abzufeuern oder diese anders zu kombinieren. Der Pad-Editor ist schnell erklärt: Ihr habt die Möglichkeit, die vier plus vier (Shift) abrufbaren Performance-Modus-Tasten frei zu belegen, also auch mit Slicer, Active Censor und Sequence Call sowie acht User-Presets. Diese wiederum können dann mit den normalen Modi, mit Pioneer-Werkskombinationen oder eigenen Vorgaben gefüllt werden.
Wow, so lässt sich quasi jedes Pad einzeln zuweisen, allerdings belegen einige Funktionen mehrere Pads. Das wäre doch auch eine tolle Sache für alle anderen rekordbox-kompatiblen Controller, die über eine Pad-Matrix verfügen. Der Schnelltest mit dem XDJ-RX2 und DDJ-SX2 zeigt: Der Pad-Editor im GUI ist nicht anwesend, wenn kein XP1 verbunden ist.
1/2 Mächtiges Werkzeug, um eigene Pad-Presets zu bauen …
2/2 … der Pioneer DDJ-XP1 Pad-Editor.
Um auf meinen anfänglichen Vergleich zurückzukommen: Auch für gediegene Sampler-Action sind die 16 Pads interessant, denn die rekordbox-Software verfügt über einen 4-Bar Sequencer-Mode, mit dem sich live eingespielte Pattern recorden lassen. Dazu kann man gleich den „Sequencer Call“ zum Abruf in den unteren Reihen parken.
Schade nur: Der DDJ-XP1 ist nicht anschlagsdynamisch, es gibt keinen Sampler-Volume-Regler und die Abspielmodi (One Shot, Loop, Gate) lassen sich nicht wie beispielsweise beim Reloop Neon via Controller selektieren. Außerdem würde es mir gefallen, könnte ich via Controller eine Capture-Action auslösen, um einen Loop aus einem Track live auf ein freies Sample-Pad zu manövrieren. Das gelang (via Shift-Pad) nur für den ganzen Track. Aber klar, hier hat jeder seine eigenen Ideen und Vorlieben.
Wie auch immer: Pioneer DDJ-XP1 ist ein gelungenes Feature-Monster für rekordbox dj und dvs, das sich obendrein über einen simplen wie intuitiven Editor konfigurieren lässt. Chapeau! Und dann gibt es auch noch die Software-Preferences, wo sich weitere Einstellungen vornehmen lassen. So könnt ihr zum Beispiel die Taktraster-Schnappfunktion (um es mal in Deutsch zu sagen) oder die Quantisierung von Hotcues, Loop, Reverse und Sequencer getrennt vorgeben (1/16- 1, beim Sequencer sogar 1/32). Aber das ist eine andere Geschichte, der wir im rekordbox-5-Test nachgehen.
Einen Wunsch hätte ich hier noch bezüglich der Pads: Man muss im GUI scrollen, möchte man sämtliche Pads visualisiert bekommen – das könnte man doch auch via Preferences einstellen (half/full Rack). Vor dem Fazit noch ein Hinweis auf das Zubehör: Pioneer hat einen neuen Ständer namens DJC-STS1 und die Tasche DJC-XP1-Bag im Sortiment.
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Fazit
Pioneer DJ hat mit dem DDJ-XP1 einen Performance-Controller für rekordbox dj entwickelt, der je 16 mehrfarbige Performance-Pads pro Seite für kreative Sound-Frickeleien auf bis zu vier Decks zur Verfügung stellt. Dazu gesellen sich Bedienelemente für Navigation, Loops, Syncing, Doubles, Quantisierung und Key-Spielereien et cetera. Allerdings hat Pioneer auf das branchentypische Quartett FX-Pots pro Seite verzichtet und vertraut dies dem Touchstrip und den (konfigurierbaren) Pad-FX an, die in Kombination mit 16 Hotcues, Beat-Loops, dem Keyboard- und Key-Shift Mode und weiteren Modi ordentlich Schwung in die Performance bringen. Die Pads sind allerdings nicht anschlagdynamisch, schade. Wie beim DDJ-SP1 setzt der Pioneer auf das Querformat, also fühlt sich der DDJ-XP1 hinter Mixern wie DJM-900NXS2, DJM-250MK2 und Co. am wohlsten, ebenso in Verbindung mit einem Interface 2 und sicher auch hinter einem DJ-Controller mit wenigen Bedienelementen. Lizenzen für rekordbox dj und dvs im Wert von 248 Euro sind im Lieferumfang bereits inklusive, was fast dem Verkaufspreis des Gesamtpakets entspricht. Vor diesem Hintergrund ist das Bundle für rekordbox dj/dvs Ein- und Umsteiger eigenetlich ein No-Brainer.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
Vielzahl an Funktionen
Status-Feedback
Bedien-Layout
Konfiguration via Pad-Editor
rekordbox dj und dvs inklusive
Contra
Pads nicht anschlagdynamisch
FX-Sektion suboptimal für Dritthersteller-Software einsetzbar
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