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Native Instruments Traktor Pro 3 Test

Die Berliner Software-Schmiede Native Instruments gehört zu den Pionieren in puncto DJ-Software und DVS-Systeme und ist seit dem letzten großen Traktor Update aus 2018 nun mit Traktor Pro Versionsnummer 3.4 am Start. Zugegeben: es war eine Zeit lang etwas still um das einstige Zugpferd, das trotz innovativer Zuwächse wie Remix- und Stem-Decks Fans an die Mitbewerber-Produkte von Serato und Pioneer DJ abgeben musste. Ob die Neufassung potent genug ist, den verlorenen Boden wieder gutzumachen? 

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Traktor Pro 3, professionelle Vierdeck-Software

Details

Traktor Pro 3 kann über den Webshop von Native Instruments als Vollversion für 99 Euro oder Update für 49 Euro erworben werden. Letzteres steht für Anwender von Traktor Pro 1-2, Traktor Duo 1-2, Traktor Scratch Pro 1-2 oder Traktor Scratch Duo 1-2 zur Verfügung. Ab sofort gibt es auch nur noch Traktor Pro 3 und keine aufpreispflichtige Scratch-Ausgabe mehr, denn die Timecode-Steuerung ist jetzt fester Bestandteil der Software und kann von allen Anwendern genutzt werden – nice! Zudem erlaubt der Berliner Hersteller in diesem Zusammenhang auch die Verwendung einer beliebigen Soundkarte, sodass man nicht zwingend ein Traktor Audio 6 Audiointerface, einen Traktor Kontrol Z2 Mixer oder anderes „Scratch Certified“ Produkt eines Drittherstellers verwenden muss.
Einziger Haken: Wer noch keine Timecode-Medien besitzt, muss diese nachkaufen (ab 19 Euro pro Stück). Bei einigen Controllern von Native Instruments, wie dem neuen Traktor Kontrol S4 MK3 oder S2 MK 3, gehört die Software auch zum Lieferumfang. Des Weiteren bietet die Neufassung eine überarbeitete Bedienoberfläche, eine neue Audio-Engine inklusive eines neuen Elastique-3-Time-Stretch-Algorithmus von Zplane, Mixer FX und eine Reverse-Funktion.

Native Instruments hat Traktor Pro einen neuen Look verpasst und mit zahlreichen Detailverbesserungen versehen
Native Instruments hat Traktor Pro einen neuen Look verpasst und mit zahlreichen Detailverbesserungen versehen

GUI

Die offensichtlichste Neuerung, die Traktor Pro 3 zu bieten hat, ist die neugestaltete Bedienoberfläche. Zugegebenermaßen war ich schon immer ein Fan der farblich zurückhaltend ausgeführten Oberfläche, die viele Informationen bereitstellt, dabei aber trotzdem übersichtlich ist – das mag der eine oder andere natürlich anders sehen. Leider hat Native Instruments es aber verpasst, im Zuge der Neugestaltung eine Optimierung für Retina Displays vorzunehmen. Die neue Oberfläche wirkt moderner und ist insgesamt etwas dunkler geworden, wodurch farbige Reglerstellungen oder aktivierte Taster besser hervorgehoben werden. Neben der Farbauswahl haben die Berliner aber auch die Anordnung einiger Funktionen modifiziert. Das oben in der Mitte platzierte Master-Panel beinhaltet jetzt zentral alles, was den Bereich Ausgangslautstärke, globales Tempo und externe Synchronisation anbelangt und erhält somit Zuwachs aus dem nicht mehr vorhandenen Metronom-Panel.
Im Master-Panel können jetzt MIDI-Clock- oder bei entsprechender Auswahl im Einstellungsfenster auch Ableton-Link-Kommandos ausgesendet werden inklusive eines wählbaren Offsets, um zusätzliche Hard- oder Software zu synchronisieren. Des Weiteren lassen sich in diesem Bereich die Snap- und Quantisierungs-Taster jetzt besser als solche erkennen und auch der Limiter ist bequem ein- und ausschaltbar. Für den Limiter gibt es zudem die Auswahlmöglichkeit zwischen dem alten „Classic“-Modus aus Traktor Pro 2 und dem neuen „Transparent“-Modus, der ein Clipping zu 100 % verhindern soll und unterhalb von 0 dB nicht arbeitet. Weitere Neuheiten in dem GUI sind die deutlich vergrößerte Master-Pegel-Anzeige und die Positionierung des Loop-Recorders auf der linken Seite – ein sinnvoller Schritt, wie ich finde, da die Funktionen jetzt vom Master-Panel getrennt sind.

Fotostrecke: 5 Bilder Durch die neue Farbgebung und den höheren Kontrast lassen sich die gewählten Funktionen auf der Bedienoberfläche besser erkennen

Mixer FX

Im Mixerbereich gab es in Traktor Pro bislang Auswahlmöglichkeiten für die Equalizer und Filter. Neu hinzugekommen sind „Mixer FX“, deren Auswahlmenü unterhalb des Filter-Drehreglers zu finden ist. Klickt man auf dieses, so werden hier vier Mixer-FX zur Auswahl eingeblendet. Ihre Zusammensetzung lässt sich im Einstellungsfenster im Bereich Mixer festgelegen. Insgesamt gibt es acht Effekte: Reverb, Dual Delay, Noise, Time Gater, Flanger, Barber Pole, Dotted Delay und Crush. Die Zusammenstellung der Effektauswahl ist für alle Decks gleich. Aus dieser Auswahl kann danach aber deckspezifisch selektiert werden und somit eine individuelle Bearbeitung erfolgen – super!

Fotostrecke: 2 Bilder Die neue Mixer FX werden unterhalb des Filterdrehreglers selektiert …

Reverse

Eine von vielen Anwendern ebenfalls lange vermisste Funktion in Traktor wurde jetzt nachgereicht: die Rückwärtswiedergabe. Zur Aktivierung befindet sich ein dedizierter Reverse-Schalter in jedem Deck. Wird dieser in dem GUI gedrückt, aktiviert sich gleichzeitig der Flux-Mode, um einen synchron laufenden Mix nicht zu unterbrechen. Möchte man die Rückwärtsfunktion ohne Flux-Mode nutzen, so muss man diese auf einen externen Controller oder die Computertastatur mappen.

Fotostrecke: 2 Bilder Songs lassen sich per Knopfdruck rückwärts wiedergeben, …

Updates 3.1, 3.2, 3.3 und 3.4

Obwohl es in letzter Zeit wilde Spekulationen um die Zukunft bzw. den Verkauf von Traktor Pro gab, wie hier nachzulesen ist, wird der Pioneer unter den DJ-Software-Produkten stetig weiterentwickelt. Dieser Test basierte ursprünglich auf einer der ersten Traktor Pro 3 Versionen (3.0.1), die in den letzten zwei Jahren einige Updates erhalten hat. Aktuell wird Traktor Pro 3.4.0 per Native Access zum Herunterladen angeboten. Nachfolgend findet ihr die wichtigsten Neuerungen, die mit den letzten Updates ergänzt wurden.

Controller-Support

Native Instruments hat den Controller-Support von Traktor Pro weiter ausgebaut und bietet eine Unterstützung für die Pioneer-DJ-Geräte XDJ-1000MK2, XDJ-700 und DJM-V10 sowie für den Rane Twelve MK2. Die Devices werden per Plug-&-Play erkannt und automatisch konfiguriert. Für die hauseigenen Controller Traktor Kontrol S4 MK3 und S2 MK3 sowie für den S3 und S8 lassen sich jetzt Custom Mappings generieren, sodass ihr eigene Controller-Belegungen wählen könnt, ohne die ursprünglichen Zuweisungen komplett neu programmieren zu müssen (over-mapping). 

Das vorgegeben MIDI-Mapping für den hauseigenen Controller Traktor Kontrol S3 lässt sich jetzt anpassen.
Das vorgegeben MIDI-Mapping für den hauseigenen Controller Traktor Kontrol S3 lässt sich jetzt anpassen.

Parallele Wellenform

Zur Mixerleichterung bietet Traktor Pro neue große, horizontale Darstellungsoptionen für Wellenformen. Die Wellenformen werden durch die Auswahl des Layout-Presets „Parallel“ im oberen Bereich des Programms eingeblendet. Wer hier spezielle Anpassungen vornehmen möchte, lokalisiert die neu hingekommenen Einblendoptionen unter „Decks Layout“ im Preferences-Fenster und konfiguriert das Arbeitsfenster nach seinem Gusto. Zur Vereinfachung der Songvorbereitung (Setzen von Beatgrids, Hotcue-Punkten etc.) gibt es zudem das Layout-Preset „Preparation“, das ein einzelnes Deck inklusive einer großen Wellenform beinhaltet.

Fotostrecke: 2 Bilder Große parallele Wellenformen erleichtern das Beatmatching.

Harmonic Mixing

Um Mixe klanglich besser aufeinander abstimmen oder deren Dynamik gezielt steuern zu können, bedient man sich der Tonarten von Songs und passt diese gegebenenfalls an. Der hierzu benötigte Timestretch-Prozess wurde durch die Implementierung des neuen Elastique Timestretch Algorithmus Version 3.3.0 klanglich verbessert. Zudem ergänzten die Berliner zahlreiche Funktionen und Anzeigen in den Track Decks und in den Kopfzeilen der Decks, um die Anpassung gezielter, übersichtlicher und einfacher vornehmen zu können.
Ein neues „Key Widget“ ersetzt den Key-Lock-Taster und erlaubt neben der Aktivierung der Key-Lock-Funktion, Anpassungen in Halbtonschritten. Wird ein Song transponiert, kann man die gewählte Anpassung als Zahl im Key Widget ablesen, sodass sich hier sehr gezielt arbeiten lässt. In den Kopfzeilen der Tracks Decks blendet die Option „Resulting Key“ die Tonartanpassungen ein, die durch Tempoänderungen ohne aktivierte Key-Lock-Funktion erfolgen.
Um das Harmonic Mixing noch weiter zu vereinfachen, kann man im Browser die Songs mit den passenden oder benachbarten Tonarten direkt anzeigen lassen. Dies geschieht durch Selektion von „Only color matching keys“ oder „Also color adjacent keys“ im Preferences-Fenster im Bereich Browser Details.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Harmonic Mixing wird durch zahlreiche neue Einblendungen und das Key Widget vereinfacht.
Audio Samples
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12 Halbtonrschritte nach oben 12 Halbtonrschritte nach unten

Smart Listen

Traktor Pro bietet jetzt (endlich) auch Smart Listen, also Playlisten, die sich auf Grundlage gewählter Kriterien selbständig mit Inhalten füllen. Zwei Anwendungsbeispiele für Smart Crates findet ihr in meinem Workshop „Smart Crates und Playlists in Serato, VDJ, Rekordbox und Co. Einsetzen“.
Die Smart-Listen-Funktion in Traktor Pro ist recht mächtig, ihr könnt hier acht verschiedene Kriterien (BPM, Genre, Import Date, Last played etc.) wählen, die alle oder nur einzeln erfüllt werden müssen und hierbei Bedingungen definieren (is, is greater than, is around, is less than or equal to etc.). Mit diesen Listen kann man auch in großen Sammlungen sehr einfach für Ordnung sorgen.

Mit Smart Lists lassen sich Songs automatisch in Playlisten überführen.
Mit Smart Lists lassen sich Songs automatisch in Playlisten überführen.
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Praxis

Die neue Traktor-Pro-3-Version lässt sich von der Hersteller-Webseite herunterladen und kann parallel zu einem bestehenden Traktor Pro 2 installiert werden. Das ist gut, denn somit kann man jederzeit zwischen beiden Versionen wählen und die neue Umsetzung in Ruhe testen, bevor man sie im Live-Einsatz nutzt. Beim ersten Starten von Traktor Pro 3 lassen sich vorhandene Songdatenbestände inklusive aller Wellenformen, Hotcue-Punkte etc. einlesen, was je nach Umfang und Geschwindigkeit der Computerfestplatte einen Moment dauert, aber fehlerlos auf meinem Mac funktioniert hat. Das Programm ist danach sofort einsatzbereit, denn die Controller-Mappings werden ebenfalls übernommen und ab Werk gemappte Geräte wie der Traktor Kontrol S8 funktionieren ohne weiteres Zutun. 

Traktor Pro 3 präsentiert sich im Vergleich zum Vorgänger als Evolution, weniger als Revolution
Traktor Pro 3 präsentiert sich im Vergleich zum Vorgänger als Evolution, weniger als Revolution

Da der globale Workflow nicht angetastet wurde und auch die Deck-Arten gleichgeblieben sind, fällt der Umstieg nicht schwer. Alle spielbaren Daten befinden sich nach wie vor in der Track Collection. Diese wurde leider nicht überarbeitet und so lassen sich Playlisten und Favoriten anlegen, aber weder intelligente, selbstfüllende Playlisten noch Vorschlagssysteme, wie man sie aus anderen Programmen und selbst der hauseigenen Traktor DJ App kennt, sind hier zu finden. Auch um das Thema Streaming von Quellen wie Spotify, Deezer oder anderen Diensten macht der Berliner Hersteller aktuell noch einen Bogen.
Die Vierdeck-Software bietet unverändert inhaltsspezifische Decks: Songs wandern zum Mixen in Track-Decks. Neu sind in diesen die größere Darstellung der Hotcue-Punkte und der optisch veränderte Flux-Mode-Taster. Zudem kann man sich jetzt die Taktstartmarkierungen in den Wellenformen per Option im Einstellungsfenster hervorheben lassen, wodurch der Mixvorgang erleichtert wird.
Für Samples von der Festplatte oder welche, die live mit dem Loop-Recorder mitgeschnitten wurden, gibt es  Remix-Decks, die verschiedene Wiedergabeoptionen bieten und Samples synchronisieren können. Obendrauf gibt es die Stem-Decks, die in vier Spuren zerlegten Songs (Stems) für Echtzeitremixe wiedergeben und „live Input“ für Mikrofone oder Signale aus Drumcomputern, Maschine oder Hardware-Synths. Für den einfachen Start bietet Native Instruments kostenlose Remix-Sets und Stem-Tracks auf der Website zum Herunterladen an. Wer mehr Nachschub braucht, kann seine selbst produzierten Tracks mit dem kostenlosen Stem Creator präparieren oder auf Beatport fertige Stems von Club-Tracks kaufen.
Die Songs und weiteren kreativen Zutaten werden von der Software treffsicher analysiert, Infos über ein Update in diesem Bereich liegen mir nicht vor. Native Instruments hat somit leider auch diesmal kein elastisches Beatgrid implementiert, das sich viele Anwender wünschen. Bei Songs mit geraden 4/4 Beats aber auch bei komplexeren D’n’B-Titeln hatte Traktor Pro 3 bei meinem Testlauf keine großen Erkennungsschwierigkeiten, sodass Vierdeck-Mixe problemlos umsetzbar sind.   Das Setzen und Triggern von Hotcue-Punkten, aber auch Beatjumps und Loops gelingen bei aktivierter Quantisierungs- und Snap-Funktion treffsicher und lassen sich von allen Könnerstufen fehlerfrei nutzen. Für weitere kreative Ausschmückungen kann man auf die bewährte Effektausstattung der Software zurückgreifen, die unverändert 43 gut klingende Effekte umfasst. Die Effekte lassen sich als (Single-) Effekte oder drei hintereinander geschaltete (Group-) Effekte nutzen und in die vier Effektbusse laden.

Der Mixerbereich

… bietet pro Deck einen Kanalzug und erlaubt die Auswahl verschiedener EQ-Charakteristiken und sogar eines 4-Band-EQs (Xone). Native Instruments hat die Masterpegelanzeige in der Kopfzeile deutlich vergrößert und Kanalpegelanzeigen im Mixer neu platziert, sodass man die entsprechenden Werte jetzt besser ablesen kann. Verschiedene Mixerfunktionen wie Crossfader, Filter, etc. lassen sich zudem ein- und ausblenden, was hilfreich ist, wenn der Bildschirmplatz nicht genügend Kapazität aufweist. Unterhalb der Filterdrehregler befindet sich das Auswahlmenü für die neuen Mixer FX. Hier ist das im Einstellungsmenü gewählte Dualmode-Filter oder ein Mixer-Effekt selektierbar. Die neuen Mixer FX haben mir durch die Bank gut gefallen, denn damit lassen sich DJ-Sets mit Spannungsbögen versehen und Breaks ausschmücken.  
Die Mixer FX Effekte im Einzelnen (alle sind mit einem Dualmode-Filter kombiniert):

  • Reverb: Hall Dual
  • Delay: Delay-Effekt
  • Noise: Rauschfahne, erzeugt weißes Rauschen
  • Time Gater: Zerhacker mit Filter
  • Barber Pole: automatischer Phaser
  • Dotted Delay: Delay mit einer vom Dual Delay abweichenden Rhythmik
  • Crush: Bitcrusher
Audio Samples
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Reverb Dual Delay Noise Time Gater Barber Pole Dotted Delay Crush

Traktor Kontrol S2 MK3 und S4 MK3

Die direkte und umfassende Kontrolle dieser neue Mixer FX ist aktuell den neuen Controllern Traktor Kontrol S2 MK3 und S4 MK3 vorbehalten. Verwendet man ein „älteres“ Gerät, so kann man zwar die Effektparameter mit dem Filter-Drehregler steuern, benötigt aber zur Effektauswahl die Computermaus. Alternativ kann man die Auswahl der Mixer FX aber auch im Controller Manager programmieren und danach bequem mit einem MIDI-Controller oder der per Tastendruck auf dem Computerkeyboard steuern. Für die eingangs erwähnte Reverse-Funktion gilt das Gleiche, denn auch diese ist ab Werk nur mit den beiden neuen Traktor-Controllern mit und ohne Flux-Funktion nutzbar. Glücklicherweise lässt sich aber auch diese per Programmierung mit einem alternativen Gerät oder der Computertastatur kombinieren.

Die Mixer FX und die Reverse-Funktion lassen sich mit den neuen Traktor-Controllern direkt steuern – bei älteren Modellen erfolgt das Mapping per Hand
Die Mixer FX und die Reverse-Funktion lassen sich mit den neuen Traktor-Controllern direkt steuern – bei älteren Modellen erfolgt das Mapping per Hand

Audio Engine

Native Instruments hat Traktor Pro 3 mit einer neuen Audio-Engine ausgestattet, die einen besseren Klang haben soll als Traktor Pro 2. Diese Neuerung ist allerdings etwas schwierig zu erfassen. Ich behaupte aber trotzdem, dass man bei einem Direktvergleich leichte Vorteile für die neue Version heraushören kann und die Wiedergabe etwas transparenter als zuvor wirkt. Auch die neue „Transparent“ Limiter-Einstellung sorgt für einen etwas luftigeren Klang. Deutlicher hörbar ist allerdings die Verbesserung des Time-Stretch-Algorithmus. Hier kann die neue Version punkten! Mit Traktor Pro 3 kann man Songs recht weit von ihrem normalen Tempo entfernen, bevor es zu gravierenden klanglichen Einbußen kommt – prima, aber klar sollte man hier nicht übertreiben, denn auch der Elastique-3-Time-Stretch-Algorithmus kann keine Wunder vollbringen. Für die klassische Mixanwendung ist er aber durchaus ein Gewinn und harmonische Mixe klingen dadurch besser.

Audio Samples
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Traktor 3 Pitch35 Traktor 2 Pitch35

Alternativ zur Controller-Steuerung lässt sich Traktor Pro 3 auch mit Timecode-Vinyls oder -CDs steuern. Ich finde es begrüßenswert, dass diese Funktion jetzt fester Bestandteil des Programms ist und ohne Aufpreis genutzt werden kann. Die Songkontrolle funktioniert mit den Timecode-Medien sehr gut und authentisch, sodass sich Mixtricks aber auch gewöhnliche Beatmatching-Anpassungen durchführen lassen. Neu ist zudem, dass man bei der Zusammenstellung des Setups ein beliebiges Audiointerface zwischen die Zuspieler und den Rechner hängen kann – ich habe es mit einem „uralten“ M-Audio Conectiv erfolgreich testen können – top!
Auf dieses Weise können Ein- aber auch Umsteiger mit wenigen Kosten ein Timecode-gesteuertes Traktor-System nutzen, wenn ein entsprechendes Audiointerface schon vorhanden ist. Alternativ kann man auch seine bevorzugte Studio-Soundkarte nutzen, wichtig sind hier auseichend viele Ein- und Ausgänge sowie schnelle Treiber, damit das Gesamtsystem mit einer niedrigen Latenz betrieben werden kann und die Steuerbefehle nahezu verzögerungsfrei umgesetzt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor Pro 3 akzeptiert ein beliebiges Audiointerface zu Timecode-Steuerung
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Fazit

Native Instruments hat sich für das große Traktor-Pro-Update lange Zeit gelassen und das Programm in vielen Bereichen verbessert. Die klanglichen und optischen Neugestaltungen wissen zu gefallen und durch die Neuanordnung der Funktionen im Master- und Loop-Panel wurde der Workflow verbessert. Die ergänzten Mixer FX sind praxisgerecht gewählt und lassen sich kreativ einsetzen und die von vielen vermisste Rückwärtswiedergabe wurde auch endlich ergänzt. Positiv ist zudem, dass die Timecode-Steuerungen nicht mehr aufpreispflichtig sind und man auch bei der Wahl des Audiointerfaces frei Hand hat. Da der Verkaufs- und Upgrade-Preis moderat ausfällt, spreche ich der Neufassung meine Empfehlung aus.
Wunschlos glücklich macht die aktuelle Umsetzung aber auch leider nicht, weshalb zu hoffen bleibt, dass die Berliner in den nächsten Tagen und Wochen noch weitere Features nachschieben, wie auf Nachfrage angekündigt wurde. Leider war nicht zu erfahren, in welchen Bereich diese angesiedelt sind. Aus meiner Sicht wären Überarbeitungen der Songbibliothek (Streaming-Dienste), ein elastisches Beatgrid, alternative Wellenformdarstellungen (horizontal als Option) und vielleicht auch visuelle Funktionen willkommene Zuwächse. Da sich Native Instruments aber nicht in die Karten schauen lässt, heißt es hier abwarten und Tee trinken. 

PRO
  • elegantes GUI
  • praxisgerechte Mixer-FX
  • Timecode-Steuerung enthalten
  • freie Wahl des Audiointerfaces
  • verbesserte Mastertempo-Funktion
  • Rückwärtswiedergabe
  • Harmonic Mixing vereinfacht
  • Smart Listen
CONTRA
  • (noch) keine Unterstützung für Streaming-Anbieter
  • (noch) kein elastisches Beatgrid
Traktor Pro 3, professionelle Vierdeck-Software
Traktor Pro 3, professionelle Vierdeck-Software

Website des Herstellers Native Instruments

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