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Mixvibes VFX Test

Wie kann man einem videotechnisch unerfahrenen, aber interessierten Discjockey das Bewegtbildmixen auf möglichst unkomplizierte Art näherbringen? Vielleicht, indem man ein Standard DJ-Setup, bestehend aus zwei Decks, einem Mixer und einem 3-Band-EQ mit einer leicht zu bedienenden VJ-Anwendung kombiniert? Man könnte das Ganze dann in ein Gehäuse stecken, das sich am klassischen CD-Doppeldecker orientiert und noch eine 6-Kanal-Audio-Karte integrieren. Das könnte zumindest Berührungsängste abbauen. Und wie wäre es jetzt noch mit ein paar kreativen Features wie Loops und audiovisuellen Effekten, auf Knopfdruck synchronisierbar, und Video-Überblendungen, die bequem von der Kontrolleinheit gesteuert werden? Und vielleicht sogar ein Titelgenerator, der sich genau wie die Webcam aufs Mastersignal schalten lässt? So ähnlich also wie bei meinem heutigen Testkandidaten. Mesdames et Messieurs: Voilà, Mixvibes VFX-Control.

Die kompakte Steuereinheit besitzt abschraubbare 19“ Montagewinkel und sollte demnach zur Festinstallation in Bar oder Club genauso geeignet sein wie für die rollende Diskothek, den Bedroom Desktopper und den Wander-DJ mit Videoambitionen. Denn die Software versteht sich auf Vier-Deck-Betrieb, Timecode-Steuerung und Multicontrollersupport per MIDI-Learn. Für einen Straßenpreis von unter 600 Euro sind bereits rund 20 Überblendungen und Videoeffekte mit von der Partie. Zwar unterstützt auch ein Kontrahent wie Virtual-DJ-Pro Videoclips und Steuervinyl und bleibt zusammen mit einem Rack-MIDI-Controller wie Numarks DMC 2 oder American-Audios DP2, der übrigens unserem Prüfling nicht nur äußerlich sehr ähnelt, unter 500 Euro. Aber dafür muss er auf Visual-FX verzichten, bekommt nur zwei Decks und nur vier Überblendeffekte. Wer den Schwerpunkt auf Videofunktionen legt, könnte mit einer Kombination aus Livid-Instruments Ohm 64 und der Software Cell DNA oder Unique schwanger gehen. Hier mangelt es aber an Jogs und DJ-Layout und preislich wird schnell die 1000-Euro-Marke überschritten. Wie man es auch dreht und wendet, eine ähnlich komplexe und DJ-lastige AV-Software im dreistelligen Preisbereich wie Mixvibes VFX konnte ich zum Testzeitpunkt nicht finden.

Mixvibes_VFX_Control_Pressefoto Bild
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Details

Multitasking
Als ich mit einem befreundeten DJ-Kollegen über den heutigen Kandidaten sprach, waren wir uns einig, dass gerade in professionellen Umgebungen seit jeher Ton-, Licht und Bildspezialisten separat für ihre Aufgabenbereiche zuständig sind und dass dies wohl auch gute Gründe hat. Ein Beispiel: Ich erinnere mich an eine Party, die ich zwar als Gast aufsuchte, aber unerwartet den Job des Lichtmischers übernehmen musste, weil für die befreundete Plattendreherin kein Light-Jockey gebucht war. Denn professionell sollte es auf jeden Fall wirken. Ich weiß, es gibt gerade in Berlin auch kleine, böse, laute Clubs, die auf Laser- und Bewegtbild-Tamtam verzichten und lieber mit Strobos „feuern“. Je nach Etablissement reichen vielleicht auch einige Discokugeln. Mancher Nachtfalke berichtet gar von abenteuerlichen Begegnungen mit der schallgesteuerten RGB-Lichtorgel. Letztere hat natürlich waschechten Kultstatus und bedarf nicht annähernd soviel Know-how wie ein ausgeklügeltes Clip-Schauspiel. Aber Audio-Video Multitasking? Mal sehen, wie weit die Mixvibes-Macher aus Gennevilliers (Frankreich) meine Einstellung im Laufe des Tests ändern können. Zeit, unseren Kandidaten aus seinem gut gestylten, aber bestimmt sehr dunklen Kartonverlies zu befreien.

Erster Eindruck
Der Controller ist solide verarbeitet, nichts wackelt und klappert, und im Tischbetrieb steht er sicher auf vier Gummifüßen. Neben der Steuereinheit befinden sich auch RCAs-, USB- und Relay-Kabel, ein gedrucktes englischsprachiges Handbuch und die Mixvibes-VFX Software-CD im Karton. Eine weitere DVD mit exklusiven MixMash Videosamples und ein Gutschein für 35 Visual-Loops und 10 Musikvideos auf www.mixmash.com runden das Paket ab. Mit 2,1 kg bei drei Höheneinheiten wirft die portable Konsole insgesamt 58 Taster, neun Drehregler, fünf Schieberegler, sieben Endlos-Encoder mit integrierter Button-Funktion in die Steuerungs-Waagschale. Jedem Deck hat man zudem eine Shift-Taste spendiert, die es ermöglicht, einen Großteil der Bedienelemente doppelt zu belegen. VFX läuft nur unter Windows – schade eigentlich, denn DVS-Bruder Mixvibes Cross ist auch für den Mac erhältlich. Inzwischen besitzen auch die „kleineren“ Apple-Systeme ausreichend Power für eine separate Videoausgabe. Gemessen an den Features sind die Hardwareanforderungen mit 2,26 GHz Doppelkern-Taktung und 2 GB RAM nämlich noch recht moderat. Da es Probleme mit dem Athlon X2 System gab, erfolgte der Test auf dem Desktop Mac unter Bootcamp und auf einem Mittelklasse Core2 Notebook.

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Front und Backpanel
Der französische Hersteller verbaut eine 6-Kanal-Audio-Lösung, die sich als VFX-Audio in die Software einträgt und unter Vista mit 44,1/48 kHz und 16 Bit arbeitet. Ähnliche Hardware kommt auch beim DVS-Paket Cross zum Einsatz, allerdings besitzt der VFX-Control keine Eingänge. Für den Betrieb mit Steuervinyl ist demnach ein weiteres Audio-Interface nötig. Neben dem obligatorischen USB-Anschluss offeriert das Backpanel zwei Stereo-Cinch-Anschlüsse, eine Kopfhörerbuchse und zwei 3,5 mm Faderstart-Buchsen zur Fernbedienung vom Mischpult aus. Leider wurde auch der Kopfhörerausgang an die Gehäuserückseite verfrachtet, was einen DJ-Wechsel einigermaßen erschwert.

Decksektionen
VFX-Control besitzt zwei identische Decksektionen, die im Gegensatz zum üblichen MIDI-Mischer-Design nicht spiegelsymmetrisch angeordnet sind. Stattdessen liegt an der linken Außenseite die Buttonsektion, an der rechten der Temposchieber. Im Zentrum residiert der Mixer mit zwei für meinen Geschmack etwas leichtgängigen und spielbehafteten 60 mm Linefadern. Der Crossfader hat eine Länge von 45 mm, ist anständig weich, vermisst allerdings einen Regler für die Kurvenanpassung. Zwar liegen die gummierten Potis des 3-Band-EQs gut in der Hand, aber auch leider etwas eng beieinander. Sie haben einen angenehmen Widerstand und in ihrer Mitte eine einrastende Nullstellung. Zwei von ihnen erwiesen sich als etwas schwergängiger. Ein Zustand, der sich im Laufe der Nutzungsdauer sicherlich legt. Oberhalb der Mixersektion ermöglicht ein Endlos-Encoder mit Push-Funktion in Kombination mit zwei Nachlader-Tasten eine mauslose Track- und Effektauswahl.

Pitch
Nah am Zeitgeist bietet Mixvibes VFX die Autosynchronisation des Liedgutes an, traditionell werden Tracks aber mit den Temposchiebern angeglichen. Sie gleiten angenehm schwer auf einem Regelweg von 60 mm und sind in eine circa drei Millimeter tiefe Aussparung eingelassen, die in dunklen Umgebungen durchaus als Fingerführung dienen kann. Etwas störend ist, dass man auf den letzten Zentimetern mit dem Daumennagel gegen die Senke prallen kann, aber das bringt eine solche Konstruktion nun einmal mit sich. Die maximale Tempoänderung wird in der Software festgelegt (6, 10, 16 oder 100 Prozent). Bei zehn Prozent erfolgte eine Feinabstimmung von 0,01 BPM bei 120 BPM. Das ist wirklich außergewöhnlich präzise. Direkt über den Fadern sind Pitchbend-Taster plaziert. In meinen Augen ist das ein eher ungünstiger Platz, wenngleich die Entscheidung für eine Single-Button-Konstruktion kein uninteressanter Ansatz ist. Wird links getriggert, bremst der Song, rechts angestoßen beschleunigt er. Ich verwende zum Beatmatchen zwar lieber Jogdials, bin aber der Meinung, das Bends unterhalb eines Pitchschiebers einen besseren Workflow gewährleisten. Auch Mastertempo und getrennt auslösbare Beatmatch- und Sync-Buttons sind mit an Bord. Nachfolgend hört ihr einige Audiobeispiele der praxistauglichen Tonhöhenkorrektur.

Transportsektion
Zwei Schaltflächen am Controller sind besonders groß geraten. PLAY bringt die Tracks ins Spielgeschehen und löst als Zweitfunktion einen Bremseeffekt aus. Links daneben parkt CUE Songs oder Videos zunächst am Startpunkt, bis eine neue Markierung gesetzt wird. Dies geschieht ganz einfach per Shift. Reverse spielt das Material rückwärts ab. Alle Schaltflächen sind beleuchtet und geben ein eindeutiges Statusfeedback ab. Das erleichtert das Arbeiten in dunklen Umgebungen ungemein. Die rechte Sektion leuchtet rot, die linke grün. Das sorgt für Übersicht und sieht gut aus. Mit dem Jogdial oder „geshifteten“ Loop-Buttons spult man durchs AV-Material.

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Jogdials
SCRATCH YOUR VIDEOS AND SOUNDS, heißt es in der Werbekampagne. Dafür könnten die Jogdials mit 60 mm Außen- und 55 mm Oberflächendurchmesser ruhig etwas größer sein. Zudem sind sie etwas rutschig. Aber offensichtlich wollte man keine vierte Höheneinheit im Rack beanspruchen. Das ist verständlich, denn es spart nicht nur Platz im Montage-Case, sondern auch bei einer Rucksacktour durch das Großstadtnachtleben. Betrachtet man die Teller vom Audiostrom losgelöst (denn es fehlt ja nicht nur an Größe, sondern auch an einer adäquaten Crossfader-Curve-Control) würde ich sagen: Zum Scratchen eines unvertonten Videos kann man sie getrost einsetzen, gelegentliche Soundscratches sind ebenfalls zu bewerkstelligen.

Mixvibes_VFX_Control_Jogdial Bild

 „Berührungsempfindliche Jogdials“ ist ein Terminus, der sich generell höchster Beliebtheit erfreut. Nüchtern betrachtet ist jedes Jogdial, sofern es nicht festgeklebt wurde, berührungsempfindlich. Bei MIDI-Controllern indes steht der Begriff in der Regel dafür, dass das Wheel einen integrierten Auslöser, etwa in Form eines Touch-Sensors hat. Beim vorliegenden Modell muss der DJ den Vinyl-Modus vor einem Kratzmanöver erst einschalten. Dann jedoch scratcht er mit der Oberfläche und nudget mit der Seite. Wer nicht scratcht, deaktiviert einfach VINYL. Unter Verwendung der Shift-Taste ermöglichen die Teller eine Hochgeschwindigkeitssuche.

Mixvibes_VFX_Control_Vinyl_und_Vorhoere Bild

Software
Installation und erster Quickie
6V-Netzteil-Power haucht Ströme ins Probandenleben. Dann wird dieser mit dem Laptop verbunden und ich starte den Software-Installationsprozess. Beim ersten Programmaufruf fragt der Konfigurationsassistent einige Grundeinstellungen ab, danach geht es an die individuelle Konfiguration des Videoscreens und der Overlays. Bei der Rekonfiguration der Anzeigen in den Displayeinstellungen von Windows während des laufenden Betriebes stürzte die Software leider wiederholt ab, daher sollte die Positionierung im Vorfeld festgelegt werden. Da der Prüfling weder Beispiel-Songs noch Videos zum Stelldichein mitbringt, importiere ich zunächst meine iTunes Bibliothek und kopiere danach den Inhalt der Content DVD auf die Festplatte (1,69 GB). Ein Tastenhieb auf die blaue LED, und es kann losgehen. Der erste Drag-Drop eines Videofiles auf Deck A öffnet Quicktime. So ist das bestimmt nicht gedacht. Okay, dann importiere ich die Clip-Library eben übers Menü. Seltsam, die Dateien in meinem Videoclip-Ordner werden mir nicht einmal angezeigt.

Hmm, ich glaube, ich mache mich erst einmal auf die Suche nach einem Update. Die Support-Seite der Internetpräsenz hat mit VFX noch nichts am Hut (Stand 08.02.2010). Über die software-interne Update-Funktion gelangt man zum Forum und dort steht nach einer Registrierung Update 1.1.0 bereit. Es soll laut Herstellerangaben erste Bugs beheben und brachte auch meine Clipsammlung ans Laufen. Das kann ich leider für den Athlon X2 Desktop unter Windows XP SP3 nicht behaupten, hier schmiert das komplette System (2 x 3 GHz, 4 GB RAM, 512 MB ATI Grafikkarte) jedesmal nach dem Programmaufruf ab. Daher kommt zusätzlich der Mac mit Bootcamp zum Einsatz, hier startet VFX ohne Murren.

Aufbau
Die grafische Benutzeroberfläche ist in drei Haupt-Bereiche gegliedert. Am unteren Bildschirmrand befindet sich die Musikverwaltung mit dem Dateibrowser, in der Mitte sind die virtuellen Decks positioniert, wahlweise mit einem großen Video-Kontrollfenster in ihrer Mitte. Im oberen Screen-Segment seht ihr den optionalen Matcher. Er ist eine visuelle Mixhilfe, die mancher Leser vielleicht noch aus dem Mixvibes-Cross Review in Erinnerung hat. Dazu können bei Bedarf weitere mixdienliche Panels eingeblendet werden.

Browser

Die Musikbibliothek sortiert gescannte Verzeichnisse übersichtlich anhand beliebter Kriterien. Zudem kann der User eigene Gruppen anlegen, in denen er seine Tracks wie in virtuellen Ordnern strukturiert. Der Verzeichnisbaum liefert Shortcuts auf die Mediendatenbank, Sample-Library, Sessions, History und Charts der meistgespielten Musikstücke. Die Medienliste katalogisiert über 20 unterschiedliche Merkmale. Eine inkrementelle Suchfunktion bietet Filter (auch BPM) und findet das Gesuchte selbst in größeren Sammlungen zügig. Zwölf Zoomstufen sorgen sowohl in der Listen- als auch in der Gitterdarstellung selbst auf Entfernung für ausreichenden Überblick, vorausgesetzt, man arbeitet nicht mit Full-HD-Auflösung auf einem 11-Zoll-Notebook. Über Fenster/Freistellen lässt sich die Anordnung der Panels nach Belieben verschieben und auch wieder fixieren. Benutzerspezifische Layouts speichert VFX nicht, die zuletzt gewählte Formation steht bei einem erneuten Aufruf im Normalfall wieder zur Verfügung. Das Vorhör-Deck der Musikbibliothek wird praktischerweise per Browse-Encoder aktiviert.

Decks
VFX offeriert zwei Skins in je zwei Auflösungsstufen (1220 und 1440 Breite). SIMPLE zeigt in der Mitte der Abspieleinheiten ein vergrößertes Videobild. Die Player bieten individuell skalierbare Wellenausschnitte, eine Video-Vorschauleiste und stellen Songinformationen kontrastreich dar. Jedes Deck bekommt dabei eine individuelle Farbgebung. Die Wellenformen geben einen Überblick über Positionen von Cue- und Loopmarkern, allerdings sind die dünnen Balken nicht wirklich gut zu erkennen. Eine Quantisierung der Benutzereingaben bei der Erstellung von Hot-Starts kann ich nicht feststellen. COMPLETE bringt zusätzliche Bedienelemente wie Klangregler auf den Bildschirm. Gerade diese haben aufgrund ihrer geringen Größe wohl eher dekorativen Charakter. In der unteren Grafik seht ihr die voreingestellten Werte der Equalizer und der Killswitches. Vollzieht der DJ unter diesen Bedingungen einen vollen Cut mit der Klangregelung, bleiben hörbare Soundanteile zurück. Die Player spielen gängige Audio-(.wav .mp3 .wma .ogg .flac) und  Video-Formate  (.mp4, .mpg, .mpeg, .mjpeg, .wmv, .avi, .divx, .mov, .vob, .mkv). In der Recording-Sektion hat der Anwender die Möglichkeit, das Summensignal aufzuzeichnen. Zur  Aufnahme steht ausschließlich das WAV-Format mit 16 Bit / 44,1 kHz / Stereo zur Verfügung.

Visuelle Mixhilfen
Der Matcher ist bereits aus Cross bekannt und kommt mit Bar-, Tempo- und Beatsynchronisation, ist per Drehregler frei skalierbar und zeigt leider nur die Decks A und B an. Nicht erschrecken! Beatraster und Downbeat-Indikatoren lassen sich unter dem Reiter Optionen einschalten. Die Aufschlagtakt-Markierungen stehen auch in der Wellenansicht im Deck-Fenster zur Verfügung.
Für einen siebenminütigen Track benötigt der Beatcounter rund sieben Sekunden und ermittelt die Geschwindigkeit auf die Hundertstel genau.

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Controls
Wer mehr visuelles Feedback auf dem Screen benötigt, kann zusätzliche Info-Panels einblenden. Dazu noch Sampler und Titelgenerator und schon ergibt sich ein Bild wie auf dem nachfolgenden Screenshot. Wer es geordneter mag, sortiert das Layout nach eigenem Gusto. Leider gelang es mir nicht, den Sampler als Snap-In in der unteren Reihe neben den übrigen Controls zu platzieren. Eine Lösung wie auf dem zweiten Bild finde ich nur suboptimal.

Der Sampler
Bleiben wir kurz beim Sampler. Er nennt acht Speicherbänke sein eigen, die sich per Drag n`Drop mit Audio- oder Videoschnipseln befüllen lassen oder ihr Futter einem Deck entnehmen. Die Samplelänge kann im letztgenannten Fall zum Beispiel über einen Loop definiert werden, der ganz einfach mit der Send-Taste auf ein aktiviertes Samplepad geladen wird. Der Sampler hat Master-Tempo, Pitchregler, Volume-Meter und Dreikanal-Klangregelung unter der Haube. Diese Funktionen lassen sich auf alle Samples gemeinsam, auf eine Reihe oder auf ein einzelnes Pad anwenden. Jedes Sample besitzt eine eigene Positionsanzeige. Sämtliche Pads sind direkt über den Controller zugänglich, vier von jeder Seite. In Kombination mit der grünen Shift-Taste wählt der DJ einzelne Bänke an, ohne diese auszulösen. Rot aktiviert die Funktionen CTRL, REPEAT, MUTE und HOLD für das ausgewählte Pattern. Da hat sich jemand richtig Gedanken gemacht, prima! Im nachfolgenden Praxisteil schauen wir auch den übrigen Kreativabteilungen auf die Finger.

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Praxis

Effekte
VFX-Effekte wirken sowohl auf Audiofiles als auch auf Videodateien. Der Käufer bekommt ein recht ansprechendes 17 FX-Gänge Menü serviert, das er nicht nur nach Herzenslust würzen kann – für einige Vertreter stehen sogar unterschiedliche Presets zur Verfügung. Diese erleichtern gerade Neulingen den Einstieg, bieten aber auch erfahrenen Anwendern zahlreiche Schmankerl, zum Beispiel die Modifikation diverser Parameter über Encoder oder XY-Pad. Sie modulieren entweder frei, Tempo-synchron in einer Taktung von 1/64 bis 64 Beats oder taktsynchron im Einklang mit der musikalischen Energie, respektive dem Bass oder Downbeat-Indikatoren. Beispielhaft hören wir uns die Modulationen von Reverb, Pan und Echo an.

Mixvibes_VFX_Control_Effektsektion Bild

Zu Beginn erscheint die Effektsteuerung etwas gewöhnungsbedürftig, hat man sie aber erstmal verinnerlicht, geht sie zügig von der Hand. Klanglich rocken einige FX ganz gut, manche hören sich eher durchwachsen an, die zeitkritischen benötigen einen Moment zum „Eintakten“. Beim Compressor gibt’s erhöhte Übersteuerungsgefahr – man geht hier lieber mit Bedacht zu Werke. Ihr könnt euch im nachstehenden Videoüberblick ein Bild machen. Mixvibes Effekte können auf beide Streams kombiniert oder separat abgefeuert werden. Liegt eine Videodatei vor, ist eine Trennung von Musik und Bewegtbild nicht möglich. Ein Sound kann demnach nicht im gleichen Player von einem tonlosen Video überlagert und dauerhaft verlinkt werden, wie es zum Beispiel bei Virtual-DJ der Fall ist. Dafür bringt der Franzose aber zwei Decks mehr mit. Wirft der DJ zwei Audiotracks in die oberen Player und zwei Videos in die Unteren, stehen ihm weitaus mehr Manipulationsmöglichkeiten als beim Kontrahenten zur Verfügung. Im Videomixer lässt sich das Mastersignal noch einmal hinsichtlich des Kontrastes, der Sättigung und der Helligkeit optimieren. Die manipulierten Clips machen nicht nur auf dem Computermonitor, sondern auch auf dem Beamer eine gute Figur. Anstatt sie alle im Detail zu erklären, habe ich einen Screener angefertigt. Viel Spaß damit.

Transitions
23 unterschiedliche Video-Überblendungen sollten so schnell keine Langeweile aufkommen lassen. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn hier über kurz oder lang noch nachgeliefert wird, sei es kostenlos oder kostenpflichtig. Die Übergänge können sich sehen lassen. Mithilfe des Jog-Encoders hat der Anwender jederzeit von der Steuerkonsole aus Zugriff auf die Transitions-Bibliothek. Auch hier sagen Bilder mehr als Worte.

Der Titelgenerator…
… mischt Bilder und Texte in das Ausgangsignal. Farbe und Intensität werden per Drehregler bestimmt, die Position wird softwareseitig über das Zwei-Achsen-Pad gesetzt. Effekte können nicht angewendet werden. Um zum Beispiel ein pumpendes Yeah einzuspielen, nutzt man stattdessen Flash-Filme. Wer weder auf vorgefertigte Clips zurückgreifen will noch rund 800 Euro in Adobes Flash-Plattform investieren möchte, findet im Internet bereits unter 100 Euro zahlreiche preiswerte Animationstools, die das Flash-Format exportieren können. Wem das nicht reicht, der sollte einen Blick auf das kostenlose CINEFX (ehemals Jahshaka) werfen. CineFX ist ein Post- und Editing-Tool auf recht ansprechendem Niveau. Also auf zum fröhlichen Werkeln. Das Projekt ist das Projekt…

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Autosync und Loops
Die automatische Synchronisation der Tracks, egal ob Video oder Audio, gelingt überwiegend gut, wenn die Songs im Vorfeld analysiert wurden. Ist der Downbeat korrekt interpretiert, steht dem automatischen Gleichlauf nichts im Weg.  Auch beim Schleifen-Test gibt’s nichts zu meckern, manuelle und  Auto-Loops werden akkurat gesetzt. Klickt der DJ im Smart-Loop-Mode mit der Maus in die Wellenübersicht, wird der Audiozyklus an den Klickpunkt verschoben. Auch bei Videoloops und Scratches verursachte VFX im Test kaum einen Ruckler.

Mixvibes_VFX_Control_Loopsektion Bild

MIDI, Multicontroller und Timecodes
Grundsätzlich hat der Mixvibes-Consolero zunächst die Wahl zwischen dem internen Mischpult oder einer Verwendung am externen DJ-Mixer. Dazu kommen folgende Betriebsmöglichkeiten:

1. Standalone – Mixvibes Control steuert die VFX-Software
Hier zeigte sich während des Testverfahrens, dass nur zwei der vier Softwaredecks über die Hardware angesprochen werden.

2. Multi-Controller Betrieb Mixvibes Control lenkt VFX in Verbindung mit einer zweiten MIDI-Einheit

Die Probe ergab, dass nativ unterstützte Konsolen, wie mein VCM-100, in die Steuerungsaufgaben einbezogen werden. Allerdings dirigiert der Vestax die Decks A und B. Hier muss der Besitzer also selbst konfigurieren. Da der Japaner mit einer internen MAYA44USB Karte ausgestattet ist, lässt sich diese unter Verwendung des ASIO4All Treibers in Kombination mit dem VFX-Interface einsetzen. Vier getrennten Ausgabekanälen steht somit grundsätzlich nichts im Wege. Sporadisch funktionierte leider ein Kanal der Mixvibes-Karte nicht, oder die MIDI-Steuerung setzte an einem Gerät aus, ohne dass es eine Überspannung am USB-Port gegeben hätte. Hier muss noch nachgearbeitet werden. Über die Betriebsmodi Multi-Audio oder Direct-Sound steht dem Test Duett kein Vier-Deck-Routing zur Verfügung.

3. Controller-Timecode Mix
Eine interessante Option ist die zusätzliche Verwendung von Timecode-Vinyl oder CDs. Ich wähle dafür das Sechs-Kanal-U46-Interface vom Cross-Pack in Kombination mit VFX-Control aus. Deck A und B werden über VFX-Control gesteuert, Deck C und D über Cross-DVS-Steuervinyl. Die Plattenspieler werden an die 46er-Eingänge gestöpselt und das Signal nach den erforderlichen Softwareeinstellungen sofort erkannt, wie ihr dem nachfolgenden Bild entnehmen könnt. In diesem Szenario bieten sich in erster Linie die folgenden beiden Setups an.

Setup 1

Der DJ verwendet die Ausgänge des Cross-Interface. Deck A und B spielen ausschließlich tonloses Bewegtbild ab. Sie stimulieren das Publikum visuell. Der Sound kommt indes von den Playern drei und vier, die in DJ typischer Manier am Plattenspieler unter Verwendung des externen Mischers gemixt werden. So kann man auch klasse zu zweit arbeiten. Eine(r) am Wax, eine(r) am Pixel.

Setup2
Sämtliche vier Ausgänge werden unter Verwendung des ASIO4All-Treibers auf das Mischpult geroutet. Erlaubt ist, was gefällt.
 

Mixvibes_VFX_Timecode_Signal Bild

MIDI-LEARN
Mixvibes VFX hat eine konzeptionell leicht zu bedienende Lernfunktion. Der Lernmodus wird über die Menüleiste aktiviert, dann wählt der User das entsprechende Element auf der grafischen Benutzeroberfläche aus, zum Beispiel den „Play“-Button, und bewegt danach das Bedienelement an seinem MIDI-Controller. Soweit die Theorie. Die Praxis zeigt: Leider krankt die Mapping-Performance häufig an der Reaktionszeit der Software bei der Zuweisung des entsprechenden Controllers. Sie reagiert für meine Begriffe ziemlich träge. Ferner können nicht alle Panels der Applikation gemappt werden, wie die Abstimmungselemente des Videomixers oder die Drehregler des Titelgenerators. Auch die Konfiguration mehrerer Steuerkonsolen läuft nur dann ohne Komplikationen ab, wenn diese auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen senden. Ansonsten wird manuell in der MIDI-Tabelle nachgebessert. Das ist zwar etwas aufwendig, aber es funktioniert. Was das MIDI-Mapping angeht, gibt es also erhöhtes Nachbesserungspotenzial, möchte man sich z.B. mit Traktor Pro messen. Grundsätzlich jedoch befindet sich der Hersteller mit der Implementierung einer Lernfunktion auf einem guten Weg.

Mixvibes_VFX_Midi_Editor Bild

Kinderkrankheiten
VFX Version 1.1.0 zeigte im Test leider viel zu häufig Schwächen in Form von Programmaussetzern. Manchmal traten diese beim Interfacewechsel auf. Zudem können Probleme durch Hotplugging der Control-Hardware aufkommen. Layoutwechsel verursachten dermaßen häufig Abstürze, dass meine persönliche Zumutbarkeitsgrenze arg strapaziert wurde. Denn nach jedem Freifall waren die zuletzt getroffenen Einstellungen erneut vorzunehmen. Hat man dann die Bibliothek importiert, die Audio-Hardware eingerichtet, Timecodes eingelesen und geroutet und die Decks bereits geladen, aber versehentlich vergessen, das Layout anzupassen, läuft man Gefahr auf einen neuerlichen Absturz und alles beginnt von vorn. Das war auf beiden Testsystemen gleich. Das kostet Zeit und vor allem auch Nerven. Während BPM-Analysen, die durch Rechtsklick gestartet wurde, verabschiedet sich die Software bei vollgeladenen Decks mehrfach ohne ersichtlichen Grund. Daher ist es dringend anzuraten, die Audiodateien im Vorfeld analysieren zu lassen und bis zum nächsten Update keine „Spiel doch mal den Track von meinen Stick“-Wünsche zu erfüllen. Ich empfehle den Einsatz in einer Produktivumgebung zum momentanen Zeitpunkt nur unter Vorbehalt und ausgiebiger vorausgegangener Prüfung.

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Mixvibes VFX Control ist ein Audio-Videomixer, der mit zahlreichen ansehnlichen AV-Effekten, Crossfader-Transitions und Vier-Deck Steuerung aufwarten kann. Der kompakte MIDI-Dirigent im Rack-Design trumpft mit logischem und leicht zu adaptierendem DJ-Layout. Er ist gut verarbeitet, hat recht solide Bedienelemente, einen genauen Pitch und die Buttons sind nach Sektionen beleuchtet. Das integrierte Sechs-Kanal-Sound-Interface liefert einen transparenten Sound, das Signal am Kopfhörerausgang ist klar und ausreichend laut. Wichtige mixrelevante Features sind direkt, aber leider nur für zwei Decks von der Hardware aus zugänglich. Multi-Controller-Support und MIDI-Learn ermöglichen individuelle Konfigurationen, aber nicht für sämtliche Software-Funktionen und teilweise nur über den Editor. Für meinen Geschmack sind die Jogdials leider etwas zu klein und rutschig geraten, um ausgiebige Scratcheinlagen zu bewältigen, aber VFX versteht auch Timecodes, und mit einem zusätzlichen Line-In fähigen Interface und Steuervinyl macht es manchem bekanntlich noch mehr Spaß. Leider stürzt die Software (Version 1.1.0) in bestimmten Situationen ab. Zudem verursachte VFX unter Windows XP SP3 auf einem Athlon X2 Desktop Systemcrashes. Sind allerdings alle Hardwarekomponenten getestet und einsatzbereit, das Layout im Vorfeld festgelegt und die Musik vor Nutzung analysiert, zeigt sich das Bundle über mehrere Stunden stabil, auch in Kombination mit Steuervinyl, Vier-Decks und Effekt- und Videoeinsatz.

Auch wenn es leider noch in einigen Details schwächelt, ist VFX ein tolles Konzept und macht sehr viel Spaß. Ich hoffe, das nächste Update bringt mehr Stabilität ins Geschehen und beseitigt die hier genannten Kinderkrankheiten. Bis dahin gibt’s leider nur 3 Sterne mit Potenzial auf den vierten Zacken.

Mit erscheinen des Artikels dürfte bereits das Update auf Version 1.1.x vorliegen. Der Hersteller empfiehlt die Installation allen Anwendern, da sie zahlreiche Verbesserungen und Fehlerbehebungen enthält. Alle registrierten VFX Control Nutzer können die Revision kostenlos von der Mixvibes-Website laden.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Logisches Interface und DJ-Layout
  • Kompakte und robuste Verarbeitung
  • Umfangreiche AV-Effekte und Übergänge
  • Audio-Aufnahmefunktion
  • Multi-Controller und Timecode-Support
  • Solide Keylock-Funktion
  • Umfangreiche Playlist-Funktionen
  • Attraktiver Preis
Contra
  • In bestimmten Situationen absturzgefährdet
  • Keine native Hardware-Vier-Deck-Steuerung
  • Nicht in vollem Umfang über Controller zu steuern
  • Mittelprächtige MIDI-Learn-Funktion
  • Kein Videorecording
Artikelbild
Mixvibes VFX Test
Für 559,00€ bei
Mixvibes_VFX_Control_Deck Bild

Peter Westermeier sprach zum Release von Mixvibes VFX-1 mit Produkt Manager Vincent Menard

Mixvibes ist nun schon seit vielen Jahren erfolgreich im DVS-Geschäft tätig. Was hat euch veranlasst, ein VJ-System wie VFX-Control zu entwickeln?

MV:
In der Tat. Bereits 2005 hatten wir auch eine Video-Scratch-Funktion in einem DJ-Produkt, allerdings noch nicht voll optimiert. Heute gibt es ein zunehmendes Interesse für Videos. Überall, jeder schaut sie auf Youtube, tauscht Videos mit Freunden aus. Musik ist immer noch ein brandaktuelles Thema und Video ist der nächste Schritt, was das Entertainment angeht. Wir folgen diesem Trend. Unsere VFX Software basiert auf der Achitektur einer DJ Software. Mit 10 Jahren Know How in den bereichen DJ Software, DVS Systeme und Signal Processing sehen wir und heute in der Lage, eine zuverlässige Lösung für das Video-Mixing zu entwickeln.

Viele gängige MIDI-Controller nutzen ein Pult-Layout. Warum habt ihr euch für ein Rack-Design entschieden?


MV:
19 Zoll Geräte sind die einzige Standardgröße, die es in der DJ-Welt gibt. VFX CONTROL ist gemacht für die Installation in einer Bar, Restaurant oder Club. Deejays, die den Controller als ‚Pult‘ verwenden möchten, können die Rack-Winkel drehen, dann ist er kaum breiter als die meisten 16“ Laptops. VFX CONTROL ist klein, tragbar, und findet auch auf engsten Raum seinen Platz.

DJ und einen VJ sind seit jeher unterschiedliche Jobs. VFX bricht mit dieser Tradition. Wie seht ihr die Aufgabe eines DJs in Zukunft? Welchen Einfluss werden Multimedia-Effektcontroller wie VFX CONTROL haben?


MV:
Obwohl VJs nicht die gleichen Künstler sind wie DJs, ist Videomixing für uns eine logische Evolution zum Audiomixing. Ich sehe dort keinen Bruch, sondern eher eine Weiterentwicklung. Die VFX-Software wurde so entwickelt, dass sie für DJs einfach zu adaptieren ist, mit der gleichen Oberflächen-Architektur. In Bars und Clubs sehen wir immer mehr Multimedia Shows (Sound und Video).In den meisten Fällen, brauchen Clubbesitzer beides, einen DJ und einen VJ für die Nacht. Hier sind beide Seiten gefordert, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. VFX CONTROL macht es genauso einfach, Video wie Musik zu mixen. Und das für einen Bruchteil des Preises bestehender Standalone Hardware-Lösungen.

VFX Software kann auch Timecodes interpretieren.Cross ist bekannt für seine Timecode- und CD-Performance. Wie viel Cross-Code steck in VFX? Fürchtet ihr nicht eine gewisse Konkurrenz zum Cross-Pack?

MV: Nein, auf keinen Fall. Es macht ja besonders bei Video einen Sinn über einen Controller zu mixen, es gibt einfach mehr Möglichkeiten. Es war uns aber wichtig, Usern, die über eine geeignete Soundkarte verfügen, diese Möglichkeit der Steuerung optional anzubieten. Was die Timecode-Steuerung angeht, benutzen wir in jeder MixVibes-Software den selben Code, natürlich mit gleichem Qualitätsniveau.

VFX verfügt über mehr als 20 Audio- und Videoeffekte und ebenso viele Videotransitions. Können sich die User in Zukunft über weitere FX freuen? Zum Beispiel in Form freier Updates, optionaler kostenpflichtiger Effektpacks oder einzelner Micropayments?

MV:
Weitere Effekte werden auf jeden Fall in Major-Updates kommen.

Cross ist ein DVS-System, VFX-Control bringt nun auch Video ins Spiel. Was können wir in der Zukunft von Mixvibes erwarten?

MV: Wir werden viel von unserem Anhängern inspiriert. Die Möglichkeiten sind vielschichtig. Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Herstellerlink: Mixvibes

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