Numark CS-1 Test

Der renommierte amerikanische Hersteller Numark hat mit dem CS-1 einen Komplett-Tonabnehmer mit SME-Bajonettverschluss am Markt platziert, der sich mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 96 Euro im preislichen Mittelfeld bewegt. Die relativ hohe Ausgangsspannung von 6 mV, der „breite“ Frequenzgang von 20 Hz – 22 kHz und der sphärische Nadelschliff könnten sowohl Scratch- als auch Mix-DJs interessieren.

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Konkurrenten mit ähnlich gelagerten Ladenpreisen sind u. a. die beiden Ortofon-Tonabnehmer Concorde Pro S (UVP 87 Euro) und Q:Bert S (UVP 123 Euro). Aber auch das Whitelabel System von Shure (UVP 141 Euro) kämpft mit ähnlichen Eigenschaften um die Gunst der DJs. Auf unserer Teststrecke musste der Kandidat sein Können unter anderem in den Disziplinen Klang und Springfestigkeit bei Scratch- und Backspin-Manövern unter Beweis stellen. 

DETAILS

Features
Durch ein transparentes Kunststoff-Case geschützt wird der Numarksche Tonabnehmer an seinen zukünftigen Besitzer ausgeliefert. Die technischen Daten und die Anleitung zur Montage sind auf die Pappverpackung aufgedruckt. Da hier der Platz sehr begrenzt ist, fällt gerade die englischsprachige Montageanleitung sehr knapp aus. Glücklicherweise erweist sich das richtige Handling als nicht übermäßig kompliziert, immerhin handelt es sich hier um einen Komplett-Tonabnehmer mit SME-Bajonettanschluss. Praktisch ist dennoch anders, schon allein deswegen, weil man diese „sperrige“ Anleitung nur schwer irgendwo archivieren kann.   
Das kleine Case ist ziemlich robust, verfügt über eine Einrast-Funktion (für den SME-Anschluss), und eignet sich damit gut für den Transport. Die ebenfalls dafür gedachte Schutzkappe der Abtastnadel sitzt für meinen Geschmack etwas zu locker und wird daher leider wohl des Öfteren abfallen. Das haben andere Hersteller wie Shure und Stanton besser gelöst. 

Mit einem Eigengewicht von 18 g fällt der CS-1 ähnlich schwer aus wie die Konkurrenten der Marke Ortofon. Auch hinsichtlich des Designs ist die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Allerdings hat der Tonabnehmer von Numark im oberen Bereich eine Breite von 13 mm, während die dänischen Modelle 4 mm schlanker daherkommen.
Eine Aussparung von ca. 2 x 2 mm eröffnet eine gute Sicht auf die Abtastnadel – auch von oben. Der recht dicke und somit auch vor versehentlichem Abknicken gut geschützte Nadelträger hat eine sehr auffällige rot-orange Markierung. So ist ein präzises Absetzen der Nadel überhaupt kein Problem. Das erfreut das DJ-Gemüt! Die vier Pins des SME-Anschlusses verfügen jeweils über einen Durchmesser von ca. 0,8 mm. Die Oberfläche der abgerundeten Pins ist für eine störungsfreie Signalweiterleitung vergoldet. Zudem stellt ein Gummiring sicher, dass der Tonabnehmer absolut wackelfrei am Tonarm sitzt. 

PRAXIS

Der Griff zum Anheben des Tonarms ist beim CS-1 wirklich sehr gut gelungen. Die gewölbte Form und die leicht raue Oberfläche bieten Daumen und Zeigefinger optimalen Grip. Außerdem erweist sich der verwendete Kunststoff als bruchsicher. Top!   
Mit seinem 53 mm langen Überhang weicht unser Kandidat leicht von der bei Technics 1200/ 1210 Laufwerken erforderlichen Länge von 52 mm ab. Bei anderen Plattenspielern (Numark, Vestax, etc.), ist dieser Wert eventuell genau richtig. Hier lohnt sich ein Blick in die entsprechenden Begleitunterlagen!   
Nun steht für unseren Prüfling aber der praktische Härtetest auf dem Programm. Laut den technischen Daten ist der CS-1 für Auflagekräfte von 3 – 6 Gramm geeignet. Also stelle ich das Minimum von 3 Gramm ein und setze die Nadel auf eine laut gepresste Maxisingle. Leider stellt sich heraus, dass dieser Wert für solche Schallplatten nicht ausreicht, die Nadel springt gnadenlos aus der Rille und das Signal klingt verzerrt. Erst ab einer Auflagekraft von ca. 4,2 Gramm ist das Signal sauber und die Nadel bleibt fest in der Rille. Somit müsste der Minimalwert zumindest in dieser Disziplin eigentlich nach oben korrigiert werden. Schließlich sind laute 12-Inches gerade für Club-DJs nichts Ungewöhnliches, eher Standardware.   
Bei Alben und leiser gepressten Maxis stimmt der angegebene Minimalwert von 3 Gramm allerdings. Hier bleibt die Nadel sicher in der Rille sitzen. Sogar schnellere Basic-Scratches (Baby-Scratches, Transformer, etc.) und langsamere Backspins sind bei diesem Wert möglich. Also alle Techniken, die ein reiner Mix-DJ zum Cueing und Abwerfen seiner Platten benötigt.   Schnellere Scratches (Skribbles und Tears) funktionieren erst ab einer Auflagekraft von ca. 3,5 Gramm. Bei schnellen Backspins bedarf es ganzen 3,8 Gramm, damit die Nadel in der Rille bleibt.   
Dank der starren Aufhängung des Nadelträgers neigt das CS-1 beim Scratchen erfreulicherweise nicht zu Eigenschwingungen. Entsprechend gering sind hier die tieffrequenten Störfrequenzen. 

Klang 
Im Vergleichstest mit den anderen Tonabnehmern hatte der CS-1 zusammen mit dem in etwa gleichwertigen Concorde S-120 von Ortofon den mit Abstand höchsten Ausgangspegel – vor allem für den Einsatz in Clubs ein großer Pluspunkt! Der obere Bassbereich (150-300 Hz) klingt sehr druckvoll, während die Subbässe leicht verschwommen daherkommen. Die mittleren Frequenzen haben für meinen Geschmack etwas zu wenig Transparenz. Ein wenig zu undeutlich und schwach ausgeprägt ist auch die Wiedergabe der hohen Frequenzanteile. Im Vergleich zu anderen Tonabnehmern mit sphärischen Nadeln ist das Klangbild des CS-1 insgesamt als warm zu bezeichnen. 

Audio Samples
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Numark CS-1

ZWEITE MEINUNG

(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Mit einer UVP von 96 Euro ist Numarks CS1 eines der preiswerteren Systeme im Testumfeld. Stutzen und Kontakte sind vergoldet, der Diamant ist sphärisch geschliffen. Es hat ein stattliches Eigengewicht von 18 Gramm und einen leicht bulligen, sehr stabilen Träger mit festsitzendem Nadelschieber. Der gebogene Griff zeigt eine Aussparung für den Finger, mit dem sich die Konstruktion angemessen sicher anheben lässt. Es ist daher ziemlich unwahrscheinlich, dass einem der Tonabnehmer in der Hitze der Nacht durch die Finger flutscht. An der Unterseite ist zudem ein kleines Schräubchen angebracht, mit dem sich der Griffring entfernen lässt, um ihn im Falle eines abgebrochenen Halters besser reparieren zu können. Wäre schön, wenn die Ummantelung samt Griff als Ersatzteil im Handel erhältlich wäre, würde es doch dem Aufkommen abgebrochener Systeme Einhalt gebieten. Die durchschnittliche Lebensdauer gibt Numark im Übrigen mit 500 Stunden an.
Numark ist bekannt dafür, hochwertige Hardware in einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis zu produzieren. Ob ihnen das auch mit dem CS1 geglückt ist? Zumindest hat man sich für die Entwicklung keinen geringeren Paten als DJ-Schwergewicht Carl Cox ins Boot geholt. Dementsprechend bewirbt der Hersteller sein „Carl Cox Signature Modell“ als prädestiniert für Dance-Music-lastige DJ-Performances, Clubs und mobile DJs. Klingt wie Musik in meinen Ohren. Der Hersteller nennt vergleichsweise hohe drei Gramm als Einstiegsgewichtung, die ich dann auch für die ersten Lauf- und Hörproben ausgewählt habe. Man sollte sich diese Empfehlungen wirklich zu Herzen nehmen und die Auflagekraft nicht, um Vinyl zu schonen, unter die Herstellerangaben senken. Denn wenn die Nadel partiell gegen die Rillenflanken schlägt, hat man mittelfristig auch nichts anderes als Knackser gewonnen.   
Den Parcours über die funky 1974-er Seven-Inch und den leise gepressten Ska-Longplayer bewältigte der Proband mit Leichtigkeit. Richtig rund klingt die Nadel bei Clubsound, denn sie bildet den fetten Sound der Twisted-America-Maxi für die Preisklasse gut ab. Vor allem in puncto Räumlichkeit war ich positiv überrascht. Lediglich im Sub-Bass könnte etwas mehr Druck nicht schaden. Bei einem Track von Curtis Mayfield, dessen Arrangement sanfte Drums, eine Basslinie, schwermütige Strings, Wah-Wah-Gitarren und natürlich die Stimmdarbietung beinhaltet, klingt das CS1 im direkten Vergleich mit manchem Konkurrenzsystem nicht ganz so durchsichtig.
Kommen wir zu einer enorm wichtigen Disziplin für ein Club-System, nämlich die Spurtreue. Ein wiederholtes, rasches Zurückdrehen beim Abwurf der Bassdrum war beim Minimalwert am Vestax problemlos möglich – da lacht das Herz des Mix-Deejays. Babyscratches sind bei diesem Auflagegewicht ebenfalls durchaus zu bewältigen. Für fortgeschrittene Techniken bedarf es 3,5 Gramm, mit denen sich die Nadel auch weitestgehend erschütterungsresistent zeigt. Sehr schnelle Backspins fordern vier Gramm ein. Das Numark-System ist für mich ein robuster Allrounder mit grundsolidem Sound bei hoher Ausgangsleistung und tollem Preis-Leistungsverhältnis. Gemacht für den dancelastigen Club ist er den Protagonisten eben dieser Spielrichtungen zu empfehlen, wenn sie ihre Scheiben auch als Werkzeug sehen und mit den Auflagekräften leben können.

FAZIT

Mit einem sehr lauten Ausgangspegel erfüllt der CS-1 von Numark eine wichtige Voraussetzung für den professionellen Einsatz im Club. Auch den Anforderungen von Mix-DJs wird unser Testkandidat ohne Probleme gerecht. Mit dem praktischen und bruchsicheren Griff sowie den vergoldeten Kontakten sammelt er weitere Pluspunkte, die für den Club-Einsatz sprechen. Auch der empfohlene Preis von 96 Euro geht im Vergleich zu den Modellen der Konkurrenz völlig in Ordnung. 
Reinen Scratch-DJs ist dieser Tonabnehmer nur bedingt zu empfehlen, da schnelle Scratches und Backspins vergleichsweise hohe Auflagekräfte einfordern. Hier eignen sich andere Modelle besser. Der Klang des CS-1 könnte auch ein wenig brillanter sein. Doch im Club-Einsatz zählt oft mehr ein durchsetzungsfähiges Signal als ein detailliertes Klangbild, daher kann ich den CS-1 allen Mix-DJs für den Live-Einsatz am Dancefloor empfehlen. 

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Technische Daten
  • Bauart Komplett-Tonabnehmer mit SME-Bajonettverschluss
  • Frequenzgang 20 bis 22000 Hz
  • Ausgangsspannung 6mV
  • Kanaltrennung >32dB
  • Gleichspannungswiderstand 430 Ohm/ Kanal
  • Kanalbalance
  • Auflagekraft 3-6g (Nm)
  • Empfohlene Last 47 kOhm/ 200pf
  • Nadelschliff sphärisch
  • Gewicht 18 g
  • Preis 96 Euro (UVP)
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