Numark Mixdeck Test

Es ist noch gar nicht so lange her, da mussten rollende Diskotheken noch schwergewichtige Einzelkomponenten und dazu Berge an Schallplatten zum Gig schleppen. Ein Allrounder mit geringstem Verkabelungsaufwand, auf Knopfdruck startklar, leicht zu transportieren, multifunktional und in der Lage, mit unterschiedlichsten Musikmedien zu arbeiten, war damals nur ein schöner Traum. Erst die Einführung optischer und digitaler Datenträger sollte die Wende bringen.

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Gerade wenn es um die Entwicklung professioneller und kompakter Abspielgeräte geht, hat sich besonders die Firma Numark immer wieder sehr innovativ gezeigt. Ich sag nur V7 oder NS7. Der jüngste Spross der amerikanischen Hardwareschmiede kann auch ohne Computer betrieben werden und hört auf den Namen Mixdeck. Eine Bezeichnung, die treffender nicht sein könnte. Zwei Multiformat-CD-Player im Tabletop-Layout flankieren einen zentralen Mixer mit iPod Dock. Das vermittelt Vertrautheit und baut Berührungsängste ab. Doch wir hätten hier kein Numark-Produkt vorliegen, wäre der Testkandidat nicht mit allerhand technischen Finessen gespickt. Er liest USB-Speicher, hat einen Mikrofonanschluss sowie Loops-, Hotcues, Sampler und Effekte unter der Haube, läuft Standalone und fungiert auf Wunsch als MIDI-Controller für DJ-Programme wie der mitgelieferten Traktor Numark-Edition. Der Verkaufspreis von 799 Euro orientiert sich ungefähr an der Gesamtsumme entsprechender Einzelkomponenten.

Details

Mit 8,5 kg Lebendgewicht erscheint der Proband leichter als erwartet. Sein zeitloses anthrazitfarbenes Design mit der silbrigen Mixerfaceplate gefällt. Er ist sauber verarbeitet und steht rutschsicher auf acht Gummifüßen. Mixdeck misst 935 x 300 x 80 mm, also nichts, was man mal so eben in den Rucksack steckt. Adäquates Transportgerät muss also her, dass die wertvolle Gerätschaft auf Reisen kompetent schützt. Ein passendes Case ist im gut sortierten Fachhandel für etwa 129 Euro erhältlich. Vielleicht hätten einigen Kollegen ja auch ein abnehmbarer Kunststoffdeckel a´la MK2 und ein versenkbarer Tragegriff a´la Ghettoblaster für nächtliches Kiezhopping zufriedengestellt. Die Verpackung bringt Audiokabel, Netzteil, Software-CD und den Quickstartguide ans Licht. Den Karton ziert ein Traktor-Emblem, der Nachsatz Numark Edition liefert Hinweise auf eine eingeschränkte Software-Fassung. Wir sind gespannt, wie limitiert sie sich darstellt.

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Medienformate
Zwei flotte Slot-in CD-Laufwerke können sowohl Standard Audio-CDs als auch MP3-CDs abspielen. Ferner steht jedem Deck ein USB-Schlitz zur Verfügung, sodass das Laptop grundsätzlich zu Hause bleiben könnte. Allerdings spielen weder USB noch CD andere Audioformate als MP3 ab. Freilich ist MP3 noch das gängigste Format, dennoch kann man über diesen Umstand geteilter Meinung sein. Wer etwa bei iTunes M4A einkauft, OGG oder AAC bevorzugt, schaut nämlich in die Röhre. Es sei denn, er konvertiert seine ganze Musiksammlung und schaufelt sie dann auf Stick und CD. Oder er arbeitet doch mit dem Notebook. Hmh.

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Backpanel
Raus geht’s per XLR-Master und drei Stereo-Cinch-Females für Master, Booth und Record. Eine unkomplizierte Verkabelung mit professionellen PA-Anlagen jedweder Art, Aktivlautsprechern, aber auch mit der heimischen Stereoanlage im Partykeller steht also nichts im Wege. Schön, dass Numark auch an einen Ausgang zum Aufzeichnen der Mixsession gedacht hat. Allerdings muss ich sowohl Linefader als auch Gain-Regler fast bis zum Anschlag aufreissen, um im Audio-Editor irgendwie in die Nähe der 0 dB zu kommen. Das ist schon sehr schade. Zwei Phono-Line-Switches bringen auf Wunsch externe Gerätschaften ins Spiel, die Audioströme der internen CD-Player dürfen separat über je zwei Stereowege ausgegeben werden. Etwa, wenn ein alternatives Mischpult, Timecode-CDs oder Effektgeräte die Bühne betreten.

Frontpanel
An der Vorderseite ist ein regelbarerer Mikrofoneingang mit Aufholverstärker im 6,3-Millimeter-Klinkenformat positioniert. Das eingebrachte Signal ist für Moderartionszwecke durchaus geeignet, leidet in der Aufzeichnung aber ebenfalls unter dem niedrigen Ausgangspegel am Record-Out. Die Feinabstimmung übernimmt ein 2-Band-EQ mit ±15 dB Cut/Boost. Mancher Hochzeits-, Promotiontour – und Stagebeschaller wird vielleicht einen zweiten Mike-In für den Interviewpartner vermissen. Ferner würden dem Signalweg ein Einschaltknopf und eine Talkover-Funktion gut zu Gesicht stehen. Wir haben nachstehend für euch den Sound bei 3 Uhr Gain mit EQ-Mittenstellungen aufgezeichnet.

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Mic über Mixdeck

Je eine 6,3- und 3,5 mm-Kopfhörerbuchse machen einen Adapter überflüssig oder ermöglichen DJ-Teams zeitgleich am Gerät zu arbeiten, ohne ständig das Headphone wechseln zu müssen. Der Sound von iPod und CD ist ziemlich transparent und ausreichend laut für die mobile Disko. Auch „voll aufgerissen“ kann ich kein nennenswertes Zerren feststellen. Im MIDI-Betrieb ist allerdings ein leichtes Grundrauschen zu vernehmen. Ebenfalls an der Front sind die Schalter fürs Crossfadertuning platziert.

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Mixersektion
Die zentrale Mixersektion wartet mit drei Kanalzügen samt verstellbarem iPod-Dock auf. 50-mm-Linefader regeln die Lautstärke der einzelnen Busse . Ein Aufholverstärker kümmert sich um den Pegelausgleich. CH1 und CH2 steht ein 3-Band-EQ (High-, Mid-, Low) mit einem Cut/Boost von -28/+10 dB zur Seite. Die griffigen, gummierten Regler rasten in Mittenstellung und ermöglichen einen kontrollierten Eingriff in das Klangbild.

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Fader 3 steuert die Lautstärke des Apple-Players. Ein EQ oder Pitch ist leider nicht zugegen, was einen ernsthaften Einsatz des iPod als Abspieleinheit in einer technoiden Umgebung in Frage stellt. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass der iPod hier sicherlich auch nicht das Datenträgerformat der ersten Wahl ist. Was allerdings auch der beat-mixenden Gemeinde zugutekommen sollte, ist die Aufnahmefunktion. Ja, ihr habt richtig gelesen. Der iPod eignet sich tatsächlich, um den Mix für die Nachwelt festzuhalten – mit der geeigneten App, versteht sich. Im Praxisteil dazu mehr. Der Zugriff auf die Musikbibliothek geht ausgezeichnet von der Hand. Ein Pushencoder, SKIP, PLAY und MENU lassen keinerlei Navigationsdefizite erkennen. Playlisten, Tabs, Menüstruktur – alles zu Diensten. Schön.

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Was wäre eine amtliche DJ-Workstation ohne einen Crossfader? Der Überblendregler hat eine praxistaugliche Länge von 45 mm und lässt sich hinsichtlich der Arbeitskurve in zwei Modi betreiben. Steht der Slope-Switch links, blendet das linke Signal anhaltend aus und das rechte mit zunehmender Lautstärke ein, wenn der Fader zum Mittelpunkt bewegt wird. Dort angekommen gibt es einen leichten Pegelabfall gegenüber den Extrempositionen, der dem Kurvenabbild am Schalter entspricht. In der linken Stellung öffnet der Fader sehr schnell. Es  kommt zu einem leichten Pegelanstieg. Bei Verschleißerscheinungen durch den rauen DJ-Alltag lässt sich das gute Stück unkompliziert austauschen.

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Master, Booth- und Cue besitzen separate Volumenregler. Numark verbaut eine siebenfache LED-Anzeige (fünf mal grün und zwei mal rot). Ein Kippschalter selektiert den Vorhörkanal und schickt entweder das Summensignal, den iPod oder die Decks auf die Ohrmuschel. Ein praktischer Monitor-Cross-, respektive Cuefader, blendet stufenlos zwischen den beiden Quellen. Der Mixer klingt recht ordentlich, die Ausgangslautstärke könnte allerdings höher sein.

Decksektionen
Zwei blau hinterleuchtete LED-Displays sorgen für den nötigen Durchblick während des Gigs. Sie versorgen den DJ mit wichtigen Daten, wie Laufzeiten, BPM, ID3-Tags, Ordnernamen oder Effekteinstellungen und sind auch bei ungünstigeren Blickwinkeln oder Lichtverhältnissen noch recht gut abzulesen. Eine Kontrast- oder Helligkeitsanpassung ist allerdings nicht möglich. SOURCE wechselt zwischen den Betriebsmodi CD, USB-Master und USB-MIDI. Die doppelzeilige Matrix stellt Informationen zweireihig mit maximal je zwölf Zeichen simultan dar und beginnt danach zu scrollen. Sie empfängt jedoch leider keine Tags im MIDI-Betrieb. Mit der PROGAM-Funktion kann der DJ im Handumdrehen Playlisten direkt an der Konsole erstellen.Drei große Hartplastik-Taster (CUE, PLAY, PAUSE) bilden die Transportsektion. Sie lösen auf der vollen Angriffsfläche aus, sind beleuchtet und auch in dunklen Umgebungen gut zu bedienen. Über der Auswurftaste sehe ich zwei Drehregler, die Start- und Stoppzeiten der Player von 0-6 Sekunden festlegen.

Audio Samples
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TT Anlauf TT Brake

Jogdials
Die großen, beleuchteten 140 mm großen Jogwheels unterscheiden zwischen Seiten- und Oberflächenkontakt. Standardmäßig arbeiten die Teller im Nudge-Modus, der geriffelte Rand dient als Fingermulde. Wer scratchen will, aktiviert SCRATCH manuell. Selbstverständlich ist das Gefühl bei einer Vinylscheibe anders, doch die Haptik des Numark-Platters ist sehr ordentlich, die aufgeraute Oberfläche ist griffig. Enthusiasten werden jedoch kaum ohne stufenlose CF-Kurve arbeiten wollen. Apropos Scratching: Numark stattet sein MIXDECK gleich mit fünf innovativen Scratchmodes aus. Im Auslieferungszustand ist der Turntable-ähnliche VINYL-Mode eingestellt. FORWARD setzt nur die Vorwärtsbewegungen um. CUE versetzt den Song bei jeder Wheel-Berührung an den ersten Cuepunkt und der DJ kann diese Position immer aufs neue Scratchen. CUE FORWARD ist eine Mischung der zuvor beschriebenen Modi. BLEEP funktioniert wie der Vinylmodus, spielt allerdings beim Loslassen den Song an der Position weiter, wo sich dieser ohne User-Eingriff befunden hätte. BLEEP FORWARD löst das gleiche Verhalten für Vorwärtsbewegungen aus. Und so hören sich Numarks Scratchmodes an.

Audio Samples
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Vinyl-Mode Fwd-Mode Cue-Mode Cue-Fwd-Mode Bleep-Scratch-Mode Bleep-Fwd-Scratch-Mode

Während der Wiedergabe oder eines Scratchmanövers visualisiert ein Leuchtkranz die Laufrichtung des Songs. Befindet sich der Player im Pausenmodus, navigiert der DJ framebasiert mit 1/75s und kann so punktgenaue Markierungen anlegen. SEARCH indes aktiviert die Hochgeschwindigkeitssuche. In der Grundeinstellung entspricht eine Umdrehung rund 15 Sekunden. In Kombination mit dem Parameter-Regler kann das Intervall auf 30 oder 60 Sekunden erhöht werden.

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Praxis

Wie es sich für ein Out-of-the-Box-Tool gehört, ist das Mixdeck schnell verkabelt und auf Knopfdruck startklar. Der Bootvorgang dauert rund vier Sekunden, dann signalisieren die blauweißen Displays Einsatzbereitschaft. Die Player besitzen einen flotten Slot-Loading Mechanismus. Schade, dass man sich nicht für eine Beleuchtung der Schlitzeinschübe entschieden hat, denn dann ist man auch in dunklen Umgebungen zielsicher. Mit dem Push-Encoder navigiert der DJ sehr effizient auch durch verschachtelte Ordnerstrukturen.  Die Ladezeiten einer Audio-CD liegen bei etwa drei bis vier Sekunden, eine Root-MP3-CD mit 50 Titeln ist circa 10 in Sekunden eingelesen. Die verschachtelte MP3-Disc benötigt rund 25 Sekunden. Zu den Wechseldatenträgern: Ein Scan der 500-GB-NTFS-Festplatte dauerte gut 2,5 Minuten, der vollgepackte 2-GB-USB-Stick war in fast 10 Sekunden startklar. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings, denn die 500 GB Mac-formatierte Festplatte war im Test nicht zu nutzen. Die Mac formatierten HFS+ GUID Datenträger wurden nicht eingelesen. Mal sehen, ob ein zukünftiges Firmwareupdate hier nachbessern wird.

Tempobezogenes
Für die BPM-Analyse eines Songs benötigt der manchmal etwas unentschlossene Beatcounter etwa zwei bis drei Sekunden. Kommt es zu Abweichungen, liegen diese meist bei 1-2 Prozent. Stimmt der Wert im Display nicht mit der tatsächlichen Geschwindigkeit des Musikstückes überein, kann der DJ anhand des Taktes manuell tappen. Wer einen ordentlichen Mix hinlegen will, benötigt in manchen Genres Werkzeuge zur Geschwindigkeitsanpassung. Da kommt ein 100-mm-Pitchslider gerade recht. Der Numarksche Fader ist sehr präzise, vierfach skalierbar (6,12, 25 und 100 Prozent) und liefert in den unteren drei Stufen eine Genauigkeit von 0,1 Prozent/ BPM und in der höchsten rund 0,3 Prozent/ BPM. Er lässt sich aber auch abschalten, falls eine Tempoanpassung nicht erwünscht ist. Um den Song in den Takt zu schubsen, bedient man sich der Pitch-Bend-Taster. Sie arbeiten unabhängig von der Faderauflösung und ändern das Tempo kurzzeitig auf etwa bis zu +/- 20 Prozent.

Fotostrecke: 2 Bilder Leuchtet keine LED, ist die Pitchfunktion ausgeschaltet.

Damit der Zuhörer nichts von den Tonhöhenschwankungen während des Angleichverfahrens mitbekommt, aktiviert der DJ den Keylock. Drückt er RANGE für zwei Sekunden nieder, friert die Tonhöhe beim aktuellen, nicht beim Original-Tempo ein. So kann er auf Wunsch in seiner bevorzugten Tonart bleiben und die Songs harmonisch ineinander hebeln. Der Mix bleibt im Sinne des Harmonic-Mixing (link) stimmig. Allerdings geht dies je nach Ausgangsmaterial nur bis zu einem bestimmten Grad, dann tauchen digitale Artefakte auf. Hier sind es rund 3 Prozent. Key-Transpose (Pitch + PARAM) arbeitet genau entgegengesetzt, denn es transponiert den Song in 40 Halbtonschritten in eine andere Tonart.

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Keylock Master 0% Keylock bei +3% Keylock bei -3% Keylock bei +5% Keylock bei -5% Keylock bei +10% Keylock bei -10% Keytranspose ansteigend Keytranspose fallend

Remix-Tools
Numark stattet seine Workstation mit einigen handlichen Remix-Tools aus. Die Loopabteilung besteht aus maximal sechs Tasten und einem gefederten Kippschalter. IN und Out markieren die Flankenpositionen und starten eine nahtlose Wiederholschleife. OUT verlässt den laufenden Zyklus, RELOOP holt ihn wider zurück. Der Kippschalter übernimmt die Funktion eines Loopdividers und halbiert oder verdoppelt die Schleifenlänge in einem Rahmen von 1/8 bis 16 Beats. Die Tasten 1,2 und 3 definieren Hotcues oder steuern den zweiten Loop. In Kombination mit REC nehmen sie ein Sample von maximal 5 Sekunden Audiopuffer aus dem laufenden Track auf, der als Insert oder Reverse abgefeuert wird. Store speichert auf Wunsch mehrere Cuepunkte die per RECALL mit dem Parameterregler abgerufen werden.

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Heute kommt kaum noch ein DJ Tool ohne Kreativsektion aus. Mixdeck hat sechs DSP-Effekte im Programm, die sich weder klanglich, noch hinsichtlich der Anwenderfreundlichkeit vor manch teureren Mitbewerber-Lösungen verstecken müssen. Bei Schwankungen der BPM-Anzeige kann die Synchronisation zwar schon mal ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist aber nicht nur beim Testkandiadten so, sondern immer der Fall, wenn tempobasierte FX ins Spiel kommen. Die Effekt-Auswahl geschieht sehr effizient per gefedertem Kippschalter. Da geht was. Mit dabei sind ECHO, PAN, FLANGER und PHASER, CHOP und FILTER. CHOP blockiert Teile des Audiosignals im Stile eines Gaters, beim FILTER hat der DJ die Wahl zwischen den Frequenzbändern LOW, MID und HIGH. Drücke ich den Parameter-Encoder nieder und drehe ihn wechselt das Timing der Effekte auf voreingestellte Werte. Wer lieber mit freien Modulationszyklen arbeitet, der drückt halt nicht. Unvorteilhafte Extremsounds braucht man nicht zu fürchten, die Effekte sind schön live-tauglich. Lediglich bei den zeitkritischen Effekten kommt es in niedrigsten manuellen Timingstufen zu leichten tonalen Verschiebungen. Das Verhältnis zwischen dem Original- und FX-Signal mischt ein prozentgenauer, aber dennoch etwas kurzgeratener 20-mm-DRY/WET-Fader.

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FX Echo FX Chop FX Filter FX Flanger FX Pan FX Phaser

Traktor Numark Edition
Vor dem Ausflug ins Treckerland stelle ich das Mixdeck auf USB-MIDI-Kontrolle ein. Für den internen Modus empfiehlt das Handbuch die Verwendung von Output 1 als Masterkanal und von Output 2 als Monitorkanal. Im internen Modus zu arbeiten macht aber nur dann Sinn, wenn der Akteur den Softwaremixer mit der Maus bedient, denn das Zentrum sendet keine MIDI-Daten, ergo sind auch keine Soft-EQs oder Kanalfader gemappt. Das schließt dann logischerweise auch ein internes Recording einer Mixsession mit Traktor aus. Soft-Equalizing würde in diesem Szenario tatsächlich auch nur mit abschaltbaren Hardware-EQs einen Sinn ergeben. In der Praxis sollte daher eher der externe Modus zum Tragen kommen, wobei auch bei diesem Routing das Audiosignal mit den EQs des Mixdecks abgestimmt wird. Die Traktor-LE Belegung entspricht im Wesentlichen den Vorgaben am Gerät. Das Jogdial arbeitet zunächst im NUDGE-Modus, die Taster SCRATCH und SEARCH ändern die Funktionsweise des Tellers entsprechend. Die Beipackfassung bietet alle nötigen Basis-Funktionen für eine erste Mixsession. Dazu bekommt der Anwender einen Auszug aus Traktors Effektpalette serviert. Die Federwippe wechselt und mit dem Parameterencoder und dem DRY/WET-Fader werden die Attribute gesteuert. Der Probelauf geht komplett mauslos von statten. Track-Encoder browsen in den relevanten Listen und beladen die entsprechenden Software-Player. PITCH und PITCHBEND regeln die Geschwindigkeiten, zudem funktionieren die LOOP-Buttons und LOOP-Cutter. Statt Hotcues ist der Schleifenschneider noch einmal als Tastenversion zugegen. START-TIME kontrolliert PAN und STOP-TIME dirigiert den FILTER, REVERSE/ BLEEP hat keine Funktion. Insgesamt eine gelungene Portierung, nur schade, dass keine Track-Informationen am Display angezeigt werden. Das geht auch anders, wie Denons S-1200 zeigt. Wer Traktor Pro nutzt, kann drei Chained-FX pro Deck abfeuern. Per Push wechselt der DJ zum nächsten Typen und schraubt an den Attributen. In Traktor Pro sind zudem auch Hotcues integriert.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor Numark Edition

Auch der gemischte Betrieb zwischen einem Traktor-Deck, dem iPod und einer CD ist möglich. So ist auch ein Ping-Pong-Battle mit unterschiedlichen Formaten möglich. Schön. Jedoch verursachen die CD-Player leichte Störgeräusche, wenn sie während einer MIDI-Session beladen werden. Diese fallen zwar während der Musikwiedergabe nicht sonderlich ins Gewicht, bei Silence allerdings schon. Das Audio-Interface arbeitet mit bis zu 24 Bit Auflösung bei einer Abtastrate von höchstens 88,2 kHz. Seltsamerweise waren sich die Betriebsysteme Mac Os und Windows nicht ganz einig, was die Funktionsweise des USB-interface angeht. Hier mal ein zwei Screenshots zu dem Thema.

Fotostrecke: 2 Bilder Softwarepanel unter Mac Os X

Wie schon erwähnt, kann dass das Mix-Signal unter Traktor nicht so einfach mit dem softwareinternen Harddisk-Rekorder aufgezeichnet werden, Was Frequenzfricklern bleibt ist der Record Ausgang und vielleicht ein SD-Card Rekorder, wie iKey oder Zoom. Oder ein iPod.

Ipod Recording
Zunächst gilt es, eine geeignete APP zu finden, die in der Lage ist, über das Dock aufzuzeichnen. Da der iPod leider nicht über die USB-Verbindung am Mixdeck angesprochen werden kann, muss er zunächst mit dem Computer verbunden werden, oder über WLAN mit dem APP-Store kommunizieren. Wer ein iPhone nutzt, kann zusätzlich über UMTS arbeiten. Im Store fällt die Entscheidung schnell. Recorder-Pro für 79 Cent ist eines der preiswerten Programme, das ein Audiosignal im AIFF-Format mit 44,1 kHz Stereo aufzeichnen kann. Das passt für meinen Test. Die Lautstärke wird durch Numarks Channelfader und Gain-Regler bestimmt, am Apple-Player gibt es eine optische Pegelanzeige. Nach Beendigung der Aufnahme erscheint im unteren Bereich des iPod eine touch-sensitive Wellenübersicht. Die Soundqualität geht in Ordnung. Die Datei lässt sich per Bonjour oder WLAN auf den Rechner übertragen, als E-Mail Anhang verschicken, oder als Link posten. Leider macht die APP keinen Eintrag in die iTunes-Liste – so was wie etwa eigene Recordings. Zudem ist ein Grundrauschen zu vernehmen, wenn von den digitalen Softwaredecks aufgenommen wird.

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In einer nächsten Revision wäre es vielleicht schön, einen SD-Card-Rekorder oder eine Burn-to-CD-Funktion einzubauen. Denn dann kann der Hochzeits-DJ dem Brautpaar den unvergessenen Abend, mit allen Interviews, Reden, Gesangseinlagen und Musik auf einer kleinen Karte oder einem Silberling zum Abschied überreichen. Wenn das nicht nachhaltig wäre…

Timecode-Mixing
Traktor hatten wir in diesem Review bereits unter der Lupe, also schauen wir uns kurz das Timecode-Zusammenspiel mit Serato Scratch Live an. Um Scratch Live mit den Mixdeck Tellern zu steuern, wird das SL3 Interface zunächst per Dip-Switch auf Line eingestellt. Dann verbinde ich die numarkschen CD-Ausgänge mit den entsprechenden Eingängen des SL3. Danach geht’s wieder in den Mixer zurück, ebenfalls am Line-In. Zu guter Letzt sind die Kippschalter des Mixdecks in AUX-Stellung zu bringen. Ich starte die Software, lege die zeitcodierten CDs in die Decks und kalibriere in den Preferences. Ein Tastenhieb auf Play und die Session kann beginnen. An der Soundqualität ist eigentlich nichts auszusetzen, außer dass Mixdeck insgesamt halt etwas leise ist. Zudem muss der DJ natürlich aufpassen, dass er nicht versehentlich die Hardware-Effekte einschaltet, weil sie Auswirkungen auf das Timecodesignal haben und zu ungewollten Störanfällen während des Betriebes führen können. Da die PLAYER dann im Deckmodus arbeiten, ist für die Serato-Soft-FX ein weiterer Controller nötig. Wäre es vielleicht technisch möglich, die Effektsektion unabhängig vom Player zu switchen? Das wäre doch was – für die Statistik. Mit Traktor Pro ist die Vorgehensweise nahezu identisch, von den Dip-Switches mal abgesehen.

Numark Mixdeck ist ein einsteigerfreundliches, kompaktes Universalwerkzeug mit futuristisch angehauchtem Design, aber dennoch vertrauten Look. Und es hat einiges auf der Pfanne. Der Partyrocker läuft „Out of the Box“, der DJ muss lediglich seinen Kopfhörer anschließen, sich an die vorhandene PA-Anlage anstöpseln und ist im Nu startklar. Solide Verarbeitung, kompakte Maße und ein vergleichsweise geringes Transportgewicht machen die Workstation zum nützlichen Reisebegleiter für mobile Diskotheken. Für unterwegs empfiehlt sich ein Flightcase. Beleuchtete Buttons, präzise Fader, griffige Potis, Push-Encoder und der laaange Temposchieber geben keinen Anlass zur Kritik. Keylock, Keytranpose, große case-sensitive Jogwheels mit angenehmer Haptik und praxistauglichem Scratchverhalten, 5 innovative Scratchmodi und ein variables Start- und Bremsmoment machen Spaß. Eine ausgefeilte Kreativsektion mit FX, Sampler, Loops und Cues lassen den DJ zum Live-Remixer avancieren – und das auch ohne Computer. Zwei flotte Slot-In Laufwerke spielen Audio- und MP3-CDs ab, jede Seite hat ferner einen USB-Anschluss spendiert bekommen, der leider nur MP3-Unterstützung aufweist. Schaltbare Eingänge binden auf Wunsch externes Equipment wie Plattenspieler ins Geschehen ein. Ein regelbarer Mikrofoneingang mit British-EQ ermöglicht Moderation, nur fehlt ihm in meinen Augen eine Talkover-Funktion und ein Mute-Button. Ein besonderer Eyecatcher ist das iPod-Dock mit seinen praktischen Navigationselementen, aber ohne EQ-Funktion. Mit der geeigneten App kann er sogar die aktuelle Mixsession aufnehmen. Leider kommt es bei der Aufzeichnung zu einem Grundrauschen während des MIDI-Betriebes. Der MIDI-Modus steuert Softwaredecks, jedoch sendet die Mixer-Sektion keine MIDI-Daten. Dennoch leistet der Proband als MIDI-Controller gute Dienste und zeigt sich auch im Timecode-Betrieb zuverlässig. Das Interface arbeitet mit maximal 24 Bit und 88,2 kHz. Erfreulicherweise ist sogar ein Gemischtbetrieb zwischen CD, iPod und DJ-Programm möglich. Der Mixer klingt ordentlich, der 3-Band-EQ greift ordentlich, die Vorhöre ist ausreichend laut für den angestrebten Verwendungszweck. Allerdings könnten die Ausgangspegel ruhig höher sein – für mich der größte Knackpunkt am Mixdeck. Um in den Genuss des Allrounders zu kommen, ist zunächst eine Investition von 799 Euro erforderlich. Das ist durchaus angemessen für einen leicht zu bedienenden, multifunktionalen, asphalttauglichen Partybeschaller.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Kompaktes & ansprechendes Design
  • Einsteigerfreundliches Handling und Aufbau
  • Player, DJ-Mixer und MIDI-Controller in einem
  • iPod-Dock mit effizienten Steuerelementen
  • Große 140 mm Jogwheels
  • 5 innovative Scratchmodes
  • Präziser 100 mm Pitchfader
  • Zwei Kopfhörerbuchsen (3,5 und 6,3 mm)
  • Griffige Bedienelemente
  • Gemischtbetrieb (MIDI, extern, intern)
  • Timecode-CD fähig
  • Praxistaugliche DJ-Effekte
  • Traktor LE im Lieferumfang
Contra
  • Niedrige Pegel (Kanäle und Recording Out)
  • Keine EQs am iPod-Kanal
  • Grundrauschen beim Aufzeichnen eines MIDI-Mix mit dem iPod
  • Nur MP3-Files über CD und USB-Sticks
  • Mic-In ohne Talkover-Funktion und Mute-Button
  • Liest keine HFS+ GUID-formatierten Mac Datenträger
  • Keine Trackinfos im MIDI-Betrieb
  • Mixer-Sektion sendet keine MIDI-Daten
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