Numark Redwave Test

Von DJs für DJs entwickelt. Das hört man nicht gerade selten, wenn es zum Thema „Kopfhörer“ kommt. So auch bei Numark. Die Amerikaner überraschen uns seit Jahren mit innovativen Tools und DJ-Equipment. Das Produktportfolio umfasst Plattenspieler, CD-Player und eine Schar ausgezeichneter innovativer MIDI-Controller, die vor allem in den Disziplinen Klang und Bedienbarkeit herausstechen. Etwas zurückhaltender zeigt sich das Traditionsunternehmen, wenn es um die Produktion von DJ-Kopfhörern geht. Sieht man einmal vom PHX-USB für 39 Euro und dem HF125 für einen schlappen Zehner Straßenpreis ab, der eher was fürs Freibad mit dem „Geklaut? Na ja, was soll’s“ Preis-Tag ausgestattet ist, hat sich nicht wirklich viel auf diesem Gebiet getan.

Numark Redwave
Numark Redwave


Doch das soll nun anders werden, denn neben dem Redwave, der Gegenstand dieses Testberichtes ist, schlagen in diesem Jahr noch zwei weitere Modelle im Handel auf, nämlich der Redstick (Mono) und der schneeweiße Electrowave, die wir bereits im Frühjahr auf der Musikmesse in Augenschein nehmen durften und bei Gelegenheit nachreichen werden. Als kompromissloser Kanzelbewohner verspricht Redwave für knappe 100 Euro UVP eine praxistaugliche Kombination aus hochwertigem Sound, Tragekomfort und Stylo-Faktor. Wir sind gespannt, wie er sich im Testumfeld schlägt.

Details

Prolog: Wieder einmal steht Kabelkauf beim Musikhändler auf der Tagesordnung. Bei dieser Gelegenheit wandert mein Blick gleich mal durch die dortige Ansammlung an DJ-Controllern, Mixern und Headphones, wo mir der Redwave bereits durch seine aufgemotzte Verpackung ins Auge springt. Rot steht für Passion und Begierde. Und tatsächlich geht vom signalroten-silberschwarzen Karton ein gewisser „nimm mich mit“ Impuls aus, den ich erfreulicherweise unterdrücken darf, wohl wissend, dass mich eines dieser Geräte in den nächsten Tagen auf dem Postweg erreichen wird. Als es dann soweit ist, entnehme ich der Packung einen zusammengeklappten Testkandidaten sowie einen gesonderten Pappschuber, der Kabel und Transporttasche enthält. Ein technisches Datenblatt suche ich vergeblich.
Der Redwave ist so ziemlich das genaue Gegenteil von „schlicht“. Knalliges Rot an Bügel und Muschel. Nahezu an jeder sichtbaren (und nicht sichtbaren) Stelle ist er mit markenrelevanten Identifikationskomponenten besetzt: Logo und Schriftzug an den Muscheln, auf dem äußeren Kopfbügel und an der inneren Seite. Die Kopf- und Ohrauflagen sind aus Kunstleder gefertigt, die Ohrpolster selbst sind wie üblich in dieser Preisklasse in einer umlaufenden Aussparung befestigt. Zugegebenermaßen kann sich der Schallwandler im Direktvergleich mit manch anderem Teilnehmer eines gewissen, vielleicht etwas klobigen wirkenden Plastik „Look’n’Feels“ nicht erwehren. Aber Geschmäcker sind verschieden und er ist nun mal auch mit großen Membranen bestückt, daher geht das unter Beachtung des Gesamtgewichtes von 280 Gramm meiner Meinung nach erst einmal in Ordnung. 

Lieferumfang Numark Redwave
Lieferumfang Numark Redwave

Technisches
Beim vorliegenden Testkandidaten handelt es sich um ein geschlossenes Modell, das mit seinen 50-Millimeter-Treibern einen maximalen Schalldruck von 98 dB erzeugt. Der Frequenzgang liegt laut Herstellerangaben bei 15 – 20000 Hz, die Impedanz bei 24 Ohm und die maximale Belastbarkeit bei 500 Milliwatt, was den Kandidaten von technischer Seite auch für den Einsatz am MP3-Player befähigt, aber auf dem Papier – verglichen mit den Kontrahenten – eher Mittelmaß darstellt. „Techspecs“ sind aber manchmal eben auch nur Schall und Rauch. Eines wird mir jedoch direkt klar: Auch wenn der Kandidat aus Plattendrehers Sicht recht „alltagstauglich“ wirkt, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn aufgrund seiner optischen Präsenz und der Isolierung tatsächlich im täglichen Pendelverkehr einsetzen wollte. Zudem würde ich mir definitiv ein kürzeres Kabel zulegen. Nein, in der Kanzel ist er, was den optischen Schnellcheck angeht, meiner Meinung nach besser aufgehoben als in der Ringbahn.

Praxis

Numark setzt beim Kabel auf eine 3,5 mm Miniklinke mit 6,3 mm Schraubadapter und einer imposanten Stolperfallen verdächtigen Länge von satten 3 Metern. Es wird links eingesteckt und ist mit einer einrastenden Drehvorrichtung versehen. Ich will ehrlich sein: 1,2 Meter Glattkabel und ein zusätzliches Spiralkabel hätten mir hier eher zugesagt, doch bei knapp 70 Euro Straßenpreis kann man das nicht unbedingt erwarten. Zudem lässt sich durch den Formfaktor Miniklinke im Falle eines Defektes so ziemlich jede Wald- und Wiesenstrippe anschließen. Was einerseits den Geldbeutel schont und andererseits notwendig ist, weil es auf der Web-Präsenz des Herstellers aktuell nicht so aussieht, als könne man Bajonett-Kabel oder auch die Polster im Verschleißfall nachordern. 

Fotostrecke: 2 Bilder Kabelkonstruktion Numark Redwave

Die Größenverstellung erfolgt über eine gerasterte Kunststoffschiene, die auf einem massiven Flachstahl befestigt ist und sich in einem Dutzend Schritten um knapp 40 mm an jeder Seite ausziehen lässt. Das Kopfband ist leicht gepolstert und schmiegt sich gut der Kopfform an. Der Andruck auf die Ohren indes ist nicht zu unterschätzen, was sicherlich auch den etwas härteren Ohrpolstern geschuldet ist und macht sich nach einiger Zeit deutlich bemerkbar. Der Redwave sitzt bombenfest und rutscht selbst bei wildestem Headbanging, wenn man die Muschel im Eifer des Gefechtes falsch herumdreht, kaum vom Kopf. Für den Transport lässt sich der Kandidat komplett einklappen. Apropos klappen: Mit 90 Grad horizontaler und 180 Grad vertikaler Drehung lassen sich so ziemlich alle Abhörpositionen realisieren, wobei mir beim Tragen um den Hals aufgefallen ist, dass der nicht verwendete Hörer schon ein wenig auf den Hals drückt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Passform Numark Redwave

Klang
Der Redwave klingt basslastiger und in den Höhen weniger brillant als seine leichteren Kollegen. Schon bei leiseren Pegeln treten die tiefen Frequenzen deutlich hervor, was bedeutet, dass man auch ohne in gesundheitsgefährdende Pegel unten rum einem kräftigen Sound lauschen kann, wenngleich der Redwave bei der Wiedergabe der tiefen Subbässe schwächelt. Er klingt für mich insgesamt etwas gedrungener und dumpfer als beispielsweise der Pioneer oder der Denon, was ich ihm aus DJ-Sicht nicht unbedingt ankreiden möchte, denn der Ortung der Beats und Instrumente während der Mixsession steht eigentlich nichts im Wege. Es sei denn, die Clubumgebung verlangt nach einer großen Lautstärke, denn bei hohen Pegeln fängt der Numark an zu schwimmen. Für semiprofessionelle Deejays urbaner und technoider Stilrichtungen könnte der Kandidat eine durchaus interessante Option sein, für bassneutrale Musik oder in der Studioumgebung sehe ich ihn nicht als die erste Wahl an. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass Numark auch nicht mit analytischen Eigenschaften wirbt, daher passt das gut in den Gesamtkontext. Hinsichtlich der Außenabschirmung von Nebengeräuschen liegt der Redwave gut im Feld.

Numark Redwave
Numark Redwave

Fazit

Numarks Redwave ist ein DJ-Kopfhörer mit prägnanten Bässen und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, der vor allem budgetorientierte Anwender im Fokus hat. Er beherrscht sämtliche gängigen Abhörpositionen und die Verarbeitung kann sich in Anbetracht des tatsächlichen Straßenpreises sehen lassen. Vielleicht hätten ihm luftigere Höhen gut zu Gesicht gestanden und er sitzt für längere Sessions etwas zu fest. Dafür kann er jedoch mit einer sehr robusten Konstruktion, respektabler Außenabschirmung, auswechselbarem Standardkabel und einem satten Bass selbst bei leiseren Pegeln punkten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Kräftige Bässe
  • Gute Isolierung
  • Robuste Konstruktion
  • Auswechselbares Miniklinkekabel
  • Tasche im Lieferumfang
  • Attraktiver Preis
Contra
  • Sehr fester Sitz
  • Etwas unterpräsente Höhen
  • Neigt bei hohen Pegeln zum Verzerren
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Numark Redwave Test
Für 48,00€ bei
Numark Redwave
Numark Redwave
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